Milchgewinnung Hazards und Interventionsmassnahmen

Ähnliche Dokumente
«

Mikrobiologische Untersuchung von Rohmilch und Trinkmilch

Verordnung des EDI über die Hygiene bei der Milchproduktion

Bakterielle Kontamination in humanen Stammzell-Präparaten Einfluss von Stammzellquellen und Hygienevorgaben. W. Schwarz Paul-Ehrlich-Institut Langen

Mastitisbekämpfung Mehr als die Auswahl der richtigen Therapie

2/11/2016. Mastitis. Subklinische Mastitiden. Mastitis vorbeugen an was muss man denken? Dr. Simone Steiner. keine klinischen Veränderungen

Validierung der Flüssigkulturmedien für die mikrobiologische Kontrolle gemäß Ph. Eur

Milch Qualität wird auf dem Bauernhof gemacht PD Dr. Hartmut Grimm

Antibiotikaresistenz: Interventionen (preharvest- level) Gertraud Schüpbach

Eutergesundheit und Milchqualität

MILCHAUTOMATEN 1 für nicht vorverpackte Rohmilch: Hygieneanforderungen

Eutergesundheit in Hessen, Entwicklung, aktuelle Situation und Ausblick

Hygiene-Gutachten zur Medigenic TM Tastatur/Maus-Kombination der Firma Esterline Advanced Input Systems aus Coeur d Alene, USA

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Krankenhaus-Hygiene Aktuell

Flore-Chemie GmbH Hygieneschulung Mikrobiologie

Schlachthygiene (Bedeutung und Überwachung)

Badewasserqualität chemische und mikrobiologische Herausforderungen in Badebecken

Oberflächendesinfektion Die Erreger kommen rasch zurück

Eutergesundheit Landwirtschaftskammer Oberösterreich

Langen Nacht der Wissenschaft am

Einfluss der Zellgehalte der Milch auf die Milchleistung von Kühen

Möglichkeiten der Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Mastitis-Therapie

Neue diagnostische Verfahren zum Nachweis von Erregern Lebensmittelbedingter Infektionen

Akkreditierungsumfang der Prüfstelle (EN ISO/IEC 17025:2005) Food Hygiene Controll GmbH / (Ident.Nr.: 0225)

Mikrobiologie 28 Kursangebote-ILGI-2014-v12.indd :51

Einfluss der Einstreu auf die Eutergesundheit

Salmonella Bedeutung als Zoonose- Erreger in der Lebensmittel-Kette

Einfluss von Clostridienbelastung und Hygieneniveau auf Zellgehalt und Keimzahl

Pathogene Mikroorganismen im Trinkwasser

Verordnung über die hygienischen und mikrobiologischen Anforderungen an Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände, Räume, Einrichtungen und Personal

Ziegenmilchproduktion in der Schweiz

Hygiene-Gutachten zum Panel-PC ViewMedic Vario C und Vario D der Firma Rein EDV aus Willich

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Institut für Medizinische Mikrobiologie Immunologie und Parasitologie

Gerhard Breves Physiologisches Institut

Mikrobiologische Risiken bei Lebensmitteln nicht tierischer Herkunft sowie bestehende rechtliche Vorgaben

NACHWEIS VON HEMMSTOFFEN

Neues aus dem Mastitislabor Referentin: Susanne Schönfeld

Preisliste ZOBA. Gültig ab Dezember Die aktuell gültige Version finden sie auf unserer Homepage:

Anleitung zum Gebrauch des Formularsets «Qualitätssicherung bei der Milchproduktion»

Österreichische Arbeitsgruppe Insekten: Ziele, Leitlinien und bisherige Ergebnisse

Untersuchung der inkriminierten Lebensmittel durch die Untersuchungsämter. Andrea Gervelmeyer

Automatische Melksysteme Eutergesundheit und Melkroboter

Antimikrobiell wirksame Kupferbasiswerkstoffe zusätzlicher Baustein zur Reduktion von Infektionsrisiken.

Dr. Elke Stellbrink Group Product Manager Ruminants. LKV, Güstrow

Biofilme und ihre Bedeutung (nicht nur) für die Lebensmittelsicherheit

Bessere Diagnostik von Lungeninfekten durch Multiplex-PCR?

(Streptococcus uberis, Coliforme Keime. Citrobacter spp., Enterobacter spp. infiziertes Viertel Umwelt Zitzenverletzung

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Kolonisation oder Infektion?

Hygienemaßnahmen bei 3 und 4 MRGN Erreger in der stationären und ambulanten Versorgung

Möglichkeiten der Reduktion des Antibiotika-Einsatzes zur Mastitisbekämpfung durch moderne Labordiagnostik

1.2 Hazard Analysis and Critical Control Point (HACCP)-Konzept BgVV

Eutergesundheit beim Melken mit AMS

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Sauberes Wasser für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Schweine!

Listung. Neue europäische Prüfvorschriften für die Bewertung von Desinfektionsmitteln. Prüfvorschriften Desinfektionsmittel in der Humanmedizin

Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene. am Universitätsklinikum Freiburg. Prof. Dr. med. Franz Daschner. Hugstetter Strasse 55

Kühe erfolgreich trockenstellen, EIN Konzept für jeden Betrieb? Dr. M. Behr

Mikrobiologische Aspekte Schankanlagen und Watercooler

Handbuch Qualitätssicherung

Untersuchungen zum mikrobiologischen Risikopotenzial von Gärsubstraten und Gärresten aus niedersächsischen Biogasanlagen

Astrid Mayr Krankenhaushygiene, Technische- und Umwelthygiene Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie Medizinische Universität Innsbruck

Gesunde Euter Kriterien und Voraussetzung. Gesunde Euter - Definition

Prüfbericht. Bestimmung der mikrobioziden Inaktivierungsleistung des DIOSOL-Verfahrens im quantitativen Suspensionsversuch mit praxisnahen Keimträgern

Situation der lebensmittel-bedingten Infektionen in Deutschland

Hart aber fair. Der Faktencheck in Sachen Mastitis. 5 Dinge, die Sie über Kennzahlen zur Eutergesundheit wissen sollten

5. Diskussion Rohmilch. Diskussion

Ergebnisse Praktikum-Mikrobiologie Mikrobiologische Wasseruntersuchungen

Mikrobiologische und biochemische Prüfungen

Was sagt mein Wasserbefund aus?

Melkzeugzwischendesinfektion. Peressigsäure. Dr. Ina Bräunig Produktmanagement KESLA PHARMA Wolfen GmbH

Mit einer guten Melkarbeit sollte die Kühe nicht ständig zum Doktor rennen. Melkberater, Hans Wüthrich, CASEi, Inforama, Rütti, Zollikofen

Folker Martens ist einer der jungen, modernen

Therapie der Färsenmastitis

Euterhygiene HM VIR FILM

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Seite Vorwort Ein ganz alltäglicher Fall... 5

Ökologische Ziele für das Grundwasser in der Schweiz

Grundlagen der Wasserhygiene Mikrobiologie. R. Holländer. Institut für Allgemeine Hygiene, Krankenhaushygiene und Umwelthygiene

Praktischer Leitfaden Mastitis

Medizinische Mikrobiologie und Hygiene

MRE AK Krankenhäuser Punktprävalenz-Untersuchung MRE Netzwerk Metropolregion Rhein-Neckar

Leistungsverzeichnis

Spenderauswahl, Testung, Pathogeninaktivierung was hat sich bewährt?

Sind Insekten als Lebensmittel sicher?

Lassen Sie Ihre Kunden die gesunde Welt von COMPLETE EASY RUB erleben. Kontaktlinsenpflege in Bestform

Themenbox Antibiotikaresistenzen

Revision des Lebensmittelrechts Vorgaben für Gemeinschaftsbäder

Diskussion der aktuellen Anforderungen an hygienische Untersuchungen in Krankenhäusern

Die Mikrobiologie des Trinkwassers

Salmonella spp. Campylobacter spp. Fokus Schwein

Leistungsverzeichnis 2014

Empfehlung für mikrobiologische Labore/Institute Zur Probennahme und Labormethodik

Seuchen- und Umwelthygienische Aspekte von Biogasanlagen

STS-Verzeichnis Akkreditierungsnummer: STS 0268

Gesundheitsprophylaxe bei Kälbern - eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Paratuberkulose. Dr. Ulrike Hacker Rindergesundheitsdienst der TSK M-V

Nosokomiale Infektionen Heike von Baum Med. Mikrobiologie und Hygiene

Auswertung AFEMA-Test 11/2010

Anforderungen an Desinfektionsmittel in besonderen Situationen 21.Juni 2016

Transkript:

Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene Milchgewinnung Hazards und Interventionsmassnahmen

Hazards Bakterien Antibiotika

Mikrobiologie von Rohmilch Kontamination im Rahmen des Melkens Erregerausscheidung über die Milchbildung Mastitis

Kontamination im Rahmen des Melkens Zisternenmilch 10 KBE/ml Passage durch Strichkanal 100 bis 1000 KBE/ml Kontakt mit Luft Sporenbildner Umspülen der Zitzenoberfläche Flora der Euterhaut Kontakt mit Melkgeschirr, Melkanlage usw Gram-positive glykolytische Flora (mesophil) Gram-negative proteolytische Flora (psychotroph)

Kontamination im Rahmen des Melkens Gram positive Keimarten Micrococcus spp., Staphylococcus spp. Streptococcus spp. Leuconostoc spp. Lactobacillus spp. Propionibacterium spp. Corynebacterium spp. Bacillus spp. Clostridium spp. überwiegend Saprophyten (Haut, Pflanzen)

Kontamination im Rahmen des Melkens Gram negative Keimarten Citrobacter spp. Enterobacter spp. Serratia spp. Pseudomonas spp. Flavobacterium spp. Acinetobacter spp. Achromobacter spp. Toxinogene Escherichia coli Salmonellen, Campylobacter usw. Saprophyten Pathogene

Keimzahlen Bestandesmilchproben Kuhmilch (n=400) Bestandesmilchproben (n=300; n=60) 7 9 6 8 7 log cfu ml -1 5 4 log cfu / ml 6 5 4 3 3 2 2 1 goat sheep Dissertation Bühler 2001 Dissertation Mühlherr 2003

Erregerausscheidung über die Milchbildung Mycobacterium spp. M. bovis M. paratuberculosis Brucella spp. Coxiella burnetti

Mastitis Aus milchhygienischer Sicht: Problem stellen die subklinischen Mastitiden dar Wichtigste Erreger in der Schweiz Staphylococcus spp. S. aureus Streptococcus spp. S. aureus Kuhmilch 62% Kl. Wiederkäuer 32% Dissertation Bühler 2001 Dissertation Mühlherr 2003

Food Safety Management: Interventionsmassnahmen Milchproduktion Fütterung Anlage, Personal, Räume Stufe Einzeltier Anforderungen Milch Einzeltier Stufe Bestandesmilch Definierte Parameter Bedeutung der Milchproduktion in der CH: 3 260 088 t (2007)

Fütterung und Tierhaltung Räumlichkeiten für Tierhaltung Haltung und Pflege der Tiere Fütterung der Tiere Silagefütterung VO Hygiene bei der Milchproduktion (VHyMP)

Tiergesundheit Euterkontrolle Behandlung mit Arzneimitteln VO Hygiene bei der Milchproduktion (VHyMP)

Nachweis somatischer Zellen Orientierende quantitative Zellzahlbestimmung Schalmtest Na-Laurylsulfat->DNS->Komplex; positiv ab ca 150000 Zellen/ml

Stufe Einzeltier Milch die nicht in den Verkehr gebracht werden darf Milch von Kühen, die Anzeichen einer auf den Menschen übertragbaren Krankheit aufweisen Milch von Tieren, die mit Arzneimitteln behandelt wurden, während der Behandlung und der vorgeschriebenen Absetztfrist Milch aus offensichtlich entzündeten Eutervierteln und Milch aus Eutervierteln, die im Schalmtest positiv reagiert (++,+++) Milch von Tieren mit Krankheiten, die die Milch negativ beeinflussen können wie Infektionen, Durchfall mit Fieber, Acetonämie, Eierstockcysten, Infektionen des Genitalapparates mit Ausfluss, offene eiternde Wunden in der Nähe des Euters VO Hygiene bei der Milchproduktion (VHyMP)

Stufe Einzeltier Milch die nicht in den Verkehr gebracht werden darf Milch, die in den ersten acht Tagen nach Beginn der Laktation gewonnen wird 1 Milch von Kühen, die weniger als zweimal pro Tag gemolken werden Milch von Kühen, die weniger als zwei Liter Milch pro Tag geben Das Vorgemelk 1 spezielle Regelungen für Kolostrum VO Hygiene bei der Milchproduktion

Stufe Bestandesmilch Kriterium Methode Anforderung Keimbelastung Fluoreszenzoptische Zählung < 80 000 Keime /ml Zellzahl Fluoreszenzoptische Zählung < 350 000 Impulse/ml Hemmstoffe Mikrobiologischer Hemmtest nicht nachweisbar Gefrierpunkt Kryoskopie -0.520 C VO Hygiene bei der Milchproduktion

Keimzahl in der Verkehrsmilch Direkter Nachweis der Keimbelastung von Milch Fluoreszenzoptische Keimzahlbestimmung (Bactoscan) Prinzip: Nach einer Zentrifugation (Zuckergradient) der Milch wird die DNA der Mikroorganismen mittels Acridinorange angefärbt und die Keimzahl fluoreszenzoptisch als Impulse detektiert.

Nachweis somatischer Zellen Zellzählverfahren Fluoreszenzoptische Zählung Fossomatic Prinzip

Hemmstoffnachweis in der Milch Delvo-Test Testkeim: Bacillus stearothermophilus var. calidolactis Indikatortyp: ph Indikator Nachweisgrenze für Penicillin: 0.004 IE/ml

Hemmstoffnachweis in der Milch www.idexx.com/index.jsp

Stufe Bestandesmilch Milchliefersperre Bei der fünften Beanstandung der Keimbelastung innert fünf Monaten; eine Probe mit einer Keimbelastung von 1 000 000 Impulsen (300000 Keime)/ml oder mehr zählt als zwei Beanstandungen Bei der fünften Beanstandung der Zellzahl innert fünf Monaten Bei jedem Nachweis von Hemmstoff VO Hygiene bei der Milchproduktion

Stufe Milchgewinnung ab 2011 Änderung der VHyMP In jedem Monat in dem Milch produziert wird, muss die Milch mindestens zweimal untersucht werden. Als Ergebnis zählt der geometrische Mittelwert Neu Milchprüfungsverordnung Für die Qualität der Milch sorgen die Produzenten Milchliefersperren neu nach 3 Beanstandungen innert 4 Monaten (Keimzahl) und 4 Beanstandungen innert 5 Monaten (Zellzahl) Gefrierpunkt in den Verordnung gestrichen, Brache muss entscheiden ob weiter gemacht wird Milchprüfungsergebnisse nur noch digital (SMS oder Milchdatenbank (www.dbmilch.ch) Nur noch ein Labor für die ganze Schweiz (Swisslab) (600000 Proben Milchprüfung; 4 Mio Proben Milchleistungsprüfung)

Milchbehandlung, Lagerung Filtrieren der Milch Kühlen und Lagern Milchtransport VO Hygiene bei der Milchproduktion (VHyMP)

Reinigung und Desinfektion Häufigkeit Reinigungsräume Reinigungs- und Desinfektionsmittel Wasserqualität VO Hygiene bei der Milchproduktion (VHyMP)

Gebäude und Anlagen Stall, Laufbereich und Melkplatz Räume, Behälter und Milchgeräte Milchlagerräume Milchtanks VO Hygiene bei der Milchproduktion (VHyMP)