Erfahrungsbericht über meinen Auslandsaufenthalt in Rio de Janeiro

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Transkript:

Erfahrungsbericht über meinen Auslandsaufenthalt in Rio de Janeiro Name: Nuno Franz E-Mail: nuno.carmona-franz@t-online.de Heimathochschule: Universität Stuttgart Gasthochschule: Universidade Federal do Rio de Janeiro (UFRJ) Studienfach: Elektro- und Informationstechnik Studienziel: Bachelor Semester: 4. Fachsemester Zeitpunkt: Juli 2012 - Juli 2013

Seit 9 Monaten befinde ich mich nun in Rio de Janeiro und auch wenn mir noch 3 Monate in dieser wunderschönen Stadt bleiben, ist ein Ende leider bereits in Sicht. Mit diesem Bericht werde ich nun versuchen meine Erlebnisse und Erfahrungen des letzten Jahres zu beschreiben, um eventuell anderen Studenten die Planung und den Start ihres Auslandssemesters in Brasilien zu erleichtern. Ich will auch jeden ermutigen, diese Angebot der Universitäten in Anspruch zu nehmen und den Schritt ins Ausland zu wagen, denn dieses Eintauchen in eine neue Kultur bereichert und prägt das spätere Leben. Vorbereitungen in Deutschland: Ich hatte im Grunde schon seit Beginn meines Studiums beschlossen eines Tages für ein Jahr nach Brasilien zu gehen. Da meine Mutter Portugiesin ist und ich schon mit der Sprache aufgewachsen bin, fiel die Wahl relativ schnell auf dieses Land. Diese Möglichkeit, außerhalb Europas zu leben, konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Außerdem gehört Brasilien ja zu den sogenannten BRICS-Staaten, den wirtschaftlich aufstrebendsten Nationen der Welt, das heißt auch in späterer, beruflicher Hinsicht kam mir diese Entscheidung sinnvoll vor. Schon zwei Jahre vor der Reise, habe ich das erste Mal im Internationalen Zentrum meiner Universität vorbeigeschaut und mir in einer Gruppenberatung eine Übersicht über die Partneruniversitäten in Brasilien geben lassen. Da mir neben einer guten Universität auch das Stadtflair wichtig war, fiel meine Entscheidung letztendlich auf die UFRJ, die öffentliche Universität hier in Rio. Ein knappes Jahr davor ging dann die wirkliche Vorbereitung los. Erstmal ein Motivationsschreiben anfertigen und Kurse an der UFRJ herraussuchen für die Bewerbung. Nach der Zusage dann das Visum beantragen (und das dafür benötigte Führungszeugnis und einen Nachweis finanzieller Mittel), sich um eine Auslandskrankenversicherung kümmern, Impfungen, Bewerbung für Stipendien, Urlaubssemester beantragen, Handyvertrag stilllegen, Wohnung kündigen, Abmeldung bei der Stadt,... Man verliert leider sehr leicht den Überblick über all die Sachen, um die sich gekümmert werden muss. Nebenbei habe ich noch einen Portugiesisch-Kurs im Sprachenzentrum der Uni belegt, um nochmal die Grammatik aufzufrischen. Am Ende ging dann alles relativ schnell, noch ein Hostel für die erste Woche buchen und dann auf ins Abenteuer.

Mein Leben in Rio de Janeiro: Am Flughafen angekommen wurde ich erst einmal enttäuscht. Ich dachte mich würde jemand abholen, diesen Service hatte die UFRJ mir zumindest in einer E-Mail angeboten, jedoch stand ich dort nun alleine. Da ich die Stadt noch nicht kannte, beschloss ich ein Taxi zu nehmen, das mich direkt zum Hostel bringen würde. Dabei machte ich dann auch gleich die erste Erfahrung mit der etwas schlitzohrigen, brasilianischen Art. Als der Taxifahrer merkte, dass ich nicht von dort war, nannte er mir einen absurd hohen Preis um mich an mein Ziel zu bringen. Da ich zu dem Zeitpunkt gar nicht so viel Geld bei mir hatte, fing ich an mit ihm zu verhandeln bis er mich zu seinem Kollegen schickte, der mich für den halben Preis dort hin brachte. Da es in Brasilien größtenteils keine Studentenwohnheime gibt und die UFRJ nur einige wenige Gastfamilien anbieten konnte, war meine Hauptaufgabe in der ersten Woche die Suche eines Zimmers. Wenn man keine Kontakte in dieser Stadt hat, ist meiner Meinung nach die Internetseite www.easyquarto.com.br dafür am hilfreichsten. Die meisten Studenten konzentrieren sich bei der Suche auf die Viertel Leblon, Ipanema, Copacabana, Botafogo und Flamengo, da sie verkehrstechnisch sehr gut angebunden sind und als relativ sicher gelten. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass die Mietpreise in den meisten dieser Viertel sehr hoch und nicht mit Deutschland vergleichbar sind. Oftmals beschließen Studenten (wie ich auch) deswegen sich ein Zimmer zu teilen. Generell muss man hier mit den selben Lebenserhaltungskosten wie in Deutschland rechnen. Das heißt wenn man nun nebenbei auch noch reisen und das Land kennenlernen will, kann das Leben hier sehr viel teurer werden als man erwartet. Mir hat am Anfang auch das Visum einige Probleme bereitet, denn ein Studentenvisum ist zu Beginn nur 30 Tage ab Zeitpunkt der Einreise gültig. In dieser Zeit muss man sich bei der Polícia Federal am internationalen Flughafen registrieren. Um den langen Weg dorthin nicht mehrmals auf sich nehmen zu müssen, sollte man sich vorher genau informieren welche Dokumente gebraucht werden. Soweit ich mich erinnern kann, brauchte ich 2 Fotos, musste ein Dokument auf ihrer Internetseite ausfüllen, online einen Termin ausmachen, 2 Rechnung bei einer Bank bezahlen und danach die Quittung vorlegen. Ich will darauf nur hinweisen, da

ich nicht der Einzige war, der damit Probleme hatte und viel Zeit (und mit der Dauer auch Geld) in die Reise zum internationalen Flughafen investieren musste. Nachdem ich ein Zimmer gefunden hatte, lernte ich auch relativ schnell die ersten Freunde kennen. Wie ich es mir erhofft hatte, waren die meisten davon auch Brasilianer. Somit bekam ich schnell Einblicke in die Kultur und fing an mich richtig wohl zu fühlen. Die Menschen hier haben eine so herzliche und offene Art, wie ich es zuvor noch nie erlebt hatte. Allerdings lernt man hier auch relativ schnell viel Geduld zu haben, denn dieser lässige und entspannte Charakter der Brasilianer bringt auch überall viel Wartezeit mit sich. Sei es im Supermarkt, bei der Post oder bei der Bank, jeder Brasilianer scheint mit jedem befreundet zu sein und das Arbeiten gerät schnell zur Nebensache. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, kann man die Mentalität der Menschen hier nur lieben. Neben der landschaftlich wunderschönen Seite dieser Stadt mit ihren Stränden und Hügeln, von denen man die atemberaubendsten Ausblicke hat, bekommt man hier leider auch noch sehr viel Armut zu sehen. Nach wie vor herrscht eine riesige Kluft zwischen Arm und Reich und insbesondere in den Favelas ist vom wirtschaftlichen Aufschwung des Landes noch nicht viel zu sehen. Allerdings wird die Kriminalität in Rio oft schlimmer dargestellt als sie eigentlich ist. Natürlich sollte man aber insbesondere abends etwas vorsichtig sein und wichtige Sachen wie Reisepass und Kreditkarte lieber zu Hause lassen. Mir ist jedoch seit ich hier bin, außer wenigen Versuchen des Taschendiebstahls, noch nichts passiert. Auch viele Favelas, die nach und nach von der Polizei "pazifiziert" werden, sind mittlerweile relativ sicher. Dies gilt jedoch nicht für alle, insbesondere die Favelas im Norden der Stadt stehen noch nicht unter Kontrolle der Polizei und sollten möglichst vermieden werden. Das Studium an der UFRJ: Die UFRJ ist die größte bundesstaatliche Universität Brasiliens und wird als eine der besten Universitäten Lateinamerikas angesehen. In Brasilien wird zwischen privaten bzw. kostenpflichtigen und öffentlichen Universitäten unterschieden. Im Allgemeinen haben die Öffentlichen dabei einen besseren Ruf, da sich dort die besten Studenten sammeln. Die privaten Universitäten hingegen sind oftmals besser organisiert und bieten bessere Lernbedingungen, bei knapp 1000 Monatsgebühren aber auch kein Wunder.

Der Hauptcampus liegt auf einer Halbinsel im Norden der Stadt. Von den üblichen Wohngegenden im Süden aus, muss man daher je nach Verkehrslage mit 45 min - 90 min Busfahrt rechnen. Die Semester in Brasilien und Deutschland sind leider etwas versetzt. Dadurch musste ich bereits Ende Juli nach Brasilien reisen und konnte somit keine Prüfung meines letzten Semesters in Deutschland mehr schreiben. Um mein Studium nicht zu sehr zu verzögern, bin ich daher im September noch einmal für 2 Wochen nach Deutschland geflogen, um zumindest einige der Prüfungen abzulegen. Als ich ankam, befanden sich schon seit Monaten alle öffentlichen Universitäten in einem landesweiten Streik. Es entstand dadurch ein riesiges Chaos, bei dem keiner wusste wie es wirklich weiter geht. Letztendlich konnte das neue Semester erst mit 2 Monaten Verspätung, also Anfang Oktober, beginnen. Wie ich schon sagte, in Brasilien muss man sich hin und wieder in Geduld üben. Zu Beginn des Semesters dann das nächste Problem: Die Kurse, die ich mir in Deutschland rausgesucht hatte, wurden zu dem Semester gar nicht angeboten. Nach einigen hartnäckigen Anfragen, bekam ich letztendlich eine Liste mit den angebotenen Vorlesungen in meinem Fachgebiet und belegte drei Kurse (Elektrische Maschinen, Digitale Systeme und einen Wirtschaftskurs), die sehr große Ähnlichkeit zu den Vorlesungen an der Universität Stuttgart haben und mir dort somit angerechnet werden können. Die Lehre an der Universität ist relativ verschult. Die Klassen sind meist nicht größer als 20 Personen und oftmals besteht Anwesenheitspflicht. Anders als ich es aus Deutschland kenne, werden unter dem Semester immer wieder kleinere Projekte verlangt und über das Semester verteilt werden 2-3 Prüfungen geschrieben. Die Noten gehen dabei von 10 bis 1, wobei man am Ende mindestens 5 erreichen muss um den Kurs zu bestehen. Vom ersten Tag an wurde ich an der Universität sehr herzlich und hilfsbereit aufgenommen. So wurde ich von den Mitstudenten gleich in meiner ersten Vorlesung auf eine Universitätsparty am Wochenende hingewiesen und ein Professor lud mich, als ich mich für seinen Kurs einschrieb, für eine Grillfeier in seinem Haus ein, bei der ich dann auch gleich seine gesamte Familie kennenlernte. Generell ist das Verhältnis zu den Professoren sehr freundschaftlich und sie werden von den Studenten auch immer beim Vornamen genannt.

Seit März bin ich nun, nach einigem Aufwand, an die private Partneruniversität Pontifícia Universidade Católica (PUC) hier in Rio gewechselt. Zum einen werden dort mehr Kurse angeboten, die ich mir in Deutschland anrechnen lassen kann, zum anderen war die Universität nicht vom Streik betroffen und das Semester endet bereits Anfang Juli, was besser in meine Planung passt. Im Vergleich ist diese Universität sehr viel besser organisiert, wobei das Unterrichtsniveau an der öffentlichen UFRJ doch etwas besser war. Fazit: Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Entscheidung, hierher nach Rio zu kommen, eine der besten war die ich je getroffen habe. Die Erlebnisse, die man hier mit Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen sammelt, sind unbezahlbar und prägen einen für das spätere Leben. Auch sprachlich hat mir dieser Aufenthalt sehr weitergeholfen. Natürlich ist so ein Auslandsjahr mit sehr viel Aufwand verbunden und besonders in Brasilien funktioniert alles oft nicht so, wie man sich das vorstellt. Aber mit etwas Freundlichkeit und Gelassenheit, erreicht man hier seine Ziele. Abschließend möchte ich mich noch sehr herzlich bei der Baden-Württemberg Stiftung bedanken, durch die mein Aufenthalt hier erst möglich wurde. Hiermit bestätige ich, Nuno Franz, dass dieser Bericht auf der Internetseite des Baden- Württemberg Stipendiums veröffentlicht werden darf. Rio de Janeiro im April 2013, Nuno Franz