Elektrische Park Bremse Allgemeine Anleitung zum Erneuern von Bauteilen der Elektrischen Parkbremse der Firma TRW. Aus Sicherheitsgründen dürfen alle Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten nur von ausgebildeten Fachkräften nach den Richtlinien und Vorschriften des Fahrzeugherstellers durchgeführt werden. Für Schäden, die auf eine unsachgemäße Montage zurückzuführen sind, übernimmt TRW keine Haftung. TRW empfiehlt bei allen Arbeiten die entsprechende persönliche Schutzausrüstung zu tragen. 1. Wichtige Hinweise zu dieser Anleitung: 1.1 Arbeitsablauf Der hier beschriebene Arbeitsablauf kann, je nach Fahrzeugtyp, variieren. Die Abbildungen in dieser Anleitung dienen lediglich dem besseren Verständnis und zeigen nicht die fahrzeugspezifischen Bauteile. Es wird jeweils nur der Ausbau der Bauteile beschrieben. Auf spezielle Vorgehensweisen beim Einbau, wird gesondert hingewiesen. Technische Änderungen vorbehalten. 1.2 Prüfungen Prüfen Sie vor der Reparatur, dass alle Teile der Bremsanlage, die nicht ausgetauscht werden sollen, in einwandfreiem Zustand sind. Dazu gehören die Bremsschläuche und Leitungen, der Zustand der Bremsflüssigkeit (Siedepunkt), Dichtungen und Kolben des Bremssattels, die Führungsbolzen am Bremsträger, sowie Radnabe und Radlager. 1.3 Diagnose Für die sachgemäße Reparatur, Wartung und Diagnose an der elektrischen Parkbremse, muss ein elektronisches Diagnosegerät zur Verfügung stehen, das über die On- Board-Diagnose (OBD) mit dem Fahrzeug verbunden werden kann. Vor dem Austausch einer Komponente der EPB, muss das System, mit Hilfe dieses Abb.1 Diagnosegerätes, in den Wartungsmodus gebracht werden. Dadurch veranlasst das Steuergerät ein Verdrehen der Spindel (Abb.1), so dass die Druckmutter in ihre Ausgangsposition zurückgefahren Abb.2 wird (Abb.2). Nach der Reparatur, muss das System kalibriert werden. TRW KFZ Ausrüstung GmbH Postfach 2342 D-56513 Neuwied Rudolf-Diesel-Straße 7 D-56566 Neuwied Tel: +49 (0) 2631 912-0 Fax: +49 (0) 2631 912-110 www.trwaftermarket.com ZF Aftermarket Neuwied Publikationsnummer XZM200DE 1
2. Bauteile der Elektrischen Parkbremse 2.1 Bremssattel Beim Bremssattel der elektrischen Parkbremse, handelt es sich um einen Einkolben-Faustsattel des Typs Colette. Die hydraulische Funktion unterscheidet sich nicht vom Bremssattel ohne, oder mit mechanischer Feststellbremse. 2.2 Aktuator Der Elektromotor treibt über einen Zahnriemen das Betätigungsgetriebe an. Über einen Torx am Getriebeausgang sind Getriebe und Spindel drehfest miteinander verbunden. 2.3 Kolben, Spindel und Druckmutter 2.4 Getriebe Die Spindel ist über ein selbsthemmendes Gewinde mit der Druckmutter verbunden. Die Druckmutter ist im Kolben durch ihre Form, und die entsprechende Abflachung im Inneren des Kolbens, gegen Verdrehen gesichert. Sobald die Spindel durch das Getriebe im Aktuator gedreht wird, verschiebt die Druckmutter den Kolben und mit ihm den Bremsbelag, gegen die Bremsscheibe - die Bremse wird betätigt. Bei entgegengesetzter Drehrichtung wird die Bremse, durch die Verformung des Kolbendichtrings (Rollback), gelöst. Taumelradgetriebe In der ersten Generation der Aktuatoren, übernimmt ein einstufiges Taumelradgetriebe die Aufgabe, die Feststellbremse zu betätigen. Mit einer Zuspannkraft von bis zu 19kN, bei einer Gesamtübersetzung von ~150:1, erfüllt es die Anforderungen an die Feststellbremse der meisten Serienfahrzeuge. Planetengetriebe Das im Aktuator integrierte, zweistufige Planetengetriebe, übersetzt die Drehbewegung des Motors über den Zahnriemen, mit einem Gesamtübersetzungsverhältnis von ~120:1, in eine Zuspannkraft von bis zu 25kN. Diese hohen Spannkräfte werden benötigt, um die Anforderungen an die Feststellbremse bei schwereren Fahrzeugen zu erfüllen. 2
3. Austausch 3.1 Gehäuse-Aktuator Einheit Vor dem Austausch der Einheit von Gehäuse und Aktuator, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, in den Wartungsmodus gebracht werden. 3.1.1 Stecker entfernen ACHTUNG: Bremsflüssigkeit ist lacklösend und gesundheitsschädlich. Beim Umgang mit Bremsflüssigkeit, unbedingt die Sicherheitshinweise des Herstellers beachten. 3.1.3 Befestigungsschrauben entfernen Arretierung des Steckers mit einem geeigneten Werkzeug öffnen, und den Stecker vom Aktuator abziehen. HINWEIS: Einige EPB Systeme verwenden Aktuatoren mit integriertem Kabel. In diesem Fall muss die Steckverbindung am Kabelbaum des Fahrzeugs getrennt werden. Diese befindet sich, in der Regel, im betreffenden Radkasten! Beide Befestigungsschrauben des Bremsgehäuses lösen und entfernen. Dabei müssen, je nach Ausführung des Bremssattels, die Führungsbolzen am Bremsträger, mit einem geeigneten Werkzeug, gegengehalten werden. 3.1.4 Gehäuse ausbauen 3.1.2 Bremsleitung demontieren Nun kann die Gehäuse-Aktuator Einheit, in Pfeilrichtung, vom Bremsträger abgezogen werden. Bremsleitung demontieren und mit einem geeigneten Stopfen verschließen, um das Leerlaufen des Bremssystems zu vermeiden. 3
Der Einbau erfolgt in sinngemäß umgekehrter Reihenfolge. HINWEIS: Bereits befüllte Gehäuse sind, am Bremsleitungsanschluss, mit einem Verschlussstopfen versehen. Dieser muss vor dem Anschluss der Bremsleitung demontiert werden! Bremsanlage entlüften! Nach dem Einbau, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, kalibriert werden. Dazu sind die Fahrzeugherstellerangaben zu befolgen. 4
3.2 Aktuator Vor dem Austausch des Aktuators, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, in den Wartungsmodus gebracht werden. 3.2.1 Stecker entfernen 3.2.3 Aktuator abnehmen Nun kann der Aktuator, in Pfeilrichtung, vom Gehäuse abgezogen werden. 3.2.4 Dichtring prüfen / erneuern Arretierung des Steckers mit einem geeigneten Werkzeug öffnen, und den Stecker vom Aktuator abziehen. HINWEIS: Einige EPB Systeme verwenden Aktuatoren mit integriertem Kabel. In diesem Fall muss die Steckverbindung am Kabelbaum des Fahrzeugs getrennt werden. Diese befindet sich, in der Regel, im betreffenden Radkasten! 3.2.2 Befestigungsschrauben entfernen Beide Befestigungsschrauben des Aktuators, und eventuell vorhandene Kabelhalterungen, lösen und entfernen. Dichtring entfernen und auf Schäden prüfen - gegebenenfalls erneuern. Sitz des Dichtrings am Gehäuse prüfen und gründlich reinigen. Die Anlageflächen des Aktuators am Gehäuse, müssen frei von Kratzern sein, und ebenfalls gründlich gereinigt werden. HINWEIS: Das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit in den Aktuator, oder das Bremsgehäuse, können zum frühzeitigen Ausfall des EPB-Systems führen! Der Einbau erfolgt in sinngemäß umgekehrter Reihenfolge. Nach dem Einbau, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, kalibriert werden. Dazu sind die Fahrzeugherstellerangaben zu befolgen. 5
3.3 Bremsgehäuse Vor dem Austausch des Gehäuses, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, in den Wartungsmodus gebracht werden. 3.3.1 Bremsleitung demontieren 3.3.3 Gehäuse ausbauen Bremsleitung demontieren und mit einem geeigneten Stopfen verschließen, um das Leerlaufen des Bremssystems zu vermeiden. ACHTUNG: Bremsflüssigkeit ist lacklösend und gesundheitsschädlich. Beim Umgang mit Bremsflüssigkeit, unbedingt die Sicherheitshinweise des Herstellers beachten. Beide Befestigungsschrauben des Bremsgehäuses lösen und entfernen. Dabei müssen, je nach Ausführung des Bremssattels, die Führungsbolzen am Bremsträger, mit einem geeigneten Werkzeug, gegengehalten werden. Nun kann das Gehäuse, in Pfeilrichtung, vom Bremsträger abgezogen werden. 3.3.4 Neues Gehäuse einbauen 3.3.2 Aktuator entfernen Beide Befestigungsschrauben des Aktuators lösen und entfernen. HINWEIS: Den Stecker des Aktuators nur dann abziehen, wenn er den Zugang zu den Befestigungsschrauben behindert. Aktuator in Pfeilrichtung vom Gehäuse abziehen. Neues Gehäuse mit neuem Dichtring versehen, und mit neuen Befestigungsschrauben am Bremstträger montieren. HINWEIS: Bereits befüllte Gehäuse sind am Bremsleitungsanschluss mit einem Verschlussstopfen versehen. Dieser muss vor dem Anschluss der Bremsleitung demontiert werden! Der weitere Einbau erfolgt in sinngemäß umgekehrter Reihenfolge. Bremsanlage entlüften! Nach dem Einbau, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, kalibriert werden. Dazu sind die Fahrzeugherstellerangaben zu befolgen. 6
3.4 Bremsträger Vor dem Austausch Trägers, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, in den Wartungsmodus gebracht werden. 3.4.2 Bremsbeläge ausbauen 3.4.1 Bremsgehäuse demontieren Bremsbeläge und Belaghaltefedern aus dem Bremsträger entfernen. HINWEIS: Die genaue Vorgehensweise, sowie spezielle Hinweise zum Wechsel der Bremsbeläge, sind in Kapitel 3.5 beschrieben. Beide Befestigungsschrauben des Bremsgehäuses lösen und entfernen. Dabei müssen, je nach Ausführung des Bremssattels, die Führungsbolzen am Bremsträger, mit einem geeigneten Werkzeug, gegengehalten werden. 3.4.3 Bremsträger ausbauen Nun kann das Gehäuse, inklusive des Aktuators, in Pfeilrichtung vom Bremsträger abgezogen werden. HINWEIS: Das Gehäuse so fixieren, dass Bremsschlauch / Bremsleitung und Kabel des Aktuatorsteckers nicht beschädigt werden. Beide Befestigungsschrauben des Bremsträgers am Achsschenkel lösen und entfernen. Nun kann der Bremsträger vom Achsschenkel abgenommen werden. Der Einbau erfolgt in sinngemäß umgekehrter Reihenfolge. HINWEIS: Die Fahrzeugherstellerangaben, bezüglich der Drehmomente und der Verwendung vom Schraubensicherungsmittel, beachten. Nach dem Einbau, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, kalibriert werden. Dazu sind die Fahrzeugherstellerangaben zu befolgen. 7
3.5 Bremsbeläge Vor dem Austausch der Bremsbeläge, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, in den Wartungsmodus Belagwechsel gebracht werden. 3.5.2 Gehäuse ausbauen Abb.1 Abb.2 In diesem Wartungsmodus veranlasst das Steuergerät ein Verdrehen der Spindel (Abb.1), so dass die Druckmutter in ihre Ausgangsposition zurückgefahren wird (Abb.2). 3.5.1 Befestigungsschrauben entfernen Nun kann das Gehäuse, inklusive des Aktuators, in Pfeilrichtung vom Bremsträger abgezogen werden. HINWEIS: Das Gehäuse so fixieren, dass Bremsschlauch / Bremsleitung und Kabel des Aktuatorsteckers nicht beschädigt werden. 3.5.3 Beläge ausbauen Beide Befestigungsschrauben des Bremsgehäuses lösen und entfernen. Dabei müssen, je nach Ausführung des Bremssattels, die Führungsbolzen am Bremsträger, mit einem geeigneten Werkzeug, gegengehalten werden. Bremsbeläge und Belaghaltefedern aus dem Bremsträger entfernen. HINWEIS: Die Belaghaltefedern sollten grundsätzlich erneuert werden, da sie maßgeblich für den geräuschfreien Betrieb der Bremse verantwortlich sind. Sollten die Belaghaltefedern dennoch wieder verwendet werden, so ist unbedingt darauf zu achten, dass sie beim Ausund Einbau nicht deformiert werden! 8
3.5.3.1 EPB mit aktiver Belagrückstellung (ABR) 3.5.3.3 Belagrückstellfeder ausbauen (ABR) 2 1 3 Um die Restschleifmomente der Bremsbeläge auf ein Minimum zu reduzieren, ist die Belaghalteferder mit einem Rückstellmechanismus versehen. Dabei wird der Bremsbelag, mit Hilfe des in der Vergrößerung dargestellten Federclips, bei gelöster Bremse, von der Bremsscheibe weggezogen. 3.5.3.2 Beläge ausbauen (ABR) Abb.5 Abb.6 Die Belagrückstellfeder ist an drei Stellen am Bremsträger arretiert (Abb.5). Alle Arretierungen, mit einem geeigneten Werkzeug (kleiner Schraubendreher), vorsichtig anheben und die Belagrückstellfeder seitlich vom Bremsträger abnehmen (Abb.6). 3.5.4 Bremsträger prüfen und reinigen Abb.3 Abb.4 Durch die besondere Bauart der Belagrückstellfeder in diesem System, müssen die Bremsbeläge beim Ausbau zunächst im Bremsträger gedreht (Abb.3), und dann seitlich nach vorne aus dem Bremsträger entfernt werden (Abb.4). Vor dem Zusammenbau der Bremse, müssen die folgende Komponenten des Bremsträgers geprüft werden: Führungsbolzen auf Leichtgängigkeit und radiales Spiel Manschetten auf Risse und Dichtigkeit Anlageflächen der Belaghalte- oder Rückstellfedern, bzw. der Bremsbeläge, auf Beschädigungen durch verstärkte Korrosion Anschließend muss der Bremsträger gründlich gereinigt werden. 9
3.5.5 Bremsgehäuse prüfen und reinigen Um die einwandfreie Funktion der Bremsanlage zu gewährleisten, müssen alle Zusatzinformationen zu den Belägen, wie zum Beispiel das Abziehen von Klebefolien oder die Einbaurichtung der Beläge, genau befolgt werden! Bremsbelag mit Angabe der Einbaurichtung und Aussparung auf der Belagrückenplatte 3.5.6.1 Belagrückstellfedern einbauen (ABR) Vor dem Zusammenbau der Bremse, müssen die folgende Komponenten des Bremsgehäuses geprüft werden: Manschetten auf Risse und Dichtigkeit Kolben auf Leichtgängigkeit Gehäuse auf mechanische Beschädigungen Anschließend muss das Bremsgehäuse gründlich gereinigt werden. 3.5.6 Bremsbeläge einbauen Abb.7 Abb.8 Neue Belagrückstellfedern, wie in Abb.7 dargestellt, in den Bremsträger einbauen. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Federn an allen Arretierungspunkten (Abb.8) fest im Träger verankert sind. 3 2 1 HINWEIS: Die Belaghaltefedern der aktiven Bekagrückstellung müssen grundsätzlich erneuert werden, da sie sich während des Belagverschleißes plastisch verformen. Belaghaltefedern und Bremsbeläge in den Bremsträger einbauen. HINWEIS: Es dürfen keine, nicht ausdrücklich vorgeschriebenen, Schmiermittel wie Fett oder Kupferpaste verwendet werden! Sollten die Belaghaltefedern, bzw. die Bremsbeläge, beim Einbau klemmen, muss der Bremsträger nachgereinigt, oder im Zweifelsfall erneuert werden. Auf keinen Fall den Belag bearbeiten! 10
3.5.6.2 Bremsbeläge einbauen (ABR) HINWEIS: Der Bremskolben darf bei einem EPB - Bremssattel, im Gegensatz zur mechanischen Handbremse, nicht zurück gedreht werden. Dies führt zu einer Beschädigung von Druckmutter und/ oder Spindel! 3.5.8 Gehäuse einbauen Abb.9 Abb.10 Bremsbeläge seitlich in die Rückstellfedern am Bremsträger einschieben (Abb.9). Danach die Bremsbeläge im Einbauposition bringen (Abb.10). Dabei besonders auf die richtige Position der Belagohren, vor der Halterung der Rückholfedern, achten (Abb.11). Abb.11 3.5.7 Bremskolben zurückdrücken Beide Befestigungsschrauben des Bremsgehäuses ansetzten, und mit dem vom Farzeughersteller vorgeschriebenen Drehmoment anziehen. Dabei müssen, je nach Ausführung des Bremssattels, die Führungsbolzen am Bremsträger, mit einem geeigneten Werkzeug, gegengehalten werden. Nach dem Einbau, muss das System, mit Hilfe eines Diagnosegerätes, kalibriert werden. Dazu sind die Fahrzeugherstellerangaben zu befolgen. Vor der Montage des Gehäuses am Bremsträger, muss der Kolben, mit einem geeigneten Werkzeug, in seine Ausgangsstellung zurück gedrückt werden. 11