Viola Tiemann. Keine Onkel, die erklären, wie die Welt funktioniert

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Transkript:

Viola Tiemann Keine Onkel, die erklären, wie die Welt funktioniert

Essener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung Herausgegeben von Achim Eschbach und H. Walter Schmitz Band 19

Essener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung Band 19 Viola Tiemann Keine Onkel, die erklären, wie die Welt funktioniert Eine inhaltsanalytische Untersuchung der Nachrichten auf Radio Eins Live Shaker Verlag Aachen 2006

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Copyright Shaker Verlag 2006 Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen und der Übersetzung, vorbehalten. Printed in Germany. ISBN-10: 3-8322-5686-5 ISBN-13: 978-3-8322-5686-9 ISSN 1439-4162 Shaker Verlag GmbH Postfach 101818 52018 Aachen Telefon: 02407 / 95 96-0 Telefax: 02407 / 95 96-9 Internet: www.shaker.de E-Mail: info@shaker.de

Vorwort Die Rundfunknachrichten des Radiosenders Eins Live unterscheiden sich nach dem Willen und den Aussagen der Redakteure der Nachrichtenredaktion, aber auch nach dem Höreindruck deutlich von den Nachrichten anderer Sender. Statt sich alleine mit programmatischen Bekundungen und dem Eindruck von Hörern zufrieden zu geben, sucht Viola Tiemann zu einer wissenschaftlich begründeten Aussage über ihren Untersuchungsgegenstand zu gelangen. Sie stellt sich dabei die Fragen, ob und inwiefern die Nachrichten auf Eins Live überhaupt anders sind als bei anderen Radiosendern, ob und wie sich die Nachrichtenredakteure auf ihre Zielgruppe einstellen, die jünger ist als bei den übrigen Sendern Nordrhein-Westfalens, ob dabei dennoch allgemeine Konventionen für Radionachrichten eingehalten werden, ob und wie es den Nachrichtenredakteuren gelingt, dem Programmauftrag öffentlich-rechtlicher Sender auf der einen und der ansonsten häufig in ihrem Programm verbreiteten lockeren Spaß-Kultur auf der anderen Seite zu folgen. Um eventuelle Unterschiede der genannten Art überhaupt sichtbar werden zu lassen, bezieht Viola Tiemann in ihre Untersuchung vergleichbare Nachrichten des Senders WDR 2 ein, der als Informationswelle des WDR gilt und damit als angemessener Maßstab fungieren kann. Damit werden tatsächlich die Nachrichten zweier Radiosender des WDR untersucht und miteinander verglichen, um Unterschiede auszumachen und Besonderheiten jedes einzelnen, vor allem aber des Radiosenders Eins Live, genau zu beschreiben und zu bestimmen. Schon durch die Anlage ihrer gesamten Untersuchung macht Viola Tiemann unmissverständlich klar, dass es ihr um eine kommunikationswissenschaftliche Untersuchung zu tun ist, die bei aller Konzentration auf Einzelheiten der sprachlichen Mitteilung und ihrer Form das Gesamt des Kommunikationsprozesses in Fragestellung, Theorie und Analyse im Auge zu behalten versucht. Vom Allgemeinen zum Besonderen, von den historischen und institutionellen Rahmenbedingungen der Radiokommunikation bis hin zur sprachlichen Form der einzelnen Meldung bleibt der theoretisch gerechtfertigte Blick für die Einheit des Kommunikationsprozesses als Bezugsgröße und Interpretationszusammenhang erhalten.

Der erste Teil der empirischen Untersuchung im engeren Sinne stellt eine Art ethnographischer Studie der so genannten Infos auf Radio Eins Live dar: Gestützt auf Interviewmaterial werden sämtliche Regelungen für die unterschiedlichen Nachrichtensendungen ebenso analysiert und vorgestellt wie die Arbeitsweisen der Nachrichtenredakteure und Nachrichtenpräsentatoren, die Regeln, die ihnen auferlegt sind, sowie das Umfeld, in dem sie arbeiten. Im zweiten Teil, methodisch und analytisch der Höhepunkt der gesamten Studie, geht es um eine sehr umfangreiche und äußerst detailliert ausgerichtete Inhaltsanalyse von Nachrichtensendungen von Eins Live einerseits und WDR 2 andererseits. Jeder Schritt der Untersuchung und ihrer Anlage ist sorgfältig begründet, die Auswahl der Sendungen ebenso wie die der Sender, der Umfang des Materials und seine Aufarbeitung und Dokumentation sowie das ausgefeilte und in allen wichtigen Punkten auf die vorangegangenen theoretischen Überlegungen und empirischen Deskriptionen gestützte Kategoriensystem, alles bildet eine methodologisch durchdachte und im analytischen Einsatz gekonnt verwendete Einheit. Dazu passt, dass Viola Tiemann mit Vorsicht und Bedacht, aber auch mit überzeugender interpretatorischer Kraft ihre Analyseergebnisse vorstellt und Schritt für Schritt zu Charakteristiken der miteinander verglichenen Sender zusammenführt. Die abschließend zusammengefassten Ergebnisse zeigen nun einige höchst interessante Neuigkeiten und Besonderheiten auf, die in bislang vorliegenden Analysen so nicht haben erkennbar gemacht werden können. Besonders bemerkenswert ist die Feststellung, dass die Nachrichten auf WDR 2 und Eins Live auf der Ebene der Meldungen und der Sätze gar nicht so unterschiedlich sind, sondern sich sehr wohl an sehr ähnliche Grundsätze halten. Und das heißt zugleich: Der Eindruck der Andersartigkeit der Nachrichten auf Eins Live ist allein auf die Art der Darbietung zurückzuführen, womit die Orientierung an der Zielgruppe sich im Übrigen als sehr begrenzt und äußerlich erweist. Der Spagat zwischen seriöser Nachrichtenvermittlung und dem Eindruck einer lockeren Spaß-Kultur kann also offensichtlich auch ohne eine Verletzung der Grundsätze für redaktionelle Nachrichten in einem Sender des WDR gelingen. Ob allerdings die bei Eins Live üblichen Mittel und Formen der Nachrichtenpräsentation die Attraktivität oder gar die Verständlichkeit der Infos auch erhöhen ist eine empirische Frage, deren Beantwortung durch eine hier anschließende kommunikationswissenschaftliche Untersuchung anderer noch aussteht, für die

Programmverantwortlichen nicht nur dieses Senders aber von allergrößtem Interesse sein müsste. Essen, im Oktober 2006 H. Walter Schmitz

Inhalt Vorwort...1 Inhalt...5 1 Einleitung... 7 2 Entwicklung des Hörfunks in Deutschland... 11 2.1 Die Anfänge des Radios... 11 2.2 Das duale Rundfunksystem...14 2.3 Radio Eins Live...17 3 Radiokommunikation als Massenkommunikation...23 3.1 Kommunikationsprozesse beim Radio...23 3.2 Die Rolle des Sprechers... 29 3.3 Die Rolle des Hörers...35 4 Hörfunknachrichten... 39 4.1 Die Nachrichtensendungen... 39 4.2 Die Meldungen... 43 4.2.1 Formale und inhaltliche Aspekte... 43 4.2.2 Nachrichtenauswahl... 49 4.2.2.1 Der Nachrichtenfaktoren-Ansatz... 50 4.2.2.2 Die Gate-Keeper Forschung...54 4.2.2.3 Die News Bias-Forschung... 56 4.2.2.4 Zusammenfassende Einordnung und Blick in die Praxis...57 4.3 Die Sätze...58 5 Die INFOS auf Radio Eins Live...61

6 Inhaltsanalytische Untersuchung... 73 6.1 Methodische Einordnung... 73 6.2 Vorgehensweise, Grenzen und Kategoriensystem der Untersuchung...76 6.3 Inhaltsanalytischer Vergleich der Infos auf Eins Live mit den Nachrichten auf WDR 2... 84 6.3.1 Die Nachrichtensendungen... 84 6.3.2 Die Meldungen...91 6.3.3 Die Sätze...105 7 Ergebniszusammenfassung und Schlussbetrachtung...111 Literatur... 119 Beispiele aus dem Anhang... 125 Über die Autorin... 133 Anhang (auf CD) Anhang I: Transkript der Nachrichten auf Eins Live Anhang II: Transkript der Nachrichten auf WDR 2 Anhang III: Kategorienschema Anhang IV: Transkript des Interviews mit Sabine Henkel, Radio Eins Live