Dr. med. Thomas Stark. Einführung 48. Silser Balint-Studienwoche. 13. September 2009

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Transkript:

Dr. med. Thomas Stark Einführung 48. Silser Balint-Studienwoche 13. September 1

Was passiert in der Silser Balintwoche? Kleingruppen Grossgruppen Abenddiskussion (Leiterseminar) (Nachbesprechungen) 2

Die Kleingruppe Einteilung Anzahl Zeit Ort Leitung, Co-Leitung Beginn Ablauf Ende Es gilt die berufliche Schweigepflicht. 3

Die Grossgruppe Alle miteinander Zeit Ort Leitung Zwei Kreise Der Innere Kreis Der Äussere Kreis Öffnen und Schliessen Wortmeldung und erteilung Dynamik zwischen den beiden Kreisen: Ausschliessung und Integration Es gilt die berufliche Schweigepflicht. 4

Die Abenddiskussion Alle miteinander Zeit Ort Leitung Es gilt die berufliche Schweigepflicht. 5

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 1 Die einfache Struktur der Sprechzimmerbegegnung versus die Komplexität menschlicher Begegnungen 6

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 2 Michael Balint 1957: Der Arzt, sein Patient und die Krankheit 7

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 3 Die Psychoanalyse: Das Nicht-Wissen Die Freie Assoziation Die Übertragungsbeziehung Das Neue: bewegt, verstört, irritiert, interessiert Balint s Anwendung der Psychoanalyse auf die Arzt-Patient-Beziehung 8

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 4 1. Sich gemeinsam einlassen: Passivität und Introspektion: Was passiert mit mir? zuerst des Berichterstatters, dann der Gruppenmitglieder auf den Bericht und aufeinander Erinnerungen, Phantasien, Szenen, Gefühle, Empfindungen statt Daten Einfälle, Bruchstücke, unabhängig von logischen Zusammenhängen über all das: sprechen 9

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 5 2. In der Gruppe: Ansteckung, Anregung, Assoziation untereinander darüber sprechen neue Gruppenphänomene: Bilder, Gruppenemotionen, -stimmungen, -konflikte, neue Verstehensweisen 3. Interpretation: vielleicht in Bezug auf den vorgestellten Patienten vielleicht in Bezug auf den referierenden Kollegen vielleicht in Bezug auf die vorgestellte Beziehung 10

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 6 4. Balintgruppenarbeit ist ins Dunkle hinausbauen (Freud) Voraussetzung: Offenheit und Vertrauen offen, unsicher, instabil, einmalig, keine Anleitung, keine Führung, kein Wissen, kein richtig oder falsch Etwas Neues, von dem man nicht weiss, was es bedeutet. Balintgruppenarbeit macht immer wieder Angst. Die Angst verweist auf das Neue. 11

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 7 5. Balintgruppenarbeit macht Angst einen Fall vorzustellen sich zu äussern und zu zeigen nicht verstanden zu werden zurückgewiesen zu werden verletzt zu werden jemanden zu verletzen oder verletzt zu haben etwas Ausgefallenes zu sagen, gegen den Strom zu schwimmen daneben zu sein vor Beschämung vor Kritik vor Verstrickung mit jemandem vor heftigen Emotionen 12

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 8 6. Die Arbeit an der Angst hat Sicherheit und Vertrauen zur Voraussetzung schafft Sicherheit und Vertrauen ohne Angst keine kreative Gruppe: Die Angst verweist auf das Neue. deshalb: Führt die Arbeit an der Angst zur Vermeidung des Neuen oder hilft sie, sich dem Neuen zu stellen? Verarbeitung mit sich selbst Verarbeitung mit andern: Gruppenvorgänge Abendbesprechungen gemeinsame Essen gemeinsame Wanderungen 13

Zum Konzept der Balintgruppenarbeit 8 7. Gruppenvorgänge infolge der Angst in der Gruppe 8. Folgen gemeinsame Gruppenemotionen, Vermeidung von Themen und Konflikten, Hemmungen, Rationalisierungen in der Gruppe Idealisierung eines oder der Leiter und Regression in Abhängigkeit und Glauben Entwertung eines oder der Leiter und Regression in Wissen Bildung von aggressiven Untergruppen das Alte-Hasen-Phänomen Scheitern der Arbeit an der Angst: Steckenbleiben statt Entdecken Gelingen der Arbeit an der Angst: Rückgewinnung von Unsicherheit, Konflikthaftigkeit, Instabilität und Offenheit für das Neue 14