Monitoring Life Sciences Locations



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Transkript:

Monitoring Life Sciences Locations Report 2005 Executive Summary, DEUTSCH Basel, Januar 2006

Impressum Herausgeber BAK Basel Economics Projektleitung Thomas Schoder Redaktion Urs Feuz Oliver Frick Pia Liechti Manuela Merki Thomas Schoder Andreas Steffes Information & Verkauf Marc Bros de Puechredon puechredon@bakbasel.com +41 61 279 97 25 Postadresse BAK Basel Economics Gueterstrasse 82 CH-4002 Basel Tel. +41 61 279 97 00 Fax +41 61 279 97 28 info@bakbasel.com http://www.bakbasel.com Copyright Alle Rechte für den Nachdruck und die Vervielfältigung dieses Werkes liegen bei BAK Basel Economics AG. Die Weitergabe des Berichtes oder Teile daraus an Dritte bleibt ausgeschlossen.

Dank Im Herbst 2004 ist der Startschuss für das Entwicklungsprojekt «Monitoring Life Sciences Locations» von BAK Basel Economics gefallen. Ziel des Projekts ist der Aufbau einer breiten Informationsbasis die einen internationalen, quantitativen Vergleich verschiedener Life Sciences-Standorte möglich macht und den politischen Entscheidungsträgern fundierte Informationen und Argumente hinsichtlich der Entwicklung der Life Sciences-Branche und deren Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik liefert. Der vorliegende erste Life Sciences-Report vergleicht 15 Länder und 16 Life Sciences-Regionen in West Europa und Nord Amerika. Den Projektteilnehmern und Financiers der ersten Stunde sei an dieser Stelle für Ihren Mut gedankt, zusammen mit BAK ein Projekt lanciert zu haben, in dem es schwierige konzeptionelle und statistische Herausforderungen zu bewältigen gilt. Die ersten Auftraggeber dieses längerfristig angelegten Benchmarkings von Life Sciences-Standorten waren: die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Zürich, die Stadt Zürich, die Greater London Authority, Interpharma, sowie der VSAC and UNIA (die Arbeitnehmerverbände der chemischpharmazeutischen Industrie). Ihr Engagement hat dieses Projekt erst möglich gemacht. BAK Basel Economics hat dieses Projekt unter Mitwirkung verschiedener Forschungspartnerinstitute und Kooperationspartner realisiert. Forschungspartnerinstitute Ernst & Young (Life Sciences, Biotechnologie) Cogit AG (Unternehmerische Erfolgsfaktoren, Geistiges Eigentum) Isi - Fraunhofer-Institut für Systemtechnik u. Innovationsforschung (Patente und Publikationen) Dun & Bradsteet (Unternehmensgründungen) ZEW - Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (Steuerbelastung) IVT Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (Erreichbarkeit) 1

Kooperationspartner Universitäten Fachhochschulen Wirtschaftsförderungsstellen Wissens- und Technologietransferstellen Experten aus der Life Sciences Branche Internationale und nationale Branchenverbände BAK Basel Economics dankt dieser Gruppe von Experten speziell Herrn Jürg Zürcher, Ernst & Young sowie Herrn Wolf Zinkl, Cogit für ihre Unterstützung während der gesamten Projektdauer. 2

Inhalt 1 Executive Summary... 5 1.1 Performance der Life Sciences-Branche...6 1.2 Der Life Sciences-Markt...8 1.3 Innovationskapazität als zentrale Antriebskraft für Life Sciences...9 1.4 Allgemeine Rahmenbedingungen für Life Sciences...13 1.5 Benchmarking Fazit...15 1.6 Herausforderungen für die Zukunft...17 3

Abbildungen Abb. 1: Beitrag der Life Sciences-Industrie zum Wirtschaftswachstum... 6 Abb. 2: Universitäten (im Shanghai Index) nach Region... 10 Abb. 3: Anteil der Personen mit tertiärer Ausbildung in der Gesamtwirtschaft und in der Life Sciences-Industrie... 12 Abb. 4: Regulierung und Besteuerung... 14 Tabellen Tab. 1: Bedeutung der Life Sciences-Industrie in den Regionen... 5 4

1 Executive Summary Hohes Wachstumstempo, überdurchschnittliche Produktivität und Schaffung von Arbeitsplätzen: Die Life Sciences-Industrie hat ihr weltweites Potential in den vergangenen Jahren demonstriert. Der Monitoring Life Sciences-Report 2005 verbindet nun zum ersten Mal Informationen über die Leistungsfähigkeit von Life Sciences-Standorten mit Indikatoren, die relevante, Life Sciences spezifische Rahmenbedingungen und Standortfaktoren bemessen, in einem internationalen Vergleich für 16 Regionen und 15 Länder in Nordamerika und Westeuropa. Das als Folge der Globalisierung und der informations- und kommunikationstechnologischen Revolution erhöhte Tempo der Veränderungen in der Wirtschaft, aber auch der Rahmenbedingungen auf den verschiedenen politischen Ebenen, lässt die kontinuierliche wirtschaftspolitische Konkurrenzbeobachtung zu einem Muss für Regionen werden. Das Auftreten von neuen Wettbewerbern, insbesondere aus Asien und Osteuropa, verschärft den Druck auf regionale Wirtschaftsakteure in Westeuropa und den USA, sich vermehrt mit den Strukturen und Zukunftspotentialen ihrer Wirtschaftsstandorte auseinanderzusetzen. Für westeuropäische und nordamerikanische Regionen, die sich im internationalen Wettbewerb nicht einem Kostenwettbewerb gegenüber osteuropäischen und asiatischen Regionen stellen wollen, gibt es auf die Herausforderungen der Globalisierung nur eine Antwort: Der Produktivitätsvorsprung, der gegenwärtig gegenüber den erstarkenden Konkurrenten noch besteht, muss gehalten und ausgebaut werden. Dafür wiederum gibt es nur ein Mittel: Fokussierung auf wertschöpfungsintensive Branchen wie die Life Sciences und Innovation! Wie sich die Performance an wichtigen Standorten der Life Sciences in Westeuropa und den USA in den vergangenen Jahren entwickelt hat, wie sich die Leistungsfähigkeit der Branche gegenwärtig im internationalen Vergleich darstellt und wie sich die wichtigsten Rahmenbedingungen und Standortfaktoren, die Einfluss auf die Life Sciences-Performance haben, präsentieren ist Gegenstand des Monitoring Life Sciences Locations Reports 2005. 5

1.1 Performance der Life Sciences-Branche Die Bedeutung der Life Sciences-Industrie hat an verschiedenen Standorten in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Während sich aber zum Beispiel in der Schweiz die Bedeutung dieses Sektors direkt in einem beachtlichen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 3.5 Prozent manifestiert, bewegt sich der Wert für USA und UK um nur ein Prozent. Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass die Life Sciences-Industrie in diesen Ländern nur von geringer Wichtigkeit wäre. Zum einen bildet sie einen wichtigen Pfeiler für die technologische Weiterentwicklung des gesamten industriellen Sektors. Zum anderen muss sich die Betrachtung eher auf Regionen anstatt Nationen konzentrieren, da Ländergrenzen für einen Sektor mit so hoher geografischer Konzentration im Allgemeinen kein sinnvolles Abgrenzungskriterium darstellen. Neben einer Analyse auf Landesebene konzentriert sich das Monitoring Life Sciences Locations deshalb insbesondere auf jene Regionen, in welchen Unternehmen domiziliert sind, die zur internationalen Spitze der Life Sciences-Branche zu zählen sind. Massgebend für die Performance der Life Sciences-Industrie in den ausgewählten Regionen ist der Mix der Sub-Industrien Pharma, Agro, Medizinaltechnik und den Forschungsunternehmen, aus welchen sich die Branche jeweils zusammensetzt. Ob die Branche in einer Region mehr auf die Produktion mit einer hohen Wertschöpfung oder mehr auf Forschung mit grossem Arbeitseinsatz und eher tieferer Produktivität ausgerichtet ist, spielt für die Bewertung der Performance von Bruttowertschöpfung, Beschäftigung und Produktivität eine entscheidende Rolle. Abb. 1: Beitrag der Life Sciences-Industrie zum Wirtschaftswachstum 2000-2004 real, basiert auf USD zu Preisen von 1995 und PPP von 1997 Wertschöpfungswachstum 00-04 p.a. 16% 12% 8% 4% 0% -4% Oxford London Geneva Region New Jersey Munich Øresund Zurich SF Bay Area New York Paris Boston Southern California Milan Beitrag zum BIP-Wachstum 2000-2004 3% 2% 1% 0.5% metrobasel Vienna -8% 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% Anteil Life Sciences am BIP, 2004 Quelle: BAK Basel Economics 6

Stellt man die Bedeutung der Branche, gemessen am Anteil ihrer Wertschöpfung an der Gesamtwirtschaft, und das Wertschöpfungswachstum in einem internationalen Regionenvergleich einander gegenüber, so ergibt sich ein eindeutiges, zentrales Ergebnis: Keine andere Life Sciences-Region der Welt kann bezüglich der in Abbildung 1 dargestellten Aspekte mit metrobasel Schritt halten. Nirgendwo sonst ist die Life Sciences-Industrie so einflussreich und wichtig für die regionale Wirtschaft wie es in dem trinationalen Wirtschaftsraum metrobasel der Fall ist. Macht man sich die lange Tradition der chemischen Industrie in dieser Region bewusst, ist der hohe Anteil an Life Sciences in metrobasel zwar wenig erstaunlich, das Wachstum dieser Branche in der Periode 2000 bis 2004 hingegen schon. Auch wenn das Bassin Lémanique, also die Region um Genf/Lausanne schneller wuchs, bleibt metrobasels Kombination aus hohem wirtschaftlichen Anteil und dynamischem Wachstum einzigartig: Mehr als 1.2 Prozentpunkte pro Jahr des gesamtwirtschaftlichen Wachstums in der metrobasel Region können der Life Sciences- Industrie allein zugerechnet werden. Das Wachstum vieler US-Regionen entwickelte sich in jüngerer Vergangenheit erstaunlicherweise weniger robust. Eine Ausnahme bildet hier New Jersey, das ähnlich wie Basel einen hohen Anteil an pharmazeutischer Produktion aufzuweisen hat. Speziell ist New Jersey auch in der Hinsicht, dass, was die Grösse des Clusters (gemessen an der Anzahl Beschäftigter in der Life Sciences-Branche) anbetrifft, es nach wie vor als einer der wichtigsten Life Sciences-Cluster der Welt zu betrachten ist. Die Life Sciences-Region New Jersey beschäftigt mehr Personen als alle drei Schweizer Regionen (metrobasel, Zürich und das Bassin Lémanique) zusammen. Tab. 1: Bedeutung der Life Sciences-Industrie in den Regionen Arbeitskräfte in der Life Sciences-Industrie (in Personen) und deren Anteil an der Gesamtwirtschaft 2004 Beschäftigte in Life Sciences Anteil an der Gesamtwirtschaft metrobasel 27'800 5.81% SF Bay Area 83'100 1.98% Milan 38'000 1.88% New Jersey 62'300 1.29% Boston 43'300 1.07% Øresund 13'700 1.03% Geneva Region 5'600 0.91% Cambridge 2'600 0.82% Southern California 82'500 0.80% Vienna 11'600 0.74% Paris 37'800 0.73% Zurich 4'500 0.55% Oxford 1'900 0.53% Munich 7'400 0.44% New York 45'400 0.43% London 9'600 0.21% Quelle: BAK Basel Economics 7

Im innerschweizerischen Vergleich zeigt sich, dass Zürich schwächer erscheint als die Region Genf und metrobasel. Hier spielt die unterschiedliche Struktur der Life Sciences-Industrie im Kanton Zürich eine entscheidende Rolle. Im Gegensatz zu metrobasel hat Zürich sich auf Medizinalprodukte spezialisiert nicht zuletzt wohl auch aufgrund der Stärke Zürichs in Spitzenmedizin und medizinischer Forschung. Das Präzisionsinstrumente-Segment hat zu Beginn der 90er eine massive Neugestaltung erfahren. Eine Vielzahl der Bio- und Medizinaltechnik-Firmen, die während und nach dieser Phase der Neu- und Umstrukturierung im Raum Zürich entstanden sind, befinden sich noch in der Phase der Kapitalverbrennung, d.h. es entsteht viel an innovativem Potenzial, das sich aber noch nicht in Wertschöpfung niederschlägt. In den jüngsten Jahren weist die Branche aber ein zusehends stabiles Wachstum auf. Nicht alle ausgewählten Regionen konnten in gleicher Weise von der Dynamik der Life Sciences-Industrie profitieren. Während einige davon über die letzten Jahre eine nachlassende Geschwindigkeit im Wachstum konstatieren mussten, kam es nur in der Region Wien zu negativem Wachstum. Ein Grund dafür ist insbesondere die drastische Restrukturierung und Redimensionierung der auf die Landwirtschaft fokussierten Chemiezweige und der pharmazeutischen Segmente. Bei den doch deutlichen Differenzen in der Performance der Life Sciences- Branche im internationalen Regionenvergleich stellt sich nun die Frage: Welches sind die Faktoren, die diese Performance beeinflussen und bedingen? Diese Standortfaktoren sind einerseits der Life Sciences-Markt selbst, andererseits die Rahmenbedingungen, aufgeteilt in den zentralen Faktor Innovationskapazität und die generellen Rahmenbedingungen, die wiederum sowohl unternehmens- wie auch arbeitskräftebezogen analysiert werden. 1.2 Der Life Sciences-Markt Die Life Sciences-Industrie hat in den vergangenen Jahren ihr Potential aufgezeigt und ein aussergewöhnliches Wachstum an den Tag gelegt. Auch für die Zukunft deutet vieles auf ein starkes Wachstum des Life Sciences-Markts und eine stetig steigende Nachfrage hin. Die Entwicklung neuer Technologien, der zunehmende Reichtum in den Industrienationen und die damit verbunden gesteigerte Nachfrage nach Gesundheitsprodukten, die demografische Entwicklung hin zu einer älteren Gesellschaft und das Aufkommen neuer Krankheiten garantieren quasi dafür. Eine gute Positionierung einer Region im überdurchschnittlich wachsenden Life Sciences-Markt ist natürlich von Vorteil und die Standortattraktivität einer Region erhöht sich folglich, wenn die Treiber hinter dem Wachstum des Life Sciences- 8

Markts in einem Land speziell günstig sind. So profitieren zum Beispiel die Schweiz und die USA von den überdurchschnittlich hohen Gesundheitsausgaben gemessen als Anteil am BIP, was sich auch in anderen für das Gesundheitswesen massgeblichen Indikatoren wie einem hohen Anteil der über 65-jährigen oder einer überdurchschnittlichen relativen Anzahl an Krankenhausbetten äussert. Die Schweiz und die USA verdanken ihre gute Positionierung aber insbesondere der Tatsache, dass sie aus den vergleichsweise günstigen Life Sciences spezifischen Rahmenbedingungen Nutzen ziehen können. Diese Faktoren werden im folgenden Abschnitt für die Regionen aufgerollt. 1.3 Innovationskapazität als zentrale Antriebskraft für Life Sciences Für westeuropäische und nordamerikanische Regionen, die sich im internationalen Wettbewerb um die Attraktivität als Life Sciences-Standort nicht einem Kostenwettbewerb gegenüber osteuropäischen und asiatischen Regionen stellen wollen, gibt es auf die Herausforderungen der Globalisierung nur eine Antwort: Der Produktivitätsvorsprung, der gegenwärtig gegenüber den erstarkenden Konkurrenten noch besteht, muss gehalten und ausgebaut werden. Dafür wiederum gibt es nur ein Mittel: Innovation! Der absolut zentrale Faktor für die Performance der Life Sciences-Industrie in einer Region ist demzufolge die Innovationskapazität. Hier gilt die Devise, je mehr und je besser, desto attraktiver präsentiert sich eine Life Science-Region im internationalen Standortwettbewerb. Das wichtigste Kriterium für die Innovationskapazität ist die Masse an hochqualitativen Universitäten. Die Qualität der Universitäten wird im Shanghai-Index gemessen und in einem Punkteranking dargestellt, bei dem der höchst erzielbare Score je Universität der Punktezahl 100 entspricht. 9

Abb. 2: Universitäten (im Shanghai Index) nach Region Rankingpunkte der Universitäten aus dem Shanghai Index, sortiert nach der Summe der Punkte der 2 besten Universitäten. In Klammer: Anzahl einbezogene Universitäten der Region 400 400 350 300 Summe der Punkte Top 2 350 300 250 250 200 200 150 150 100 100 50 50 0 0 Boston (10) SF Bay Area (4) Southern California (7) New York (14) New Jersey (4) London (8) Cambridge (1) Zurich (2) Paris (10) Munich (2) Oxford (1) Øresund (3) Vienna (2) Geneva Region (3) Milan (2) metrobasel (1) Quelle: BAK Basel Economics Abbildung 2 zeigt für jede Region die Anzahl Universitäten und die Summe der Scores aller, respektive der 2 besten Universitäten, die im Shanghai Index unter den 500 weltweit führenden Hochschulen gelistet sind und in der entsprechenden Region liegen. Zürich als beste Schweizer Region präsentiert sich im internationalen Mittelfeld, vor Genf/Lausanne und der metrobasel-region. Letztere markiert das Schlusslicht. Dabei ist zu beachten, dass Basel, wie auch Cambridge und Oxford lediglich eine Universität aufweist. Es wird deutlich, dass die angelsächsischen Regionen einen klaren Vorteil haben: Sie verfügen über mehr erstklassige Universitäten. Vom erreichen einer gewissen kritischen Masse profitieren sie in jeder Hinsicht. Betrachtet man zum Beispiel die Forschungsqualität, so stehen ihnen im Vergleich mehr erstklassige Studenten und mehr erstklassige Lehrer sowie Forscher zur Verfügung. Der Vorsprung der angelsächsischen Universitäten im Shanghai Index kann auch eindeutig auf die absoluten Universitäts- und Forschungsbudgets wie auch auf den Anteil der Studiengebühren respektive des Privatsektors zurückgeführt werden. Die europäische Variante der öffentlichen Finanzierung kann mit der privaten Finanzierung der angelsächsischen Universitäten nur schwer Schritt halten. 10

Dieser grössere Anteil an Mitteln aus privaten Quellen ist der entscheidende Vorteil der angelsächsischen Universitäten. Die so erhaltenen Gelder generieren wichtige Anreize, da die Geldgeber mit der Mittelbereitstellung Forderungen an die Qualität der Lehre und Forschung knüpfen. Zudem besitzen diese Universitäten ein hohes eigenes Vermögen, das durch Zinsgewinne und Wertsteigerungen der Immobilien für europäische Universitäten unvergleichbare und bisher undenkbare verfügbare Mittel erzeugt. Den amerikanischen und britischen Universitäten stehen somit sowohl drastisch höhere Gesamt-, als auch Forschungsbudgets zur Verfügung. Der Anteil Studiengebühren am Gesamtbudget sowie der Anteil privater Mittel am Forschungsbudget ist bei den angelsächsischen Universitäten ebenfalls höher als bei den kontinentaleuropäischen Universitäten, womit eine verbesserte Anreizstruktur erzielt wird. Der Zusammenhang zwischen finanzieller Anreizstruktur und Qualität widerspiegelt sich im Shanghai Index. Die angelsächsischen Universitäten sind von der Qualität her führend. Ihre Führungsrolle bezüglich Qualität, Quantität und verfügbarer finanzieller Ressourcen lässt den Schluss zu, dass sich vor allem die Höhe und die Art der Finanzierung in Kontinentaleuropa verbessern müssen, um mit den weltbesten Universitäten mithalten zu können. Neben Höhe und Art der Finanzierung von universitärer Forschung ist die Verfügbarkeit hochqualifizierter Arbeitskräfte nicht nur wichtig für die Forschungsaktivität im engeren Sinne und somit für den gesamten Innovations- und Produktionsprozess. Die Life Sciences-Branche ist charakterisiert durch eine starke Abhängigkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften, da die Tätigkeiten sehr anspruchsvoll und fordernd sind. Der Anteil Arbeitnehmer mit tertiärem Abschluss in der Life Sciences-Branche ist demnach wesentlich höher als in der Gesamtwirtschaft wie die nachfolgende Grafik zeigt. Boston und New Jersey halten die grössten Anteile an hochqualifizierten Personen in der Gesamtwirtschaft. In fast allen Life Science- Regionen hat der Anteil Personen mit tertiärem Abschluss zudem zwischen 0.5 und 1 Prozentpunkte pro Jahr zugenommen. In Basel sogar in noch stärkerem Ausmass. 11

Abb. 3: Anteil der Personen mit tertiärer Ausbildung in der Gesamtwirtschaft und in der Life Sciences-Industrie 1 Level 2003, in Prozent der Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft bzw. der chemisch-pharmazeutischen Industrie (NOGA/NACE 24) 80% 70% 60% Life Sciences Gesamtwirtschaft 50% 40% 30% 20% 10% 0% Boston New York Paris SF Bay Area New Jersey Cambridge Oxford Southern California London Basel Øresund Zurich Munich Geneva Region Vienna Milan Quelle: BAK Basel Economics Um die Innovationskapazität zu bewerten, ist es weiter von Bedeutung, zu ermitteln, inwiefern die einzelnen Regionen fähig sind, die Ressourcen (finanzielle Mittel, Humankapital, etc.) in neue Produkte respektive Produktionsprozesse zu überführen. Diese fördern dann im Gegenzug den wirtschaftlichen Wohlstand der Region. Die zwei Indikatoren hierfür sind die Anzahl Patentanmeldungen und die Anzahl der im wissenschaftlichen Zitationsindex (Science Citation Index) registrierten Publikationen. Setzt man diese Zahlen ins Verhältnis zu den Einwohnern der Region kommen Cambridge, Basel und München bei den Patentanmeldungen auf die vorderen Ränge, mit einigem Abstand gefolgt von Zürich, Oxford, Boston, San Francisco, Los Angeles und Genf. Bei den Publikationen führen Cambridge und Oxford weit vor Genf, Basel und Boston. Mit einer sehr guten und quantitativ überzeugenden Innovationskapazität ist allerdings noch lange nicht alles erreicht. Es braucht unternehmerische Spielräume, um neues Wissen rasch in rentable Produkte umzusetzen, die dann zu mehr und besseren sowie produktiveren Jobs führen. Wichtig sind in diesem Kontext die Life Sciences spezifischen Regulierungen. Hier geht es einerseits um die Akzeptanz neuer Technologien. Expertenbefragungen haben ergeben, dass in diesem Punkt die Schweiz vor den USA und diese wiederum vor den restlichen Ländern Europas liegt. Andererseits ist die Prozedur bis zur Registrierung neuer Medikamente ein Aspekt. Hierin liegt die Schweiz nach Expertenmeinung gleich auf mit den USA, während beide diesbezüglich günstigere Vorschriften als die EU erlassen haben. 1 Approximiert durch die chemisch-pharmazeutische Industrie (NOGA/NACE 24) 12

Schliesslich sind auch die Pharmapreise ein entscheidender Faktor. Diese sind in den USA noch vorteilhafter als in der Schweiz. Die EU belegt auch hier den dritten Rang. Betrachtet man die Innovationskapazität, liegen die US-Regionen auf den vordersten Plätzen. Innerhalb der US-amerikanischen Standorte führt Boston gefolgt von der San Francisco Bay Area und Southern California, die wiederum vor New Jersey und New York liegen. Innerhalb der Schweiz ist Zürich insgesamt besser positioniert als Basel oder auch die Genfer Region, unter anderem wegen der kritischen Masse an universitärer Spitzenforschung. Zwischen die US-amerikanischen und schweizerischen Standorte schieben sich bezüglich der Innovationskapazität die britischen Standorte. Hier führt Cambridge, gefolgt von Oxford vor London. Gleichwertig gegenüber den schweizerischen Standorten bezüglich der Innovationskapazität sind München, Paris und auch die Øresund Region. Abgeschlagen auf den letzten Plätzen befinden sich Mailand und Wien. 1.4 Allgemeine Rahmenbedingungen für Life Sciences Die allgemeinen Rahmenbedingungen sind einerseits wichtig für die Unternehmungen selbst und andererseits für die hochqualifizierten Arbeitskräfte. Bei den unternehmensspezifischen allgemeinen Rahmenbedingungen, die eben nicht nur für die Life Sciences-Industrie, sondern für sämtliche Branchen gelten, sind vordringlich die Produktmarktregulierung und Unternehmensbesteuerung relevant. Einfluss haben auch die Bedingungen für Start-ups sowie die globale und kontinentale Erreichbarkeit der Regionen. Die allgemeinen Rahmenbedingungen, die die hochqualifizierten Arbeitskräfte betreffen, sind in der Arbeitsmarktregulierung und der Personenbesteuerung zu sehen. Für die Life Sciences-Industrie insgesamt lässt sich festhalten, dass die wichtigsten Regulierungen den Produkt- und Arbeitsmarkt betreffen. Diese Regulierungen werden auf nationaler Ebene entschieden und werden daher für die einzelnen Länder anstelle der Regionen ausgewiesen. Die Produktmarktregulierung als Indikator für die Rahmenbedingungen einzusetzen, entspringt der Idee, dass eine liberalere Gestaltung und ein höherer Wettbewerb zu effizienterer Ressourcenallokation führen können und ein höheres Produktivitätsniveau sowie -wachstum nach sich ziehen. Bei der Arbeitsmarktregulierung steht der Gedanke dahinter, dass ein liberaler Arbeitsmarkt die optimale Nutzung des Arbeitskraftpotentials zulässt und den Innovationsprozess beschleunigt. 13

Abb. 4: Regulierung und Besteuerung 1. Grafik: Arbeits- und Produktmarktregulierung auf Länderebene 2. Grafik: Unternehmens- und Manpowerbesteuerung (Manpower = hochqualifizierte Beschäftigte) Produktmarktregulierung 2003 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 UK USA IE CH DK NL BE FI SE FR AT IT DE JAP ES 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 Arbeitsmarktregulierung 2003 Unternehmensbesteuerung 2003 38% 36% 34% 32% 30% 28% 26% 24% 22% 20% Zürich US - Region UK - Region Basel Genf Paris Wien Oresund München Mailand 30% 35% 40% 45% 50% 55% Manpower Besteuerung 2003 Quelle: BAK Basel Economics Die tiefste Produktmarktregulierung verzeichnen die angelsächsischen Regionen. Kontinentaleuropa weist hier mit Ausnahme der nordischen Länder einen Wettbewerbsnachteil auf. Italien, Frankreich und die Schweiz haben den grössten Verbesserungsbedarf. Die Unterschiede bei der Arbeitsmarktregulierung sind noch gravierender. Der Spitzenreiter USA lässt selbst die Regionen, die relativ gut abschneiden, wie Grossbritannien und die Schweiz, hinter sich. In den meisten anderen Ländern ist eine Deregulierung ohnehin zwangsläufig notwendig, wenn die Arbeitsbeteiligung steigt und die Eingliederung der wenig qualifizierten Arbeitnehmer stattfinden soll. Wie sich am Beispiel Schweiz zeigt, sagt eine ungünstige Regulierung auf dem Produktmarkt nichts über die Regulierung auf dem Arbeitsmarkt aus, mit der die Schweiz sich unter den Top 4 befindet. Auch die Steuerlast auf die Life Sciences-Unternehmen ist ein Schlüsselfaktor bei der Wahl eines Standortes. Ein tiefer Steuersatz ist attraktiv und dementsprechend ein relevantes Thema auf der politischen Agenda eines jeden Landes. Die Schweizer Regionen führen die Gruppe an und wie zur Untermauerung der These sind in der trinationalen Grenzregion metrobasel fast alle grossen produzierenden pharmazeutischen Unternehmen auf Schweizer Seite angesiedelt. Die Region München bildet bei dieser Betrachtung das Schlusslicht mit den höchsten Unternehmenssteuern. Bei der Besteuerung hochqualifizierter Arbeitskräfte zeigt sich wieder einmal ein Unterschied zwischen den kontinentaleuropäischen und angelsächsischen Regionen: Erstere liegen, mit Ausnahme der hier topgesetzten Schweiz, mit Steuersätzen weit über 40 Prozent auf den letzten Plätzen, während die UKund US-Regionen wieder mit führend sind. 14

Betrachtet man die Besteuerung insgesamt, liegt die Schweiz und allen voran Zürich mit niedrigen Sätzen in beiden Bereichen klar an der Spitze. Auch Grossbritannien hält sich beide Male auf den vorderen Plätzen, während im Fall der USA der Spitzenplatz bei der Personenbesteuerung in starkem Gegensatz zum schlechten Abschneiden bei der Unternehmensbesteuerung steht. Ein kurzer Überblick über andere Faktoren ergänzt die Analyse der Standortfaktoren. Die administrativen Hindernisse für Start-ups sind relevant für alle Unternehmensgründungen wie etwa Spin-offs aus bestehenden Unternehmen oder universitärer Forschung heraus. Da die Innovationskapazität der Life Sciences-Industrie stark von der Fähigkeit abhängt, gute Ideen in Form von jungen Unternehmen auf den Markt zu bringen, ist ein tiefes Niveau der administrativen Hindernisse unabdingbar. Die tiefsten Hürden müssen Gründer in der Schweiz und den angelsächsischen Regionen überwinden, während es in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich weitaus höhere Hürden zu nehmen gilt. Die Entwicklung der letzten 5 Jahre zeigt jedoch auch, dass weltweit ein gezielter Abbau der Hindernisse vorangetrieben wird. Ein weiterer Schlüsselfaktor allgemeiner Art ist die Erreichbarkeit. Auf globalem Niveau wird gemessen, wie gut der Anschluss einer Region an wichtige interkontinentale Standorte gegeben ist, während auf kontinentaler Ebene die Erreichbarkeit europäischer Regionen untereinander bewertet wird. Nicht überraschend, führen Paris und London in beiden Kategorien als die (inter-)kontinentalen Hauptverkehrsknotenpunkte. Gerade die USA fallen hier wegen der immensen Distanzen auf die hinteren Plätze, während Regionen wie Oxford und Cambridge von der Nähe zu London profitieren. Zürich liegt gut positioniert im vorderen Mittelfeld, während metrobasel und Wien eher peripher gelegen sind, was zu einer schlechten Rangierung im Erreichbarkeitsvergleich führt. Aus diesen Beobachtungen leiten sich strategische Möglichkeiten ab, die im folgenden Abschnitt zusammengefasst sind. 1.5 Benchmarking Fazit Vergleicht man das Abschneiden der einzelnen Regionen in den standortfaktorspezifischen Teilbereichen Markt, Innovationskapazität, Life Sciences spezifische Regulierungen, allgemeine Rahmenbedingungen für Unternehmungen und allgemeine Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Arbeitskräfte, so wird die Rangliste eindeutig von den US-amerikanischen Standorten, dank ihres hervorragenden Abschneidens hinsichtlich Markt, Innovationskapazität und Life Sciences spezifischer Regulierung dominiert. Das Feld wird angeführt von der San Francisco Bay Area, gefolgt von Southern California und New York, New Jersey und Boston. In der schweizerisch-britischen Gruppe findet sich zuerst Zürich, gefolgt von Cam- 15

bridge, metrobasel, London und Oxford. Die kontinentaleuropäische Gruppe ohne die Schweiz wird angeführt von Øresund, gefolgt von München, Paris, Wien und dem Schlusslicht Mailand. Diese Rahmenbedingungen und Standortfaktoren bedingen gewiss zu einem grossen Teil die längerfristige Performance von Life Sciences-Standorten. Kurz- und mittelfristig muss das Performancebild jedoch keineswegs das Bild der Rahmenbedingungen und Standortfaktoren widerspiegeln. Manche Gegenden schneiden in ihrer Performance weitaus besser ab, als die Betrachtung der Standortfaktoren vermuten lassen würde. Dazu zählen in starkem Ausmass die Øresund-Region, metrobasel, Genf und Paris. Auch London, München, Mailand und New Jersey fallen in diese Gruppe, wenn auch nicht mit einer so deutlichen Differenz zwischen der Performance und den Standortfaktoren. Andere Regionen schlagen aus ihren vorteilhaften Standortfaktoren hingegen noch wenig Profit. Sie haben jedoch Potential und werden möglicherweise in der Zukunft eine deutlich bessere Performance aufweisen. Dieses Potential ist besonders hoch bei Southern California, Zürich, New York, San Francisco Bay Area, Boston und Oxford. Während bei den US-amerikanischen Regionen fast keine Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen sind, kann allen kontinentaleuropäischen Standorten folgendes empfohlen werden: - Bessere Positionierung der Gesundheitspolitik im nationalen Rahmen - Bessere Life Sciences spezifische Rahmenbedingungen - Bessere allgemeine Rahmenbedingungen sowohl auf Ebene der Unternehmen wie auch der hochqualifizierten Arbeitskräfte Die britischen Standorte weisen dabei speziell beim Life Sciences-Markt einen Aufholbedarf auf, während sich die anderen Rahmenbedingungen bereits positiv präsentieren. Für die schweizerischen Standorte besteht ein grösserer Handlungsbedarf. Hier sei insbesondere für metrobasel in Bezug auf die Innovationskapazität das Fehlen der kritischen Masse zu erwähnen, die mit nur einer Universität keinesfalls gegeben ist. 16

1.6 Herausforderungen für die Zukunft Der vorliegende erste Life Sciences Benchmarking Report 2005 bietet einen Überblick darüber, wie die einzelnen Life Sciences-Standorte heute positioniert sind und liefert ein Set von möglichen Ansatzpunkten, um zukünftig Stärken zu fördern und Schwächen zu reduzieren. «Monitoring Life Sciences Locations» wird nun zu einem fortlaufenden Monitoring ausgebaut werden, welches Informationen über die Fortschritte, die Entwicklung dieses Sektors und den Bedarf an weiteren Verbesserungsmassnahmen für die Life Sciences-Standorte bereitstellt. Eine Erweiterung und Vertiefung der Analysen wird weitere Vorteile mit sich bringen. Die Studie kann um neue Indikatoren und ganze Felder, die in der ersten Phase des Projektes ausgelassen wurden, wie zum Beispiel die Rolle der Regierung und der Wirtschaftsförderung, erweitert werden. Die Ziele und Politik der Universitäten werden Untersuchungsgegenstand, während die Performancedaten einer noch ausführlicheren und ausgeweiteten Betrachtung unterzogen werden. Zusätzlich wird es von Vorteil sein, die Anzahl der analysierten Regionen zu erweitern und neue Wettbewerber in das Benchmarking aufzunehmen. Ein besonderes Augenmerk in der weiteren Projektentwicklung wird auf der Analyse der Beziehungen zwischen den Standortfaktoren und der Performance gelegt werden. Die dahingehenden analytischen Untersuchungen werden eine deutliche Ausweitung erfahren. 17