Die Interkulturelle Öffnung am Beispiel der LVR-Klinik Köln Dr. Ali Kemal Gün a.k.guen@lvr.de
Inhalt 1. Kultursensible Ausrichtung des Klinikverbundes des Landschaftsverbandes Rheinland a) Integrationsbeauftragten an den LVR-Kliniken b) LVR-Verbundprojekt für die LVR-Kliniken 2. Kultursensible Ausrichtung der LVR-Klinik Köln a) Einige ausgewählte Beispiele für den kultursensiblen Ansatz an der LVR-Klinik Köln 3. Fazit 4. Handlungsempfehlungen (allgemein)
1. Kultursensible Ausrichtung des Klinikverbundes des Landschaftsverbandes Rheinland Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) betreibt neun psychiatrische Kliniken mit insgesamt 6.000 stationären und tagesklinischen Behandlungs- und Betreuungsplätzen. Etwa 60.000 Patientinnen und Patienten lassen sich dort jährlich behandeln. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bemüht sich seit Jahren darum, die Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund in seinen Kliniken zu verbessern.
In der Landschaftsversammlung und in Fachausschüssen, insbesondere dem Gesundheitsausschuss, spielt das Thema eine wichtige Rolle und steht immer wieder auf der Tagesordnung. Die Kliniken des Landschaftsverbandes haben bisher zahlreiche Aktivitäten zur Verbesserung der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung von Migranten unternommen.
a) Integrationsbeauftragten an den LVR-Kliniken Der Landschaftsausschuss hat am 29.03.2006 die Einführung von Integrationsbeauftragten an den LVR- Kliniken beschlossen. Die Benennung von Integrationsbeauftragten und die Definition ihrer Aufgabenbereiche sind der entscheidende Schritt zur Umsetzung eines migrantengerechten Behandlungsansatzes. Am 19.12.2011 wurde den Klinikvorstandsvorsitzenden (KVV) der LVR-Kliniken das Aufgabenprofil für die Integrationsbeauftragten aus dem Jahr 2006 in unveränderter Form erneut zur Kenntnis gebracht.
a) LVR-Verbundprojekt für die LVR-Kliniken Der Landschaftsverband Rheinland begann 2005 mit einer projektbezogenen Förderung der migrationsspezifischen psychosozialen Versorgung. Ziel dieses Projektes ist: die Senkung sozialer und kultureller Zugangsschwellen zur psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosomatischen Versorgung, die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LVR, sowie Die Förderung von Interkultureller und sprachlicher Kompetenz in der psychiatrisch-psychosomatischen Versorgung und Behandlung.
Ausgewählte Beispiele für die Aktivitäten im Rahmen des Verbundprojektes LVR-Klinik Köln Fachtagungen/ Sonderveranstal -tungen Befragungen, Auswertungen Versorgungsbegleitende Forschung Übersetzungen Verbundprojekt Internetpräsenz Materialien Kooperationen Synergien Publikationen
Inzwischen konnten eine ganze Reihe von konkreten Arbeitshilfen für die LVR-Kliniken bereitgestellt werden. Diese sind über das Intranet des LVR von jedem Computerarbeitsplatz in den LVR-Kliniken abrufbar und hat sich zu einem wertvollen Informationspool für die Themen Migration, Kultur und Religion entwickelt. Seit 2013 Einführung, Koordinierung und Evaluation der LVR-Verbundprojekt Migration mit Förderschwerpunkt Ensatz von Sprach- und Integrationsmittlern in den LVR-Kliniken.
1.Kultursensible Ausrichtung der LVR-Klinik Köln Die Leitung der LVR-Klinik Köln (ehemals Rheinische Kliniken Köln ) hatte sich bereits Mitte 90er Jahre dazu entschieden, einen kultursensiblen Ansatz in der Klinik zu etablieren. Es wurde damit begonnen, sich mit gezielten Maßnahmen auf die Bevölkerungsstruktur einzustellen. Ziel ist es: auf die Bedürfnisse der Patientengruppen eingehen zu können, die dafür notwendigen strukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen und Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu unterstützen und zu entlasten.
Zu diesem Zweck wurde (2006) ein Amt des Integrationsbeauftragten geschaffen. Integrationsbeauftragter hat den Auftrag: die strukturelle Integration der Patientinnen und Patienten zu fördern, die Qualität der Versorgungsleistungen für Zuwanderer zu erhöhen und die Beschäftigten zu entlasten.
Die LVR-Klinik Köln ist für die psychiatrische Versorgung von über 600.000 der 1.000.000 Einwohner der Großstadt Köln zuständig. Über ein Drittel der Kölner Bürger haben Migrationshintergrund.
Schon die Veränderung des Datenerhebungsverfahrens brachte eine völlige neue Wahrnehmung unserer Patientenstruktur mit sich. Der Anteil der Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund betrug im Jahr 2008 den Zahlen der Basisdokumentation (BADO) entsprechend 2,7%. Da dieser Anteil weit entfernt von unserer gefühlten Wahrnehmung war, haben wir die Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund in einer gesonderten Abfrage im Rahmen einer Stichtagserhebung erfasst. Ergebnis war, dass an jenem Tag 29,6% der Patienten nach den Kriterien des Mikrozensus einen Migrationshintergrund hatten (Stichtagserhebung am 16.04.2008).
Anteil Migranten an den Patienten 2011-2015 50 45 43 % 43 % 44 % 45,5 % 47,8 % 39,4 % 40 35 30 25 32 % 27 % 33 % 28 % 36 % 35 % 33 % 30 % 35,6 % Forensik I + II ohne Forensik 20 Gesamt 15 10 5 0 2011 2012 2013 2014 2015
Umfrage der Beschäftigten der LVR-Klinik Köln (2009) A L L G E M E I N E S I T U A T I O N Gibt es Besonderheiten bei der Behandlung von Migrantinnen und Migranten? (n = 112) 1,8 % ja 32,1 % nein keine Angabe 66,1 %
A L L G E M E I N E Besonderheiten bei der Behandlung von Migranten (Mehrfachnennungen) (n = 77) S I T U A T I O N
a) Einige ausgewählte Beispiele für den kultursensiblen Ansatz an der LVR-Klinik Köln Einführung der Erfassung des Migrationshintergrundes (Stichtagserhebungen) Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Mutter- und Fremdsprachenkompetenzen (bei Stellenausschreibungen: Interkulturelle Kompetenz ) QZI Qualitätszirkel Integration (setzt sich aus unterschiedlichen Berufsgruppen aus allen Abteilungen zusammen) Interkultureller Konsildienst und Sprechstunde für interkulturelle Fragen Klinikinternes Intranetportal, Bereitstellung von muttersprachlichem Informations-material und Übersetzung relevanter Formulare Interne Fremdsprachenliste Aufbau eines Dolmetschernetzes bzw. stärkerer Einsatz von Sprachund Integrationsmittlern (SIM)
Angebot an Schulungen zur Interkulturellen Kompetenz (Interne Fort- und Weiterbildungen) Integration als feste Bestandteil des Leitbildes der Klinik Patientenbefragungen (in 7 Sprachen) Öffentlichkeitsarbeit Entwicklung und Nutzung eines Audit-Instruments zur Selbstbewertung der interkulturellen Ausrichtung der Klinik (Checkliste zur Überprüfung der Interkulturalität) Leitkriterien für eine interkulturell geöffnete bzw. ausgerichtete Institution des Gesundheitsdienstes (Checkliste) (Gün, A. K. (2009): Interkulturelle Öffnung in den Institutionen der Gesundheitsdienste. In: Yesim Erim, Klinische Interkulturelle Psychotherapie, Ein Lehr- und Praxisbuch. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart.)
1.Fazit 1. Ohne eine strukturell verankerte kultursensible Ausrichtung und systematische Implementierung von Maßnahmen in die Prozessorganisation kann eine erfolgreiche Versorgung der Flüchtlinge nicht oder nur schwer gelingen. 2. Die Erfahrungen zeigen, dass die interkulturelle Öffnung einer Klinik nur dann gelingen kann, a) wenn diese Aufgabe (als Querschnittsaufgabe in der gesamten Betriebsorganisation) auf der Leitungsebene angesiedelt ist (d.h. von oben gewollt) und b) von den Beschäftigten mit voller Überzeugung angenommen wird (d.h. von unten getragen).
1.Handlungsempfehlungen (allgemein) 1. Strukturelle Anpassung (i.s.d. Interkulturellen Öffnung) der Sozialen Dienste und Angebote auf die bestehenden Bedürfnisse. ( Kundenorientierung ). 2. Schaffung einer Stabstelle zur Koordination und Bündelung der Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung von Migrantinnen und Migranten auf der Landes- und kommunales ebene. 3. Ernennung von Integrationsbeauftragten, durch Verleihung notwendiger Befugnisse und zeitliche Ressourcen (das Aufgabenprofil der Integrationsbeauftragten gehört zu den Kernkompetenzen einer Einrichtung) 4. Feste Verankerung des Themas Migration/Integration im Leitbild der Einrichtungen. 5. Die Vermittlung von Interkultureller Kompetenz als ein verbindlicher Bestandteil der Aus-, Fort- und Weiterbildungs-curricula für das gesamte Fachpersonal. 6. Engere Vernetzung der Integrationsbeauftragten mit QMB (Qualitäts-managementbeauftragten) der Einrichtungen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Beni sabırla dinlediğiniz için çok teşekkür ederim! Seba ke sima bi Sebir ez goşdari kerda, zaf sipas kena! Спасибо за внимание Grazie per la vostra attenzione! Thank you for your attention! Dank u foor uw aandacht! شكرا لحسن اصغائكم Köszönöm a figyelmüket! Merci de votre attention! Kiitos huomiostanne!