Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Hanken School of Economics in Vaasa, Finnland im Wintersemester 2016/2017 - Julia Gundlach Für den Inhalt dieses Berichts trage ich die alleinige Verantwortung. Allgemein: In meinem Auslandssemester wollte ich gerne meine Englischkenntnisse vertiefen und festigen und gleichzeitig einmal ein anderes Lehr- und Lernumfeld kennen lernen, dabei verschiedene Wahlpflichtfächer belegen, um mir meines folgenden Studienschwerpunktes sicherer zu werden. Da ein Auslandsemester in England nur im Sommersemester möglich war, ich selbiges aber im Winter absolvieren wollte, fiel meine Auswahl schnell auf die nordischen Länder. Norwegen schied aus, da die Semester bereits Mitte/Ende August beginnen und somit nicht klar war, ob ich alle Klausuren in Aachen hätte schreiben können. Von den Angeboten in Finnland habe ich mich für die Hanken School of Economics entschieden und diese als erste Priorität angegeben, da mich die Idee reizte, einmal an einer reinen Business School zu studieren. Zudem gibt es auch im Bachelor eine große Auswahl an Wahlpflichtfächern im wirtschaftlichen Bereich und an Sprachkursen. Bewerbungsprozess: Bereits im Herbst 2015 habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, in welchem Land ich mein Auslandssemester absolvieren möchte, mir Erfahrungsberichte durchgelesen und Kurskataloge angeschaut. Meine Bewerbung habe ich Mitte Januar abgegeben und erhielt bereits Anfang März eine Rückmeldung. Obwohl der Platz in Vaasa dann schon sicher war, musste ich mich noch einmal an der finnischen Uni selbst bewerben. Dies umfasste ein englisches Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und einen Nachweis von Englischkenntnissen. Für diesen habe ich einen Sprachtest am Sprachenzentrum der RWTH Anfang des Sommersemesters abgelegt. Zudem mussten ein Learning Agreement beim Exchange Office der Fakultät und ein Antrag auf Studienplanänderung eingereicht werden. Ich denke nicht, dass es immer so kompliziert ist, aber ich habe insgesamt vier Learning Agreements eingereicht, da mir zunächst ein Kurs nicht angerechnet werden sollte, was ich so nicht hinnehmen wollte. Letztlich habe ich mich selbst an den entsprechenden Dozenten der RWTH gewandt, ob er das Fach als Wahlpflichtmodul anerkennen würde. Nach dessen Bestätigung ging es dann auch beim Prüfungsmanagement durch. Nach dem jetzigen Stand
werden mir alle Kurse mit der Anzahl an ECTS Punkten, die die finnische Uni vorsah, angerechnet werden, so das Learning Agreement. Über die tatsächliche Anrechnung kann ich jedoch noch keine Aussage treffen, da der Anrechnungsprozess noch nicht beendet ist. Die belegten Kurse sollen als Wahlpflichtmodule angerechnet werden, bis auf den Kurs Business Presentations, dieser als Zusatzmodul. Ebenfalls einzureichen, jedoch beim International Office der RWTH, ist der Vertrag über das Erasmus Stipendium. Um selbiges zu erhalten, musste ich zudem vor Antritt und nach Beendigung des Auslandssemesters einen Englischsprachtest absolvieren, der jedoch nur zur statistischen Erfassung des Sprachfortschritts dient. Nach dem ersten Test konnte ich kostenlos an einem Online Sprachkurs teilnehmen, was ich sehr hilfreich fand. Anreise: Ich bin mit Scandinavian Airlines (SAS) von Düsseldorf nach Vaasa geflogen, da Vaasa einen eigenen kleinen Flughafen besitzt. Alternativ kann man mit SAS nach Helsinki fliegen, was meist etwas günstiger ist und anschließend einen Zug nach Vaasa nehmen. Dieser braucht knapp 4 Stunden. Am Flughafen hat mich einer der Tutoren abgeholt und zu meiner Unterkunft gefahren. Unterkunft: Ich habe ein Zimmer in einem Zweier- Apartment der Apartmentvermietung Voas gemietet. Dieses war unmöbliert. Voas vermietet diverse Unterkünfte in Vaasa an Studenten, die teilweise möbliert sind. Ich hatte Glück, ein Zimmer in dem Wohnkomplex Olympia erhalten zu haben, da dieser am nächsten zur Uni ist. Wie empfohlen von Voas, habe ich mich am ersten Mai beworben und das Angebot für das Zimmer Anfang Juli erhalten. Die Uni: Die Hanken School of Ecomics hat in Vaasa nur etwa 600 einheimische Studenten und ist somit deutlich kleiner als die RWTH. Auch das Gebäude ist entsprechend kleiner und die Vorlesungsräume erinnern eher an Klassenräume. Meine Kurse hatten meist nur etwa 20-30 Teilnehmer. Dadurch fand ich die Lernatmosphäre sehr angenehm und deutlich persönlicher. Außerdem ist mir die Betreuung der Austauschstudenten durch die Uni sehr positiv aufgefallen, so wurde etwa ein Begrüßungsessen in der Uni organisiert und ein Christmas
Lunch mit einigen Professoren zum Ende des Semesters. Außerdem waren die Koordinatorinnen sehr hilfsbereit, auch bei Anliegen, die nicht in ihren unmittelbaren Zuständigkeitsbereich fielen. Die Uni liegt im Stadtzentrum. Vaasa hat außerdem eine angrenzende Halbinsel, auf der sich eine große Uni Bibliothek befindet, von der aus man einen direkten Meerblick hat. Das Semester ist noch einmal in zwei Terms geteilt. Kurse können nur einen Term lang gehen, oder über beide. Sprachkurse gehen in der Regel über das gesamte Semester. In Keller der Uni gibt es diverse Dinge, die man sich über das Semester ausleihen kann und somit nicht selbst zu kaufen braucht, was sehr praktisch ist, wie Stühle, Tische, Küchenutensilien. Auch ein Bett habe ich von den Tutoren für das Semester ausgeliehen bekommen. Zudem gibt es Second Hand Läden für Möbel. Meine Kurse: International Accounting: Der Kurs vertieft das externe Rechnungswesen. Es werden IFRS und US-GAAP Standards besprochen. Neben der Klausur hatte man insgesamt 4 Hausaufgaben in einer Gruppe abzugeben, bei denen die jeweiligen Standards jeweils in Fallstudien oder Übungsaufgaben angewandt wurden. In der Klausur gab es neben Rechenaufgaben auch offene Essayfragen. Der Kurs hat mir sehr gut gefallen. Consumer Behavior: Ein Marketing Kurs, der den Fokus auf den einzelnen Konsumenten legt. Es war eine Gruppenhausarbeit anzufertigen, die Konsumentenverhalten in einem ausgewählten Geschäft in Vaasa untersucht. Außerdem hatte jede Gruppe eine Präsentation ihrer Hausarbeit zu erstellen. Es gab jeweils 5er-Gruppen, gemischt aus einheimischen Studenten und Austauschstudenten. So hatte man die Gelegenheit, mit finnischen Studenten in Kontakt zu kommen. Die Klausur basierte auf einem Lehrbuch und bestand aus offenen Fragen zum Stoff. Die Dozentin ist war freundlich, allerdings hatte ich das Gefühl, dass man sich den Stoff durch die Lektüre des Buches eher selbst aneignen musste, da ihre Vorlesungen meiner Meinung nach inhaltlich weniger in die Tiefe gingen. International Business: Der Kurs behandelt den Eintritt in neue Märkte, Eintrittsstrategien und Anpassung an den lokalen Kontext. Anstelle einer Klausur waren 3 Essays zu einem jeweiligen Artikel anzufertigen sowie eine Gruppenhausarbeit. Zudem erhielt man Punkte für
die Anwesenheit bei Vorlesungen und Seminaren. Ich fand den Kurs inhaltlich interessant und würde ihn empfehlen, wenn man eine spätere Beratungstätigkeit anstrebt. Corporate Finance: Der Kurs untersucht, wie Unternehmen ihre Finanzierung wählen bzw. optimalerweise wählen sollten. Daneben werden auch Themen wie Unternehmensführung und Unternehmenszusammenschlüsse betrachtet. Es gibt einen qualitativen Teil sowie einen Rechenteil. Inhaltlich fand ich den Kurs sehr interessant, allerdings wurde er ausschließlich von einem Promovenden gehalten, der mir didaktisch noch nicht so geübt schien, sodass es zeitweise etwas chaotisch wirkte. Ich würde jedoch stark vermuten, dass der Kurs, falls nächstes Jahr angeboten, von jemand anderem gehalten wird und würde ihn somit weiterempfehlen. Business Presentations: Ein Kurs, der über das gesamte Semester geht. Es waren insgesamt drei Präsentationen zu erstellen, eine zum Üben und zwei benotete. Der Kurs wurde von einem Englischmuttersprachler gehalten und hat mir somit auch geholfen, mein Englisch zu verbessern. Wir waren insgesamt nur 10 Teilnehmer, sodass man nach jeder Präsentation noch über das entsprechende Thema diskutieren und Feedback geben konnte. Da im Berufsleben gute Präsentationsfähigkeiten essentiell sind, halte ich diesen Kurs für eine sehr gute Wahl. Umgebung und Freizeit: Vaasa ist mit etwa 60 000 Einwohnern eine eher kleine, für finnische Verhältnisse mittelgroße Stadt. Insgesamt gibt es vier Hochschulen und so ist es eine sehr studentische Stadt, man lernt auch leicht die Austauschstudenten der anderen Unis kennen. Gerade wenn es wärmer ist, ist die bereits genannte Halbinsel sehr schön zum Spazierengehen und Fahrradfahren entlang des Wassers. Es gibt viel Grün, aber auch Abschnitte mit Sandstrand und Stege ins Wasser, wo man zum Beispiel picknicken kann. Es gab diverse Veranstaltungen der Erasmus Tutoren für die Austauschstudenten, etwa eine Fahrt in den Zoo oder auf einen Weihnachtsmarkt in einem angrenzenden Städtchen. Das Erasmus Student Network (ESN) organisierte Fahrten nach St. Petersburg und Lappland.
Man kann in Finnland gut und teilweise sehr günstig mit dem Fernbus reisen. Ich würde das größte Reisebusunternehmen Omnibus empfehlen. Von Helsinki aus kann man mit der Fähre in zwei Stunden nach Tallin in Estland fahren. Insgesamt kann ich sagen, dass die Hanken School of Economics in Vaasa eine sehr gute Wahl für mein Auslandssemester war und ich würde sie empfehlen, wenn man sowohl fachlich im Studium voran kommen, als auch reisen möchte im Auslandssemester und ein neues Land erkunden. Herbst in Vaasa
Unmöbliertes Zimmer von Voas Olympia Wohnkomplex Fotos vom Lappland Ausflug