Sensoren für die Bauwerksüberwachung und Korrosionsmonitoring der Bewehrung

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Transkript:

Sensoren für die Bauwerksüberwachung und Korrosionsmonitoring der Bewehrung Franz Pruckner Einleitung Die automatisierte Überwachung der Korrosion und des Korrosionsschutzes von Bewehrungsstahl hat sich seit seiner ersten Anwendung Mitte der 198-er Jahre zu einem Standardverfahren entwickelt. Die Gründe dafür sind: Kostengünstige elektronische Bauteile Die händische Überwachung ist zeitintensiv, erfordert gut ausgebildetes Personal, liefert nur punktuelle Meßwerte und daher im Preis/Leistungsverhältnis ungünstig. Bei speziellen Bauwerken (z.b. Tunnels, Brücken) können Inspektionen teure Verkehrssperren verursachen Oben genannte Gründe waren und sind immer noch der Antriebsmotor zur Entwicklung von Sensoren und Monitoringsystemen zur automatischen Bauwerksüberwachung. Im folgenden wird auf eine ausgewählte Sensorengruppe eingegangen, welche speziell im Zusammenhang mit KKS-B (kathodischer Korrosionsschutz von Stahl in Beton) zur Anwendung kommen (können). Sensoren gemäß des Europäischen Regelwerks Das Europäischer Regelwerk [1] nennt zur Überwachung des kathodischen Korrosionsschutzes folgende Sensoren: Bezugs- oder Referenzelektroden Sensoren zur Messung des Potentialabfalls ("Pseudoreferenzelektroden") Meßcoupons Makrozellenelemente Bezugs- oder Referenzelektroden Eine Bezugs- oder Referenzelektrode ist eine Elektrode (Halbzelle) mit einem konstanten Gleichgewichtspotential, das sich schnell und reproduzierbar einstellt. Sie wird als Bezugspunkt für die Messung von relativen Potentialen anderer Elektroden eingesetzt. Das absolute Potential einer einzelnen Elektrode ist grundsätzlich nicht experimentell bestimmbar, sondern nur die Potentialdifferenz zwischen zwei Elektroden. Bei Elektrodenpotentialen sollte deshalb immer mit angegeben werden, auf welche Referenzelektrode es bezogen ist. Um die Potentialdifferenz zwischen einer Elektrode und der Referenzelektrode messen zu können, müssen diese über einen Ionenleiter (Elektrolyt) und über einen elektrischen Leiter mit einem geeigneten Meßgerät, beispielsweise einem hochohmigen Voltmeter verbunden werden. Potentialmessungen sind temperaturabhängig. Der Temperaturkoeffizient ist für jeden Referenzelektrodentyp unterschiedlich und beträgt bis zu 1 mv/ C. Weiters werden die Meßergebnisse durch das sogenannte Diffusionspotential beeinflußt. Das Diffusionspotential entsteht, wenn sich die Arbeitselektrode (im interessierenden Fall die Bewehrung) und Referenzelektrode in unterschiedlichen Elektrolyten befinden (Bewehrung im Beton, Referenzelektrode im internen Elektrolyten der Referenzelektrode). Der Zahlenwert des Diffusionspotentials liegt meist in der Größenordnung von mv und wird daher oft bewußt oder unbewußt vernachlässigt. Für die Einbettung in Beton ist eine Reihe von Referenzelektroden kommerziell erhältlich. Im wesentlichen sind es folgende Typen: Mangandioxidelektrode (MnO 2 ) Silberchloridelektrode (Ag/AgCl/KCl) Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 1

Kupfersulfatelektrode (Cu/CuSO 4 ges., CSE) Zinksulfatelektrode (Zn/ZnSO 4 ) Bei der Silber/Silberchloridelektrode werden unterschiedliche Elektrolytkonzentrationen (KCl) verwendet. Das Elektrodenpotential ist abhängig von der Konzentration des Elektrolyten. Die Kenntnis der Potentiale der Referenzelektroden ist wichtig um Meßwerte auf andere Elektrodentypen umrechnen zu können. Elektrodentyp E gegen NHE [mv] E gegen CSE [mv] MnO 2 +42 +86 Ag/AgCl/.M KCl +21-6 Ag/AgCl/3.M KCl +2-111 Ag/AgCl/ges. KCl +199-117 Cu/CuSO 4, ges. +316 Zn/ZnSO 4, ges. -766-182 Tab. 1: Potentiale der gängigsten Referenzelektroden Einbettung von Referenzelektroden Die im Beton eingebetteten Referenzelektroden sind in aller Regel die einzigen "Augen" mit denen der Korrosionszustand, bzw. der Schutzgrad der Bewehrung verfolgt wird. Es ist daher von absoluter Wichtigkeit, daß diese Sensoren auch die Meßgröße erfassen, welche erfaßt werden soll. Die Anforderung an den Meßpunkt ist [2]: Das Bewehrungspotential soll an den korrosionsgefährdeten Stellen gemessen werden. Durch den Einbau der Referenzelektrode soll das Bewehrungspotential nicht beeinflußt werden. Zur optimalen Sensorplazierung (Auffinden der "anodischen Bewehrungsbereiche) kann man sich an einer im Vorfeld eventuell bereits durchgeführten Potentialfeldmessung orientieren. Es empfiehlt sich aber die genaue Einbettungsstelle mit einer tragbaren Aufsetzelektrode trotzdem nochmals genau auszumessen. Abb. 1: Auffinden der lokal anodischsten Stelle entlang eines Bewehrungsstabs [3]. Abb. 2: Markieren der lokal anodischsten Stellen und nachfolgender Einbau der Referenzelektrode Abb. 3: Einbettung einer Referenzelektrode Fachgerechter Referenzelektrodeneinbau ist in einer NACE-Richtlinie beschrieben [4]. Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 2

Sensoren zur Messung des Potentialabfalls Gemäß Referenz [1] versteht man hierunter Sensoren, die eine Stahl-Betonpotentialmessung ermöglichen. Sie sind jedoch nur über einen begrenzten Zeitraum potentialstabil, sodaß sie nur über den Zeitraum einer Depolarisierungsmessung (24 Stunden) eingesetzt werden dürfen. Als Potentialabfallsensoren können nach Referenz [4] folgende "Pseudoreferenzelektroden" verwendet werden: Graphit Ti/MMO Molybden/Molybdenoxid (Mo/MoO) Blei Das Potential der Pseudoreferenzelektroden ist meist abhängig vom ph und dem Sauerstoffgehalt des Betonporenwassers. Weiters können sie Streuströme aufnehmen und dadurch ihr Potential verändern. Wegen der genannten Unsicherheiten empfiehlt es sich nicht, (aus z.b. ökonomischen Überlegungen) diese Überwachungssensoren zu verwenden. Meßcoupons Meßcoupons sind schlecht kathodisch polarisierbare externe Meßproben, an denen das Potential unbeeinflußt vom Rest des Schutzobjekts gemessen werden kann. Hierfür wird ein der Bewehrung ähnliches Stahlstück gemeinsam mit einer Referenzelektrode in stark chloridhaltigem Mörtel abseits der Bewehrung eingebettet. Die Meßprobe ist über ein Kabel mit der Bewehrung verbunden. Abb. 4: Meßcoupon Meßcoupons werden im KKS-B eigentlich nicht eingesetzt. Sie sind vor allem im Rohrleitungsschutz in Verwendung. Abb. : Meßcoupon mit integrierter Referenzelektrode Makrozellenelemente Mit Makrozellenelemente können folgende Parameter erfaßt werden: Erfassung der an der Bewehrung auftretenden Schutzstromdichte Überwachung ob sogenannten "Hot Spots" genügend Schutzstrom erhalten Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 3

U Schutz [V] i Schutz [ma/m 2 ] i makro [ma/m 2 ] 3 2 1, 2,, 7 2 Umkehrung des Nettostroms -2 2.11.29 11.12.29 1.1.21 22.1.21 12.2.21 Abb. 6: Makrozellebelement. Umkehrung des Nettostroms von anodisch nach kathodisch nach Einschalten des KKS. Bei der Überwachung von lokal aktive Korrosionsstellen (hot spots) steuert man die Korrosion dadurch indem man erfaßt, ob diese Stellen ausreichend Schutzstrom erhalten. Dies wird durch die Umkehrung des Nettostromflusses zwischen Makrozelle und Bewehrung angezeigt, nachdem das kathodische Korrosionsschutzsystem ein-geschaltet worden ist. "Hot Spots" können entweder künstlich hergestellt werden, indem ein kurzer Bewehrungsstab (ca. 1 cm lang) in stark chloridhaltigem Mörtel eingebettet wird, oder eine durch Potentialfeldmessung aufgefundene korrodierende Stelle am Bewehrungskorb elektrisch isoliert wird (siehe z.b. []). Der Nettostrom zwischen Makrozelle und dem Rest der Bewehrung wird über ein Null- Widerstandsmeßgerät (ZRA, zero resistance amperemeter) erfaßt. Bewehrung Anode Makrozelle ZRA Abb. 7: Meßanordnung zur Erfassung der Stromumkehr einer Makrozelle + - Abb. 8: Makrozellenelement mit Meßanschluß (grau). Zu sehen auch der KKS- Bewehrungsanschluß (schwarz) Weitere Sensoren zur Überwachung des KKS Für die Überwachung einer KKS-B Installation sind eine Reihe weiterer Sensoren hilfreich, wiewohl sie keine direkte Information über den Schutzgrad der Bewehrung liefern. Es sind dies Sensoren, die die Interpretation der Standard- Meßwerte (Spannung, Stromdichte, Potentiale) der KKS-B Installation erleichtern. Temperatursensoren Sämtliche elektrochemischen Parameter sind in einer Weise von der Temperatur abhängig. Das sind z.b. das Potential der Referenzelektrode und der Bewehrung, die Korrosionsrate, der Schutzstrombedarf, der Übergangswiderstand Anode/Beton und der elektrolytische Betonwiderstand. Das mit eingebauten Referenzelektroden gemessene freie Korrosionspotential ist direkt proportional der Umgebungstemperatur. Die Unterschiede in den Meßwerten können 1 mv zwischen Sommer und Winter betragen (Siehe Abb. 9). Der Betonwiderstand, die Korrosionsrate, sowie die Schutzstromdichte bei fix eingestellter Schutzspannung sind hingegen in einer exponentiellen Beziehung (Arrheniusbeziehung) von der Temperatur abhängig. Z.B. gilt für die Korrosionsrate und für die Schutzstromdichte folgender Zusammenhang: 1 i X = A exp B T Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 4

i X beschreibt die Korrosionsrate (Korrosionsstromdichte) oder Schutzstromdichte, A und B sind Konstanten, T die absolute Temperatur. Mit einer Erhöhung der Umgebungstemperatur um ca. 2 C geht eine Verdopplung der Korrosionsgeschwindigkeit einher. Daher ist bei höheren Temperaturen auch eine dementsprechend höhere Schutzstromdichte erforderlich. -38-4 de/dt = -2.9 mv/ C 1 R = C exp D T R: Widerstand, C, D: Konstanten. Glücklicherweise folgt der Betonwiderstand einer der Korrosionsrate entgegengesetzten Temperatur-Beziehung. Er nimmt mit steigender Temperatur ab. Bei einer konstant anliegenden Schutzspannung ist daher der fließende Schutzstrom bei höheren Temperaturen höher und bei niedrigen Temperaturen niedriger (Abb. 11, Abb. 12). E vs. MnO 2 [mv] -42-44 -46 R [Ω x m²] 1 1 1-48 R Ω R ct - -1-1 1 2 2 3 T [ C] Abb. 9: Gemessenes freies Korrosionspotential als Funktion der Umgebungstemperatur (Meßwerte über ein Jahr) 1-1,3,32,34,36,38 T -1 [K -1 ] Abb. 11: Temperaturabhängigkeit von Betonwiderstand (R Ω ) und Übergangswiderstand Bewehrung/Beton (R ct ) corrosion current density [ma/m²] 1 1 1 2 3 4 T [ C] Abb. 1: Zusammenhang zwischen Temperatur und Korrosionsrate T [ C] U Schutz [V] i Schutz [ma/m 2 ] 2 2 1 1-2, 1, 1,,, 1 1 i Schutz (T) i Schutz umgerechnet auf 298 K 1.1.28 1.1.29 1.1.21 1.1.211 Der Betonwiderstand, sowie die Übergangswiderstände Bewehrung/Beton und Anode/Beton folgen hingegen einem Zusammenhang: Abb. 12: Die Schutzstromdichte folgt der Temperatur bei konstanter Schutzspannung. Der Temperatureffekt läßt sich rechnerisch eliminieren. Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com

Als Temperatursensor kann im einfachsten Fall ein Thermoelement (z.b.: Typ T, Cu-Konstantan) verwendet werden. Die gemessene Thermospannung muß noch verstärkt werden, um sie mit gängigen Datenloggern erfassen zu können. parallel angeordneter Ti/MMO Streckmetallbänder verwendet. Die Widerstandsmessung erfolgt mit Wechselstrom bei einer Frequenz zwischen ca. 1 und 1 Hz. Die Widerstandsmeßeinheiten werden in das KKS-Monitoringsystem eingebunden. Der Einbau soll so erfolgen, daß der gemessene Widerstand maßgebliche durch den Altbeton verursacht wird. Ein weiterer Anwendungsfall kann aber auch die Überwachung des elektrolytischen Widerstandes des Einbett-, oder Reprofilierungsmörtels sein. Abb. 13: Thermoelement. Das Drahtende wird in die Meßstelle eingebaut, der Stecker an das Meßgerät angeschlossen. Empfindlicher und genauer, sowie schneller auf Änderungen der Umgebungstemperatur ansprechend sind Widerstandsthermometer auf Platinbasis. Dabei wird die Widerstandsänderung eines Platindrahtes oder Platinfolie als Temperatursensor ausgenutzt. Gängig sind PT1 (R = 1 Ω) und PT1 (R = 1 kω). Thermospannung [mv] 1, 1,,, Thermoelement Kupfer - Konstantan -, -1-1 1 2 2 3 Temperatur [ C] Abb. 14: T-Abhängigkeit des Kupfer-Konstantan Thermoelementes. Widerstandssensoren Im einfachsten Fall werden als Widerstandssensor ein Paar parallel angeordneter Metallbolzen oder auch ein Paar Abb. 1: Widerstandssensor bestehend aus 2 Stahlbolzen T [ o C] ρ [kohmcm] 3 2 1-1 -2 1 1 ρ(t) ρ(umgerechnet auf 298K) 1.1.22 1.4.22 1.7.22 1.1.22 1.1.23 Abb. 16: Spezifischer Betonwiderstand mit einem Widerstandssensor über ein Jahr gemessen. (N.B.: Temperatureffekt!) Der Betonwiderstand zeigt eine starke Temperaturabhängigkeit. Man kann aber, um den Temperatureinfluß rauszufiltern, auf Standardtemperatur umrechnen (Abb. 16). Dadurch ist es möglich, andere als Temperatureffekte zu quantifizieren. Im folgenden ein Beispiel, wo an einem Objekt eine Meßstelle in der Deckenoberseite eines Parkhaus einmal im beschichteten Bereich, einmal im unbeschichteten Bereich eingebaut war. Deutlich ist die periodische sprunghafte Abnahme des elektrolytischen Betonwiderstandes durch Wasser/Matsch/Schnee erkennbar. Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 6

T [ C] ρ(t) [kωcm] ρ(2 C) [kωcm] 2 2 1 1-7 6 4 3 2 1 2, 1, 1,, ρ EC-Beschichtung ρ ohne Beschichtung ρ EC-Beschichtung ρ ohne Beschichtung, 1.7.23 1.7.24 1.7.2 1.7.26 1.7.27 date Abb. 17: Die Wasser/Schnee/Matsch- Beaufschlagung einer Parkhausdecke wird durch eine Temperaturkorrigierte Widerstandsmessung sichtbar (rote Kurve, unteres Diagramm). Korrosionsratesensoren Bewehrungsstahl, der über längere Zeit kathodisch geschützt wurde, ist auch bei dann abgeschaltetem kathodischen Schutz in einem elektrochemisch stabileren Zustand. Dieser Zustand wird einerseits durch die Abreicherung an Chloridionen in der Nähe der Bewehrungsoberfläche, andererseits durch die Erzeugung von OH- Ionen an der Bewehrungsoberfläche bewirkt. Die Oxidschicht wird ebenfalls weniger durchlässig ("Passivierung"). Ob sich der elektrochemische Zustand der Bewehrung geändert hat, kann durch Messen der Korrosionsrate festgestellt. Die Elektrochemie stellt für die Erfassung dieser Größe mehrere Möglichkeiten zur Verfügung (Elektrochemische Impedanzspektroskopie, Galvanostatische Pulsmessung, Lineare Ploarisationswiderstandsmessung). Das Sensorelement selbst besteht im einfachsten Fall aus einer Referenzelektrode und einer "kleinen" Gegenelektrode (z.b. Ti/MMO-Band, Länge ca. 2 cm) und der Bewehrung. Referenzelektrode und Gegenelektrode werden seitlich der zu messenden Bewehrung eingebettet. Abb. 18: Sensor zur Bestimmung der Korrosionsrate Der Absolutwert der Korrosionsrate für Stahl in Beton ist schwierig zu bestimmen, da die "Auflösung" des Sensors zu niedrig ist. Man erhält einen Mittelwert der Korrosionsrate über mindestens die Länge des Sensors. Korrosionsratesensoren eignen sich jedoch wunderbar, um relative Änderungen über die Zeit festzustellen (Abb. 19). T [ C] i corr [ma/m 2 ] 2 2 1 1 1 7 2 i corr. (T) i corr. (T umgerechnet auf 298K) 1.1.28 1.1.29 1.1.21 Abb. 19: Änderung der Korrosionsrate einer KKSgeschützten Bewehrung. Wird die Korrosionsrate in einem KKS- Monitoringsystem mitüberwacht, so darf diese Messung erst bei vollständig depolarisierter Bewehrung erfolgen. Vorteilhaft ist es, für Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 7

Korrosionsratemessungen die Bewehrung ca. 1 Woche depolarisieren zu lassen (Vergleiche z.b. [6]). Feuchtesensoren Feuchtesensoren messen lokal den Feuchtigkeitsgehalt des Betons. Der Feuchtigkeitsgehalt ist maßgeblich für den elektrolytischen Stromfluß verantwortlich. Da jedoch der elektrolytische Stromfluß auch vom Ionengehalt des Porenwassers abhängig ist, eignen sich Widerstandssensoren besser für die elektrolytische Charakterisierung des Betons, wenn der Beton auch Chloriden enthält. Als Feuchtesensoren werden zumeist kapazitive Sensoren verwendet (Abb. 2). Dieser Sensortyp nutzt eine hygroskopische Schicht als Dielektrikum zwischen den beiden Elektroden eines Kondensators. Durch die Absorption von Feuchte im Dielektrikum ändern sich dessen Eigenschaften und in Folge die elektrische Kapazität des Sensors. Abb. 2: Kapazitiver Feuchtesensor Der kapazitive Feuchtesensor mißt die relative Luftfeuchtigkeit eines Hohlraums in Beton. Die relative Luftfeuchtigkeit in diesem Hohlraum steht mit dem Sättigungsgrad der Betonporen im Gleichgewicht. Der Sättigungsgrad des Betons abgeschätzt werden Bei Kenntnis des Porenvolumens kann aus der gemessenen Luftfeuchtigkeit auf den absoluten Wassergehalt geschlossen werden. Der rechnerische Aufwand ist aber sehr hoch [7], wodurch die Praktikabilität dieser Sensoren doch in Frage zu stellen ist. Das KKS-System selbst als Sensor (KKS-B Sensor) Das KKS-System selbst (Anode, Bewehrung, Referenzelektroden) kann als Sensorsystem verwendet werden. Dadurch lassen sich folgende Parameter erfassen: Betonwiderstand zwischen Anode und Bewehrung. Übergangswiderstand Anode/Beton Übergangswiderstand Bewehrung/Beton Betonwiderstand aus KKS-B-Sensor Aus einer Differenzmessung des Potentialunterschiedes von Anode und Bewehrung und der zum Meßzeitpunkt fließenden Schutzstromdichte zwischen Anode und Bewehrung läßt sich der Betonwiderstand flächenbezogen für eine Schutzzone bestimmen. E Beton E Beton = Uein Uaus, ρ Beton = [Ωm²] ischutz Die Bestimmung des Betonwiderstands kann bei jeder Ausschaltmessung (Depolarisationsmessung) durchgeführt werden. Die Entwicklung des Betonwiderstandes zwischen Anode und Bewehrung läßt sich somit zeitlich verfolgen. Übergangswiderstand Bewehrung/Beton aus KKS- B Sensor Der Übergangswiderstand für die Bewehrung ist der Durchtrittswiderstand oder Polarisationswiderstand der Bewehrung. Der Polarisationswiderstand ist definiert als der Bruch der Polarisierung/Depolarisierung der Bewehrung über die Schutzstromdichte: E Bewehrung R P,Bewehrung = [Ωm²] i Schutz Dabei wird als E Bewehrung der Durchschnittswert der Depolarisierung, gemessen mit sämtlichen Referenzelektroden angesetzt. Streng genommen gilt diese Beziehung nur für kleine Depolarisationswerte (< 2 mv), daher soll dieser Wert nur als Relativwert verwendet werden. Wie der Betonwiderstand läßt sich die Entwicklung des Polarisationswiderstandes der Bewehrung zeitlich verfolgen durch zeitlich aufeinanderfolgende Depolarisationsmessungen. Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 8

Übergangswiderstand Anode/Beton aus KKS-B Sensor Der Übergangswiderstand für die Anode ist der Durchtrittswiderstand oder Polarisationswiderstand der Anode. Der Polarisationswiderstand ist definiert als der Bruch der Polarisierung/Depolarisierung der Anode über die Schutzstromdichte. Die Depolarisierung der Anode E Anode erhält man aus der anliegenden Spannung U Schutz, dem Spannungsabfall über den Betonwiderstand E Beton der durchschnittlichen Polarisierung der Bewehrung E Bewehrung, und dem Potentialunterschied zwischen Anode und Bewehrung im depolarisierten Zustand E Anode- Bewehrung: E R Anode = U Schutz E E E Bewehrung Beton E Anode P,Anode = [Ωm²] ischutz Anode Bewehrung Auch dieser Zusammenhang gilt strenggenommen nur für kleine Depolarisationswerte. U Schutz [V] i Schutz [ma/m 2 ] 1, 1,, 1-2 E Beton E Anode + E Bewehrung Der Sinn der Erfassung dieser drei Widerstandswerte mit dem hier so bezeichneten "KKS-B Sensor" liegt darin, daß a) die relative Änderung des Korrosionszustandes der Bewehrung (Repassivierung) als Folge des KKS-B zeitlich verfolgt werden kann. Der Übergangs-widerstand nimmt zu. T [ C] U Schutz [V] i Schutz [ma/m 2 ] b) die relative Änderung des Betonwiderstandes über die Dauer des KKS-B (Austrocknung, Ionenabreicherung,) erfaßt werden kann. c) die Langzeitstabilität der Anode am Schutzobjekt prognostiziert werden kann. Eine Erhöhung des Übergangswiderstandes bedeutet, daß die Anode weniger Strom liefern kann. 2 2 1 1 2, 1, 1,,, 1 1, I(T) I(T=298K) ir Anode E Bewehrung vs. MnO 2 [mv] -2-3 -3-4 -4 E Bewehrung ir [V], ir Bewehrung ir Beton, 1.1.27 1.1.28 1.1.29 1.1.21 1.1.211-1.1.29 2.1.29 3.1.29 4.1.29 Abb. 21: Spannungsabfälle über die einzelnen Widerstände Abb. 22: E Beton, E Anode und E Bewehrung im unteren Diagramm aus Abb. 21. In den oberen Diagrammen Temperatur, Schutzspannung und Schutzstromdichte zur Zeit der Depolarisationsmessungen. Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 9

T [ C] U Schutz [V] R P, ρ [Ωm 2 ] 2 2 1 1 2, 1, 1,,, 2 1 1 R PAnode (T) R PAnode (T=298K) ρ Beton (T) ρ Beton (T=298K) R PBewehrung (T) R PBewehrung (T=298K) 1.1.27 1.1.28 1.1.29 1.1.21 1.1.211 Abb. 23: Bestimmung des Betonwiderstandes und der Übergangswiderstände Anode/Beton und Bewehurng Beton, sowie Temperatur-korrektur Zusammenfassung und Schlußfolgerungen Zur Dokumentation der Funktion eines KKS-B Systems eignen sich sowohl Referenzelektroden, als auch Makrozellenelemente. Die Referenzelektroden dienen im Wesentlichen der Erfassung der Polarisierung/Depolarisierung der Bewehrung. Diese Meßgröße muß einen bestimmten Wert überschreiten um ausreichenden Schutz durch KKS zu dokumentieren (1-mV Kriterium). Makrozellenelemente, hingegen verwenden die Stromumkehr as Meßparameter zur Charakterisierung des Schutzes der Bewehrung. 2 NACE Standard SP29-27 Impressed Current Cathodic Protection of Reinforcing Steel in Atmospherically Exposed Concrete Structures NACE International, Houston, TX, 27 3 Franz Pruckner Diagnosis and protection of corroding steel in concrete NTNU, Trondheim Doktor ingeniøravhandling 22:14 Department of Structural Engineering 4 NACE International Publication 111 Use of Reference Electrodes for Atmospherically Exposed Reinforced Concrete Structures NACE International, Houston, TX, 2 J: Bennett, T. Turk Technical Alert Criteria for the Cathodic Protection of Reinforced Concrete Bridge Elements SHRP-S-39, 1994 6 Franz Pruckner Corrosion and Protection of Reinforcement in Concrete Measurements and Interpretation Dissertation, Universität Wien, 21 7 F. Pruckner, O.E. Gjørv RH measurements for assessing moisture conditions in concrete structures Concrete under Severe Conditions Castro Borges et al. (eds), 21, Taylor & Francis, London Literaturverweise 1 EN 12696 Kathodischer Korrosionsschutz von Stahl in Beton Europäisches Komitee für Normung, EU, Brüssel 2 Copyright 211 PP engineering GmbH www.pp-engineering.com info@pp-engineering.com 1