Legalisierung von Cannabis Risiko für den Jugendschutz?

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insgesamt 4,3 1,6 15 bis 20 0,4 0,7 20 bis 25 1,5 2,5 25 bis 30 1,9 4,1 30 bis 35 2,0 5,0 35 bis 40 2,3 5,9 40 bis 45 2,8 6,6 45 bis 50 3,0 7,0

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INHALT. Vorwort 11. Einleitung 13 Eltern und Kinder in einer neuen Welt 17 Eltern - die glänzenden Vorbilder? 19 WAS MAN ÜBER CANNABIS WISSEN MUSS 21

Rauchen, Saufen, Kiffen

Der Erwerb von Cannabis auf dem Schwarzmarkt ist für Jugendliche zurzeit überhaupt kein Problem.

Transkript:

Legalisierung von Cannabis Risiko für den Jugendschutz? Dr. Dr. med. Armin Claus Station zum Qualifizierten Entzug Das Grüne Haus Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße mit Sitz in Köln-Holweide Chefarzt: Prof. Dr. Ch. Wewetzer

Cannabis Gestaltungsspielraum von Kommunen Entscheidende Stellschrauben für Substanzkonsum bei Minderjährigen: Verfügbarkeit und Finanzierbarkeit Persönliche Bewertung als eher harmlos oder potenziell gefährlich Bewertung der Substanz durch die Peer-Group und die Gesellschaft

Cannabis GestaltungsSPIEL-Raum von Kommunen?

Cannabis, die Alltagsdroge für Kinder und Jugendliche? Alle kiffen, ist doch schon egal, ob legal oder nicht? Altersgruppe 18-25 Jahre, D: Regelmäßiger Cannabiskonsum: 3,9% Riskanter Alkoholkonsum: 4-fach höher Regelmäßiger Nikotinkonsum: 10-fach höher (BZgA, 2014)

Cannabis, die Alltagsdroge für Kinder und Jugendliche? Restriktionen bringen doch nichts, alle kiffen sowieso! Altersgruppe 12-13 Jahre, D: 2015 50% weniger Einsteiger in Nikotinkonsum als 2010 Maßnahmen zur Angebotsreduktion: Nichtraucherschutzgesetz Rauchverbot für Minderjährige in der Öffentlichkeit Rauchverbot in der Schule Abgabeverbote Preiserhöhungen

Cannabis, die Alltagsdroge für Kinder und Jugendliche? Restriktionen bringen doch nichts, alle kiffen sowieso! Altersgruppe 12-13 Jahre, D: 2015 50% weniger Einsteiger in Nikotinkonsum als 2010 Maßnahmen zur Angebotsreduktion: Nichtraucherschutzgesetz Rauchverbot für Minderjährige in der Öffentlichkeit Rauchverbot in der Schule Abgabeverbote Preiserhöhungen

Legales Cannabis, zu teuer für Kids? Hohe Nachfrage, hohe Preise! Verkaufsautomat für Cannabisprodukte in Washington State, USA Sept. 14: 1g für 25$; März 16: 1g für 9,32$ (Washington Post, 04.05.2016)

Legales Cannabis: Das Jugendschutzgesetz schützt die Gefährdeten? Für Erwachsene Hui, für Minderjährige Pfui! Testkäufe von Alkohol in D: Hohe Raten an Abgabeverstößen (bis 75%) (Thomasius et al., 2016) Cannabisquellen für Jugendliche in USA: 49% von 80 stationären THC-Entzugspatienten (Alter 15-19) bezogen auch von Legalerwerbern (Thurstone, 2011)

Legales Cannabis: Das Elternbeispiel ist unerheblich? Ich habe meinen Konsum im Griff, meine Kids halte ich davon fern! Eltern OHNE THC-Konsum (Hazelden, 2014) Eltern MIT THC-Konsum (Hazelden, 2014)

Legales Cannabis: Das Jugendschutzgesetz schützt die Gefährdeten? Eltern lassen doch ihre Kinder nicht kiffen! Angaben aus 188 Schulen in Colorado (Colorado School Counselor Assoc., 2015)

Legales Cannabis: Soziale Wahrnehmung Das kann doch nicht so schlimm sein! Colorado, USA, 2016, der öffentliche Raum: 322 Starbucks, 202 Mc Donald s 424 Marijuana Stores Colorado, USA, 2015, Steuereinnahmen: Aus Cannabisverkaufssteuer: 115.000.000 US$ (RMHIDTA, 2016) Je größer die allgemeine Konsumverbreitung, desto höher die gesellschaftliche Akzeptanz desto niedriger die Bewertung als potentiell gefährlich (ESPAD-Studie, Hibell et al. 2012)

Legales Cannabis: Wird sich etwas verändern? SAMHSA.gov, National Survey on Drug Use and Health 2013 and 2014 (RMHIDTA, 2016)

Legales Cannabis: Wird sich etwas verändern? Erstkontakte in Drogenberatungsstellen (2009) 61% wegen Cannabis jüngste Klientengruppe Von diesen ca. 17% ohne validen Schulabschluss und ca. 44% arbeitslos (Thomasius et al., 2016)

Legales Cannabis: Wird sich etwas verändern? Verkehrstote 2006: 535; 2015: 547 (RMHIDTA, 2016)

Erste Erkenntnisse aus den Anwenderländern Legalisierung von Cannabis = wahrscheinlich hohes Risiko für den Jugendschutz! 1. Cannabis wird gesellschaftsfähig 2. Cannabis wird von Minderjährigen (und Eltern) als eher harmlos und potenziell wenig gefährlich eingeschätzt 3. Die Verfügbarkeit von Cannabis steigt, der Preis sinkt Deutliche Hinweise in den USA: Mehr Minderjährige konsumieren.

TAKE HOME MESSAGE Gestaltungsspielraum von Kommunen Entwicklung in den USA abwarten Hiesigen Status Quo des Cannabiskonsums detailliert und valide erforschen Den Mut haben, manchem Zeitgeist und den finanziellen Verlockungen zu widerstehen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! QUELLEN: 1.THE LEGALISATION OF MARIJUANA IN COLORADO, THE IMPACT. WWW.RMHIDTA.ORG, SEPT 2016 2. GEMEINSAME STELLUNGNAHME DER KINDER-UND JUGENDPSYCHIATRISCHEN FACHGESELLSCHAFT UND DER FACHVERBÄNDE ZUR LEGALISIERUNGSDEBATTE DES NICHT-MEDIZINISCHEN CANNABISKONSUMS. WWW.KINDERPSYCHIATER.ORG, NOV 2015 3. ATTITUDES ON MARIJUANA SURVEY, YOUNG ADULTS 18-25. WWW.HAZELDENBETTYFORD.ORG, SEPT 2014