Langzeituntersuchungen zum Vorkommen von Tierarzneimitteln in Boden und Sickerwasser Ergebnisse der niedersächsischen Bodendauerbeobachtung

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Transkript:

Langzeituntersuchungen zum Vorkommen von Tierarzneimitteln in Boden und Sickerwasser Ergebnisse der niedersächsischen Bodendauerbeobachtung Dr. Heinrich Höper Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie

Gliederung 1. Einführung 2. Screening 3. Langzeituntersuchungen Boden - Sickerwasser 4. Lysimeterversuche 5. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

1. Einführung: Tierarzneimittelmarkt in Deutschland (2012) Antiinfektiva Antibiotika, Antimykotika, Virustatika Antibiotische Leistungsförderer seit 2006 EU-weit verboten www.bft-online.de

1. Einführung: Veterinärantibiotika Wirkstoffe und Mengen Abgegebene Menge antimikrobiell wirksamer Grundsubstanz je Wirkstoffklasse [t] an in Deutschland ansässige Tierärzte mit einer Hausapotheke (BVL 2014) 2011 [t] 2012 [t] Anteil 2012 [%] Tetracycline 564 566 35 Penicilline 528 498 31 Sulfonamide 185 162 10 Makrolide 173 145 9 Polypeptid-Antibiotika 127 124 8 Aminoglykoside 47 40 2 Trimethoprim 30 26 2 Lincosamide 17 15 1 Pleuromutiline 14 18 1 Fluorchinolone 8 10 1 Summe 1.706 1.619 Mengen [t] 2011 nach PLZ-Bereich (BVL 2014)

1. Einführung: Tierarzneimittel: Eintragspfade in die Umwelt / Prozesse Tier Metabolisation Wirtschaftsdünger Abbau Transformation Sorption Boden, Unterboden Abbau Transformation Sorption Luft: Stallstaub Transport - Sedimentation Inhalation (Mensch, Tier) Pflanze Anhaftung Aufnahme Oberflächenwasser Transport Sedimentation Sickerwasser Dispersion Verdünnung Grundwasser Sediment Abbau Transformation Sorption

www.witchways.ne 2. Screening Schweinegülle: Tetracycline und Sulfonamide t Mediane, Maxima und Anteil der Befunde über der Bestimmungsgrenze (BG = 0,6 mg/kg) Mediane: 3-8 mg/kg Maxima: 200-300 mg/kg Anteil Befunde > BG Min. 1-5 % Max. 50-60 % nach Engels, 2004, Winckler et al., 2004 Spurenstoffe www.static-twoday.net in Boden und Grundwasser, Hannover, 11.06.2015

2. Screening Boden (2000/2001) Boden-Dauerbeobachtungsflächen und weitere Flächen Spurenstoffe in Boden und Grundwasser, Hannover, 11.06.2015

2. Screening Boden (Bestimmungsgrenze 1 µg/kg) Sulfamethazin < 1 µg/kg Schweinegülle (19 Standorte) Chlortetracyclin 3-10 µg/kg Tetracyclin 3-30 µg/kg Sulfamethazin Kein Nachweis bei ausschließlicher Aufbringung von: Rindergülle Geflügelmist Klärschlamm Triggerwert der EMEA 100 µg/kg: Bei Überschreiten im Zulassungsverfahren sind ökotoxikologische Tests erforderlich Kein Nachweis von: Oxytetracyclin Sulfadiazin, Sulfathiazol, Sulfamerazin, Sulfamethoxypyridazin, Sulfamethoxazol, Sulfadimethoxin Tylosin

2. Screening Grundwasser UBA-Projekt Antibiotika und Antiparasitika im Grundwasser unter Standorten mit hoher Viehbesatzdichte (Hannappel et al., 2014) Analysenumfang 23 Wirkstoffe incl. 5 Metabolite Wirkstoffgruppe 2012 [t] Anzahl Substanzen UBA (2014) Metabolite Tetracycline 566 6 Tetracyclin, Oxytetracyclin, Chlortetracyclin Penicilline 498 Sulfonamide 162 11 Sulfadimidin/Sulfamethazin, Sulfadiazin, Sulfamethoxazol, Sulfamethoxypyridazin, Sulfathiazole, Sulfaethoxypyridazin, Sulfadimethoxin, Sulfachloropyridazin, Sulfadoxin Makrolide 145 3 Tilmicosin, Erythromycin Tulathromycin Polypeptid-Antibiotika 124 Aminoglykoside 40 Trimethoprim 26 1 Trimethoprim Lincosamide 15 1 Lincomycin Pleuromutiline 18 Fluorchinolone 10 1 Enrofloxacin Summe 1.619 23 4-epi-Tetracyclin, 4-epi-Oxytetracyclin, 4-epi-Chlortetracyclin 4-OH-Sulfadiazin, N-Ac-Sulfadiazin

2. Screening Grundwasser UBA-Projekt Standorte in Niedersachsen (LK NOH, CLP, VEC, EMS) Worst case: Viehreiche Gebiete Flache GW-Messstellen Filtermitte unter GW Anzahl < 5 m: 11 5-10 m: 4 10-20 m: 4 > 20 m: 1 Hannappel et al., 2014

2. Screening Grundwasser Ergebnisse in Niedersachsen 3 von 23 Wirkstoffen nachgewiesen 14 von 20 Messstellen in NI ohne Befund, 92 % der Proben in NI, NW, BY und SN ohne Befund Hannappel et al., 2014 Name der Messstelle Datum PN Sulfadiazin µg/l Sulfadimidin µg/l Nachweisgrenze 0,002 0,001 0,004 Bestimmungsgrenze 0,004 0,003 0,010 16.10.2012 < NWG < NWG < NWG Bösel I 27.05.2013 < NWG 0,004 0,138 25.09.2013 < NWG 0,950 Markhausen- BDF Lohe I Carum I Kleinringerwösten I Wietmarschen- Lohne I Sulfamethoxazol µg/l 16.10.2012 < NWG < NWG < NWG 27.05.2013 < NWG <0,003 < NWG 16.10.2012 < NWG < NWG < NWG 27.05.2013 <0,004 <0,003 < NWG 16.10.2012 0,010 < NWG < NWG 29.05.2013 < NWG 0,005 < NWG 16.10.2012 < NWG 0,011 < NWG 27.05.2013 < NWG 0,005 < NWG 16.10.2012 < NWG < NWG < NWG 27.05.2013 < NWG 0,006 < NWG Spurenstoffe in Boden und Grundwasser, Hannover, 11.06.2015

3. Langzeituntersuchungen auf einer Bodendauerbeobachtungsfläche 4 Kernflächen Ackerkrume (0-30 cm) KF4 KF1 KF3 KF2 Unterboden (30-90 cm) Sicker-/Grundwasser (> 60 cm im Winter) 1K 2K 3K 4K Saugsonden in 1,4 m (GW1) Grundwassermessstelle Filter in 9-13 m (GW2)

3. Langzeituntersuchungen: Gehalte im Oberboden Gehalte in der Ackerkrume KF1 4 Kernflächen KF KF KF 1 KF 2 KF4 KF3 Ackerkrume (0-10 4 / 10-20 3 / 20-30 cm) KF2 Tetracyclin: steigend Chlortetracyclin: konstant 5-10 µg/kg Sulfamethazin: fallend/ kein Nachweis > 2004 Sulfadiazin: kein Nachweis

3. Langzeituntersuchungen: Tetracyclin-Gehalte im in Oberboden der Ackerkrume scheinbarer Abbau Pseudopersistenz KF1 4 Kernflächen KF KF KF 1 KF 2 KF4 KF3 Ackerkrume (0-10 4 / 10-20 3 / 20-30 cm) KF2 zwischen Mai und November gehen die Gehalte an extrahierbaren Wirkstoffen um ca. 30 % zurück. Abbau? Transformation? stärkere Sorption (Sequestrierung)?

3. Langzeituntersuchungen: Gehalte im oberflächennahen Grundwasser (GW1) Sulfamethazin 1K 2K 3K 4K Saugsonden in 1,4 m (GW1) Vereinzelt Tetracyclin (5 x 0,05 (BG)-0,13 µg /l) Sulfadiazin (1 x 0,01 µg/l = BG) Sulfamethazin im Maximum > 0,1 µg/l 0,1 µg/l: Schwellenwert für PSM und Biozide nach Grundwasser-VO (2010) Spurenstoffe in Boden und Grundwasser, Hannover, 11.06.2015

4. Lysimeterversuche: Standorte (worst case Szenario) Sandboden (Hohenzethen) (sandige Braunerde): geringe Feldkapazität Festgesteinsboden (Jühnde) (Braunerde-Rendzina) Schrumpfrisse, flachgründig über Festgestein Fotos: LBEG

4. Lysimeterversuche: Aufbau der Großlysimeter 2 Lysimeter/Standort Fläche 1 m², 2 m tief (1 m in Jühnde) wägbar vollständige Gewinnung des Abflusses Foto: LBEG

4. Lysimeterversuche: Zufuhr dotierter Gülle Spurenstoffe in Boden und Grundwasser, Hannover, 11.06.2015 5 m³/ha dotierte Schweinegülle Bromid (Tracer, KBr) 11 Sulfonamide (20 mg/l) 3 Tetracycline (Nebenversuch) Einarbeitung analog zu Maßnahmen des Landwirts Sulfadiazin (SDZ, 250 g/mol) Sulfamerazin (SMR, 264 g/mol) Sulfamethazin (SMZ, 278 g/mol) Sulfamethoxypyridazin (SMDP, 280 g/mol) Sulfadimethoxin (SDM, 310 g/mol) Sulfamethoxazol (SMX, 253 g/mol) Sulfathiazol (STZ, 255 g/mol) Trimethoprim (TMP, 290 g/mol) Sulfachloropyridazin (SCY, 284,7 g/mol) Sulfapyridin (SPY, 249,3 g/mol) Sulfaguadinin (SGU, 214 g/mol) Foto: LBEG

4. Lysimeterversuche: Wiederfindung im Boden nach Güllezufuhr (Sandboden) Versuch mit Extraparzellen, Geomittel aus 8 Mischproben und Standardabweichung Tetracycline Wiederfindung direkt nach Ausbringung: 100 % nach 3-7 Monaten: 20-30 % Wiederfindung nach Ausbringung 95 % 3 % Sulfonamide Wiederfindung direkt nach Ausbringung: 3 % nach 3-7 Monaten: NWG

4. Lysimeterversuche: Gehalte im Sickerwasser (Sandboden) Sulfamethazin (SMZ) und Sulfamethoxazol (SMX) 0,1 µg/l: Schwellenwert für PSM und Biozide nach Grundwasser-VO (2010) Bestimmungsgrenze 0,01 / 0,008 µg/l Foto: LBEG

4. Lysimeterversuche: Bewertung der Sulfonamide aufgrund ihrer Grundwassergängigkeit (Hamscher et al., 2013) Wirkstoffe besonders auswaschungsgefährdet: Sulfamethazin (SMZ); Sulfamethoxazol (SMX) alle übrigen Sulfonamide vereinzelt im Sickerwasser nachgewiesen nicht nachgewiesen: Sulfaguadinin (SGU), Sulfathiazol (STZ) Konzentrationen (im Sickerwasser) Positivbefunde: max. 0,06 µg/l Einzelbefund (Sulfamethoxazol): 0,23 µg/l 0,1 µg/l Schwellenwert für PSM/Biozide (GrundwV, 2010) Frachten Sulfamethazin, Sulfamethoxazol: <<0,1 % der Zufuhr Bromid (konservativer Tracer): ca. 50 % der Zufuhr

5. Zusammenfassung: Veterinärantibiotika im Boden Veterinärantibiotika der Wirkstoffgruppen Tetracycline und Sulfonamide gelangen, v.a. mit Schweinegülle, in die Böden und lassen sich dort nachweisen. Im Boden finden starke Sorptions- und Transformationsprozesse, in geringerem Umfang auch biotische/abiotische Abbauprozesse, statt, die einer Auswaschung entgegenwirken. Boden als Entgifter und Gedächtnis der Belastung Tetracyclin wurde mehrfach mit > 100 µg/kg Boden und Maximalwerten > 1000 µg/kg Boden analysiert. An einem Standort wurde über mehr als 10 Jahre hinweg eine Anreicherung beobachtet ( Pseudopersistenz ). Für diesen Wirkstoff sollte eine Prüfung auf mögliche Umwelteffekte (v.a. terrestrische Ökotoxizität) erfolgen.

5. Zusammenfassung: Veterinärantibiotika im Sicker- oder Grundwasser Sulfonamide werden wiederholt in Sicker- und Grundwasser nachgewiesen. Im Zentrum stehen Sulfamethoxazol und Sulfamethazin (synonym: Sulfadimidin) Sulfamethoxazol wird seltener aber in höheren Konzentrationen nachgewiesen. (im Grundwasser bis 1 µg/l) (>> 0,1 µg/l GrundwV) (Punktquelle??) Sulfamethazin wird häufiger aber in geringeren Konzentrationen gefunden (im Grundwasser 0,003-0,011 µg/l) (<< 0,1 µg/l GrundwV) (im Sickerwasser bis 0,22 µg/l) Ein sehr kleiner Anteil der aufgebrachten Sulfonamide (<< 0,1 %) wird ausgewaschen. Studien spiegeln worst-case Bedingungen wider, keine flächendeckende Belastung.

5. Schlussfolgerungen Strategien zur Verminderung der Einträge ins (Grund-)Wasser Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung auf das aus Gründen der Tiergesundheit absolut erforderlich Mindestmaß ( Antibiotika-Minimierungsstrategie) Nutzung der Vielfalt der Wirkstoffe, Einsatz weniger auswaschungsgefährdeter Sulfonamide, soweit es die Pharmakologie zulässt, Entwicklung umweltverträglicher Wirkstoffe Ausbringung von Gülle im Frühjahr Sorption der Wirkstoffe vor Beginn der Sickerwasserperiode im Herbst Einhaltung von Mindestabständen zu Oberflächengewässern bei der Gülleausbringung, Vermeidung von Abschwemmung und Erosion

Danksagung Prof. Dr. Gerd Hamscher, Univ. Gießen, und seinem Team für die gute Zusammenarbeit seit 1998 Landwirten aus der Bodendauerbeobachtung für die Bereitstellung der Flächen und Informationen Kollegen vom LBEG und externe Probennehmer für Probenmanagement und Wasseranalytik Bundesstiftung Umwelt (DBU), Land Niedersachsen für die Bereitstellung von Finanzmitteln Und Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! Foto: LBEG