Sexuelle und psychische Gewalterfahrungen bei jugendlichen Straftätern
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- Mathias Weiner
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1 Sexuelle und psychische Gewalterfahrungen bei jugendlichen Straftätern Dr. phil. Marcel Aebi Psychiatrische Universitätsklinik Zürich Klinik für forensische Psychiatrie Seite 1
2 Fallbeispiel Anton Gewalt von Vater Emotionale Vernachlässigung Zeuge häusliche Gewalt Gewalt von Eltern Geburt Nabelschnurumschlingung Beatmung Schlafstörungen Ängste KIGA Hyperaktivität Aggression Mobbing, Ausgrenzung, Gewalterfahrung in Schule Primarschule: - ADHS - Würgen und Schlagen von Kindern Primarschule: Leistungsprobleme, ADHS Aggression Abklärung SPD Trennung KE Selbstverletzungen Gruppentraining Cannabiskonsum Inst. 1 Inst. 2 Institution Pfe Gewalterfahrungen im Heimkontext Reaktive, impulsive AGG Seite 2 Geplante AGG
3 The Cycle of Violence (Widom Spatz, Science 1989) Späteres Gewaltdelikt: Missbrauchte Kinder 11.2% Kontrollgruppe 7.9% Seite 3
4 Zusammenhang Gewalterfahrung und Kriminalität Aktuelle Forschungsergebnisse I: Trauma Typen bei jugendlichen Gefängnisinsassen Aktuelle Forschungsergebnisse II: Spezifischer Zusammenhang von sexuellem Missbrauch und sexuellen Übergriffen bei Mädchen und Jungen in der Schweiz? Forschungsbasierte Erklärungsmodelle: Zusammenhang von Gewalterlebnissen und der Manifestation von (sexueller) Gewalt? Schlussfolgerungen für die Diagnostik und Therapie von Straftätern Seite 4
5 Trauma Typen bei jugendlichen Gefängnisinsassen (Latent Class Analyse, n=260) Child Trauma Questionnaire (CTQ) Häufiger psychische Störungen: ADHS, SSV, Affektiv, Angst, PTSD E1 E2 E3 E4 E5 P1 P2 P3 P4 P5 S1 S2 S3 S4 S5 Emotional trauma Physical trauma Sexual trauma No/Mild Trauma (NM; n=193) Emotional, Physical, and Sexual Trauma (EPS; n=20) Emotional and Physical Trauma (EP; n=47) Seite 5 Aebi et al. (2014) J Abnorm Child Psychol
6 Selbstberichtete Delinquenz: Sexuelle Nötigung von Jugendlichen in der Schweiz OPTIMUS-STUDIE N= 6628 (Repräsentativ-stp.) 9. Schuljahr Jungen = 3434 Mädchen = 3194 Alter: 15.5 Jahre (Mittelwert) (SA=0.66 Jahre) Schweizer: 74.4% N=245 (7.1%) N=40 (1.3%) Aebi et al. (in press) Archives of Sexual Behavior Seite 6
7 Sexuelle Nötiger mit sexueller Missbrauchserfahrung Of female sexual coercers (85.5%) (42%) were exposed were exposd to to sexual abuse 100% Aebi et al. (in press) Archives of Sexual Behavior Seite 7
8 Prädiktoren von sexueller Nötigung Schulstichprobe CH ( N = 3434) Exposure to sexual abuse Contact abuse Non-contact abuse Exposure to non-sexual abuse Physical violence Child maltreatment Demographics Low parental education Urban vs. rural living area Mental health problems SDQ Emotional problems SDQ Conduct problems SDQ Hyperactivity SDQ Peer problems Violent crime/substance use Violent crime (nonsexual) Alcohol (>2+times p. weak) Ever used Cannabis Ever used hard drugs * *** *** 2.43*** 2.90*** 3.81*** Seite Aebi et al. (in press) Archives of Sexual Behavior
9 Prädiktoren von sexueller Nötigung Schulstichprobe CH ( N = 3194) Exposure to sexual abuse Contact abuse Non-contact abuse Exposure to non-sexual abuse Physical violence Child maltreatment Demographics Low parental education Urban vs. rural living area Mental health problems SDQ Emotional problems SDQ Conduct problems SDQ Hyperactivity SDQ Peer problems Violent crime/substance use Violent crime (nonsexual) Alcohol (>2+times p. weak) Ever used Cannabis Ever used hard drugs Seite *** (95%CI * (95%CI ) * (95%CI ) 2.72* (95%CI ) 4.06*** (95%CI ) 2.71* (95%CI ) ** (95%CI ) Aebi et al. (in press) Archives of Sexual Behavior
10 Erklärungsansätze: Dysfunktionale Schemata Multiple Traumatisierung und aversive Erfahrungen Negative Grundüberzeugungen Feindselig-verzerrte Wahrnehmung Aggressives, gewalttätiges Verhalten Additiver Zusammenhang von Schwere Anzahl und Art der Erfahrungen? Kognitive Schemata Attribution von Ereignissen Reduzierte Hemmung Modifizert nach Crick et al. (1990) Science Seite 10
11 Erklärungsansätze: Appetitive Aggression (Weiherstall & Elbert 2012) Seite 11
12 Erklärungsansätze: Appetitive Aggression Mentales Trauma-Netzwerk Seite 12
13 Erklärungsansätze: Appetitive Aggression Mentales Trauma-Gewalt Netzwerk Seite 13
14 Schlussfolgerungen Fallbeispiel Anton Gewalt von Vater Emotionale Vernachlässigung Zeuge häusliche Gewalt Gewalt von Eltern Mobbing, Ausgrenzung, Seite 14 Standardisierte Traumadiagnostik Gewalterfahrung in Schule in forensischen Therapieabklärung und Schlaf- Gutachten! KIGA Primarschule: störungen Hyperaktivität Interview - ADHS Ängste Aggression - Würgen und Schlagen von Kindern Selbstauskunft FB CTQ (Bernstein et al. 2003) KERF 2001 (Isele 2002 et al., 2015) Trennung KE Fremdauskünfte (Eltern) Geburt Nabelschnurumschlingung Beatmung Primarschule: Leistungsprobleme, ADHS Aggression Abklärung SPD Gruppentraining Einsatz von Trauma-Therapie und Schema- Cannabiskonsum Therapie bei Pfe Straftätern Inst. 1 Inst. 2 Institution 3 Narrative Exposure Therapy (FORNET, Universtität 2009 Konstanz) Schema Therapie (Young Reaktive, et al. 2006) impulsive AGG Selbstverletzungen Gewalterfahrungen im Heimkontext Geplante AGG
15 Take Home Message 1. Nur eine Minderheit von Jugendlichen mit sexuellen und physischen Gewalterfahrungen zeigt später ein kriminelles oder gewalttätiges Verhalten. 2. Einen Teil der jugendlichen Straftätern zeigen haben in der Kindheit multiple Missbrauchserfahrungen gemacht. 3. Multiple sexuelle und physische Gewalterfahrungen / Trauma führen möglicherweise zur Ausbildung dysfunktionaler kognitiver Schemata und einer feindseligen Wahrnehmung (-> gewalttätiges Verhalten, appetitive Aggression). 4. In der Abklärung und Therapie von Straftätern sollen auch die aversiven Erfahrungen und die daraus resultierenden kognitiven Schemata aufgegriffen und behandelt werden (z.b. FORNET, Universität Konstanz). Seite 15
16 Klinik für Forensische Psychiatrie Danke fürs Zuhören! Marcel Aebi, Dr. phil. Psychiatrische Universitätsklinik Klinik für Forensische Psychiatrie Neptunstrasse 60, CH-8032 Zürich Tel Fragen? Anregungen? Kommentare?
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