ADHS und Bindung in Familien

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Transkript:

ADHS und Bindung in Familien Marc-Andreas Edel 13. Rendsburger Jugendhilfegespräch 17.05.2017

Übersicht Teil 1 ADHS-Häufigkeiten bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und in Familien Sämtliche ADHS-Symptome können zu Familienproblemen führen Probleme des Übergangs vom Jugend- zum Erwachsenenalter bei ADHS Bindung, Emotionsregulation und Traumafolgen bei ADHS Teil 2 Schematherapie als klärungsorientierte Verhaltenstherapie Schemata und Modi bei ADHS Das Modus-Modell als Rahmenkonzept zur (Er-)Klärung des Zusammenhangs zwischen inneren und äußeren Konflikten in Familien mit ADHS Das Modus-Modell als Rahmenkonzept zur Beratung von Familien mit ADHS

Prävalenz ADHS-Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen 10% der Jungen, < 5% der Mädchen (Unterschied vermutlich primär aus evolutions- bzw. neurobiologischen Gründen) Bei Kindern ca. 7%, bei Jugendlichen ca. 3%, insgesamt ca. 5% (6 7% in neueren Studien wg. differenzierterer Diagnostik) Große Streubreiten wegen ethnisch/genetisch heterogener Stichproben und unterschiedlicher ADHS-Erfassung Polanczyk et al. 2007

Prävalenz ADHS-Häufigkeit bei Erwachsenen Geschätzte Prävalenz bei jungen Erwachsenen: mindestens 4 5%, insgesamt: mindestens 2 3 % Kessler et al. 2006 (N=3199): 4,4% 3,2% bei Frauen, 5,4% bei Männern 18 24 Jahre: 4,5% 25 34 Jahre: 3,8% De Graaf et al. 2008 (N=7075 Beschäftigte in 10 Ländern): 3,5% 2,5% bei Frauen, 4,2% bei Männern 18 29 Jahre: 3,8% 30 44 Jahre: 3,2% De Zwaan et al. 2011 (N=1655): 4,7% 4,8% bei Frauen, 4,6% bei Männern 18 24 Jahre: 9,8% 25 34 Jahre: 3,9% 35 44 Jahre: 4,6%

Heredität Erblichkeit und Häufigkeit in Familien Genetische Faktoren erklären ca. 75% der ADHS-Symptomatik bei Betroffenen (Faraone et al. 2005, Burt 2009) Meist sind mehrere Familienmitglieder betroffen; oft mehr als ein Kind, wenn ein Elternteil stark betroffen ist Wenn beide Eltern ADHS haben, sind bei mehreren Kindern fast alle betroffen, oft ein Teil der Kinder mit ADHS Mischtyp und ein Teil mit ADHS vorwiegend unaufmerksamem Typ ( ADS ) Hinweise auf ADHS der Eltern bei Erwachsenen mit ADHS (Edel et al. 2010): In 35% bei keinem Elternteil In 25% bei beiden Eltern In 26% nur beim Vater In 14% nur bei der Mutter

ADHS-Symptome und Familienprobleme Kernsymptome: Unaufmerksamkeit 1. Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei der Arbeit oder anderen Tätigkeiten 2. Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder Aktivitäten aufrecht zu erhalten 3. Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie ansprechen 4. Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen 5. Hat Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren 6. Vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengung erfordern 7. Verliert oder verlegt häufig Gegenstände 8. Lässt sich häufig durch äußere Reize leicht ablenken 9. Ist bei Alltagstätigkeiten oft vergesslich

ADHS-Symptome und Familienprobleme Kernsymptome: Hyperaktivität/Impulsivität 1. Zappelt häufig mit Händen oder Füßen und rutscht auf dem Stuhl herum 2. Steht in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird, häufig auf 3. Läuft häufig herum oder hat ein starkes subjektives Unruhegefühl 4. Hat häufig Schwierigkeiten, sich ruhig zu beschäftigen 5. Ist häufig auf Achse oder handelt, als sei er/sie getrieben 6. Redet häufig übermäßig viel 1. Platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die Fragen zu Ende gestellt sind 2. Kann nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist 3. Unterbricht und stört andere häufig

ADHS-Symptome und Familienprobleme Diagnose Mindestens mittelgradige Ausprägung typischer Symptome (Kernsymptome: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität) Symptomatik seit dem Vor- oder Grundschulalter: Einige Symptome vor dem 7. (DSM-IV) oder 12. (DSM-5) Lebensjahr Deutlich ausgeprägte Beeinträchtigung in mehreren Funktionsoder Lebensbereichen Die ADHS-Diagnose und deren Krankheitswert richtet sich nicht (in erster Linie) nach der Stärke der Symptomatik sondern v. a. nach dem Grad der Beeinträchtigung durch die Symptomatik

ADHS-Symptome und Familienprobleme Psychosoziale Probleme und Beeinträchtigung...... durch: ADHS-Kernsymptomatik (Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität) Störungen der Exekutivfunktionen (Hierarchisieren, planvolles Handeln, Selbstund Alltagsorganisation, Selbst-Monitoring) Emotionale Dysregulation (Neigung zu Stimmungsschwankungen, (negative) Affekte schlecht wahrnehmen und annehmen, sich schwer beruhigen, Gefühle nicht angemessen ausdrücken können, schnell unter emotionalen Druck kommen) Motivations-Dysfunktion (geringe Verstärker können nicht für Lernvorgänge genutzt werden, Belohnungsaufschub gelingt nicht, Prokrastination, Verzögerungs- Aversion) Problematisches Beziehungsverhalten aufgrund negativer Bindungserfahrungen Zunehmende Komorbidität (Angst-, affektive, substanzbezogene und Persönlichkeitsstörungen bzw. Störung des Sozialverhaltens) Alle diese Symptome und Störungen sind familienrelevant.

Transition Probleme beim Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter bei ADHS Psychosozialer Stress kann genetische Risiken wirksam werden lassen oder verstärken (Epigenetik) Umwelt-Gen-Interaktion Genetische Risiken wirken sich bei ADHS in der Jugend wegen verzögerter Ausreifung des präfrontalen Cortex besonders stark aus Aus: Faraone et al. 2015

Transition Probleme beim Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter bei ADHS Zu wenige Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie, die kombinierte Therapie für Patienten mit ADHS anbieten bzw. koordinieren Keine Leitlinien für Transition und mangelnde Kommunikation zwischen den beiden Fachgebieten (z. B. Hall et al. 2013) Versorgungslücke in Bezug auf psychiatrische Versorgung (Inanspruchnahme von psychiatrischer Therapie und Selbstfürsorge bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit ADHS noch geringer als bei weiblichen) im späten Jugendalter durch wachsendes Autonomie-Bedürfnis einerseits, aber noch unzureichende Selbstfürsorge-Kompetenzen andererseits (+ evtl. mangelnde elterliche Unterstützung) Vertrauensvolle Beziehung zum Psychiater und Unterstützung durch Eltern für Patienten entscheidend für gelingende Transition (Swift et al. 2013)

Bindung Entwicklung der Bindungstheorie 1 Junge Tiere werden an ihre Eltern gebunden, auch wenn sie nicht von ihnen gefüttert werden (Lorenz 1935) Beeinträchtigung der frühen Mutter-Kind-Bindung führt zu späterer Psychopathologie und beeinflusst späteres Beziehungsverhalten (Bowlby 1944) Stillung von Hunger/Durst bzw. Befriedigung oraler Bedürfnisse reicht zum Gedeihen nicht aus Individuum ist auf Nähe, Wärme und Beruhigung (Harlow 1945) bzw. Affektzufuhr (Spitz 1946) angewiesen Bindungsbedürfnis ist biologisch verankert und durch natürliche Selektion entstanden: Bindungsnähe Schutz Selektionsvorteil (Bowlby 1958, 1960, 1969/1982)

Bindung Entwicklung der Bindungstheorie 2 Trennung von der Mutter bedeutet erheblichen Stress für beide (Robertson & Bowlby 1952) Das Verhalten in einer Trennungssituation ( Strange Situation ) reflektiert die Qualität der Mutter-Kind-Bindung (Ainsworth 1969, Ainsworth & Bell 1970) Das Bindungssystem (beim Menschen) wird vor allem aktiviert, wenn die gefühlte Nähe zu einer Bezugsperson von der gewohnten bzw. gewünschten Nähe abweicht (Bretherton 1980, Bowlby 1982) Das Bindungssystem wird durch innere (Hunger, Erschöpfung, Schmerz, Krankheit) oder äußere (Abwesenheit, Rückzug, Zurückweisung) Stimuli aktiviert (Bowlby 1982) Frühe Bindungserfahrungen prägen wesentlich die Erwartungen und das Verhalten in späteren Beziehungen ( Inner Working Model ) mit Secure Base oder unsicherem Bindungsstil (Ainsworth et al. 1978, Bowlby 1982, George et al. 1985, Main & Goldwin 1996)

Bindung Sichere und unsichere Bindung beim Menschen (gemäß Adult Attachment Interview/AAI; Main & Goldwyn, 1996) Personen mit sicher-autonomer Bindung (secure): Ausgewogenheit zwischen Nähe- und Autonomie-Bedürfnissen andererseits; akzeptierende Haltung auch gegenüber problematischen Erfahrungen in der Kindheit (epidemiologisch ca. 60% in verschiedenen Studien) Personen mit unsicher-distanzierter Bindung (dismissing): Unangenehme Kindheitserinnerungen werden vermieden, die Bedeutung von Bindung und Bindungserfahrungen verleugnet Personen mit unsicher-verstrickter/ambivalenter Bindung (preoccupied): Übertriebene Beschäftigung mit bindungsrelevanten Kindheitserfahrungen; Oszillation zwischen positiven und negativen Bewertungen; vage Beschreibung der Erlebnisse Personen mit desorganisierter Bindung (unresolved): Inkonsistente bis inkohärente Schilderungen (Verwechslung von Zeit oder Raum, langes Schweigen, ungewöhnliche Details)

Bindung Unsichere Bindungsstile (gemäß Attachment Style Interview/ASI; Bifulco et al. 2002 und Relationship Questionnaire/RQ; Bartholomew & Horowitz 1991) Gruppe Bindungsstil Verhalten (Angst) Ängstlich Ängstlich-ambivalent (verstrickt/enmeshed) Ängstlich-selbstunsicher (furchtsam/fearful) Anklammernd (Angst vor dem Verlassenwerden) Misstrauisch (Angst vor Ablehnung) Vermeidend Vermeidend-aggressiv (zurückweisend/dismissive) Vermeidend-ausweichend (zurückgezogen/withdrawn) Ablehnend (Angst vor Nähe) Sich verbergend, ausweichend (Angst/Vermeidung vor/von Nähe) Tabelle aus MBT-Modul 2 (Projekt DBT+MBT vs. DBT), LWL-Universitätsklinik Bochum (Edel, Dimaggio & Brüne, 2013) Desorganisiert/ unresolved (ASI): Dual Style (siehe Kevin )

Bindung Bindung bei ADHS im Kindes- und Jugendalter Kinder mit ADHS unsicherer gebunden (ambivalent oder desorganisiert) als Kontrollprobanden (Clarke et al. 2006) Kinder mit Mischtyp-ADHS vs. ADHS-vorwiegend unaufmerksamer Typ (Finzi- Dottan et al. 2006): Signifikant mehr ängstliche und vermeidende Bindungsstile Signifikant mehr emotionale und Temperament-Probleme Autonomie-betonender Erziehungsstil war eher mit ängstlicher Bindung, restriktivkontrollierender Bindungsstil eher mit vermeidender Bindung der Kinder assoziiert Bindungs-Deprivation/-Sicherheit hat Einfluss auf Stärke einer ADHS (641 adoptierte Kinder; Roskam et al. 2013, Abrines et al. 2012, Thorell et al. 2012) Kinder und Jugendliche mit ADHS haben weniger Freunde, sind weniger beliebt bei Gleichaltrigen und erfahren mehr Zurückweisung (Elkins et al. 2011, Henry & Jones 2011)

Bindung Bindung bei ADHS im Erwachsenenalter Bindungsstörungen häufig bei adulter ADHS (N = 84; Koemans et al. 2012): Nur 18% vs. 60% in Bevölkerungsstudien sicher gebunden Unsicher: 44,4% fearful, 27,2% preoccupied, 9,9% dismissive In ADHS-Gruppe Selbstwahrnehmung geringer, Fremdwahrnehmung stärker Psychosoziale Probleme besonders bei ängstlich-verstricktem Bindungsstil Erwachsene mit vorwiegend unaufmerksamem ADHS-Typ berichteten mehr negative Beziehungserlebnisse als Mischtyp-Patienten (Canu & Carlson 2007) ADHS-Patienten mit vorwiegend unaufmerksamem Typ haben gegenüber Mischtyp-Patienten mehr Probleme, sich in andere hineinzuversetzen und deren Perspektive einzunehmen (Nilsen et al. 2013)

Bindung Bindung, Emotionsregulation und Trauma bei ADHS im Erwachsenenalter Unsichere Partner-Bindung und Emotionsregulation bei Erwachsenen mit ADHS korrelieren mit (erinnerten) elterlichen ADHS-Symptomen und problematischem elterlichen Erziehungsverhalten (Edel et al. 2010a+b) Emotionsverarbeitung und -regulation basiert auch bei ADHS auf Bindungsprägung (Edel et al. 2015b) Emotionsregulation ist ein Bindeglied zwischen ADHS-Symptomen und Beziehungsqualität in Partnerschaften bei Studenten (N = 189; Bruner et al. 2014) PTBS-Punktprävalenz bei ADHS 8,2%, Lebenszeit-Prävalenz 26%, mit deutlichem Überwiegen der Frauen (Edel et al. 2015a) Grad der Traumatisierung mit Ausmaß der ADHS-Symptomatik in der Kindheit und aversivem Erziehungsstil der Eltern verbunden

Bindung Bindung in Familien mit ADHS Elterliche, besonders mütterliche ADHS-Symptome sind mit problematischem Erziehungsstil (z. B. Edel et al. 2010, Mazursky-Horowitz et al. 2014) sowie stärkerer ADHS-Symptomatik der Kinder/Jugendlichen und familiären Konflikten (Agha et al. 2013) verbunden Elterliches Temperament und Erziehungsverhalten sind mit Bindungsstörungen ihrer Kinder mit ADHS verbunden (Finzi-Dottan et al. 2006) ADHS-Symptomatik des Kindes ist mit aversiven Gefühlen/Verhalten der Eltern gegenüber dem Kind und Störungen der Partnerschaft verbunden (z. B. Fleck et al. 2015) Bindungsstörungen bei Kindern mit ADHS verstärken deren ADHS- Symptomatik (Roskam et al. 2013, Abrines et al. 2012, Thorell et al. 2012) Familien mit Kindern mit ADHS, besonders bei Depressions-Komorbidität (Borden et al. 2016): Vermehrte Konflikte, verringerter Zusammenhalt Verringerte elterliche Kompetenzen und Bewältigung ( control without affection ; Montejo et al. 2015)

Bindung Zusammenfassung: Bindung und Beziehung in Familien mit ADHS Beziehungsstörungen Negatives Erziehungsverhalten der Eltern Kontrolle und Überbehütung Zurückweisung und Bestrafung Mangelnde emotionale Wärme Emotionsregulations-Probleme Unsicher-ängstlicher Bindungsstil Traumafolgestörung Unsichere Bindung Unsicher-vermeidender Bindungsstil Vermeidend -aggressiv Vernachlässigung und Missbrauch Ängstlichverstrickt Ängstlichselbstunsicher Vermeidendausweichend ADHS-Symptome, Temperament und Komorbidität der Eltern ADHS-Symptome und Komorbidität des Kindes

Kaffeepause (30 min.) Teil 1 ADHS-Häufigkeiten bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und in Familien Sämtliche ADHS-Symptome können zu Familienproblemen führen Probleme des Übergangs vom Jugend- zum Erwachsenenalter bei ADHS Bindung, Emotionsregulation und Traumafolgen bei ADHS Teil 2 Schematherapie als klärungsorientierte Verhaltenstherapie Schemata und Modi bei ADHS Das Modus-Modell als Rahmenkonzept zur (Er-)Klärung des Zusammenhangs zwischen inneren und äußeren Konflikten in Familien mit ADHS Das Modus-Modell als Rahmenkonzept zur Beratung von Familien mit ADHS

Schematherapie Entwicklung In den 1990er-Jahren von Jeffrey Young auf der Grundlage der Kognitiven Verhaltenstherapie für Patienten mit Borderline-PS entwickelt Young war Schüler von Aaron T. Beck, der sich mit den schematherapeutischen Neuerungen schwertat Dritte-Welle -Verfahren (wie Achtsamkeits-basierte, dialektische Verfahren und CBASP) Inzwischen auch für andere PS, Substanzabhängigkeit und Depression Und in Beratung, Coaching und Erziehung angewendet

Schematherapie Was ist neu? Alter Wein in neuen Schläuchen (Kognitive Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Transaktionsanalyse, Gestalttherapie, Psychodrama, imaginative, hypnotherapeutische Techniken u.a.) Schematherapie kombiniert Verhaltenstherapeutische Lösungs- und Bewältigungsperspektive Mit Klärungsperspektive Veränderungsdynamik durch Klärung und tieferes Verständnis des Zusammenhangs zwischen frühen Prägungen und aktuellem Erleben und Verhalten, in Verbindung mit Emotionsaktivierung, kognitiver Umstrukturierung, Verhaltensexperimenten und positiver Bindungserfahrung

Schematherapie Schemata Schemata sind negative Prägungen/ Traumatisierungen (durch Erfahrungen und Lernvorgänge) in der Kindheit (Grenzen wurden überschritten, Grundbedürfnisse nicht erfüllt, ungünstiges Lernen am Modell), Die (bei Ähnlichkeit einer aktuellen Beziehungs- oder Bindungssituation mit der prägenden Situation) als Modi in der Gegenwart aktiviert werden Ursprüngliche Schematherapie (Nordamerika) eher Schema-fokussiert, europäische Fortentwicklung (Niederlande, Deutschland) eher Modusorientiert

Schematherapie Schema-Domäne 1: Abgetrenntheit und Ablehnung (Nach Roediger: Praxis der Schematherapie, 2. Aufl. 2011) Schema Elterliches Verhalten Eigene Kognition 1. Emotionale Vernachlässigung 2. Verlassenheit und Instabilität (im Stich gelassen) 3. Misstrauen/Missbrau ch Vernachlässigung, Kälte/Ablehnung Instabile Zuwendung, Wechsel von Fürsorge und Alleinlassen Emotionaler, körperlicher oder sexueller Missbrauch 4. Soziale Isolation Wagenburg-Familien, soziale oder ethnische Minderheiten 5. Unzulänglichkeit/Sc ham Dem Kind vermitteln, es sei nicht liebenswert, es aktiv demütigen, herabsetzen oder benachteiligen 6. Unattraktivität Überkritische, ablehnende Familie und Peergroup ich bin wertlos, überflüssig; ich muss alles selbst machen, weil mir keiner hilft alles was ich habe, werde ich wieder verlieren Nähe ist gefährlich, tut weh Ich bin anders als die anderen, werde nicht verstanden ich bin nicht okay; bin an allem schuld, und das werden die anderen schnell merken niemand will mich als Freund, ich bin nicht interessant

Schematherapie Schema-Domäne 2: Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung (Nach Roediger: Praxis der Schematherapie, 2. Aufl. 2011) Schema Elterliches Verhalten Eigene Kognition 7. Erfolglosigkeit/Versa gen 8. Abhängigkeit und Inkompetenz Fehlende Unterstützung und Ermutigung Übervorsichtige Eltern, Überprotektion, Kinder nichts ausprobieren lassen 9. Verletzbarkeit Überbeschützende, ängstliche und kontrollierende Eltern 10. Verstrickung/unentw ickeltes Selbst Kinder systematisch von sich abhängig halten, Schuldgefühle erzeugen alle anderen können es besser, ich werde das nie schaffen die Welt ist gefährlich, unberechenbar und feindlich; Ich kann das nicht alleine Neues und Fremdes ist gefährlich Wir können ohne einander nicht sein

Schematherapie Schema-Domäne 3: Beeinträchtigung im Umgang mit Begrenzungen (Nach Roediger: Praxis der Schematherapie, 2. Aufl. 2011) Schema Elterliches Verhalten Eigene Kognition 11. Anspruchshaltung/Gra ndiosität 12. Unzureichende Selbstkontrolle/Selbstdi sziplin Fehlende Grenzsetzung oder Kompensation von emotionaler Deprivation, Minderwertigkeit oder sozialer Unerwünschtheit Schlechte Elternvorbilder, zu wenig Vermittlung von Disziplin das steht mir zu; ich bin etwas Besonderes; ich darf das, für mich gelten andere Regeln ich kann das nicht aushalten; ich muss mir das nicht zumuten

Schematherapie Schema-Domäne 4: Übertriebene Außenorientierung und Fremdbezogenheit (Nach Roediger: Praxis der Schematherapie, 2. Aufl. 2011) Schema Elterliches Verhalten Eigene Kognition 13. Unterordnung/Unter werfung Kontrollierende, strenge Eltern, die keinen Widerspruch dulden 14. Aufopferung Überfordernde, schwache Eltern; Parentifizierung der Kinder 15. Streben nach Zustimmung und Anerkennung (Beachtung suchen) Überbeschützende, ängstliche und kontrollierende Eltern die anderen wissen es besser und haben immer recht ich muss für das Wohl der anderen sorgen; die anderen brauchen meine Hilfe Neues und Fremdes ist gefährlich

Schematherapie Schema-Domäne 5: Übertriebene Wachsamkeit und Selbsthemmung (Nach Roediger: Praxis der Schematherapie, 2. Aufl. 2011) Schema Elterliches Verhalten Eigene Kognition 16. Emotionale Gehemmtheit 17. Überhöhte Standards (unerbittliche Ansprüche) 18. Negatives hervorheben (Pessimismus) Kalte, unemotionale Eltern, Bestrafung von spontanem, lebendigem Verhalten Leistungsbezogene Zuwendung ( Liebe für Leistung ) Überängstliche, katastrophisierende Eltern 19. Bestrafungsneigung Eltern vermitteln das Gefühl, dass das Kind böse ist und bestraft werden muss Wenn ich meine Gefühle zeige, werde ich bestraft nur wenn ich gute Leistungen bringe, bin ich etwas wert selbst wenn es einmal gut geht, kommt bald ein Übel der Mensch ist im Kern böse und muss durch Strafe erzogen werden

Modi Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimentierfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit Klever-Modus unterstützt Bedürfnisse Grenzen Ziele Werte Pflichten Bewusst wahrnehmen und umsetzen Gesunde Modi Gesunder Erwachsenenmodus Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist wertlos ) Leistungsfordernd (z.b. das musst du dir erst verdienen ) Emotional fordernd (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Bewältigungs-Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emotionaler Schmerzen) Vermeidend (Flucht, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Suizidalität, Dissoziation etc.) Erduldend (Unterwerfung, Erstarrung, Lähmung, Co-Abhängigkeit etc.) Überkompensierend (destruktive Aggressivität, Streit, (Selbst-)Schädigung etc.) Problematische Modi (Ebene des Verhaltens) Verlassenes, einsames, trauriges, ängstliches Kind Wütendes Kind Impulsiv-undiszipliniertes Kind Problematische Modi (Ebene des Erlebens) Entmachtet Kind-Modi (starke Emotionen und Bedürfnisse) Eltern-Modi (starke negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst)

Schematherapie Ziele Erfüllung der psychischen Grundbedürfnisse (nach K. Grawe) Schutz und Stärkung des Selbstwerts (durch Stärkung der gesunden Modi Ressourcenaktivierung zur Verbesserung der Selbstfürsorge) Verbesserung der Orientierung und Handlungskontrolle (durch Stärkung der gesunden Modi Empowerment zur Selbstanleitung) Positive Bindungen/Beziehungen (durch Aktivierung des liebevollen Elternmodus als Teil des Gesunden Erwachsenenmodus Versorgung, Trost und Beruhigung der problematischen Kindmodi, Entmachtung der Elternmodi und Substitution der Bewältigungsmodi) Spaß, Lust, Freude bzw. Vermeidung des Gegenteils (durch Stärkung der gesunden Modi, besonders des Modus des fröhlichen Kindes

Schematherapie Beziehung und Bindung zentral in der Schematherapie Ähnlich der Mentalisierungs-basierten Therapie vermutlich Hauptgrund für geringe Dropout-Raten in Studien (im Vgl. zu DBT) Begrenztes Beeltern (limited reparenting) Zeitlich und situativ begrenzt (siehe Einzelbetreuung bei Kevin ) Zur Selbstbeelterung anleitend (psychoedukativ, durch Imaginationen und Lernen am Modell) Dialektisch: schützend/unterstützend herausfordernd/ermutigend Kommunikation zwischen internen Modi wird sukzessive auf äußere Beziehungen übertragen, äußere Konflikte sukzessive mit Modi- Interaktion in Verbindung gebracht

Schemata und Modi bei ADHS Schemata bei ADHS im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden (nach Philipsen et al. 2016) Schema Domäne Effektstärke des Unterschieds Erfolglosigkeit/Versagen D2: Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung 1,81 Unzulänglichkeit/Scham D1: Abgetrenntheit und Ablehnung 1,23 Emotionale Vernachlässigung Unterordnung/Unterwerfung D1: Abgetrenntheit und Ablehnung 1,23 D4: Übertriebene Außenorientierung und Fremdbezogenheit Verlassenheit und Instabilität D1: Abgetrenntheit und Ablehnung 1,06 (im Stich gelassen) Überhöhte Standards D5: Übertriebene Wachsamkeit und Selbsthemmung 0,94 (unerbittliche Ansprüche) 1,23 Misstrauen/Missbrauch D1: Abgetrenntheit und Ablehnung 1,16 Negatives Hervorheben/Pessimismus Abhängigkeit und Inkompetenz D5: Übertriebene Wachsamkeit und Selbsthemmung 1,12 D2: Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung 1,12 Unattraktivität D1: Abgetrenntheit und Ablehnung 1,08

Schemata und Modi bei ADHS Schemata bei ADHS im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden Zusammenfassung der Ergebnisse (nach Philipsen et al. 2016) Von 19 Schemata sind 10 bei ADHS sehr stark ausgeprägt bzw. viel stärker als bei Nichtbetroffenen Die meisten Schemata bei ADHS betreffen Bindung, weniger auch Leistung und Fremdbezogenheit Elementare psychische Bedürfnisse wurden/werden nicht erfüllt, Grenzen überschritten Bindung Kontrolle, Orientierung, Handlungsfähigkeit, Selbstwirksamkeitserwartung Selbstwert Spaß, Lust, Freude und die Vermeidung des Gegenteils

Modi bei ADHS (Erfahrungen aus der Gevelsberger Gruppentherapie) Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimentierfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit unterstützt Gesunder Erwachsenenmodus Bedürfnisse Ziele Grenzen Werte Pflichten Bewusst wahrnehmen und umsetzen Gesunde Modi Entmachtet Kind-Modi (starke Emotionen und Bedürfnisse) Verlassenes, einsames, trauriges, ängstliches Kind Wütendes Kind Impulsiv-undiszipliniertes Kind Eltern-Modi (starke negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst) Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist wertlos ) Leistungsfordernd (z.b. das musst du dir erst verdienen ) Emotional fordernd (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Problematische Modi (Ebene des Erlebens) Bewältigungs-Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emotionaler Schmerzen) Vermeidend (Flucht, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Suizidalität, Dissoziation etc.) Erduldend (Unterwerfung, Erstarrung, Lähmung, Co-Abhängigkeit etc.) Überkompensierend (destruktive Aggressivität, Streit, (Selbst-)Schädigung etc.) ProblematischeModi (Ebene des Verhaltens)

Äußere und innere Konflikte in Familien mit ADHS nach dem Modus-Modell Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimentierfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit Gesunder Erwachsenenmodus Bedürfnisse Ziele Pflichten Grenzen Werte Bewusst wahrnehmen und umsetzen Gesunde Modi Kind-Modi des Kindes Elternteils (starke Emotionen und Bedürfnisse) Verlassenes, einsames, trauriges, Verlassenes, ängstliches einsames, Kind Wütendes trauriges, ängstliches Kind Kind (Impulsiv-undiszipliniertes Wütendes Kind Kind) Impulsiv-undiszipliniertes Kind Abschwächung Eltern-Modi des Elternteils Kindes (starke negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst) Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist eine unfähige Mutter ) Leistungsfordernd Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du musst (z.b. du viel bist mehr stinkfaul, für dein hast Kind ein Spatzenhirn ) tun ) Emotional Leistungsfordernd (z.b. (z.b. du sei musst nicht dir so egoistisch, Zuwendung denk durch nicht Leistung an dich, verdienen ) sondern gib dem Emotional Kind, was fordernd es braucht ) (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Problematische Modi (Ebene des Erlebens) Bewältigungs-Modi des Kindes Elternteils (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung Vermeidend (z. B. Vermeidung zwischen Kind-und von Grenzsetzung, Elternmodi empathischer und Vermeidung Konfrontation) emotionaler Schmerzen) Erduldend (z. B. zu sehr Alle Fünfe gerade sein lassen, Grenzverletzungen/Demütigungen über Vermeidend sich ergehen (z. lassen) B. Sensation seeking, Flucht/Rumstreunen, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Schule Überkompensierend schwänzen) (z. B. unangemessen strafen, Anschreien, Liebesentzug ) Erduldend (z. B. in sich reinfressen, dass die Schwester bevorzugt wird) Überkompensierend (z. B. Angeberei, Drohungen, Provokation, Streit) ProblematischeModi (Ebene des Verhaltens)

Beratungs- und Interventionsmöglichkeiten für Familien mit ADHS nach dem Modus-Konzept 1 Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimentierfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit unterstützt Gesunder Erwachsenenmodus Bedürfnisse Ziele Grenzen Werte Pflichten Bewusst wahrnehmen und umsetzen Gesunde Modi Entmachtet Eltern-Modi (starke negative Ressourcen Konkret: Kind-Modi (starke aktivieren, Selbstwert Gedanken und Überzeugungen über Emotionen und sich selbst) Selbstwirksamkeit Bedürfnisse) Richtige Rahmenbedingungen fördern: für Kind und Eltern bzw. Verlassenes, Flexibilität, Betreuungsform einsames, Improvisationstalent, für das Kind finden Spontaneität wertlos ) trauriges, ängstliches Kind Wütendes Energie, Ambulante Kind Tatkraft, psychiatrische Durchsetzungsfähigkeit, Versorgung für erst verdienen ) Sportlichkeit das Kind Impulsiv-undiszipliniertes Neugier, (evtl. auch Experimentierfreude, das Elternteil), beim Begeisterungsfähigkeit Kind fast immer auch Kind mit einer wirksamen und verträglichen Medikation Kreativität, handwerkliche Geschicklichkeit Psychoedukation/Coaching für Eltern (Rendsburger Humor, Witz Elterntraining, THOP, http://www.adhs-elterntrainer.de) Hilfsbereitschaft Bewältigungs-Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emotionaler Schmerzen) Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist Leistungsfordernd (z.b. das musst du dir Emotional fordernd (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Vermeidend (Flucht, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Suizidalität, Dissoziation etc.) Erduldend (Unterwerfung, Erstarrung, Lähmung, Co-Abhängigkeit etc.) Überkompensierend (destruktive Aggressivität, Streit, (Selbst-)Schädigung etc.) Problematische Modi (Ebene des Erlebens) ProblematischeModi (Ebene des Verhaltens)

Beratungs- und Interventionsmöglichkeiten für Familien mit ADHS nach dem Modus-Konzept 2 Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimentierfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit Begrenztes Beeltern in Gesunder Erwachsenenmodus bestimmten Situationen Bedürfnisse Ziele Grenzen Werte Beruhigen, trösten Pflichten Bewusst wahrnehmen und umsetzen Schützen, beschützen Versorgen/Versorgung organisieren Gesunde Modi Kind-Modi (starke Emotionen und Bedürfnisse) Verlassenes, einsames, trauriges, ängstliches Kind Wütendes Kind Impulsiv-undiszipliniertes Kind Eltern-Modi (starke negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst) Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist wertlos ) Leistungsfordernd (z.b. das musst du dir erst verdienen ) Emotional fordernd (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Problematische Modi (Ebene des Erlebens) Bewältigungs-Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emotionaler Schmerzen) Vermeidend (Flucht, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Suizidalität, Dissoziation etc.) Erduldend (Unterwerfung, Erstarrung, Lähmung, Co-Abhängigkeit etc.) Überkompensierend (destruktive Aggressivität, Streit, (Selbst-)Schädigung etc.) ProblematischeModi (Ebene des Verhaltens)

Beratungs- und Interventionsmöglichkeiten für Familien mit ADHS nach dem Modus-Konzept 3 Elternmodi Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimentierfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit Gesunder Entmachten Erwachsenenmodus Bedürfnisse Ziele Grenzen Werte Zurückweisen Abschwächen Pflichten Bewusst wahrnehmen und umsetzen Gesunde Modi Kind-Modi (starke Emotionen und Bedürfnisse) Verlassenes, einsames, trauriges, ängstliches Kind Wütendes Kind Impulsiv-undiszipliniertes Kind Eltern-Modi (starke negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst) Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist wertlos ) Leistungsfordernd (z.b. das musst du dir erst verdienen ) Emotional fordernd (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Problematische Modi (Ebene des Erlebens) Bewältigungs-Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emotionaler Schmerzen) Vermeidend (Flucht, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Suizidalität, Dissoziation etc.) Erduldend (Unterwerfung, Erstarrung, Lähmung, Co-Abhängigkeit etc.) Überkompensierend (destruktive Aggressivität, Streit, (Selbst-)Schädigung etc.) ProblematischeModi (Ebene des Verhaltens)

Beratungs- und Interventionsmöglichkeiten für Familien mit ADHS nach dem Modus-Konzept 4 Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimentierfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit Kind-Modi (starke Emotionen und Bedürfnisse) Verlassenes, einsames, trauriges, ängstliches Kind Wütendes Kind Impulsiv-undiszipliniertes Kind Gesunder Erwachsenenmodus Bedürfnisse Ziele Grenzen Werte Pflichten Bewusst wahrnehmen und umsetzen Empathisch konfrontieren (Bewältigungsmodi achtsam reduzieren) Eltern-Modi (starke negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst) Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist wertlos ) Leistungsfordernd (z.b. das musst du dir erst verdienen ) Emotional fordernd (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Gesunde Modi Problematische Modi (Ebene des Erlebens) Bewältigungs-Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emotionaler Schmerzen) Vermeidend (Flucht, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Suizidalität, Dissoziation etc.) Erduldend (Unterwerfung, Erstarrung, Lähmung, Co-Abhängigkeit etc.) Überkompensierend (destruktive Aggressivität, Streit, (Selbst-)Schädigung etc.) ProblematischeModi (Ebene des Verhaltens)

Das Modus-Modell als Rahmenkonzept zur Beratung Empathische Konfrontation (achtsamer Abbau von Bewältigungsmodi, nach J. Uekermann) 1. Benennen des Verhaltens (z. B. immer wenn ich... Wirst du laut ) 2. Stärkung der Beziehung (z. B. ich sage das nicht, um Sie zu kränken, sondern weil Sie mir wichtig sind ) 3. Validierung (z. B. ich denke, dass du das nicht extra machst, sondern dieses Verhalten automatisch abläuft, wie ein Programm, mit dem du dich früher geschützt hast ) 4. Eigene Gefühle ansprechen (z. B. ich merke aber auch, dass es mich ärgert, wenn Sie das machen ) 5. Konsequenzen des Verhaltens (z. B. wenn ich diesen Ärger spüre, habe ich die Tendenz, mich von dir zu entfernen, was ich aber nicht möchte, weil ich dich nicht alleine lassen sondern dir helfen möchte ) 6. Entscheidung (z. B.... Und genau deshalb ist es mir sehr wichtig, mit Ihnen an diesem Verhalten/...-Modus zu arbeiten, damit sich genau daran etwas ändern kann ist das für Sie in Ordnung? Sehen Sie, Sie machen es gerade wieder... )

Danke für Ihr Interesse!