Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Linnaeus University in Växjö, Schweden (WS 2016/2017) Julian Lamatsch Betriebswirtschaft und Unternehmensführung
Vorbereitung Schon zu Beginn meines Studiums an der Hochschule Heilbronn stand für mich fest, dass ich ein Auslandssemester absolvieren möchte. Während des 4. Semesters startete ich mit der Vorbereitung und besuchte die Informationsveranstaltungen der Hochschule, sowie die Beratung der Fakultät für Wirtschaft und Verkehr. Die Auswahl der Partnerhochschule war aufgrund meines fortgeschrittenen Studiums und der Praxisphase im 5. Semester eingeschränkt. Daher kamen Partnerhochschulen, bei denen keine passenden Fächer angeboten wurden bzw. das Semester schon Anfang oder Mitte August begonnen hätte, nicht in Frage. Glücklicherweise war dies bei der Linnaeus University nicht der Fall. Das Auslandsamt der Fakultät WV unterstütze mich bei der Suche nach passenden Kursen für meine noch offenen Fächer. Bevor meine Wahl auf Växjö als Priorität 1 fiel, überzeugten mich vor allem die positiven Erfahrungsberichte in Ilias und die Informationen auf der Internetseite der Linnaeus University. Nachdem ich die Zusage seitens der Hochschule Heilbronn erhalten hatte, mussten alle weiteren Bewerbungsschritte, wie zum Beispiel die Erstellung des Learning Agreements eingeleitet werden. Obwohl ich mich zu dieser Zeit schon im Praxissemester befand, funktionierte die Kommunikation mit der Hochschule und Fakultät trotzdem gut. Auch die separate Bewerbung an der Linnaeus University lief ohne Probleme ab. Zuletzt plante ich die Anreise nach Schweden. Da zur gleichen Zeit ein weiterer Student aus Heilbronn in Växjö studierte, entschieden wir uns gemeinsam mit dem Auto anzureisen, um mehr Platz für Gepäck zu haben und vor Ort mobil zu sein. Unterkunft Die Suche nach einer Unterkunft in Växjö war etwas schwierig und beanspruchte viel Zeit. Das lag vor allem daran, dass es in Växjö allgemein zu wenige Wohnungen gibt und daher auch die Unterkünfte für Studenten sehr begehrt sind. Außerdem werden keine Unterkünfte von der Universität bereitgestellt. Es gibt verschiedene Anbieter von Studentenwohnungen. Es ist ratsam, sich bei allen nach möglichen freien Wohnungen zu erkundigen. Außerdem gibt es ein Portal (boplats) der beiden größten Vermieter in Växjö. Dort werden Wohnungen nach Warteschlangenpunkten vergeben. Daher ist es empfehlenswert sich frühzeitig, am besten bevor man eine Zusage erhält dort anzumelden (kostenlos), um möglichst viele Punkte zu haben. Zusätzlich gibt es auch einen Direktmarkt, bei dem Wohnungen an denjenigen vergeben werden, welcher sich zuerst meldet. Diese sind meist jedoch am teuersten. Da ich keine Wohnung über die Warteschlange bekam, musste ich eine teure Wohnung über den Direktmarkt nehmen. Allerdings wurde diese Wohnung umgebaut und renoviert, sodass ich eine neue Wohnung beziehen konnte. Ich hatte ein eigenes Zimmer und teilte Wohnzimmer, Bad und Küche mit einem schwedischen Kommilitonen, den ich zuvor nicht kannte. Allerdings war mein eigenes Zimmer nicht möbliert, daher musste ich diverse Möbelstücke vor Ort kaufen. Der nächste IKEA ist ca. 1 Stunde entfernt. Es wird aber ein Ausflug der VIS (Växjö International Students) angeboten, um alles was benötigt wird einzukaufen. Außerdem gibt es einige Second Hand Geschäfte und verschiedene facebook Gruppen, bei denen gebrauchte Dinge gekauft / verkauft werden können. Die Lage war optimal direkt auf dem Campus, nur 100m zur Bibliothek und den Universitätsgebäuden. Allgemein ist es sehr ratsam sich eine Unterkunft auf dem Campus zu suchen, da sich dort das ganze Leben abspielt.
Studium an der Gasthochschule Das Studium ist in Schweden anders aufgebaut als in Deutschland. Man hat zum einen nicht so viele Kurse pro Semester, zum anderen besucht man nicht alle Kurse auf einmal. Man schreibt daher nicht am Ende alle Prüfungen, sondern jeder Kurs wird zuerst komplett abgeschlossen. Daher sind es nur vier Kurse pro Semester, die jeweils vier bis fünf Wochen dauern und zu einem übergeordneten Modul gehören. Ich besuchte das Modul Organization and Management Studies Die einzelnen Kurse bestanden aus Vorlesungen und Seminaren. Meistens hatte ich jedoch nur zwei bis drei Vorlesungen pro Woche. Für meinen ersten Kurs Leadership Theories musste ich ein individuelles Paper über ein Buch schreiben und an einem Seminar dazu teilnehmen. Außerdem war eine Gruppenhausarbeit zu schreiben und zusätzlich eine Präsentation darüber vorzubereiten. Diese Assignments mussten nur bestanden werden. Die Note des Kurses kam über eine Abschlussklausur zu Stande. Diese war über ein 360 Seiten langes Buch, was einiges an Arbeit erforderte. Die restlichen drei Kurse des Moduls verlangten etwas weniger Aufwand. Meistens bestanden die ersten drei Wochen aus Vorlesungen und Seminaren, und am Ende musste eine Hausarbeit innerhalb von einer Woche geschrieben werden (ca. 5 Seiten). Somit hatte man immer genügend Freizeit und musste am Ende des Kurses eine Woche der Hausarbeit widmen. Meiner Meinung nach waren die Kurse sehr theoretisch und zumeist eher langweilig, sodass es besser war die Literatur zu Hause zu lesen, als der Vorlesung zu folgen, da diese meist wenig zum Erfolg beim späteren home exam beitrug. Alltag und Freizeit Wie bereits erwähnt, hat man in Schweden sehr wenige Vorlesungen und kann sich somit den Tag frei einteilen. Zum Lernen und Treffen für Gruppenarbeiten eignet sich die große Bibliothek, in der man auch Gruppenarbeitsräume buchen kann, um sich ungestört mit seinen Kommilitonen zu besprechen. In meiner Freizeit besuchte ich häufig das gut ausgestattete Fitnessstudio auf dem Campus (Kosten ca. 100 pro Semester). Dort werden auch verschiedene Sportkurse und Ballsportarten angeboten, bei denen man sich jeweils gegen eine Extragebühr für das ganze Semester anmelden konnte, um dann wann immer man Lust und Zeit hatte, daran teilzunehmen. So spielte ich zwei bis dreimal die Woche abends für eineinhalb Stunden Fußball. Es wurde aber auch Volleyball, Basketball und Floorball angeboten. Die angrenzenden Seen eigneten sich hervorragend zum Joggen. Außerdem gibt es auf dem Campus noch zwei Tennisplätze. Am Wochenende besuchte ich meist mit meinen Freunden die Clubs auf dem Campus. Der Einlass ist dabei nur mit verschiedenen Mitgliedschaften möglich, die zu Beginn des Semesters verkauft werden. Damit wird sichergestellt, dass nur Studenten der Linnaeus University Einlass erhalten. Zusätzlich gibt es eine geringe Anzahl an Guesttickets, die man jeweils im Voraus kaufen muss. Die Preise in den Clubs sind für schwedische Verhältnisse sehr günstig. In der Stadt befinden sich noch weitere Clubs; diese sind jedoch teurer.. Auf dem Campus gibt es auch noch eine Bar, in der beispielsweise die Fußball Champions League Partien übertragen wurden. Växjö ist eine kleine Stadt, die alles bietet was man braucht und in der man sich schnell zurechtfindet. Einkaufsmöglichkeiten sind in der Nähe des Campus zu Fuß erreichbar. Wenn etwas preiswerter eingekauft werden will, empfiehlt sich der Lidl Supermarkt. Ein Hauptgrund, mich für Schweden zu bewerben, waren die Angebote der VIS. Die Växjö International Student Vereinigung bietet zahlreiche Aktivitäten und Trips an. Es ist wichtig, beim
Verkauf der Tickets für die Aktivitäten, besonders für den Norwegen Trip, vorzeitig beim Ticketverkauf zu sein, da die Plätze begrenz sind. Ich nahm am Lappland Trip und dem ESN Sea Battle nach Tallin teil. Lappland war das Highlight meines Auslandssemesters und ich kann nur jedem empfehlen daran teilzunehmen und alle angebotenen Aktivitäten wahrzunehmen. Informationen zu den einzelnen Reisen, werden bei der Einführungsveranstaltung zu Beginn des Semesters bekannt gegeben. Zusätzlich besuchte ich noch Stockholm, Oslo, Göteborg und Kalmar. Die beiden letztgenannten Städte muss man aber nicht unbedingt gesehen haben. Fazit Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Auslandssemester in Schweden eine super Zeit für mich war und ich sehr froh darüber bin mich für Växjö entschieden zu haben. Vor allem die neuen Freunde und die tollen Reisen haben Schweden zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. Wie bereits zuvor erwähnt, war der Lappland Trip das schönste Erlebnis was mir in Erinnerung bleibt, aber auch das alltägliche Leben auf dem Campus machte mir besonders viel Spaß. Negativ zu bewerten sind die aus meiner Sicht eintönigen Vorlesungen, wobei diese ja nicht sehr häufig stattfanden und bei einem Auslandssemester auch nicht an erster Stelle stehen.