Einführung in die Ethik. Neil Roughley (WS 2006/07)

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Transkript:

Einführung in die Ethik Neil Roughley (WS 2006/07)

Einführung in die Ethik 4: Metaethik 3 Realismus, Kognitivismus, Deskriptivismus (G.E. Moore)

(3) Expressiv oder deskriptiv? Desk? (1) Wirklich? Exp? (2) Kognition?

(1) Metaphysik der Moral Gibt es wirklich moralische Werte/Normen? Ja Nein moralischer Realismus moralischer Irrealismus

(2) Epistemologie der Moral Können wir Wissen um moralische Werte und Normen erwerben? Ja Nein moralischer Kognitivismus moralischer Nonkognitivismus

Verhältnis: Gefühle/Normen Lernen wir durch unsere Empörung (oder unser Mitgefühl) etwas in der Welt kennen, nämlich, die moralische Tatsache, dass bestimmte Handlungen verboten (oder geboten) sind oder: Haben wir die Kategorie des Verbotenseins (oder des Gebotenseins), weil wir Wesen sind, die sich über bestimmte Dinge empören (oder angesichts bestimmter Zustände Mitgefühl empfinden)?

(3) Semantik der Moral Beschreiben wir mit deontischen/axiologischen Sätzen etwas in der Welt? Ja Nein moralischer Deskriptivismus moralischer Expressivismus/ Präskriptivismus

Nahe liegende Zusammengehörigkeiten (I) (II) Realismus/Kognitivismus/Deskriptivismus Reale Entitäten werden erkannt. Die dabei gemachten Erkenntnisse werden in Behauptungen (deskriptiven Sätzen) kundgetan. Irrealismus/Nonkognitivismus/Expressivismus Da es keine realen moralischen Entitäten gibt, können sie nicht erkannt werden. Aus dem gleichen Grunde können moralische Äußerungen nichts beschreiben, sondern müssen eine andere expressive oder auffordernde Funktion erfüllen.

Metaethische Grundpositionen metaphysisch epistemisch semantisch Realismus Kognitivismus Deskriptivismus Irrealismus Nonkognitivismus Expressivismus

G.E. Moore, Principia Ethica (1903) metaphysisch Realismus Gutsein: nichtnatürliche Eigenschaft

Argument der offenen Frage gegen naturalistische Definitionen von gut Jede Eigenschaft, mit der gut definiert wird (z.b. lustvoll zu sein), lässt offen, ob diese Eigenschaft selber wiederum gut ist. D.h. es bleibt denkbar, dass etwas lustvoll sein könnte und zugleich nicht gut. Anders ausgedrückt: Diese Erfahrung war gut, aber überhaupt nicht lustvoll kann man gut verstehen. Wenn aber lustvoll und gut identisch wären, müsste der Satz so viel heißen wie: Diese Erfahrung war lustvoll, aber überhaupt nicht lustvoll, - offensichtlich widersprüchlich

G.E. Moore, Principia Ethica (1903) metaphysisch Realismus Gutsein: nichtnatürliche Eigenschaft

G.E. Moore, Principia Ethica (1903) metaphysisch semantisch Realismus Deskriptivismus Gutsein: nichtnatürliche Eigenschaft X ist gut schreibt X die nicht-natürliche Eigenschaft des Gutseins zu

G.E. Moore, Principia Ethica (1903) metaphysisch epistemisch semantisch Realismus Kognitivismus Deskriptivismus Gutsein: nichtnatürliche Eigenschaft Intuitionismus X ist gut schreibt X die nicht-natürliche Eigenschaft des Gutseins zu

Probleme mit Moore metaphysisch epistemisch semantisch Gutsein: nichtnatürliche Eigenschaft Was soll eine nicht-natürliche Eigenschaft sein? Intuitionismus X ist gut schreibt X die nicht-natürliche Eigenschaft des Gutseins zu

Probleme mit Moore metaphysisch epistemisch semantisch Gutsein: nichtnatürliche Eigenschaft Was soll eine nicht-natürliche Eigenschaft sein? Intuitionismus Gibt es das Vermögen? Willkür? X ist gut schreibt X die nicht-natürliche Eigenschaft des Gutseins zu

Probleme mit Moore metaphysisch epistemisch semantisch Gutsein: nichtnatürliche Eigenschaft Was soll eine nicht-natürliche Eigenschaft sein? Intuitionismus Gibt es das Vermögen? Willkür? X ist gut schreibt X die nicht-natürliche Eigenschaft des Gutseins zu Praktischer Charakter moralischer Urteile

Internalismus Ein moralisches Urteil motiviert notwendigerweise (wenn vielleicht nur schwach) den Urteilenden zum Handeln

Humesche Motivationstheorie Motivation zum Handeln erfordert: einen Wunsch + (in der Regel) eine Überzeugung z.b. der Wunsch, um 10 an der Uni zu sein + die Überzeugung, dass ich dafür um 8.30 aufstehen muss => Motivation, um 8.30 aufzustehen

Humesche Motivationstheorie 1) Wunsch liefert den Antrieb 2) Überzeugung liefert die Orientierung > verursachen zusammen die Handlung Wünsche ohne Überzeugungen sind blind; Überzeugungen ohne Wünsche wirkungslos

Argument von der Absonderlichkeit (Mackie) Epistemisch: Die Erkenntnis von Werten erforderte ein sehr merkwürdiges sonst unbekanntes Vermögen Metaphysisch: Werte müssten merkwürdige Entitäten sein, die die sonst unbekannte Eigenschaft des Realisiertwerden-Sollens besitzen

Metaethik: Primärliteratur G.E. Moore, Principia Ethica (1903) A.J. Ayer, Language, Truth and Logic (1936) C.L. Stevenson, The Emotive Meaning of Ethical Terms (1937) R.M. Hare, The Language of Morals (1952) J.L. Mackie, Ethics. Inventing Right and Wrong (1977) S. Blackburn, How to be an Ethical Antirealist (1987) M. Smith, The Moral Problem (1994)

Hauptfragen der Metaethik: Sekundärliteratur D. McNaughton, Moral Vision. An Introduction to Ethics, Oxford: Blackwell 2001; dt.: Moralisches Sehen. Eine Einführung in die Ethik, Frankfurt: Hänsel-Hohenhausen 2003, Kap. 1 M. Timmons, Moral Theory. An Introduction, Lanham: Rowman & Littlefield 2002, Kap. 1.7 D. Birnbacher, Analytische Einführung in die Ethik, Berlin/New York: de Gruyter 2003, Kap. 8 & 9 J.-C. Wolf/P. Schaber, Analytische Moralphilosophie, Freiburg: Alber 1998, Kap. 5 & 6 M. Quante, Einführung in die allgemeine Ethik, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2003, Kap. II, V & VI