Geschäftsbericht 2010



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Transkript:

Geschäftsbericht 2010

Suva Geschäftsbericht 2010 Am Ball bleiben Die Suva denkt voraus. Sie engagiert sich aktiv dafür, zukünftige Risiken und Chancen des gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Wandels frühzeitig zu erfassen. Aus diesen Erkenntnissen leitet sie konkrete Handlungsfelder und Massnahmen für Prävention, Versicherung und Rehabilitation ab. Damit leistet sie heute einen Beitrag für die Kundenbedürfnisse von morgen.

3 Suva Geschäftsbericht 2010 Inhaltsverzeichnis 1. Vision und Strategie Das Modell Suva: Rückgrat einer effizienten Sozialversicherung 16 Erfolgreich für unsere Kunden und Partner 18 Geschäftsentwicklung in Kürze 20 Vorerst keine Revision des Unfallversicherungsgesetzes (UVG) 22 2. Aktivitäten und Angebote Suva Nah an den Bedürfnissen der Zielgruppen 25 SuvaPro Zukunftsweisende Impulse für die Arbeitssicherheit 28 SuvaLiv Auf breiter Front gegen Freizeitunfälle 34 SuvaRisk Tiefere Prämien Top Performance 38 SuvaCare Tiefere Rentenzahlen und Kampf gegen Missbrauch 40 Rehakliniken: Bauen für die Zukunft und Rekordauslastung 44 Militärversicherung: Erfolgreiche Bilanz 45 3. Unternehmen und Verantwortung Corporate Governance Compliance und Risk Management 49 Der Verwaltungsrat und seine Organe 50 Die Geschäftsleitung 54 Organigramm 56 Ökologische Nachhaltigkeit und zeitgemässes Personalwesen 58 4. Finanzberichterstattung und Kommentare Inhaltsverzeichnis Finanzbericht 61 Glossar 100 Adressen 101

Daniel Landolf, Leiter PostAuto, Dorfplatz Cevio, 4. November 2010, 11.30 Uhr

Daniel Landolf, Leiter PostAuto Dorfplatz Cevio 4. November 2010, 11.30 Uhr

Die PostAuto Schweiz AG transportiert mit mehr als 2000 Fahrzeugen jährlich über 115 Millionen Fahrgäste und legt dabei rund 100 Millionen Kilometer zurück pro Tag mehr als sechseinhalb Erdumrundungen. Auch Daniel Landolf, Leiter PostAuto und Mitglied der Konzernleitung Post, nutzt als Pendler jede Woche gern das Postauto. Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz sind für das Fahrpersonal und für die Sicherheit der Passagiere entscheidende Faktoren. Die PostAuto Schweiz AG bildet ihr Personal im eigenen Kompetenzzentrum für Aus- und Weiterbildung inklusive eigener Fahrschule aus und kontinuierlich weiter. In der Grundausbildung zum Buschauffeur sind Module wie «Gesund und sicher leben und arbeiten» ebenso fester Bestandteil wie in der späteren Weiterbildung. Kein Fahrzeug verlässt zudem das Depot ohne Fahrtenschreiber: Die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten müssen strikt eingehalten werden. Die Anzahl Unfälle mit Personenschäden sank zwischen 2008 und 2009 um rund 30 Prozent was sich erfreulich auf die Prämien niederschlug. Für 2011 strebt die PostAuto Schweiz AG das Zertifikat «Friendly Work Space» an. Gesundheitsförderung Schweiz vergibt dieses Qualitätssiegel an Unternehmen, die betriebliches Gesundheitsmanagement als festen Bestandteil ihres Managements leben und umsetzen.

Edith Henke, HR-Verantwortliche, Rhenus Alpina AG, Rheinhafen Basel, 9. Dezember 2010, 15.30 Uhr

Edith Henke, HR-Verantwortliche Rhenus Alpina AG, Rheinhafen Basel 9. Dezember 2010, 15.30 Uhr

Hafengelände Schweizerische Rheinhäfen Basel. An den kilometerlangen Quais links und rechts des Rheins trifft ununterbrochen Fracht aus ganz Europa ein: Trockengüter wie Stahl, Steine, Alu oder Buntmetalle; verderbliches Getreide und Lebensmittel; Spielsachen, Kleider, Computer und Haushaltsartikel; Gefahrengut wie Säuren und Chemikalien; zahllose Container, aber auch überdimensioniertes Schwergut wie Fahrzeuge oder ganze Schiffe. Krane, Pumpanlagen und Gabelstapler verladen die Güter unaufhörlich direkt auf Bahn und LKWs oder lagern sie auf dem riesigen Hafengelände in Hallen, Silos oder Schüttgutlagern. Eine überaus komplexe Verkehrsdrehscheibe zwischen Wasser, Schiene und Strasse, die höchste Anforderungen an die Sicherheit stellt. Damit ist Edith Henke betraut, HR- Verantwortliche der Rhenus Alpina AG. Sie überwacht das Einhalten des Sicherheitskonzepts im Hafen. Und sie sorgt dafür, dass die mehr als 250 Menschen, die täglich auf dem Hafengelände arbeiten, danach geschult werden, ebenso die vielen externen Partner auf der Verkehrsdrehscheibe. Die Sicherheitsbeauftragten der Rhenus Alpina machen regelmässig Kontrollrundgänge vor Ort, erfassen und erarbeiten Verbesserungsvorschläge und sorgen für deren Umsetzung. Ein kontinuierliches Engagement, das Früchte trägt: Die Anzahl Berufsunfälle im Hafen ging zwischen 2000 und 2009 um rund 30 Prozent zurück.

Hanspeter Jaggi, Lagerist, Familiengärten Bändlistrasse, Zürich, 29. Oktober 2010, 18.00 Uhr

Hanspeter Jaggi, Lagerist Familiengärten Bändlistrasse, Zürich 29. Oktober 2010, 18.00 Uhr

Der 24. Oktober 2004 war der Tag, der im Leben von Hanspeter Jaggi schlagartig alles veränderte: Ein Handball trifft ihn am Hals. Hanspeter Jaggi geht zu Boden, steht wieder auf, spielt ohne Schmerzen weiter. Erst daheim im Bett spürt er, dass etwas nicht stimmt. Plötzlich kann er nicht mehr sprechen, die ganze rechte Körperseite lahmt, die Muskeln ziehen sich willkürlich zusammen, totaler Kontrollverlust. Wenig später dann die Diagnose im Spital: schwerer Schlaganfall, der Lähmungen und einen totalen Sprachverlust (Aphasie) verursacht hat. Ein Kampf zurück ins Leben beginnt. Nach drei Monaten kann Hanspeter Jaggi in die Rehaklinik der Suva in Bellikon verlegt werden. Jedes noch so kleine Stück Normalität muss er in zahllosen Logopädie-, Ergo- und Physiotherapien wieder zurückerobern. Nur langsam und unvollständig kehrt die Sprache wieder zurück. Die Leute starren nicht nur auf die Lähmungen an Arm und Bein wer nicht oder unbeholfen sprechen kann, gilt als dumm oder geistig behindert. Eine Stigmatisierung, der sich Hanspeter Jaggi wie viele Aphasie-Betroffene im Alltag ausgesetzt sieht. Sein Arbeitgeber dagegen reagiert anders. Sobald es möglich ist, stellt er den IV-Rentner für zwei Halbtage pro Woche wieder ein. Auch seine Hobbys haben sich verändert. Heute geht er oft spazieren, etwa durch Schrebergärten in der Umgebung, und beobachtet den Wechsel der Jahreszeiten.

Thierry Meyer, Pistenchef, Slow Slope Thyon, 11. März 2011, 10.45 Uhr

Thierry Meyer, Pistenchef Slow Slope Thyon 11. März 2011, 10.45 Uhr

Es geht beschaulich zu auf der Piste zwischen den Schleppliften Matze und Theytaz 1 im Walliser Skigebiet Thyon-4 Vallées. Skischulen schlängeln sich wie bunte Raupen den Hang hinunter. Familien ziehen ausgelassen ihre Bögen. Unsichere Einsteiger stemmen Bogen um Bogen ins Tal. «Slow Slopes» heissen solche Langsamfahrpisten in den Skigebieten von Zermatt, Thyon und Grindelwald. Die schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu), die Seilbahnen Schweiz und die Suva wollen mit diesem Gemeinschaftsprojekt die Sicherheit und die gegenseitige Rücksichtnahme auf den Pisten der Schweiz fördern. «Hier können Kinder das Skifahren geschützt vor Pistenrasern lernen», meint Pistenchef Thierry Meyer. Wer zu schnell fährt, wird ermahnt und muss im Wiederholungsfall das Abonnement abgeben. Der Pistendienst versteht sich jedoch nicht als Polizei, sondern sieht den Sinn seiner Arbeit in der Prävention. Denn «überhöhte Geschwindigkeit ist einer der Hauptgründe für Unfälle auf der Piste», erklärt Meyer. Der Pistenchef ist vom Konzept der «Slow Slopes» überzeugt. Seiner Ansicht nach sind sie die Antwort auf ein klar vorhandenes Bedürfnis. Der 50-jährige Familienvater betreibt selbst Skisport in diversen Varianten. Im Sommer entflieht er in seiner Freizeit dem Stress der Stadt und ist oft als Bergführer unterwegs. Sein Traum: eine Trekkingtour durch die unberührte Natur der Mongolei.

Beat Leuthold, Verantwortlicher für Arbeitssicherheit, Baustelle Energiezentrale Forsthaus, Bern, 29. Oktober 2010, 14.30 Uhr

Beat Leuthold, Verantwortlicher für Arbeitssicherheit Baustelle Energiezentrale Forsthaus, Bern 29. Oktober 2010, 14.30 Uhr

Eine Baustelle wie den Neubau der Energiezentrale Forsthaus in Bern erlebt ein Polier nicht allzu oft in seinem Leben: 300 Meter lang und bis zu 70 Meter breit. 40 Meter ragen allein die Wände des Kehrichtbunkers in den Himmel. 40 Meter Sichtbeton ohne erkennbare Arbeits- und Trennfugen. Eine technische Höchstleistung, die nur mit sehr anspruchsvoller Kletterschalungstechnik zu meistern ist. Zeitweise sind bis zu neun Krane gleichzeitig im Einsatz, deren Arbeitsbereiche mehrfach übereinandergreifen. Spezielle Sprechfunkregeln und klare Handzeichen, die der Kranführer auch in 70 Meter Höhe noch erkennen kann, gehören daher zu den umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen. Beat Leuthold, der Verantwortliche für die Arbeitssicherheit auf der Baustelle, ist Anlaufstelle für alle Fragen der Sicherheit und Gesundheit. Beim täglichen Kontrollrundgang behebt er Sicherheitsmängel entweder selbst oder beauftragt damit ein Arbeitsteam. Notfalls stoppt er die Arbeiten, bis wieder alles gesichert ist. Wöchentlich begeht Leuthold die Baustelle zusammen mit dem Sicherheitskoordinator der Bauherrin Energie Wasser Bern (ewb) und dem Sicherheitsbeauftragten der federführenden Firma des Baukonsortiums, der Wirz AG. Der hartnäckige Einsatz für die Arbeitssicherheit zahlt sich aus: Seit Baubeginn im Juni 2009 kam es auf der Baustelle noch zu keinem einzigen schweren Unfall.

14 1. Vision und Strategie 2. Aktivitäten und Angebote 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare

15 Die Suva ist mehr als eine Versicherung. Sie bietet aus einer Hand gezielte Schutz- und Präventionsangebote für die Arbeits- und Freizeitsicherheit, kundengerechte Versicherungsmodelle, ein effizientes Schadenmanagement sowie die umfassende Rehabilitation von Verunfallten. Für die Suva ist die Zukunft zentral. Sie betreibt einen Früherkennungsradar für neue Chancen und Risiken in der Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin und Freizeitsicherheit. Die Suva berät und kontrolliert die Betriebe risikobezogen. Sie verordnet Schutz- und Präventionsmassnahmen und kontrolliert deren Umsetzung. Damit können die Betriebe ihren Mitarbeitenden grösstmögliche Sicherheit bieten.

16 1. Vision und Strategie Das Modell Suva: Rückgrat einer effizienten Sozialversicherung 2. Aktivitäten und Angebote 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare Das Modell Suva: Rückgrat einer effizienten Sozialversicherung Sehr geehrte Damen und Herren Solide finanziert. Die Suva kann erneut auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Sie weist für das Anlagejahr 2010 eine Performance von 5,6 Prozent aus. Der finanzielle Deckungsgrad betrug per Ende 2010 rund 121 Prozent. Damit sind alle langfristigen Verpflichtungen vollumfänglich gedeckt, und die Suva ist sehr solide finanziert. Obwohl die Prämien 2011 zum vierten Mal in Folge gesenkt werden konnten, ist dank der starken Binnenkonjunktur dennoch eine erfreuliche Entwicklung der Einnahmen zu verzeichnen. Gleichzeitig liegen die Versicherungskosten 2010 leicht unter dem Ergebnis des Vorjahres, und der Anstieg der Heilkosten und der Taggelder blieb unter den Erwartungen. 2010 ging auch die Anzahl der neu gesprochenen Invalidenrenten nochmals zurück. Die Suva führt dies neben der erfolgreichen Prävention auf die Effektivität ihrer Massnahmen zur Wiedereingliederung zurück, die bei schweren Unfällen massiv Kosten sparen und von den Kunden zudem sehr geschätzt werden. Es war für die Mitarbeitenden eine grosse Herausforderung, diese Ziele zu erreichen. UVG-Revision zurückgewiesen Leistungsverschlechterungen für die Versicherten verhindert. Wie alle Sozialwerke ist die Suva ein Produkt der Gesetzgebung. 2010 war in dieser Hinsicht ein sehr bedeutsames Jahr, traf doch das Parlament grundlegende Entscheide bei der Revision des Unfallversicherungsgesetzes. Im Herbst 2010 beschloss der Nationalrat nach zweijähriger Vorberatung mit klarem Mehr, die Übung abzubrechen und die in der parlamentarischen Phase verunglückte Vorlage an den Bundesrat zurückzuweisen. Im März 2011 bestätigte der Ständerat diesen Beschluss. Mit der Rückweisung findet eine langjährige Diskussion ein vorläufiges Ende. Für die Suva und ihre Versicherten ist das Resultat ernüchternd. So konnten zwar Leistungsverschlechterungen verhindert werden, die dauerhafte Sicherung des erfolgreichen Modells Suva ist aber nicht gewährleistet. Eine langfristige Lagebeurteilung für die bei der Suva versicherten Branchen ergab wegen der Tertiarisierung der Wirtschaft ursprünglich zwei Handlungsalternativen: Entweder wird eine Ausweitung der Pflichtversicherung bei der Suva angestrebt oder es werden klare Grundlagen für eine Stärkung der Nebentätigkeiten der Suva geschaffen. Um eine ideologische Auseinandersetzung zu vermeiden, hatte die Suva den zweiten Weg gewählt. Leider wurde diese Zurückhaltung in der parlamentarischen Vorberatung des Nationalrats nicht gewürdigt. Obwohl das Modell Suva das effizienteste Sozialversicherungssystem ist, wurde aus ideologischen Gründen versucht, dieses System zu schwächen. Das effizienteste und erfolgreichste Sozialversicherungsmodell Die Suva ist die einzige Sozialversicherung, die bei gleichbleibenden und guten Leistungen Prämien senken kann. Die einzigartige Verbindung von Prävention, Schadenabwicklung und Rehabilitation ist vorteilhaft. Das Risiko von Berufsunfällen konnte deutlich gesenkt, die Kostensteigerung bei der Fallbehandlung vermindert und die Prämien konnten in den letzten Jahren reduziert werden. Und bei keiner Unfallversicherung erhalten die Versicherten so viel Leistung pro eingezahlten Franken wie diejenigen, die obligatorisch bei der Suva versichert sind. Hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass die Suva ein nicht gewinnorientiertes Unternehmen ist und Überschüsse in Form von tieferen

17 Prämien an die Versicherten zurückgibt. Die in regelmässig durchgeführten Umfragen erzielten hohen Werte bei der Kundenzufriedenheit beweisen die Akzeptanz dieses Systems eindrücklich. Seltene Allianz der Sozialpartner. Nun wird in der politischen Diskussion die Entwicklung der Gesundheitskosten zwar seit Jahren lautstark beklagt, gleichzeitig versuchen Teile der Politik aber, die Effizienz des erfolgreichsten Sozialversicherungsmodells zu schwächen. So hätte die Revision zur Folge gehabt, dass die finanziellen Risiken für Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei gleichzeitig schlechteren Leistungen gestiegen wären. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit wäre auf die Probe gestellt und die Wiedereingliederung erschwert worden. Die Umteilungen der Branchen zuungunsten der Suva hätten die Solidarität vermindert und die verbleibenden Betriebe mit hohen Berufsunfall- und Berufskrankheitsrisiken stärker belastet. Dies hat die Sozialpartner auf den Plan gerufen. In einer seltenen Allianz forderten Arbeitgeber- und Gewerbeverband, Gewerkschaftsbund und Travailsuisse die Rückweisung der im Parlament verunstalteten Vorlage an den Bundesrat. Von den Sozialpartnern geführt Worauf gründet diese Allianz? Die Suva gehört seit mehr als 90 Jahren ihren Versicherten und wird von den Sozialpartnern als Repräsentanten der bei der Suva versicherten Betriebe und Arbeitnehmer geführt. Das öffentlich-rechtliche Unternehmen erhält keine staatlichen Subventionen, sondern wird über die Versicherungsprämien von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und Erträgen aus dem Anlagekapital finanziert. Konsequenterweise wird auch die Führung der Suva durch die Prämienzahler wahrgenommen. Im Verwaltungsrat sind die Arbeitgeber und Arbeitnehmer paritätisch vertreten und beide haben sich für ihre gut funktionierende Unfallversicherung eingesetzt. Neue Chance für eine Stärkung des effizienten Modells Suva. Die UVG-Revision ist im ersten Anlauf gescheitert, weil ein erfolgreiches Modell ohne Not geschwächt worden wäre. Der Neuanlauf bietet die Chance, dieses Modell zu fördern und zu stärken. Dies wird nur gelingen, wenn die Sozialpartner bei der neuen Revision eng mit einbezogen werden und verhindert wird, dass man offensichtliche Systemfehler aus anderen Versicherungen übernimmt. Die ständig steigenden Prämien in der Krankenversicherung und die akuten Probleme bei anderen Sozialversicherungen, die Beitragserhöhungen und Leistungskürzungen erfordern, verlangen nach einer unvoreingenommenen Debatte über effiziente Systeme im Sozialversicherungsbereich. Angesichts der Entwicklung der Sozialversicherungskosten muss nicht zuletzt die Frage gestellt werden, ob in der Unfallversicherung nicht primär der Effizienzvergleich für die Definition der Zuständigkeitsbereiche ausschlaggebend sein sollte. Franz Steinegger Verwaltungsratspräsident

18 1. Vision und Strategie Erfolgreich für unsere Kunden und Partner 2. Aktivitäten und Angebote 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare Erfolgreich für unsere Kunden und Partner Sehr geehrte Damen und Herren Die Suva kann für das Geschäftsjahr 2010 in allen Versicherungszweigen ein Plus ausweisen und schliesst mit einem ausgezeichnetes Gesamtergebnis von 244,4 Millionen Franken (Vorjahr: 188,2 Millionen Franken) ab. Wichtigste Faktoren dieser soliden finanziellen Lage sind ein effektives Schadenmanagement mit Schwergewicht auf Rehabilitation und Wiedereingliederung, nachhaltige Schritte zur Dämpfung der Unfallkosten, kontinuierliche Präventionsaktivitäten im Bereich der Berufs- und Nichtberufsunfälle sowie eine erfolgreiche aktive Vermögensverwaltung. Eine starke Performance. Mit ihrem breit diversifizierten Anlageportfolio erzielte die Suva 2010 eine Performance von stolzen 5,6 Prozent. Das Anlagevermögen der Suva von rund 40 Milliarden Franken dient der Sicherung der Renten, die monatlich im Umfang von 140 Millionen Franken an rund 100 000 Empfängerinnen und Empfänger von Invaliden- und Hinterlassenenrenten überwiesen werden. Prämiensenkungen stützen den Werkplatz Schweiz Dieses Ergebnis ist umso erfreulicher, als es auf der Basis tieferer Prämiensätze erzielt werden konnte. Per 1. Januar 2011 kamen die Kunden der Suva zum vierten Mal in Folge in den Genuss einer Prämienreduktion. Im Durchschnitt sanken die Prämien in der Berufsunfallversicherung um 3 Prozent; in der Nichtberufsunfallversicherung konnten die Prämien gehalten werden. In den letzten vier Jahren konnten die Prämien vier Mal in Folge gesenkt werden, was zu tieferen Lohnnebenkosten führt und damit den Werkplatz Schweiz stützt. Während die Anzahl der Nichtberufsunfälle mit 254 603 im Berichtsjahr stabil blieb, stieg die Zahl der Berufsunfälle um 3,7 Prozent auf 181 868. Dies ist auf die verbesserte Wirtschaftslage mit mehr Beschäftigten zurückzuführen. Wiedereingliederung dämpft die Kosten Erfolgreiche Wiedereingliederungsstrategie. Sowohl die Kosten für neue Invaliditätsfälle als auch die Anzahl der neu gesprochenen Renten waren 2010 rückläufig. Mit 1978 neu gesprochenen Invalidenrenten ( 3,5 Prozent) wurde ein Tiefststand seit der Einführung der obligatorischen Unfallversicherung 1984 erreicht. Der durchschnittliche Invaliditätsgrad konnte von 35 auf 28 Prozent ebenfalls gesenkt werden. Damit bestätigt sich die erfolgreiche Wiedereingliederungsstrategie der Suva, die das Schwergewicht auf Verunfallte mit einem komplizierten Heilungsverlauf legt. In Zusammenarbeit mit den Verunfallten, den Ärzten, Arbeitgebern und Schadenspezialisten, insbesondere den rund 130 Case Managern der Suva, gelang es erneut, zahlreiche schwer verunfallte Arbeitnehmende wieder in den Berufsalltag zu integrieren. Effektive Kontrollen Erfolgreiche Massnahmen zur Wiedereingliederung sind ein zentrales Element, um die Unfallkosten zu dämpfen. Ebenso grossen Wert legt die Suva auf die Kontrolle der Leistungen, die Ärzte, Spitäler und weitere Leistungserbringer in Rechnung stellen. Obwohl die grosse Mehrheit der gestellten Rechnungen zu keinerlei Beschwerden Anlass geben, können doch jährlich rund 100 Millionen

19 Franken eingespart werden: Einsparungen, die den Versicherten in Form tieferer Prämien zurückgegeben werden können. Konsequente Kontrollen senken die Kosten. Einsparungen lassen sich auch durch konsequentes Vorgehen gegen Versicherungsmissbrauch erzielen. Die Suva prüft jährlich mehrere hundert Fälle und leitet bei Bedarf die nötigen Schritte ein. Wird ein Missbrauch aufgedeckt und ein Rentenfall verhindert, spart die Suva durchschnittlich 300 000 bis 500 000 Franken. Bis Ende 2010 wurden insgesamt 234 Fälle rechtskräftig abgeschlossen. Für ihre eigenen Aktivitäten verfügt die Suva über ein effizientes und gut funktionierendes internes Kontrollsystem (IKS), das laufend weiterentwickelt wird. Die Suva beschränkt sich dabei nicht auf rein finanzielle Berichte, sondern prüft zusätzlich die Effektivität und die Effizienz ihrer Tätigkeiten sowie die Gesetzes- und Normenkonformität. Gute Dienste leistet das IKS für das unternehmensweite Risikomanagement der Suva. Die Geschäftsleitung orientiert den Verwaltungsausschuss halbjährlich über die aktuelle Risikosituation. Neue Chance für die UVG-Revision Nach dem Nationalrat wies Anfang März 2011 auch der Ständerat die Revision des Unfallversicherungsgesetzes (UVG) an den Bundesrat zurück mit dem Auftrag, eine neue, schlanke Revision auszuarbeiten. Dank der Sozialpartner, die gemeinsam gegen die Vorlage kämpften, besteht nun die Chance, eine Vorlage im Interesse der Versicherten und des Werkplatzes Schweiz auszuarbeiten. Kundenrückmeldungen für kontinuierliche Verbesserung Die Suva investierte 2010 weiterhin in die Optimierung ihrer Abläufe. Dass sich der Excellence- Ansatz der Suva auszahlt, zeigte die im Herbst 2010 durchgeführte Befragung zur Kundenzufriedenheit mit einer gegenüber 2007 nochmals um drei Punkte verbesserten Gesamtzufriedenheit von 82 Punkten. Die Umfrage dient einerseits als Standortbestimmung; viel mehr noch ist sie aber eine Grundlage für die Definition von Handlungsfeldern, in denen konkrete Schritte zur Verbesserung umgesetzt werden sollen. So fliessen die Ergebnisse konsequent in die strategische und operative Planung ein. In diesem Sinne ermuntern wir unsere Kunden und Partner, uns weiterhin Rückmeldungen zu geben, wo und wie wir uns verbessern können, damit wir unser Versprechen, mehr als eine Versicherung zu sein, auch in Zukunft einlösen können. Wir schätzen die gute und offene Zusammenarbeit mit unseren Ansprechpartnern sehr und danken unseren Mitarbeitenden, die der Suva mit viel Knowhow und überdurchschnittlichem Einsatz ein Gesicht geben. Ulrich Fricker Vorsitzender der Geschäftsleitung

20 1. Vision und Strategie Geschäftsentwicklung in Kürze 2. Aktivitäten und Angebote 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare Geschäftsentwicklung in Kürze Weiterhin sinkende Prämienbelastung der versicherten Unternehmen Die Prämiensätze konnten 2010 erneut für einen Grossteil der versicherten Unternehmen gesenkt werden. Dennoch nahmen die Prämieneinnahmen über alle Versicherungszweige um 2 Prozent zu. Der Anstieg der Arbeitslosenquote kommt in den um 13,4 Prozent gestiegenen Prämieneinnahmen aus diesem Versicherungszweig zum Ausdruck. Im finanziellen Ergebnis von 139 Millionen Franken ist erstmals der Aufwand aus der technischen Verzinsung eingerechnet. Wegen der im Vergleich zum Vorjahr tieferen aber im Quervergleich immer noch sehr guten Performance der Kapitalanlagen ist der Ergebnisbeitrag dieser Teilrechnung gegenüber dem Vorjahr um 48,5 Prozent gesunken. Historischer Tiefststand der gesprochenen Neurenten Das vierte Jahr in Folge konnte die Anzahl der neu gesprochenen Invalidenrenten gesenkt werden und erreichte mit 1978 Neurenten einen historischen Tiefststand. Primär wegen dieser erfreulichen Entwicklung reduzierte sich der Schadenaufwand über alle Versicherungszweige um 2,2 Prozent. Das im Vergleich der letzten zwanzig Jahre als sehr gut zu bezeichnende Ergebnis von 244 Millionen Franken ist denn auch zu einem grossen Teil auf die Risikorechnung zurückzuführen. Abnehmende Rentendeckungskapitalien Wegen der rückläufigen Invaliditätskosten für Neurenten konnten die Rentendeckungskapitalien insgesamt um 0,04 Prozent reduziert werden unter Beibehaltung der hundertprozentigen Deckung aller laufenden und zu erwartenden Renten. Die Rückstellung für Kurzfristleistungen (Pflegeleistungen, Kostenvergütungen und Taggelder) musste dagegen um 13,9 Prozent auf 7,1 Milliarden Franken erhöht werden. Mehr Unfälle Im Vergleich zum Vorjahr ist die absolute Anzahl der Unfälle wieder leicht gestiegen, um 2,2 Prozent auf 458 894. Anders als in den beiden Vorjahren war die Zunahme 2010 in der Berufsunfallversicherung (3,9 Prozent) markant höher als bei den Nichtberufsunfällen (0,2 Prozent). Mit 18 266 hat die Anahl der Unfälle von Arbeitslosen praktisch wieder das Niveau der Jahre nach der letzten Rezession 2003 bis 2005 erreicht.

21 2010 2009 Veränderung Ausgewählte Daten aus der Gesamtbetriebsrechnung Mio. CHF Mio. CHF in % Prämieneinnahmen total 4 313 4 230 + 1,96 davon Berufsunfallversicherung 1 790 1 740 + 2,87 Nichtberufsunfallversicherung 2 254 2 247 + 0,31 Freiwillige Unternehmerversicherung 23 23 0,00 Versicherung für Arbeitslose 229 202 + 13,37 Militärversicherung 17 18 5,56 Rückerstattung Militärversicherung, EKAS 297 296 + 0,34 Schadenaufwand total 4 566 4 670 2,23 davon Berufsunfallversicherung 1 792 1 825 1,81 Nichtberufsunfallversicherung 2 371 2 437 2,71 Freiwillige Unternehmerversicherung 25 21 + 19,05 Versicherung für Arbeitslose 179 187 4,28 Militärversicherung 199 200 0,50 Betriebskosten Versicherungsbetrieb 405 403 + 0,50 Betriebskosten Arbeits- und Freizeitsicherheit 118 117 + 0,85 Ordentliche Zuweisung an allgemeine Reserve 43 42 + 2,38 Finanzielles Ergebnis 139 270 48,52 Jahresergebnis 244 188 + 29,79 Cashflow 2 921 2 553 + 14,41 Daten aus der Gesamtbetriebsbilanz Anlagevermögen 32 582 31 508 + 3,41 Rentendeckungskapitalien 22 425 22 434 0,04 davon Berufsunfallversicherung 10 257 10 155 + 1,00 Nichtberufsunfallversicherung 11 279 11 448 1,48 Freiwillige Unternehmerversicherung 212 198 + 7,07 Versicherung für Arbeitslose 677 633 + 6,95 Rückstellung für Kurzfristleistungen 7 101 6 236 + 13,87 Bilanzsumme 32 991 32 787 + 0,62 Versicherten- und Personaldaten Anzahl versicherte Unternehmen 115 722 115 318 + 0,35 Anzahl Versicherte 1) 1 963 000 1 959 000 + 0,20 Total der gemeldeten Unfälle und Berufskrankheiten 458 894 448 820 + 2,24 davon Berufsunfälle 181 868 175 365 + 3,71 Berufskrankheiten 2 919 2 517 + 15,97 Nichtberufsunfälle 254 603 254 176 + 0,17 Freiwillige Unternehmerversicherung 1 238 1 289 3,96 Versicherung für Arbeitslose 18 266 15 473 + 18,05 Durchschnittlicher Personalbestand 3 071 3 013 + 1,92 davon in den Kliniken 576 563 + 2,31 1) Schätzung (exkl. Arbeitslose und freiwillige Unternehmerversicherung)

22 1. Vision und Strategie Vorerst keine Revision des Unfallversicherungsgesetzes (UVG) 2. Aktivitäten und Angebote 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare Vorerst keine Revision des Unfallversicherungsgesetzes (UVG) Das Jahr 2010 war sozialpolitisch hart umkämpft: Ein knappes Nein zur 11. AHV-Revision im Parlament, eine kontrovers geführte Kampagne zur Revision der Arbeitslosenversicherung, abgeschmetterte Massnahmen zur Kostensenkung im Krankenversicherungsbereich sowie eine umstrittene 6. Revision der Invalidenversicherung beschäftigten die Eidgenössischen Räte und die Stimmberechtigten. Etwas weniger im Rampenlicht standen die parlamentarischen Debatten zur Revision des Unfallversicherungsgesetzes (UVG). Kommission schlug massive Verschlechterungen vor Es drohte ein massiver Leistungsabbau. Begonnen hatte das Jahr mit einem Paukenschlag: Die nationalrätliche Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit schloss Ende Januar 2010 die Detailberatung zur UVG-Revision unerwartet rasch ab und nahm zahlreiche Einschnitte bei den Leistungen vor. Nachdem sie im Herbst 2009 bereits den höchstversicherten Verdienst gesenkt hatte, wurden Anfang 2010 der Mindestinvaliditätsgrad erhöht und einzelne Branchen aus dem Tätigkeitsbereich der Suva herausgenommen. Was nach minimen Korrekturen des Leistungsniveaus aussah, hätte die Unfallversicherung für Arbeitgeber und -nehmer massiv verschlechtert und verkompliziert. So hätte ein tieferer Höchstverdienst eine Prämienerhöhung von rund zwei Prozent zur Folge gehabt. Mit der beantragten Verdoppelung des Mindestinvaliditätsgrads wäre die Sozialpartnerschaft wegen zunehmender Rechtsstreitigkeiten um Fragen der Unfallverantwortlichkeit auf die Probe gestellt und die Wiedereingliederung ins Erwerbsleben wäre stark erschwert worden. Wegen der Tragweite der Entscheide liess sich die Kommission im Juni von Versicherungsexperten die Auswirkungen aufzeigen. Dennoch wurde die gesamte Vorlage unverändert dem Nationalrat zur Beratung in der Herbstsession 2010 überwiesen. Allianz der Sozialpartner drohte mit Referendum Dass die vorgeschlagene Änderung des UVG weder im Interesse des Werkplatzes Schweiz noch in demjenigen der Arbeitnehmer war, machte ein besonderes Ereignis Ende August deutlich. Eine seltene Allianz aus Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern trat vor die Medien und machte sich für eine Rückweisung der gesamten Vorlage an den Bundesrat stark. Eine derartige Verschlechterung der gut funktionierenden und bestens finanzierten Unfallversicherung sei schlicht nicht akzeptabel und unnötig, hiess es unisono. Die Vorlage sei überladen, gewerbefeindlich und verschlechtere die Solidarität unter den Versicherten. Werde die Vorlage nicht komplett überarbeitet, ergreife man das Referendum. Mit den gleichen Vorbehalten gelangte die Plattform der bei der Suva versicherten Branchenverbände an den Nationalrat. Sie vertritt über 60 000 Betriebe mit mehr als einer Million Versicherten.

23 Neuer Auftrag an den Bundesrat Hoffnung auf eine schlankere Revision. In der Folge wies der Nationalrat die UVG-Revision in der Herbstsession 2010 mit einem deutlichen Mehr von 108 zu 63 Stimmen an den Bundesrat zurück. Es wurde argumentiert, die Revision laufe den Interessen des Werkplatzes und der Versicherten zuwider, weil sie das heutige Leistungsniveau der Unfallversicherung verschlechtere und gleichzeitig verteuere. Ausserdem führe sie zu mehr Bürokratie. In der Frühjahrssession 2011 bestätigte der Ständerat diesen Entscheid diskussionslos. Der Bundesrat wurde mit der Rückweisung beauftragt, eine schlankere Revision des UVG auszuarbeiten, die insbesondere die Problematik der Überversicherung im Alter löst. Der zuständige Bundesrat Didier Burkhalter hat eine neue Revisionsvorlage in der ersten Hälfte der Legislaturperiode 2011 bis 2015 in Aussicht gestellt. Zur Chronologie der Ereignisse und zu weiteren Hintergrundinformationen siehe www.uvg-revision.ch.

24 1. Vision und Strategie 2. Aktivitäten und Angebote Suva 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare Die Suva ist eine wichtige Trägerin der obligatorischen Unfallversicherung. In der Schweiz versichert sie über 115 000 Unternehmen bzw. rund 2 Millionen Berufstätige gegen die Folgen von Berufs- und Freizeitunfällen sowie gegen Berufskrankheiten. Die Suva hat in den von ihr betreuten Branchen die Aufsicht darüber, dass die Vorschriften zur Arbeitssicherheit eingehalten werden. Es ist ihr wichtigstes Ziel, die Häufigkeit und die Schwere der Unfälle und der Berufskrankheiten zu senken. Die Suva bietet rasche und zuverlässige Hilfe nach einem Unfall und Unterstützung bei der Wiedereingliederung. Sie trägt zudem durch eine konsequente Kostenkontrolle zur Dämpfung der Unfallkosten bei.

25 Nah an den Bedürfnissen der Zielgruppen In ihrer Präventionsarbeit setzte die Suva im Berichtsjahr einmal mehr auf einen Mix aus bewährten, unkonventionellen und überraschenden Kampagnenelementen. Intern richtete sie ihre Abläufe weiterhin konsequent auf die Kunden aus. Fach- und Publikumskampagnen betreten Neuland Stolpern verursacht jährlich fast eine Milliarde Franken Unfallkosten. Online gegen Stolperfallen Die im März 2010 lancierte Kampagne «stolpern.ch» nimmt auf fünf Jahre konzipiert den Kampf gegen die häufigste Unfallursache in der Schweiz auf: das oft bagatellisierte Stolpern und Stürzen. Der Sensibilisierungsfilm «Unten» lenkt die Aufmerksamkeit ebenso wie ein TV-Spot, Inserate und Plakate auf einschlägige Stolperfallen am Arbeitsplatz und in der Freizeit. Diese verursachen jährlich annähernd eine Milliarde Franken Unfallkosten. Der Film erhielt den Schweizer Auftrags- und Werbefilmpreis Edi 2009 in Gold. Die interaktive Website www.stolpern.ch sowie das Online-Spiel «Buddy Guard» auf Facebook beziehen neue Formen der Kommunikation über Social-Media-Kanäle in den Kampagnenmix ein und damit auch die entsprechenden Zielgruppen. Interaktiv gegen Asbest Eine breit angelegte, mehrjährige Sensibilisierungskampagne will Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor tödlicher Gefahr schützen. Diese lauert auch zwanzig Jahre nach dem Asbestverbot von 1990 bei Umbau-, Abbruch- oder Renovierungsarbeiten in asbesthaltigen Werkstoffen, die vor dieser Zeit verarbeitet wurden. Auf Messen und bei Schulungen kommt seit Oktober 2010 eine neue Version des begehbaren Modellhauses zum Einsatz, das nun via Touchscreens die betroffenen Berufsgruppen über aktuelle Asbestgefahren und den richtigen Umgang damit aufklärt. Schonungslos offen gegen tödliche Gefahren am Arbeitsplatz Die Risiken am Arbeitsplatz werden immer wieder massiv unterschätzt. Im Rahmen ihrer Präventionsstrategie «Vision 250 Leben» nimmt sich die Suva aktiv der besonders gefährlichen Risikoschwerpunkte an, so zum Beispiel mit der Fachkampagne «Sichere Arbeitsgerüste». Der emotional sehr direkte Film «Der Moment der Wahrheit» thematisiert die Verantwortung jedes Einzelnen auf einer Baustelle für den tödlichen Sturz vom Gerüst eines Kollegen und Familienvaters. Der Film wurde im November 2010 in Zürich mit dem Edi 2010 in Gold ausgezeichnet. iphone-app kontrolliert die eigene Geschwindigkeit auf der Piste. Humorvoll und innovativ beim Wintersport Die Schneesportkampagne «Check the risk» sensibilisiert mit einem unkonventionellen TV-Spot, mit Inseraten und Plakaten sowie Schneesportevents direkt in den Wintersportgebieten für mehr Vorsicht und Eigenverantwortung auf und neben der Piste. Mit iphone-applikationen zur eigenen Geschwindigkeitskontrolle sowie für die Lawinenunfallprävention setzt die Suva auch hier auf neue Kommunikationsformen. Engagement in Prävention und Arbeitssicherheit hilft Prämien sparen «Wer weniger Unfälle melden muss, zahlt weniger Prämien.» Diese Kernbotschaft stand auch 2010 im Zentrum der Kampagne «jubeln.ch». Sie rief Arbeitgebern und Arbeitnehmern der versicherten Betriebe der Suva einmal mehr ins Gedächtnis, dass sich konsequentes Engagement in der Prävention und Arbeitssicherheit lohnt: Jedes Unternehmen kann so dazu beitragen, die Prämien in der

26 1. Vision und Strategie 2. Aktivitäten und Angebote Suva 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare eigenen Branche niedrig zu halten. Die Kampagne stellte dieses Mal den Beitrag der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Mittelpunkt, denen Arbeitgeber überschwänglich danken. Neuer Internetauftritt Im November 2010 lancierte die Suva ihren neuen Internetauftritt. Die Rückmeldungen waren erfreulich. Der Auftritt überzeugt nicht nur durch ein zeitgemässes, die Facetten der Online-Kommunikation nutzendes Design. Die Einstiegsseite ist vor allem konsequent auf die Bedürfnisse der Nutzer ausgerichtet, so dass diese mit möglichst wenigen Klicks zu den gesuchten Informationen gelangen. Weiterhin im Fokus: die optimale Betreuung des Kunden Das Programm «Pharos» umfasst mehrere Projekte mit dem Ziel, die IT-Landschaft der Suva weniger komplex und somit effizienter zu gestalten. Damit gewährleistet es mittelfristig die strategische Flexibilität der Suva. Im Zentrum stehen vor allem die Kernanwendungen der Suva, wie zum Beispiel die Applikation zur Unfallabwicklung oder die Anwendungen zur Verwaltung der Bestände von versicherten Betrieben. Schlankere IT-Landschaft verbessert organisatorische Abläufe und nutzt Synergien konsequent. Neues CRM stellt optimale Rundumbetreuung der Kunden sicher. Durch eine zweckmässige Integration aller Systeme werden die Geschäftsprozesse der Suva optimal unterstützt, organisatorische Abläufe verbessert und Synergien zwischen den verschiedenen Geschäftsbereichen konsequent genutzt. Im Berichtsjahr wurde die Vorstudie des Vorhabens abgeschlossen, so dass der externe Partner ausgewählt werden konnte. Die verschiedenen Projekte zur Umsetzung wurden aufgegleist, so dass im Januar 2011 mit der Realisierung begonnen werden konnte. Auch das Programm für das Management der Kundenbeziehungen, «Customer-Relationship-Management» (CRM), nahm im Berichtsjahr wichtige Hürden. Die darin koordinierten Kundenbetreuungsprojekte haben zum Ziel, die individuellen Bedürfnisse der Kunden systematisch zu erfassen. Dadurch können auf sie zugeschnittene Massnahmen ergriffen und eine optimale Rundumbetreuung der Kunden kann sichergestellt werden. 2010 wurden das Organisations- und das Detailkonzept für den Suva-weiten Betrieb verabschiedet. Über eine Datenbank können ab Ende 2011 sämtliche Geschäftspartner der Suva zentral verwaltet werden. Diese Datenbank erlaubt den Berechtigten jederzeit einen kompletten Überblick über sämtliche Informationen, Aktivitäten und Kontakte zum und mit dem Kunden. Gesamtzufriedenheit der Kunden gestiegen 2010 liess die Suva erneut eine repräsentative Umfrage zur Kundenzufriedenheit durchführen. Im Vergleich zu 2007 konnte die Gesamtzufriedenheit in allen Kundensegmenten von 79 auf sehr gute 82 Indexpunkte gesteigert werden. Ob Zuverlässigkeit, Schadenabwicklung, Fachkompetenz oder Wertschätzung alle Kundenthemen, aus denen die Gesamtzufriedenheit mit der Suva resultiert, erhielten gute oder sehr gute Bewertungen. Die meisten Bewertungen verbesserten sich gegenüber 2007 signifikant.

27 Die Ergebnisse zeigen vor allem aber auch: Die Suva hat erfolgreich an ihrem Verbesserungspotenzial gearbeitet. In allen Bereichen, die 2007 als Handlungsfelder identifiziert worden waren, konnte die Suva sichtbar zulegen. Das heisst, die ergriffenen Massnahmen zeigten Wirkung: Zum Beispiel stieg die Gesamtzufriedenheit mit dem Beschwerdemanagement der Suva von 30 auf 44, die Zufriedenheit mit den Prämien von 68 auf 72. Nun gilt es, diesen Weg konsequent weiterzugehen sowie das Potenzial für weitere Verbesserungen zu identifizieren. Personelles: neue Führung in Sion, Bellikon und Basel Prof. Dr. med. Sönke Johannes (44) trat am 1. Januar 2011 die Nachfolge von Dr. med. Hans Peter Gmünder als Chefarzt und medizinischer Direktor der Rehaklinik Bellikon an. Hans Peter Gmünder nahm nach gut zehnjähriger Tätigkeit in Bellikon die Berufung zum Direktor des Schweizer Paraplegiker-Zentrums Nottwil an. Sönke Johannes arbeitet seit 2003 in Bellikon und ist seit 2006 Leiter der Neurologischen Rehabilitation sowie stellvertretender medizinischer Direktor der Rehaklinik. Zuvor war er in verschiedenen Funktionen an der medizinischen Hochschule und am Gesundheitszentrum Hannover tätig. Er hat an der Medizinischen Hochschule Hannover habilitiert und erwarb an der Londoner Business School einen Master of Business Administration (MBA). Dr. med. Gilles Rivier (51) übernahm am 1. Oktober 2010 in der Rehaklinik Sion die Funktion als medizinischer Direktor. Er ist Nachfolger von Charles Gobelet, der nach vierzehnjähriger Aufbauarbeit in der Rehaklinik Sion in den Ruhestand getreten ist. Gilles Rivier war Klinikchef für Rheumatologie an der Universitätsklinik Lausanne, bevor er sich in London in Rheumatologie und in New York auf dem Gebiet der Rückenprobleme weiterbildete. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete er als Chefarzt der Abteilung für physikalische Medizin und Rehabilitation im Spital Gravelone in Sitten. 1999 übernahm er in der Rehaklinik Sion die Stelle als Chefarzt der heutigen Abteilung für die Rehabilitation des Bewegungsapparats. Willy Bregy (50) trat im März 2010 als Agenturleiter der Suva Sion die Nachfolge von Antoine Zermatten an, der seine Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen hatte abgeben müssen. Willy Bregy hat seinen gesamten bisherigen beruflichen Werdegang bei der Suva durchlaufen. 1990 übernahm er in Sion die Teamleitung für das Oberwallis, acht Jahre später die Leitung für Logistik und Dienste sowie die Funktion des stellvertretenden Agenturleiters. Christophe Schwyzer (43) trat im Februar 2011 als neuer Agenturleiter der Suva Basel die Nachfolge von René Vökt an. Dieser ist nach 31-jähriger Leitung in den Ruhestand getreten. Der promovierte Volkswirtschaftler Schwyzer verfügt über langjährige Erfahrung in der Versicherungsbranche. Nach Stationen bei der Bâloise Holding und der National Versicherung war er seit 2008 bei der Europäischen Reiseversicherung für den Auf- und Ausbau des Firmenkundengeschäfts zuständig.

28 1. Vision und Strategie 2. Aktivitäten und Angebote SuvaPro 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare Zukunftsweisende Impulse für die Arbeitssicherheit Die Zahl der Berufsunfälle ist in der Schweiz in den letzten Jahren insgesamt gesunken. Kam es 1996 unter 1000 Vollbeschäftigten noch zu 112 Berufsunfällen, sank die Zahl bis 2009 auf 88. Dennoch verunfallen in der Schweiz jedes Jahr noch immer rund 250 000 Menschen bei der Arbeit. In den Hochrisikobranchen wie dem Bauhauptgewerbe oder im Forst ist die Unfallhäufigkeit besonders hoch: In der Schweiz erleidet jährlich jeder fünfte Bauarbeiter, jeder vierte Gerüstbauer, jeder dritte Forstarbeiter und sogar jeder zweite Forstlernende einen Berufsunfall. Besonders tragisch: Jedes Jahr verlieren in der Schweiz rund 100 Menschen durch Unfälle am Arbeitsplatz ihr Leben. Ebenso viele Unfälle enden mit schwerer Invalidität. Mit risikoorientierter Präventionsstrategie 250 Leben retten Die Suva antwortet auf diese hohe Anzahl schwerer und tödlicher Berufsunfälle mit einer zukunftsweisenden Präventionsstrategie, die der Arbeitssicherheit in den nächsten Jahren neue, entscheidende Impulse verleihen soll: Mit der «Vision 250 Leben» will die Suva in den nächsten zehn Jahren 250 tödliche Berufsunfälle und ebenso viele schwere Invaliditätsfälle verhindern. Das entspricht einer Halbierung des heutigen Unfallrisikos. Die Präventionsstrategie «Vision 250 Leben» will vor allem eins: Leben bewahren. Das langfristig und umfassend ausgelegte Präventionsprogramm wurde 2010 grundlegend neu organisiert und an einer Medienkonferenz im September 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit der «Vision 250 Leben» vereint die Suva künftig sämtliche Präventionsschwerpunkte und Fachkampagnen der Arbeitssicherheit unter einem gemeinsamen Kommunikationsdach, das unter dem Motto «Leben bewahren» steht. Das Programm konzentriert die Prävention noch gezielter als bisher auf die eigentlichen Unfall- und Risikoschwerpunkte, also die Arbeitsplätze mit den höchsten Risiken. Sie wirkt dadurch überall dort, wo sich die Unfälle mit den schwersten persönlichen Folgen ereignen und meist auch mit den höchsten Kosten. Allein rund die Hälfte aller Schwerstunfälle gehen auf das Konto der Risikoschwerpunkte Absturz, Krane, Instandhaltung, Gerüste, Leitern und Forst. Null-Toleranz: Keine Arbeit ist es wert, dafür sein Leben zu verlieren. Praxisnahe Kommunikation und glaubwürdige Kontrollen Das Programm «Vision 250 Leben» verfolgt in der Umsetzung die drei Handlungsschwerpunkte Sensibilisierung und Kommunikation, Unterstützung und Schulung sowie Kontrolle. Im Zentrum jeglicher Kampagnentätigkeit sensibilisieren künftig einfache, praxisnahe sogenannte «lebenswichtige Sicherheitsregeln» die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen für die grössten Risiken. Bei der Umsetzung dieser Regeln gilt Null-Toleranz: Sobald Gefahr für Leben und Gesundheit droht, müssen Arbeitnehmende die Arbeit unterbrechen, bis die Gefahrensituation beseitigt ist. Denn keine Arbeit ist es wert, dafür sein Leben zu verlieren. Die Suva entwickelt diese Regeln für die Branchen und Themen mit den höchsten Risiken. Sie arbeitet dabei ebenso wie für das zugrunde liegende Sicherheitsleitbild («Charta») eng mit den betroffenen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften zusammen. Denn die Ziele der «Vision 250 Leben» können nur realisiert werden, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich zu einer tief verankerten und aktiv gelebten Sicherheitskultur bekennen. Gebrauchsfertige Instruktionshilfen unterstützen das Kader in den Betrieben darin, ihre Mitarbeitenden praxisnah zu sensibilisieren. Und schliesslich

29 Anzahl Fälle der durch Asbest verursachten, 300 75 anerkannten Berufskrankheiten 240 180 60 45 Laufende Kosten für die durch Asbest verursachten, anerkannten Berufskrankheiten in Mio. CHF 120 30 + 3,3 % + 21,1% Total der Kosten seit 1984: CHF 647,1 Mio. 60 15 0 0 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2007 g 2009 setzt die Suva auf glaubwürdige und wirksame Betriebskontrollen. Diese werden vermehrt auch unangekündigt gerade in sogenannten auffälligen Risikobetrieben vorgenommen. Risikoschwerpunkt Asbest ein allgegenwärtiger heimtückischer Werkstoff Die Suva verzeichnet für die Schweiz bislang mehr als 1000 tödlich verlaufende Asbestkrankheiten (siehe Grafik). Noch immer sterben jährlich etwa 100 Menschen, weil sie teilweise vor Jahrzehnten während der Arbeit Asbest eingeatmet haben. Zwar gilt in der Schweiz seit 1990 ein Asbestverbot. In den meisten Gebäuden, die in der Zeit davor erstellt wurden, trifft man diesen heimtückischen Werkstoff jedoch in den unterschiedlichsten Anwendungsformen noch immer an. Deshalb informiert eine breit angelegte, mehrjährige Sensibilisierungskampagne über den korrekten Umgang mit Asbest. Ziel ist es, Arbeitnehmende bei Abbruch-, Umbau-, Unterhalts- oder Renovierungsarbeiten vor freigesetzten Asbestfasern zu schützen. So präsentierte die Suva an der Fachmesse Holz Mitte Oktober 2010 in Basel eine neue Version ihres begehbaren Modellhauses. Überall in diesem eigens angefertigten Haus klären Touchscreens die betroffenen Berufsgruppen darüber auf, wo Asbest vorkommen kann, wie man ihn erkennt und richtig damit umgeht. Das Modellhaus soll an weiteren Messen und im Rahmen von Schulungen zum Einsatz kommen. Ziel ist es, Arbeitnehmende vor freigesetzten Asbestfasern zu schützen. Wenige wissen: Vor Beginn der Arbeiten muss ermittelt werden, ob Asbest vorkommt. Asbestgefahr heute massiv unterschätzt Um die bestmögliche Information der Betroffenen zu gewährleisten, entwickelt die Suva die entsprechenden Präventionspublikationen in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Berufs- und Branchenverbänden. Gemeinsam werden die Tätigkeiten («Expositionen») evaluiert, bei denen Arbeitnehmende heute noch freigesetzten Asbestfasern ausgesetzt sein könnten sowie Messungen zu deren Bewertung vorgenommen. Inserate in Fachzeitschriften sensibilisieren zudem Bauherren, Architekten und betroffene Berufsgruppen für die Asbestrisiken bei Umbauarbeiten. Eine repräsentative Umfrage der Suva zeigte im November 2010, wie notwendig diese Aufklärungsarbeit ist: Die Betroffenen sind sich offenbar der allgegenwärtigen Asbestgefahr bei Abbruch-, Umbau-, Instandhaltungs- oder Renovierungsarbeiten zu wenig bewusst. Nur gerade 10 Prozent der befragten Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie lediglich ein Fünftel der Architekten und Hausbesitzer wussten zudem, was in der Bauarbeitenverordnung (Art. 3) gesetzlich vorgeschrieben ist: Vor Beginn entsprechender Arbeiten muss ermittelt werden, ob Asbest im Gebäude vorkommt. Die Suva verstärkt daher neben der Information auch die Kontrollen, um sicherzustellen, dass die Vorschriften der EKAS-Richtlinie «Asbest» eingehalten werden. Wenn die Krankheit erst vierzig Jahre später ausbricht Früher in der Schweiz berufstätige Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die nach Italien zurückgekehrt sind, informierte die Suva im Rahmen einer eigenen Informations- und Sensibilisierungskampagne. Zusammen mit der staatlichen italienischen Unfallversicherung INAIL, den italienischen Ärzte-

30 1. Vision und Strategie 2. Aktivitäten und Angebote SuvaPro 3. Unternehmen und Verantwortung 4. Finanzberichterstattung und Kommentare verbänden sowie den Gewerkschaften beider Länder klärte sie möglicherweise von Asbest betroffene Personen über ihre Rechte auf sowie über das konkrete Vorgehen bei einem Verdacht auf eine asbestbedingte Berufskrankheit. Vorbildrolle bei den eigenen Immobilien Die Suva selbst nimmt Asbestaltlasten auch bei ihren eigenen Liegenschaften ernst. Sie liess ihre vor 1990 erstellten Gebäude vorsorglich auf mögliche Asbestvorkommen untersuchen. Überall dort, wo rascher Sanierungsbedarf zutage trat, wurden die in den Gutachten empfohlenen Schritte umgehend umgesetzt. Bei künftig notwendigen Instandhaltungs-, Renovierungs-, Umbau- oder Abbrucharbeiten können nun mögliche Asbestvorkommen aktiv berücksichtigt werden. Risikoschwerpunkt «Forst» Fokus auf die praktische Umsetzung Noch stärkere Ausrichtung auf die Zielgruppen. Die Fachkampagne «Risikoverhalten Forst» findet im Rahmen der «Vision 250 Leben» in den nächsten Jahren ihre Fortsetzung. Im Zentrum der Präventionsarbeit 2010 stand neben einem verstärkten Engagement in der Arbeitsplatzkontrolle und in der Ausbildung die weitere Sensibilisierung der Branche. Hierzu wurden unter anderem Mailings an alle Betriebe versandt, fortlaufend eindrückliche Unfallbeispiele publiziert sowie die Notfallorganisation in der Branche thematisiert. Die Suva liess das Programm extern evaluieren: Hauptbotschaft und wesentliche Elemente der Kampagne wie zum Beispiel das rote Markierungstuch für den Rückzugsort beim Fällen oder die Unfallbeispiele stiessen bei den Zielgruppen zwar auf gute Akzeptanz. Für die praktische Umsetzung wurde jedoch Verbesserungspotenzial festgestellt. Tonalität, Inhalte und Frequenz mancher Informationsmittel wurden auf Basis der Untersuchungsergebnisse angepasst und noch stärker auf die Zielgruppen ausgerichtet. Nach wie vor stellen die Themen «Führungsverantwortung» und «Verbotene Alleinarbeit» für die Prävention in der Waldarbeit eine grosse Herausforderung dar. Risikoschwerpunkt «Manipulieren von Schutzeinrichtungen» verstärkte Kontrollen Die Kampagne «Manipulieren von Schutzeinrichtungen» konzentrierte sich 2010 im Wesentlichen auf drei Handlungsschwerpunkte. Sie setzte zum einen die Information und Sensibilisierung in den Branchen mit Inseraten, Vorträgen und AdWords-Kampagnen fort. Dabei stand einmal mehr die strafrechtlich relevante Verantwortung der Arbeitgeber im Fokus. Zum anderen wurden die Kontrollen in denjenigen Branchen verstärkt, in denen häufig Schutzeinrichtungen manipuliert werden. Drittens ging es 2010 darum, auch die Hersteller von Maschinen miteinzubeziehen und sie an ihren Verbandsversammlungen und Tagungen für die Gefahren der Manipulation zu sensibilisieren. Neuer Risikoschwerpunkt «Instandhaltung» Ziel: ein Drittel weniger Todesfälle Ein Drittel aller schweren Unfälle ereignet sich bei Unterhaltsarbeiten. Fast 20 Prozent aller tödlichen Berufsunfälle gehen in der Schweiz auf das Konto von Instandhaltungsarbeiten. 2008 bis 2010 ereigneten sich gar ein Drittel aller schweren Unfälle bei Unterhaltsarbeiten. Die Suva reagiert unter dem Dach der «Vision 250 Leben»: Sie plant für den Risikoschwerpunkt Instandhaltung 2011 eine Teilkampagne. Erste Priorität sollen dabei die automatisierten Produktions-