KunstContainer Begegnung als künstlerischer Prozess
Grußwort Die Zusammenarbeit mit dem KunstContainer der HHO bietet aus unserer Sicht die große Chance, Menschen mit und ohne Behinderung in einem gemeinsamen Bildungsprozess zusammenzubringen. Konkret arbeiten hier Menschen mit Behinderung der Werkstatt Sutthausen und angehende Heilerziehungspfleger des Berufsbildungswerks Osnabrücker Land e.v. zusammen an künstlerischen, kreativen Fragestellungen. Dabei freuen wir uns besonders darüber, dass der durch die UN-Behindertenrechtskonvention angestoßene Paradigmenwechsel in der Behindertenhilfe im Rahmen dieser Kooperation so selbstverständlich von beiden Seiten gelebt wird. Das ist auch für unsere Schülerinnen und Schüler eine besondere, einprägsame und auch nachhaltige Art, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Unser gemeinsames Projekt bereichert die Ausbildung der Heilerziehungspfleger, es macht die geforderte Handlungsorientierung in der Kompetenzvermittlung möglich und beteiligt im Sinne der Partizipation die beschäftigten Mitarbeiter aus der Werkstatt als Experten in eigener Sache am Bildungsprozess. Über eine Fortsetzung dieser erfolgreichen Kooperation, die für alle Beteiligten einen großen Mehrwert hat, würden wir uns sehr freuen! Jutta Schlochtermeyer Schulleiterin Fachschule Heilerziehungspflege des BBW Osnabrücker Land e.v.
Im gemeinsamen Arbeiten an unserer Kunst haben wir eine ganz besondere Gemeinschaft erlebt.
Ich hatte große Vorbehalte gegenüber dem Projekt und Kunst im Allgemeinen sowieso. Doch die Atmosphäre im KunstContainer hat jedes Eis gebrochen.
Es war unglaublich zu erleben, auf welchem hohen Niveau im Kunst- Container über Kunst, aber auch über viele andere Themen diskutiert wird.
Es war eine sehr intensive Phase der Auseinandersetzung mit einem Selbst, aber auch mit den Anderen, vor allem den Teilnehmern des KunstContainers.
Künstler auf Augenhöhe Kunst von Menschen mit Behinderung wird immer wichtiger. Darum haben viele Einrichtungen der Behindertenhilfe oft einen eigenen Kunstraum. In der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück gibt es den KunstContainer. Dort gibt es viele verschiedene Angebote. Die Besucher können hier zum Beispiel: malen, zeichnen oder basteln. So beschäftigen sie sich mit dem Thema Kunst. Kunst ist aber auch wichtig als Therapie oder zur Behandlung bei bestimmten Krankheiten. Ein Kunstraum braucht deshalb auch einen guten Kunstlehrer. Der Lehrer soll den Besuchern im Kunstraum helfen und ihnen Neues beibringen. Außerdem muss er gut mit Menschen mit Behinderung umgehen können. Er darf zum Beispiel keine Vorurteile oder Berührungsängste haben. Einfache Sprache Der Text auf diesen beiden Seiten ist in einfacher Sprache geschrieben. Damit der Text für viele verständlich ist.
Den Beruf des Kunstlehrers kann man zum Beispiel an einer Universität oder Hochschule lernen. Die Berufe heißen dann Kunsttherapeuten, Kunstpädagogen, Designer oder Künstler. Auch Schüler des Berufsbildungswerkes Osnabrück arbeiten im KunstContainer der Heilpädagogischen Hilfe mit. Sie machen eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Die Arbeit im KunstContainer gehört zu ihrer Ausbildung. Hier können sie zwei Wochen lang viele Erfahrungen machen. Hilfe bekommen sie dabei von dem Künstler Christoph Seidel. Er arbeitet seit sieben Jahren im KunstContainer der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück und unterstützt die Schüler in der gemeinsamen künstlerischen Arbeit mit Menschen mit Behinderungen. Die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen auf gleicher Augenhöhe ist dabei das wichtigste Ziel.
Die Einzigen, die nicht wussten, was sie tun sollten, waren wir! Die Teilnehmer des KunstContainer haben es uns gezeigt.
Jeder wird in dieser Zeit angenommen, wie er ist, dort abgeholt, wo er steht, und alle begegnen sich mit großer Ernsthaftigkeit und Respekt.
Ich habe viel verstanden von Kunst, über mich selbst und von den Menschen mit Behinderung.
Ich habe eine große Begabung und kann das im KunstContainer zeigen, indem ich den Anderen helfe. Dafür bekomme ich sehr viel Anerkennung.
Begegnung als künstlerischer Prozess Spätestens seitdem ein internationales Netzwerk aus Galerie und Museen sich auf die sogenannte Outside-Art konzentriert hat, ist die Bedeutung der Kunst von Menschen mit Behinderung deutlich gestiegen. Heute halten viele Einrichtungen der Behindertenhilfe ein Kunstangebot vor, um zum Beispiel das Betreuungsangebot zu differenzieren oder die kreative Arbeit als pädagogisches Instrument zu nutzen. Dabei sind die Formen und die Begleitung dieser Kunstprojekte so unterschiedlich, wie die Träger, die in diesem Bereich arbeiten. Aus dem Anspruch diese Projekte qualifiziert zu begleiten, hat sich unter anderem die Frage nach der Qualifikation der Atelierbegleiter gestellt. So arbeiten in diesem Bereich längst nicht mehr begeisterte Laien, sondern vielmehr Kunstpädagogen, Kunsttherapeuten, Designer und Künstler. Ebenso hat sich in den vergangenen Jahren ein neuer Ausbildungsgang für Kunstassistenten etabliert und auch Kunsthochschulen haben das Thema längst für sich entdeckt. Der Herausforderung nach Vermittlung von künstlerischen Prozessen bei Menschen mit Behinderung hat sich auch das Berufsbildungswerk des Landkreises Osnabrück (bbw) gestellt.
In Kooperation mit dem KunstContainer, dem Atelier der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO), wurde ein Format entwickelt, welches Heilerziehungspflegern/-pflegerinnen in der Ausbildung die praxisnahe Erfahrung in der künstlerischen Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung näher bringt. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung des technischen Handwerkzeugs zur kunsttherapeutischen Arbeit mit Menschen mit einer Behinderung vielmehr soll allen Beteiligten eine individuelle Erfahrung, sowohl in den künstlerischen Prozessen, als auch in der gleichberechtigten Begegnung vermittelt werden. Im Kreativraum des KunstContainers arbeiten die Teilnehmer also die angehenden Heilerziehungspfleger als auch die Menschen mit Behinderung zwei Wochen lang an ihren jeweiligen individuellen künstlerischen Fragestellungen. Moderiert wird dieser komplexe Prozess durch den Künstler Christoph Peter Seidel, der den KunstContainer bereits seit sieben Jahren begleitet. Ziel dieses offen angelegten Vermittlungsformates ist die Qualifikation der Schülerinnen und Schüler des BBW im Sinne einer gleichberechtigten Begegnung mit Menschen mit Behinderung.
KunstContainer der Osnabrücker Werkstätten Osnabrücker Werkstätten Industriestr. 17 49082 Osnabrück Tel. 05 41 / 99 91-213 www.os-hho.de/angebote Berufsbildungswerk Osnabrücker Land e.v. Johann-Domann-Str. 10 49080 Osnabrück Tel. 05 41 / 50 05 72 4 www.bbw-os.de Fotos: Lev Silber