FACHHOCHSCHULE PFORZHEIM - M U S T E R L Ö S U N G -



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Transkript:

Beispielklausur 2 IWB Musterlösung, Seite 1 FACHHOCHSCHULE PFORZHEIM - Fachgebiet Volkswirtschaftslehre - M U S T E R L Ö S U N G - Fachbereich: Fach: Internationale Wirtschaftsbeziehungen Studiengang: Studiensemester: Datum: Prüfer: Bearbeitungszeit: Hilfsmittel: Prof. Dr. Rainer Maurer 60 Minuten Nichtprogrammierbarer Taschenrechner Bearbeitungshinweise: (1) Bitte überprüfen Sie zuerst die Vollständigkeit Ihrer Klausurblätter! Es sind 4 Aufgaben und 5 Klausurblätter (inklusive Deckblatt)! (2) Die Aufgaben sind auf den Klausurblättern zu bearbeiten. Bei Platzmangel benutzen Sie bitte die freie Rückseite des Vorderblattes! Sollte diese nicht ausreichen, verwenden Sie bitte freie Blätter, die Sie am Ende der Klausurblätter anheften. Vermerken Sie dies auf den jeweiligen Klausurblättern und achten Sie auf stimmige Nummerierung. Die richtige Bearbeitung einer Aufgabe erbringt die in der Punktespalte angegebene Punktezahl. Zum Bestehen der Klausur sind 50 % der Punkte ( = 30 Punkte) erforderlich. (3) Bitte argumentieren Sie bei der Beantwortung der Fragen sorgfältig und verständlich. Unleserliche Darstellungen können nicht gewertet werden. (4) Wenn Sie zur Beantwortung von Fragen Grafiken einsetzen, beschriften Sie diese bitte vollständig und erläutern Sie die Darstellung so, dass der Zusammenhang verständlich wird Name: Matrikel-Nummer: Klausurergebnis:

Beispielklausur 2 IWB Musterlösung, Seite 2 1. (a) Erläutern Sie drei verschiedene Gründe, weshalb es nach der klassischen Handelstheorie zu internationalem Handel kommt. (6 Punkte) (c) Erläutern Sie, unter welchen Bedingungen es zwischen identischen Ländern zu internationalem Handel kommen kann. (8 Punkte). 14 (a) 1. Die Produktionstechnolgien sind unterschiedlich in den verschiedenen Ländern, so dass die Länder bei der Produktion bestimmter Güter unterschiedlich produktiv sind, z.b. klimatisch bedingte Produktivitätsunterschiede spielen bei der Nahrungsmittelproduktion eine Rolle: Weinproduktion in Portugal vs. Weinproduktion in England. 2. Die Nachfrage nach bestimmten Gütern ist unterschiedlich stark in den verschiedenen Ländern. Unterschiedlich starke Nachfragepräferenzen: Zu Unterschieden zwischen dem inländischen Autarkiepreis und dem ausländischen Preis kann es jedoch auch kommen, wenn In- und Ausland vollkommen identisch sind mit Ausnahme der Nachfragepräferenzen der Konsumenten. In diesem Fall können unterschiedlich starke Nachfragen für die verschiedenen Güter zu unterschiedlichen Autarkiepreise führen. 3. Die Ausstattung mit Produktionsfaktoren ist unterschiedlich in den verschiedenen. Unterschiedliche Ausstattung mit Produktionsfaktoren: So konnten Heckscher/Ohlin zeigen, dass in einem Land A, das über relativ mehr qualifizierte Arbeitskräfte und relativ wenig unqualifizierte Arbeitskräfte verfügt, die Autarkiepreise von Gütern, für deren Herstellung qualifizierte Arbeitskräfte gebraucht werden (z.b. Hightech-Güter), niedriger sind als in einem Land B, in dem relativ mehr unqualifizierte Arbeitskräfte und relativ wenig qualifizierte Arbeitskräfte verfügt. Bei der Aufnahme von Freihandel kommt es deshalb zu einem Export von Hightech-Gütern aus Land A nach Land B, während Land B nach Land A Lowtech-Güter exportiert. (c) Zwischen identischen Ländern kann es zu internationalem Handel kommen, wenn bei der Produktion eines Gutes (z.b. Autos) Größenvorteile vorliegen und die Nachfrage so beschaffen ist, dass von dem Gut verschieden Produktvarianten nachgefragt werden (z.b. Porsche & Ferrari). In diesem Fall hängt die Spezialisierung eines Landes davon ab, welches Land als erstes mit der Produktion einer Produktvariante begonnen hat. Aufgrund der Größenvorteile kann dieses Land die Produktvariante dann mit den niedrigsten Durchschnittskosten herstellen, so dass es die ganze Nachfrage nach dieser Produktvariante auf sich zieht.

Beispielklausur 2 IWB Musterlösung, Seite 3 1. (a) Erläutern Sie, wie die Notenbank über den Zinsparitätenkanal den Wechselkurs ihrer Währung beeinflussen kann. (7 Punkte) (b) Welches Problem kann resultieren, wenn die Notenbank den Wechselkurs ihrer Währung über den Zinsparitätenkanal aufwerten möchte und sich die Volkswirtschaft des Landes in einer Rezession befindet? (7 Punkte) 14 (a) Durch eine Ausdehnung der Geldmenge erhöht die Notenbank das Kreditangebot auf dem Kapitalmarkt, so dass der Kapitalmarktzins sinkt. Wenn vorher ein Zinsarbitragegleichgewicht geherrscht hat, so ist dieses jetzt gestört: Eine Kapitalanlage im Ausland erbringt nun einen höheren Ertrag als eine Kapitalanlage im Inland. Also werden die Inländer verstärkt ihr Geld im Ausland anlegen wollen. Dazu müssen sie jedoch inländische Währung in ausländische Währung umtauschen. Dadurch steigt also das Angebot an inländischer Währung auf dem Devisenmarkt (bzw. die Nachfrage nach ausländischer Währung). Dadurch wertet dann die inländische Währung ab. Dieser Abwertungsprozess hält solange an, bis die Zinsarbitrage wieder gilt. Im Ergebnis führt die Ausdehnung der inländischen Geldmenge über den inländischen Kapitalmarkt zu einer Abwertung der inländischen Währung. Alternativ: Durch eine Reduzierung der Geldmenge senkt die Notenbank das Kreditangebot auf dem Kapitalmarkt, so dass der Kapitalmarktzins steigt. Wenn vorher ein Zinsarbitragegleichgewicht geherrscht hat, so ist dieses jetzt gestört: Eine Kapitalanlage im Inland erbringt nun einen höheren Ertrag als eine Kapitalanlage im Ausland. Also werden die Ausländer verstärkt ihr Geld im Inland anlegen wollen. Dazu müssen sie jedoch ausländische Währung in inländische Währung umtauschen. Dadurch steigt also das Angebot an ausländischer Währung auf dem Devisenmarkt (bzw. die Nachfrage nach inländischer Währung). Dadurch wertet dann also die inländische Währung auf. Dieser Aufwertungsprozess hält solange an, bis die Zinsarbitrage wieder gilt. Im Ergebnis führt die Reduzierung der inländischen Geldmenge über den inländischen Kapitalmarkt also zu einer Aufwertung der inländischen Währung (b) Um den eigenen Wechselkurs über den Zinsarbitragekanal aufzuwerten, muss die Notenbank die inländische Geldmenge so reduzieren, dass der inländische Zinssatz steigt. Dies kann zu einem weiteren Rückgang der inländischen Investitionsnachfrage und/oder Konsumnachfrage führen. Dadurch wird sich eine Rezession normalerweise verschärfen. Eine Aufwertung der inländischen Währung ist in diesem Fall also nur um den Preis einer Verschärfung der Rezession zu haben.

Beispielklausur 2 IWB Musterlösung, Seite 4 2. (a) Welche Schlussfolgerung folgt aus dem Paretokriterium für den Übergang von Autarkie zu Freihandel und welche Schlussfolgerung folgt aus dem Kaldor/Hicks-Kriterium? Unterstellen Sie dabei die Gültigkeit der klassischen Handelstheorie (Normalfall). (5 Punkte) (b) Erläutern Sie, warum es bei Vorliegen von externen Effekten bei der Produktion von Gütern zu Wohlfahrtsverlusten in einem Land kommen kann, wenn dieses Land von Autarkie zu Freihandel übergeht. (6 Punkte) (c) Wie kann sich die Einführung von Importzöllen auf den Exportsektor eines Landes auswirken? (6 Punkte) 17 (a) Nach dem Paretokriterium (eine Maßnahme soll immer dann durchgeführt werden, wenn dadurch mindestens eine Person besser gestellt werden kann, ohne, dass eine andere schlechter gestellt werden muss) kann ein Übergang von Autarkie zu Freihandel nicht vollzogen werden: Da die Verlierer des Freihandels nicht entschädigt werden, kommt es beim Übergang von Autarkie zu Freihandel in der Regel nicht zu einer Pareto-Verbesserung. Kaldor und Hicks haben ein Kriterium vorgeschlagen, nach dem ein Übergang zu Freihandel immer durchzuführen wäre, das Kaldor-Hicks-Kriterium: Eine Maßnahme soll immer dann durchgeführt werden, wenn die Person, die dadurch besser gestellt wird, die Person, die dadurch schlechter gestellt wird, potentiell entschädigen könnte und noch einen Nettogewinn zurückbehielte. (b) Externe Effekte: Bei der Produktion eines Gutes treten Kostenvorteile für andere Industrien auf, die den Produzenten in Industrie A nicht entgolten werden (positive externe Effekte). Deshalb berücksichtigt die Produzenten der Industrie A den Kostenvorteil der anderen Industrien beim Übergang von Autarkie zu Freihandel nicht. Wenn aufgrund des Freihandels der Preis des Gutes von Industrie A sinkt, erfolgt dann eine Reduzierung der Produktionsmengen in Industrie A, die bei den Industrien, wo die externen Effekte auftreten, zu einem Anstieg der Produktionskosten und somit zu Wohlfahrtsverlusten führt. Wenn diese Wohlfahrtsverluste dann größer sind als die Wohlfahrtsgewinne aufgrund des Freihandels mit dem Gut von Industrie A, kann sich beim Übergang von Industrie zu Freihandel die gesamte Wohlfahrt verschlechtern. (c) Bei Einführung eines Importzolls erhöht sich die heimische Produktion im Importsektor. Wenn der Zoll hoch genug ist, schrumpfen die Importe auf Null, weil der heimische Konsum aufgrund des höheren Inlandspreises sinkt und die heimische Produktion steigt. Der Anstieg der heimischen Produktion erhöht dann die Nachfrage nach Produktionsfaktoren. Dadurch beginnen die Preise immobiler inländischer Produktionsfaktoren, wie Arbeit, Immobilien usw. zu steigen. Dies erhöht nun die Produktionskosten in der Exportindustrie. Dadurch geht das Angebot der Exportindustrie zurück, so dass die Exporte schrumpfen. Importzölle können also heimische Exporte verdrängen.

Beispielklausur 2 IWB Musterlösung, Seite 5 1. Erläutern Sie, wie sich der Prozess des Wirtschaftswachstums in Solow/Swan Modell einer offenen Volkswirtschaft abspielt. Welche Faktoren bestimmen das langfristige Steady State Gleichgewicht unter diesen Bedingungen? 15 Prozess des Wirtschaftswachstums in einer offenen Volkswirtschaft: In einer offenen Volkswirtschaft können die Sparer ihr Geld in dem Land anlegen, wo sie den höchsten Kapitalmarktzins erhalten. Die inländischen Investitionen sind dann nicht mehr notwendigerweise gleich der inländischen Ersparnis. Das bedeutet: Wenn das Weltmarktzinsniveau niedriger ist, als das inländische Zinsniveau bei Autarkie wäre, nimmt das Inland beim Ausland Kredite auf und kauft mit diesen Krediten im Ausland Güter, die dann in den heimischen Kapitalstock investiert werden. Der heimische Kapitalstock wächst dann also schneller als bei Autarkie bzw. sein Steady State-Niveau ist höher. Das BIP wächst also durch den Kapitalimport. Für die im Ausland aufgenommen Kredite müssen aber Zinsen an das Ausland gezahlt werden: Ein Teil der im Inland erwirtschafteten Kapitalerträge fließt nun also in jedem Jahr ins Ausland. Das Bruttonationalprodukt (BNP = der den Inländern zufließende Teil des BIPs) ist also bei Kapitalimport kleiner als das BIP. Es fließen aber nicht nur Zinszahlungen an das Ausland, sondern die immobilen inländischen Produktionsfaktoren (vor allem der Faktor Arbeit) erhalten eine auch höhere Entlohnung, weil durch den höheren Steady State Kapitalstock ihre Produktivität steigt. Der Nettoeffekt auf die Einkommen der Inländer ist deshalb i.d.r. positiv. Wenn das Weltmarktzinsniveau höher ist, als das inländische Zinsniveau bei Autarkie wäre, nimmt das Ausland beim Inland Kredite auf und kauft mit diesen Krediten im Inland Güter, die dann nicht in den heimischen sondern in den ausländischen Kapitalstock investiert werden. Der heimische Kapitalstock wächst dann also langsamer als bei Autarkie bzw. sein Steady State-Niveau ist niedriger. Das BIP sinkt also durch den Kapitalexport. Für die dem Ausland gewährten Kredite empfängt das Inland nun aber Zinsen vom Ausland: Ein Teil des im Ausland erwirtschafteten BIPs fließt nun also in Form von Kapitalerträgen jedes Jahr ins Inland. Das Bruttonationalprodukt (BNP = der den Inländern zufließende Teil des BIPs) ist also bei Kapitalexport größer als das BIP. Allerdings erhalten die immobilen inländischen Produktionsfaktoren (vor allem der Faktor Arbeit) eine niedrigere Entlohnung, weil durch den niedrigeren Steady State Kapitalstock ihre Produktivität sinkt. Der Nettoeffekt auf die Einkommen der Inländer ist deshalb in diesem Fall i.d.r. negativ. (10Punkte) Einflussfaktoren: Um bei freiem internationalen Kapitalverkehr einen hohen inländischen Kapitalstock (und damit eine hohes BIP) halten zu können, müssen die Sparer einen hohen Zins bei Anlage ihres Geldes im Inland erhalten können. Im Inland muss es also viele Investitionsmöglichkeiten mit hoher Rendite geben. Das ist dann der Fall, wenn in dem Land viele Produktionsfaktoren, die komplementär zu Sachkapital sind, angeboten werden. Produktionsfaktoren, die komplementär zu Sachkapital sind, erhöhen die Produktivität des Sachkapitals und führen so zu einer höheren Sachkapitalrendite. Dadurch steigt die inländische Investitionsnachfrage bzw. die Investitionsnachfragekurve verläuft auf einem höheren Niveau. Zu den Produktionsfaktoren, die komplementär zu Sachkapital sind, zählen Technisches Wissen, Humankapital, Roharbeit, Boden, Immobilien, Rechtssicherheit, Infrastruktur, innere & äußere Sicherheit. (5 Punkte)