Quarantänekrankheiten nekrankheiten im Kartoffelbau

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Transkript:

Quarantänekrankheiten nekrankheiten im Kartoffelbau Dr. Ursel Sperling Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Dezernat Pflanzenschutz

1. Symptome: Bakterielle Ringfäule der Kartoffel Photo: Mansfeld-Giese Photo: Kakau AGK/P. Müller 05/06

Symptome: Bakterielle Ringfäule der Kartoffel AGK/P. Müller 05/06

Clavibacter michiganensis sepedonicus Bakterielle Ringfäule

Symptome: Bakterielle Ringfäule der Kartoffel AGK/P. Müller 05/06

Gesetzliche Grundlagen RL 93/85 EWG zur Bekämpfung der Bakteriellen Ringfäule der Kartoffel und RL 2006/56/EG zur Änderung der Anhänge... RL 98/57 EG zur Bekämpfung von Ralstonia solanacearum und RL 2006/63/EG zur Änderung der Anhänge II bis VII... VO zur Neuregelung pflanzenschutzrechtlicher Vorschriften zur Bekämpfung von Schadorganismen der Kartoffel vom 5.6.2001 Artikel 1: Nematoden und Kartoffelkrebs Artikel 2: VO zur Bekämpfung der Bakteriellen Ringfäule und der Schleimkrankheit Pflanzkartoffel-VO in der Fassung vom 1.10.2001 Vorsorgeprogramm des Landes Sachsen-Anhalt zur Verhinderung der Einschleppung und Verbreitung der Bakteriellen Ringfäule und der Schleimkrankheit der Kartoffel (vom 27.3.2002) Leitlinie zur Durchführung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Bakteriellen Ringfäule der Kartoffel in Deutschland (vom 8.10.1999; geänderte Fassung vom 9.9.2003)

Wesentliche Elemente der Bekämpfungsrichtlinien Festlegung der Nachweisverfahren Analysen zum Befallsursprung/Befallsausdehnung Feststellung des wahrscheinlichen Befalls Maßnahmen bei Verdacht/Befallsbestätigung für die Partien für die Betriebe und Flächen Desinfektionsmaßnahmen Festlegung der Sicherheitszone Informations- und Berichtsverpflichtungen

Probenahme und Untersuchung auf Quarantänebakteriosen nebakteriosen Pflanzkartoffeln Z1/Z2: 200 Knollen/25t oder 200 Knollen je angefangene 3ha BSE/BE: 200 Knollen je angefangenen ha Speise-und Wirtschaftskartoffeln 200 Knollen je einheitliche Partie Kosten: 135 für r 1 Probe auf Cms und Rs Änderung der Pflanzkartoffel-VO in der Fassung vom 1.10. 2001 Art. 3; 13 Die Beschaffenheitsprüfung fung besteht aus der Prüfung auf Viruskrankheiten, Bakterielle Ringfäule und Schleimkrankheit sowie der Prüfung auf weitere Knollenkrankheiten und äußere MängelM ngel

Untersuchungen auf Cms und Rs Labormethode nach RL 93/85 EWG und RL/2006/56/EG Das Testverfahren dient dem Nachweis latenter Infektionen in Kartoffelknollen. Ein Positivbefund bei mindestens 2 Screening-Tests, die nach unterschiedlichen biologischen Grundsätzen durchgeführt werden, ist durch Isolation des Erregers zu bestätigen. geeignete und in Sachsen-Anhalt auch durchgeführte Testverfahren sind: Immun-Fluoreszenz-Mikroskopie (IF-Test) PCR Wenn beide Tests positiv sind, muss die Lebensfähigkeit der Bakterienzellen durch einen Biotest (Infektion von Auberginen-Jungpflanzen) bestätigt werden. Symptome müssen innerhalb von 40 Tagen auftreten.

Maßnahmen zur Verhinderung der Einschleppung und Ausbreitung von Bakterieller Ringfäule und Schleimkrankheit der Kartoffel in Sachsen-Anhalt Nach der VO zur Neuregelung pflanzenschutzrechtlicher Vorschriften zur Bekämpfung von Schadorganismen der Kartoffeln vom 5.6.2001 (BGBl I S. 1006) dürfen Kartoffeln, die in einem Betrieb erzeugt worden sind, in dem Bakterielle Ringfäule oder Schleimkrankheit festgestellt wurde, nicht angebaut werden. Für eine Befallsfläche gilt ein striktes Anbauverbot für Kartoffeln für mindestens 3 Jahre. Der Amtliche Pflanzenschutzdienst darf als zuständige Behörde Ausnahmen zulassen, wenn durch Einhaltung bestimmter Voraussetzungen eine Verschleppung der Bakterien ausgeschlossen werden kann. Diese Voraussetzungen sind durch die zuständige Behörde klar definiert und deren Einhaltung wird kontrolliert.

Abgrenzung von Produktionsorten Eine schriftliche Anzeige über die Abgrenzung von Produktionsorten ist vor der Vegetationsperiode beim amtlichen Pflanzenschutzdienst einzureichen Termin: 1. April 2009

Verwendung und Definition von Begriffen Befallsverdacht Symptom oder zwei positive Sreeningtests (PCR / IF) Befall (bestätigter Verdacht) Abgeschlossenes Nachweisverfahren (Biotest positiv, Erreger isoliert und positiver Pathogenitätstest)

Verwendung und Definition von Begriffen Klonaler Zusammenhang Mindestens zwei Schwesterpartien mit Befall Wahrscheinlicher Befall Alle negativ getesteten Partien im Befallsbetrieb Alle negativ getesteten Schwestern bei klonalem Zusammenhang Alle negativ getesteten Partien, die mit Maschinen vom Befallsbetrieb in Kontakt gekommen sind (vor Reinigung und Desinfektion!)

Befallspartie Maßnahmen für die Kartoffelpartien keine Pflanzung keine Speisekartoffel Verarbeitung (anerkannter Betrieb und Abfallentsorgung) Wahrscheinlich befallene Partie Keine Pflanzung Speisekartoffel in kleiner Packung Verarbeitung (anerkannter Betrieb und Abfallentsorgung/Info, wenn in anderem Land)

Zusätzliche Maßnahmen in DE Positives Testergebnis im Screening, das sich nicht im Biotest bestätigt a) für alle Partien im Anerkennungsverfahren für Pflanzgut (Beschlusses der Arbeitsgemeinschaft der Anerkennungsstellen) solche Partien werden nicht als Pflanzgut anerkannt Verwendung nur als Speise- oder Wirtschaftskartoffeln Empfehlung an die Erzeuger bzw. Vertriebsorganisationen, ggf. vorhandene Schwesterpartien aus der Vermehrung zu nehmen In dem Betrieb, der diese Partie erzeugt hat, werden im Folgejahr alle Aufwüchse aller Partien amtlich beprobt und im Labor getestet und b) Für Speise- und Wirtschaftskartoffel-Partien Empfehlung an den Erzeuger, diese Partie nicht für Nachbauzwecke zu verwenden

Reinigung und Desinfektion Nach Kontakt mit befallener und wahrscheinlich befallener Partie d.h. auch jeder LKW, der Partien transportiert Im Jahr nach Befallsfeststellung alle Geräte, Maschinen, Lagereinrichtungen, Kisten, Materialien etc. Abfallentsorgung Jeglicher Abfall (fest, flüssig) beim Hantieren/Verarbeiten mit den Partien

Strategien gegen zunehmende Insektizidresistenzen KARTOFFELKÄFER Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Insektizidresistenz Widerstandsfähigkeit bestimmter Rassen oder Stämme von Insektenarten gegenüber einem Insektizid, das bei der Mehrzahl der Individuen einer Population der gleichen Art normalerweise tödlich wirkt. Diese Resistenz wird meist durch häufigen Einsatz des gleichen Wirkstoffes bei unterschwelliger Dosis selektiv erworben und dann erblich. Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Fraßschäden durch resistente Rapsglanzkäfer- Brandenburg 2006 Quelle: Schröder, LVLF 8-2006 Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

2006 - Der Rapsglanzkäfer nicht nur ein Schädling sondern auch ein Lästling? Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Foto: Silvio Burkhart Steup Hoffmann (2006) Teilflächenbehandlung mit Biscaya (Fahrenwalde)

Metabolische Resistenz Der resistente Schädling kann den Wirkstoff abbauen und den Körper entgiften, so dass der Wirkstoff seine Wirkung nicht entfalten kann. Target-Resistenz Der molekulare Wirkort im Schädling, an der normalerweise das Insektizid ansetzt, hat sich durch eine genetische Anpassung so verändert, dass der Wirkstoff nicht mehr angreifen kann und die Wirkung ausbleibt. Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Penetrationsresistenz Der resistente Schädling nimmt das Toxin langsamer oder in geringen Mengen auf als das normal empfindliche Insekt. Verhaltensresistenz Der Schädling vermeidet den Kontakt mit dem Wirkstoff. Dies führt zu verminderter Insektizidaufnahme und damit zu einem eingeschränkten Bekämpfungserfolg. Häufig ist nicht ein einzelner Mechanismus für das Entstehen einer Resistenz verantwortlich. Vielmehr können hohe Resistenzen durch die Kombination verschiedener Mechanismen entstehen. Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Resistenzmanagement Entwicklung der Kultur fördern Insektenresistente Sorten in das Management einbauen Pflanzenbauliche Maßnahmen und biologische Bekämpfungsstrategien einplanen Bekämpfungsrichtwerte beachten Sorgfältige Auswahl der Insektizide (Kosten, Nutzen; Nützlingsschonend) Wechsel von Wirkstoffgruppen bzw. Einsatz von Wirkstoffgruppen - gemischen Ausbringung der vollen zugelassenen Wirkstoffmenge Populationsentwicklung der Schädlinge sowie Wirksamkeit der Maßnahmen beachten Im Fall einer geringen Wirksamkeit der Maßnahme, Behandlung nicht mit dem Wirkstoff aus der gleichen Klasse wiederholen (unterschiedliche Wirkungsmechanismen!) Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Insektizide zur Kartoffelkäferbekämpfung 2008 Pflanzenschutzmittel Wirkstoff Kartoffelkäfer Bemerkungen Kosten 7ha Biscaya Thiacloprid Bulldock beta-cyfluthrin Dantop Clothianidin Decis flüssig (Deltamethrin) Fastac SC Super Contact alpha-cypermethrin 300 ml Sytemische Wirkung; Fraß- und Kontaktgift; gute Wirkung gegen Pyrethroid resistente Schädlinge? 300 ml Kontakt und Fraßgift aus der Gruppe der Pyrethroide. Wirkung auch gegen Blattläuse 6 35 g Kontakt und Fraßgift aus der Gruppe der Neonicotinoide. Gute Wirkung gegen Pyrethroid resistente Schädlinge? 200 ml Kontakt und Fraßgift aus der Gruppe der Pyrethroide. 5 65 ml Kontakt und Fraßgift aus der Gruppe der Pyrethroide. 7 Karate mit Zeon Technologie lambda-cyhalothrin 75 ml Kontakt und Fraßgift aus der Gruppe der Pyrethroide. 8 Trafo WG lambda-cyhalothrin Tamaron/Arvestor Metamidophos NeemAzal-T/S Azadirachtin Novodor FC Bacillus thuringensis 150 g Kontakt und Fraßgift aus der Gruppe der Pyrethroide. 800 ml systemische Wirkung auf siedelnde Blattläuse 27 erfaßt auch Erdraupen im Jugendstadium. Gute Wirkung gegen Pyrethroid resistente Schädlinge 2500 ml Teilsystemische Wirkung 112 Larvenst. L1-L2 = 3000 ml Larvenst. L3-L4 = 5000 ml 7 49-81 Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Zulassungsstand für Neonicotinoide in Kartoffeln per 25.11.2008 Imidacloprid MONCEREN G: Pflanzgutbehandlung gegen Blattläuse als Virusüberträger, Blattläuse und Kartoffelkäfer Chlothianidin DANTOP: Pflanzgutbehandlung und 2 Spritzanwendungen gegen Blattläuse als Virusüberträger und Kartoffelkäfer Thiachloprid BISCAYA: 2 Spritzanwendungen (Blattläuse und Kartoffelkäfer) Thiamethoxam ACTARA: 2 Spritzanwendungen gegen Blattläuse als Virusüberträger, Blattläuse und Kartoffelkäfer

Die Landwirte sind für die Umsetzung der Strategie im Sinne der guten fachlichen Praxis mit verantwortlich und müssen die Empfehlungen aktiv unter Nutzung aller zugelassener Mittel umsetzen. Dabei ist folgendes zu beachten: - strikte Beachtung von Bekämpfungsrichtwerten (keine unnötigen Anwendungen und Beimischungen von Insektiziden), - nur Nutzung von adäquater Spritztechnologie und genügendem Wasseraufwand und vollen Aufwandmengen - strikte Berücksichtigung des Bienenschutzes - Auswahl eines Mittels innerhalb einer Wirkstoffklasse mit möglichst guter Wirksamkeit. Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

3 Peter Matthes; LLFG Sachsen-Anhalt; Dezernat Pflanzenschutz

Fazit Die Entstehung von Resistenzen bei Schädlingen ist ein komplexer Prozess. Bei aller Komplexität sollte man sich jedoch vor Augen halten, dass Resistenzen sich schnell in einer Schädlingspopulation aufbauen können. Deshalb sollte das verfügbare pflanzenbauliche Instrumentarium der guten landwirtschaftlichen Praxis genutzt und die zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmittel verantwortungsbewusst im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft eingesetzt werden.

Empfohlene Resistenzstrategie für Neonicotinoide in Kartoffel Kartoffel ohne Pflanzgutproduktion (max. 2 bis 3 Insektizidanwendungen notwendig, je nach Situation häufig auch keine oder nur eine Anwendung je Jahr) Bei Pflanzgutbehandlung mit einem Nicitinoid: zuerst Anwendung eines Insektizids mit anderem Wirkungsmechanismus, danach max. 1 Spritzanwendung eines Neonicotinoids Keine Pflanzgutbehandlung mit Neonicotinoid: max. 2 Spritzanwendungeneines Neonicotinoids unterbrochen durch Nutzung eines Insektizids mit anderem Wirkmechanismus Wenn nur mit einer Anwendung je Jahr gerechnet wird, sollte der Wirkmechanismus zwischen den Jahren gewechselt werden.

Kartoffel Pflanzgutproduktion ( oft mehr als 5 Insektizidanwendungen notwendig) Bei Pflanzgutbehandlung mit einem Neonicotinoid: zuerst Anwendung eines Insektizids mit einem anderen Wirkmechanismus, danach max. 2 Spritzanwendungen eines Neonicotinoids unterbrochen durch Nutzung eines Insektizids mit anderem Wirkmechanismus Keine Pflanzgutbehandlung mit Neonicotinoid: max. 3 Spritzanwendungen eines Neonicotinoids unterbrochen jeweils durch Nutzung eines Insektizids mt anderem Wirkmechanismus

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit