SVT Frühjahrstagung Gesund durch Zucht. Gesundheitsdatenerfassung beim Schweizer Milchvieh. Jürg Moll Qualitas AG, Zug

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Transkript:

SVT Frühjahrstagung 2015 Gesund durch Zucht Gesundheitsdatenerfassung beim Schweizer Milchvieh Jürg Moll Qualitas AG, Zug

Bedeutung Gesundheitsmerkmale! Gesundheit / Fitness gewinnt an Bedeutung Betriebe werden grösser Produktepreise stehen unter Druck Konsumenten wollen gesunde Nahrungsmi?el von gesunden Tieren Diskussion AntibiotikaeinsaC Gesunde und problemlose Kuh

Internationale Entwicklung! Pioniere sind die skandinavischen Länder, z.b. in Norwegen werden Behandlungen seit 1975 registriert; aktuelle Beteiligung > 95 % aller Milchkühe Gesundheitsdatenerfassung ist heute weltweit ein Thema; viele Länder haben mit der Erfassung von Gesundheitsdaten begonnen Erfolgsmodell Österreich Projektstart 2006 ZuchtwertschäCung FV seit 2010 / BV seit 2013 über 90 % der Milchviehbetriebe beteiligen sich

Gesundheitsmerkmale sind erblich! Heritabilitäten (Zwald et al. 2004. J. Dairy Sci. 87): Labmagenverlagerung 0.14 Ketose 0.06 Mastitis 0.09 Lahmheit 0.04 Eierstockzysten 0.04 Gebärmu?erenCündung 0.06 Gesundheitsmerkmale züchterisch bearbeitbar Sichere traditionelle Zuchtwerte nur mit hoher Datendichte

Gesundheit ist verbesserbar! Anzahl tierärztlicher Behandlungen und behandelter Kühe pro Kuh und Jahr in Norwegen (Tine 2012)

Gesundheit und Genomik! Genomische Selektion verlangt grossen TrainingsdatensaC mit sicheren traditionellen Zuchtwerten für die SNP- EffektschäCung Gesundheitsmerkmale Anzahl Stiere mit Nachzucht- prüfungsergebnis Gesundheit wird begrenzt sein Umfassende Typisierung von Kühen auf Betrieben mit guter Erfassung der Gesundheitsmerkmale?

Gesundheitsdaten Schweiz! Entscheid Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinder- züchter (ASR) beim Milchvieh Gesundheitsdaten zu erfassen (2011) ASR definiert Diagnoseschlüssel (2012) Elektronische Erfassung der Gesundheitsdaten über die Internetpla?formen BrunaNet, HolsteinVision und redonline+ (2013) Züchter erhalten CHF 0.50 pro Erstdiagnose/Tier/Jahr Enger Kontakt mit BVL und Tierärzten Erweiterung der Applikation für Smartphone (2014) Gesundheit in der Tierzuchtverordnung (2014)

Gesundheitsdaten Schweiz! Ziele: Zucht von robusten Tieren u.a. auch im Rahmen der genomischen Selektion UnterstüCung bei der Aufzeichnungspflicht UnterstüCung bei der tierärztlichen Einzeltierbehandlung und bei der Bestandesbetreuung UnterstüCung bei der Bestandesführung Management- Kennzahlen NuCung der Informationen für Früherkennungs- programme

Tierzuchtverordnung Bund! Art. 8 Leistungsprüfungen 1 Mit den Leistungsprüfungen sind Leistung, Gesundheit und Morphologie der Tiere zu erfassen und sichtbar zu machen, soweit sie aus züchterischen, betriebswirtschaftlichen und tiergesundheitlichen Aspekten von Bedeutung sind. Art. 15 Beiträge für die Rindviehzucht 2 Der Beitrag beträgt je: g. Erstdiagnose bei der Gesundheitsleistungs- prüfung nach ICAR 1.00 Franken 8 Es werden für maximal drei Erstdiagnosen bei der Gesundheits- leistungsprüfung je Tier und Referenzperiode Beiträge ausgerichtet.

Diagnoseschlüssel ASR! 3- stufig aufgebaut: Organsystem Einfacher Erweiterter Befund Befund (obligatorisch) (fakultativ) Beispiel: Euter Mastitis akute oder Prophylaxe Trockenstellen - Ende Laktation Mastitis

Diagnoseschlüssel ASR! Organsysteme 1. Bewegungsapparat 2. Euter 3. Geburt/Fortpflanzung 4. Stoffwechsel- und Verdauungsstörungen 5. Atemwegs-, Herz- Kreislauf- und sonstige Erkrankungen 6. Parasiten 7. Missbildungen / Erbfehler 8. Symptome und sonstige Störungen 9. Kälberkrankheiten 10. Zootechnische Eingriffe und Prophylaxe 11. Abgangsgründe

Behandlungsjournal! BrunaNet/redonline+!

Behandlungsjournal Erfassung!

Erfassung Medikament!

Behandlungen!

Behandlungsjournal Vorratsjournal!

Behandlungsjournal Kennzahlen!

Beteiligung! Erfassung der Gesundheitsdaten ist obligatorisch für alle Prüretriebe 2014 Braun- vieh Swiss- herdbook Holstein Betriebe mit Diagnosen 1 653 689 181 Prüretriebe Anteil mit Diagnose ca. 5 000 33 % ca. 4 000 17 % ca. 600 30 % Betriebe total Anteil mit Diagnose 9 872 17 % 10 326 7 % 2 328 8 %

Beteiligung Betriebe! 700 Anzahl Betriebe 600 500 400 300 200 Braunvieh 1'ʹ653 Betriebe swissherdbook 689 Betriebe Holstein 181 Betriebe 100 0 1-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 >30 Anzahl Diagnosen pro Betrieb 2014

Diagnosen 2014! Organsystem BVCH shb SHZV Bewegungsapparat 2 176/ 8% 633/ 5% 210/ 5% Euter 7 740/27% 3 743/31% 784/18% Geburt, Fortpflanzung 4 348/15% 1 896/15% 545/13% Stoffwechsel- & Verdauungsstörungen 1 606/ 6% 600/ 5% 146/ 3% Atemweg, Herz- Kreislauf 913/ 3% 327/ 3% 97/ 2% Parasiten 1 508/ 5% 414/ 3% 151/ 3% Missbildungen/Erbfehler 11/ 0% 0/ 0% 0/ 0% Symptome & sonstige Störungen 200/ 1% 104/ 1% 17/ 0% Kälberkrankheiten 782/ 3% 329/ 3% 32/ 1% Zootechnische Eingriffe & Prophylaxe 9 002/32% 4 146/34% 2 388/55% Abgangsgründe 84/ 0% 38/ 0% 0/ 0% Total 28 370 12 230 4 370

Befunde 2014 (ohne Missbildungen, Prophylaxe & Abgangsgründe) Organsystem Befund BVCH shb SHZV Bewegungsapparat Klauenerkrankung 1 570 8.1 % Euter Geburt, Fortpflanzung Geburt, Fortpflanzung Stoffwechsel- störungen Mastitis Problem Nachgeburtsphase Fruchtbarkeits- störungen Milchfieber Total ohne Missbildungen, Prophylaxe & Abgangsgründe 6 631 34.4 % 2 230 11.6 % 1 500 7.8 % 739 3.8 % 19 273 100 % 418 5.2 % 2 944 36.6 % 883 11.0 % 863 10.7 % 300 3.7 % 8046 100 % 171 8.6 % 732 36.9 % 278 14.0 % 237 12.0 % 56 2.8 % 1 982 100 %

Fazit! Erfolgreiche Einführung der Gesundheitsdaten- erfassung in der Schweizer Milchviehzucht Die nächsten Herausforderungen sind: mehr Betriebe müssen zur Teilnahme motiviert werden teilnehmende Betriebe müssen alle Behandlungen erfassen Diagnoseschlüssel muss besser kommuniziert werden, z.b. Erfassung prophylaktischer Mass- nahmen (Trockenstellen, Parasitenvorbeugung) unter Prophylaxe

Vielen Dank!!