LEXIKON ADHS VON AUFMERKSAMKEIT BIS ZAPPELPHILIPP. Wir helfen Helfen MEDICE ISERLOHN

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Transkript:

LEXIKON ADHS VON AUFMERKSAMKEIT BIS ZAPPELPHILIPP A Z Wir helfen Helfen MEDICE ISERLOHN

Herausgeber: Medice, Iserlohn

VORWORT ADHS, die Aufmerksamkeits-Defizit- Hyperaktivitäts-Störung, ist ein sehr breit gefächertes Krankheitsbild mit vielen verschiedenen, von Kind zu Kind unterschiedlich ausgeprägten Symptomen. Das Erscheinungsbild bei Jungen und Mädchen kann sich unterscheiden und verändert sich mit fortschreitendem Alter bei Jugendlichen und Erwachsenen. Es ist keine neu entdeckte Störung oder auf die westliche Zivilisation beschränkt. Aber heute wird in den Medien vermehrt darüber berichtet. Häufig wird vor allem über die Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung kontrovers diskutiert. Mit dieser Broschüre möchten wir einen Beitrag leisten zur Information über das Krankheitsbild, seine verschiedenen Symptome bis zu den Behandlungsmöglichkeiten. Die Broschüre erläutert in kurzer Form die verschiedenen mit ADHS zusammenhängenden Begriffe von A bis Z, wie ein kleines Lexikon. Violett gedruckte Worte werden an entsprechender Stelle (ergänzend) erklärt. So können selbst von der Krankheit Betroffene, Eltern, Verwandte oder Freunde jederzeit gezielt nachlesen und sich informieren. Wir helfen Helfen Medice, Iserlohn

Abhängigkeit Sucht ADHS ADHS heißt Aufmerksamkeits-Defizit- Hyperaktivitäts-Störung. Die Diagnose wird meist im Kindesalter als Kombination von Aufmerksamkeitsdefizit, überschießender Impulsivität und extremer Unruhe gestellt. Dabei werden drei Gruppen unterschieden: der vorwiegend hyperaktive-impulsive Zappelphilipp, die aufmerksamkeitsgestörte Träumsuse, der Misch-Typ: aufmerksamkeitsgestört und hyperaktiv. ADHS führt zu verminderten Leistungen in Schule und Beruf, zu Störungen der Wahrnehmung und in den sozialen Bezugssystemen. ADS Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, früher in Deutschland übliche Bezeichnung für ADHS. Aggressionen Das impulsive Verhalten, die überzogene Reaktion der Kinder und Jugendlichen, wird oft als Aggression verkannt. Aggressives Verhalten kann sich aber aus den ständigen Frustrationen entwickeln. Kinder mit ADHS spüren, dass sie mit den Leistungen anderer Kinder nicht mithalten können, sie werden selten gelobt, aber oft kritisiert.

Appetitmangel Appetitmangel ist eine häufige, aber harmlose Nebenwirkung von Stimulanzien. Durch Einnahmezeiten zu oder nach den Mahlzeiten kann diese Nebenwirkung reduziert oder beseitigt werden. Atomoxetin Atomoxetin ist eine neue Substanz zur Behandlung der ADHS, die nicht zur Gruppe der Stimulanzien gehört. Atomoxetin ist bisher nur in den USA erhältlich, in Europa bzw. Deutschland fehlt noch die Zulassung. Amphetamin Amphetamin gehört ebenfalls in die Gruppe der Stimulanzien und kann vom Arzt verschrieben werden, wenn Methylphenidat nicht hilft. In Deutschland ist es nicht als fertige Arznei im Handel und muss auf Anweisung des Arztes vom Apotheker - meist als Saft - gemischt werden. Aufmerksamkeitsdefizit Aufmerksamkeitsstörungen sind ein wesentliches Symptom bei ADHS. Schon im Kleinkindalter fällt manchmal die geringe Ausdauer beim Spiel auf. In der Schule können Arbeiten, die eine längere Zeit erfordern, durch die geringe Aufmerksamkeitsspanne nicht oder nur schlecht durchgeführt werden. Auslassversuch Erst nach mehrmonatiger Behandlung kann der Versuch sinnvoll sein, das Medikament eine Zeit lang, z.b. in den Ferien abzusetzen, um einen möglichen Verzicht auf das Medikament zu testen. A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Begleitkrankheiten Neben der ADHS werden oft komorbide Störungen (Begleitkrankheiten) erkannt, z.b. Störungen des Sozialverhaltens, aggressive Verhaltensstörungen, depressive Tendenzen, Angst- und Zwangsstörungen, Lernschwierigkeiten, Teilleistungsschwächen, Sprach- und Sprechstörungen oder Tics. Berufe Grundsätzlich stehen alle Berufe offen, für die sich die Jugendlichen interessieren und für den sie den schulischen Abschluss haben. Es hat sich gezeigt, dass handwerkliche, soziale und kreative Berufe oder eine Tätigkeit im Verkauf oder Außendienst günstig sind. Weniger geeignet sind z.b. Verwaltungsberufe. Betäubungsmittel Einige Medikamente gegen ADHS gelten als Betäubungsmittel und unterliegen besonderen Vorschriften. Für Methylphenidat darf in einem Monat nicht mehr als 2.ooo mg verordnet werden. Für die Mitnahme von Betäubungsmittel ins Ausland, z.b. im Urlaub, benötigt man eine besondere Bescheinigung, die vom Arzt ausgestellt wird. Diagnose Für die Diagnose haben die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte und die Kinder- und Jugendpsychiater Leitlinien erstellt. Um sich ein genaues Bild über die betroffenen Kinder zu machen, werden Eltern, Lehrer und

Erzieher befragt. Das Kind selbst wird körperlich untersucht und die Intelligenz, Aufmerksamkeit und Ausdauer getestet. Ebenso müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Erschwerend sind eine Fülle von Begleitkrankheiten. Dopamin Dopamin ist ein Neurotransmitter, ein Botenstoff Störungen im Hirnstoffwechsel Überträgerstoffe werden zu rasch und zu intensiv abgebaut Informations- Übertragungen sind gestört oder erfolgen nicht im Hirnstoffwechsel, der Reize und Impulse zwischen Nervenzellen überträgt. Bei Kindern mit ADHS ist der Dopaminstoffwechsel im Gehirn gestört, weil nicht genügend Dopmin zur Verfügung steht. Damit stören ständig neue Reize und Impulse die Aufmerksamkeit und Konzentration. Methylphenidat bewirkt, dass mehr Dopamin zur Verfügung steht und verbessert somit die Stoffwechselsituation, ähnlich wie z.b. das Insulin einem zuckerkranken Patienten hilft. Drogen Untersuchungen haben deutlich gemacht, dass Jugendliche mit ADHS häufig Alkohol- und Drogen-Probleme haben. Bei Erwachsenen besteht diese auffällige Tendenz auch zur Kriminalität. Eine Behandlung mit Methylphenidat im Rahmen der Multimodalen Therapie bietet einen Schutz vor diesem Sucht-Risiko. Eltern Der genetische Faktor, die Vererbung, ist eine wesentliche Ursache der ADHS. Für die Diagnose sind die Schilderungen der Eltern über das Verhalten des Kindes ein unverzichtbarer Bestandteil. Im Rahmen der Behandlung des Kindes müssen A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

auch die Eltern eingehend beraten werden. Denn durch unzureichende Erziehungsmethoden können Symptome der ADHS bei dem Kind verstärkt werden, durch z. B. geringe Zuwendung, fehlende Regeln und Inkonsequenz. Epilepsie Epileptische Anfälle sind eine mögliche Nebenwirkung bei Stimulanzien, wenn schon vorher eine Anfallsbereitschaft besteht. Bei Kindern mit Epilepsie und ADHS wurden aber trotz Stimulanzien-Therapie keine häufigeren Anfälle beobachtet. Ergotherapie Die Ergotherapie kann bei Kindergarten- und Vorschulkindern mit ADHS eine ergänzende Maßnahme sein. Damit kann das Selbstvertrauen gestärkt und das gestörte Sozialverhalten verbessert werden. Auch Störungen der Fein- und Grobmotorik, die sich durch z.b. schlechte Schrift oder unkontrollierte Bewegungen zeigen, können gezielt behandelt werden. Ernährungstherapie Nahrungsmittel oder bestimmte Zusätze sind keine Ursache der ADHS. Bei der Behandlung kann jedoch eine Diät mit Nahrungsmitteln, die selten eine Allergie auslösen, hilfreich sein. Erwachsene ADHS ist nicht heilbar. Deshalb bestehen die Symptome mit mehr oder weniger starker Ausprägung oder in veränderter Form bei vielen Be- H

troffenen auch noch im Erwachsenenalter. Sie sind vergesslich, können Aufgaben nicht planen oder durchführen, berufliche und soziale Bindungen sind oft gestört, sie leiden unter Ängsten und Depressionen. Auffällig ist die Neigung zu Alkohol, Drogen und Kriminalität. Unter fortgesetzter Multimodaler Therapie kommen jedoch die meisten Erwachsenen mit ihrem Leben zurecht und können es ihren Fähigkeiten entsprechend führen. Erziehungsregeln Klare, einfache Regeln erleichtern den Umgang mit dem Kind: Disziplin und Konsequenz, Lob für Erfolge, kleine Strafen, wenn die Regeln missachtet wurden. Eltern sollten nicht versuchen perfekt zu sein und auch etwas für sich selbst tun. Ein spezielles Elterntraining kann hierbei hilfreich sein. Häufigkeit Man schätzt, dass in Deutschland etwa 5 % der Kinder zwischen 6 und 18 Jahren, mehr Jungen als Mädchen, ADHS haben, also ca. 500.000 Betroffene. Bei Jungen überwiegt die Hyperaktivität, bei Mädchen das Aufmerksamkeitsdefizit. Nur etwa 100.000 Kinder werden bisher mit Medikamenten behandelt. Die Diagnose ADHS wird heute öfter gestellt, weil inzwischen das Krankheitsbild besser bekannt ist. Hirnstoffwechsel Dopamin A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Hyperaktivität Übersteigerter Bewegungsdrang, ständige Unruhe, ein häufiges Symptom bei ADHS, oft als Zappelphilipp bezeichnet. Hyperkinetisches Syndrom Frühere Bezeichnung für ADHS. Impulsivität Spontane, plötzliche Handlungen der Betroffenen, ohne zu überlegen und die Folgen zu bedenken, ein Kern-Symptom der ADHS. K Intelligenz ADHS und Intelligenz sind unabhängig voneinander, Personen mit Minderbegabung wie Hochbegabte können betroffen sein. ADHS-Patienten können aber oft nicht alle ihre Fähigkeiten ausschöpfen und erzielen daher nicht die ihnen in Schule und Beruf eigentlich möglichen Leistungen. Jugendliche ADHS ist nicht auf das Kindesalter beschränkt, es ändert sich jedoch (oft in der Pubertät) das Erscheinungsbild. Jugendliche, die nicht behandelt werden, haben oft eine Null-Bock-Mentalität, sie verweigern die Leistung, die Befolgung von Anordnungen, neigen zu Wutausbrüchen und Beschimpfungen. Sie haben oft Alkohol- oder Drogen-Probleme und haben häufiger Verkehrsunfälle.

Kinder- und Jugendärzte Kinder - und Jugendärzte sind häufig die erste Anlaufstelle für Eltern mit betroffenen Kindern. Die Diagnose und Behandlung der ADHS sollte nur von spezialisierten Kinder- und Jugendärzten oder Kinder- und Jugendpsychiatern durchgeführt werden. Sie sind für die Diagnose zuerst auf die Beschreibung des Verhaltens durch die Eltern, aber auch der Lehrer und Betreuer angewiesen. Kinder- und Jugendpsychiater Kinder- und Jugendpsychiater sind Spezialisten für psychische Erkrankungen bei Kindern. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie hat Leitlinien für die Diagnose und Therapie der ADHS erarbeitet, die auf jahrelanger Erfahrung und den Ergebnissen internationaler Studien beruhen. Kindesalter Schon im Kleinkindalter bzw. im Kindergarten können ständige Unruhe, häufige Handlungswechsel und geringe Ausdauer Hinweise für das Vorliegen der ADHS geben. In der Schule fallen die Symptome oft besonders auf. Die Betroffenen akzeptieren keine Regeln, stören den Unterricht, sie zeigen Lern- und Leistungsschwächen. Komorbidität Begleitkrankheiten Kriminalität Neben erhöhtem Alkohol- und Drogen-Konsum ist bei Menschen mit ADHS, die nicht mit Stimu- A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

lanzien behandelt werden, auch eine überdurchschnittliche Kriminalitätsrate festzustellen. Lehrer Lehrer können entscheidende Hinweise auf ADHS geben, weil die Verhaltensauffälligkeiten der Kinder bei der notwendigen Disziplin in der Schule sehr schnell sichtbar werden. Lehrer müssen über ADHS informiert und aufgeklärt sein, sie können durch ihre Beobachtungen auch über die Wirksamkeit der Therapie wichtige Hinweise liefern. Leitlinien Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie sowie die Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte haben weitgehend übereinstimmende Regeln für die Diagnose und Multimodale Therapie der ADHS aufgestellt. Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS) Als Teilleistungsstörung treten bei Kindern mit ADHS oft auch Lese- und Rechtschreibschwächen oder Rechenschwächen auf, die meist in der Schule festgestellt werden. Medikamente Nach den Leitlinien werden Stimulanzien bei ADHS bevorzugt eingesetzt, wobei Methylphenidat aufgrund der internationalen Erfahrung Mittel der ersten Wahl ist. Ist diese Substanz nicht ausreichend wirksam, kann auch ein Amphetamin verordnet werden. Methylphenidat Methylphenidat ist eine seit Jahrzehnten be- N

währte Substanz zur Behandlung der ADHS. Sie reguliert die Reizübertragung im Hirn und sorgt dafür, dass die Aufmerksamkeit nicht ständig auf neue Reize gelenkt wird. Methylphendiat verbessert die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und zur Steuerung der Gefühle. Eine gute medikamentöse Einstellung kann im Rahmen der Multimodalen Therapie die Symptome vermindern oder verschwinden lassen. Ob im einzelnen Fall kurz wirksame Präparate (3-4 Stunden) oder Retard-Versionen ( 6-8 Stunden) eingesetzt werden, muss individuell entschieden werden. Andere Medikamente, die bei ADHS zum Einsatz kommen, sind z.b. Amphetamin oder Atomoxetin. Multimodale Therapie Viele internationale Studien haben gezeigt, dass die Multimodale Therapie mit Beratung der Eltern und Lehrer, Elternbetreuung, Verhaltenstherapie und Methylphenidat die besten Erfolge hat. Nebenwirkungen Als Nebenwirkungen von Methylphenidat werden vor allem Appetitmangel und Schlafstörungen genannt, die durch geänderte Dosierungen vermindert oder beseitigt werden können. Tics können durch Stimulanzien ausgelöst oder bestehende Tics verschlechtert werden. Meist verschwinden sie jedoch nach 4 bis 6 Wochen. A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Neurotransmitter Neurotransmitter übertragen Reize und Impulse über die Synapse, die Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen. Bei ADHS ist der Stoffwechsel von Dopamin, einem wichtigen Neurotransmitter, gestört. Parkinson Manchmal wird in der Presse vor Parkinson als Spätfolge einer Behandlung mit Methylphenidat gewarnt. Trotz jahrzehntelanger Anwendung von Methylphenidat ist aber bisher kein einziger Fall von Parkinson festgestellt worden. Psychostimulanzien Stimulanzien Pubertät In der Pubertät vermindert sich bei manchen Betroffenen die überschießende Motorik mit den unkontrollierten Bewegungsabläufen, sie lernen mit den Beeinträchtigungen umzugehen bzw. Problemfelder zu vermeiden. In dieser schwierigen Lebensphase sollte eine Behandlung jedoch nicht vorschnell abgebrochen werden. Auch bei Erwachsenen bestehen die Probleme mit verminderten oder veränderten Symptomen oft weiter. S Rechenschwäche Eine Rechenschwäche wird bei Kindern mit ADHS oft in der Schule festgestellt, manchmal kombiniert mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche. Retard Die Wirkung von Methylphenidat beginnt nach etwa 3o Minuten und hält ca. 4 Stunden an, dann ist eine neue Einnahme erforderlich. Eine neue

Retard-Tablette, die den Wirkstoff in zwei Stufen freigibt, wirkt etwa 8 Stunden, bei morgendlicher Einnahme also bis ca. 16.00 Uhr. Andere Retard- Präparate haben eine 3-stufige Freigabe, bei denen die Wirkung erst nach 12 Stunden, also abends nachlässt. Damit können Schlafstörungen und Appetitmangel nicht ausgeschlossen werden. Schlafstörungen Bestehen Einschlafstörungen schon vor der Behandlung mit Stimulanzien, können sie durch die medikamentöse Therapie gebessert werden. Treten sie mit der Medikation auf, kann eine Änderung der Dosis am Nachmittag oder Abend helfen. Schule Durch die Leistungsanforderungen in der Schule wird ADHS bei den Kindern oft erst dort erkannt. Die Kinder haben nur eine geringe Ausdauer, sie sind leicht abzulenken und stören oft den Unterricht. Lern- und Leistungsschwächen werden deutlich, eine Lese-Rechtschreibschwäche und/oder Rechenschwäche fällt auf. Selbsthilfegruppen Für Eltern und Betroffene sind Selbsthilfegruppen eine große Hilfe, weil sie dort frei über ihre Probleme reden und Informationen austauschen können. (Adressen s. Anhang) A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Selbstwertgefühl Eine rechtzeitige Gabe von Methylphenidat im Rahmen der Multimodalen Therapie hilft den Kindern bzw. Jugendlichen, dass sie von anderen Menschen akzeptiert werden. Die Therapie fördert die soziale Integration und bessert das Selbstwertgefühl. Mit Methylphenidat behandelte Kinder nehmen später seltener Drogen und die Gefahr der Kriminalität wird geringer. Sozialverhalten Mit der Multimodalen Therapie kann das Kind sein Potenzial nutzen, es wird akzeptiert und integriert. Damit steigt auch das gestörte Selbstwertgefühl. Stimulanzien Der Begriff Stimulanzien bezieht sich auf die Wirkung der Substanzgruppe bei Menschen ohne ADHS, sie wirken dort anregend und stimulierend. Bei Menschen mit ADHS verbessern sie die Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Stimulanzien beeinflussen die Botenstoffe im Hirnstoffwechsel, vor allem Dopamin. Stimulanzien sind heute die Medikamente der Wahl bei der Therapie der ADHS. An erster Stelle steht die Substanz Methylphenidat. Es werden aber auch Amphetamine und andere Substanzen eingesetzt. T Sucht Die jahrzehntelange Anwendung von Methylphenidat hat keine Hinweise auf Abhängigkeiten gezeigt. Bei unbehandelten ADHS-Patienten besteht eine verstärkte Neigung zu Suchtverhalten und Kriminalität. Viele Studien haben gezeigt, dass Methylphenidat diese Risiken deutlich vermindert.

Symptome Leitsymptome der ADHS sind Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulsivität. Zusätzliche Symptome können Störungen der Wahrnehmung und der Motorik, schlechte Schrift, Lese- und Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche sein. ADHS ist häufig mit Begleitkrankheiten verbunden. Die Symptome und deren Ausprägung vom Kindesalter ändert sich oft bei Jugendlichen und Erwachsenen. Teilleistungsstörungen Kinder mit ADHS haben oft zusätzliche Störungen der Wahrnehmung und der Motorik. Schwerwiegend sind eine Lese-Rechtschreibschwäche und/ oder Rechenschwäche. Therapie Multimodale Therapie Tics Unwillkürliche Muskelzuckungen sind manchmal eine Begleitkrankheit bei ADHS und können durch Stimulanzien verstärkt oder ausgelöst werden. Oft verschwinden die Tics nach einigen Wochen der Therapie. Titration Die individuelle Einstellung auf die richtige Dosierung des Medikamentes wird Titration genannt. Die Therapie sollte mit einer niedrigen Dosis begonnen und in kleinen Stufen bis zum Erreichen einer verträglichen und genügend wirksamen Dosis gesteigert werden. Dabei gilt der Grundsatz, die Dosis so klein wie möglich zu hal- A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

ten. Deshalb sind für die Einstellung Präparate ohne Retard-Wirkung besser geeignet. Unaufmerksamkeit Aufmerksamkeitsdefizit Urlaub Wenn die Betäubungsmittel-Medikamente, die das Kind einnimmt, während des Urlaubs mit ins Ausland genommen werden sollen, stellt der Arzt hierfür eine besondere Bescheinigung aus, damit es bei eventuellen Kontrollen an der Grenze keine Probleme gibt. Z Ursachen Bei ADHS ist die wesentliche Ursache (häufig durch Vererbung) eine fehlerhafte Informationsverarbeitung im Gehirn durch Störungen im Hirnstoffwechsel. Es kommen dauernd neue Informationen und Impulse durch, die zu einem Aufmerksamkeitsdefizit führen, den Aufbau von Motivation, den Ausgleich von Affekten und den Zugriff auf vorhandene Fähigkeiten stören. Vererbung Genetische Faktoren spielen bei der Ursache der ADHS eine wesentliche Rolle. Familienuntersuchungen haben gezeigt, dass bei Kindern mit ADHS ein Elternteil sehr häufig im Kindesalter ebenfalls unter diesen Symptomen gelitten hat oder heute noch als Erwachsener unter (veränderten) Symptomen leidet. Verhaltenstherapie Verhaltenstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das oft im Rahmen der Multimodalen Therapie bei ADHS eingesetzt wird. Dabei sollen

störende Verhaltensweisen abgebaut und Strategien zur Bekämpfung der Symptome erlernt werden. Zappelphilipp ADHS ist keine moderne Zivilisationskrankheit. Der Zappelphilipp wurde schon im Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann, einem Nervenarzt, 1848 beschrieben. Anhang Selbsthilfe-Organisationen: BV-AÜK Bundesverband Arbeitskreis Überaktives Kind e.v. Postfach 410724, 12117 Berlin www.auek.de E-Mail: bv.auek@t-online.de JUVEMUS Vereinigung zur Förderung von Kindern und Erwachsenen mit Teilleistungsschwächen (MCD) Obergraben 25, 56567 Neuwied www.juvemus.de E-Mail: info@juvemus.de BV-AH Bundesverband Aufmerksamkeitsstörungen/Hyperaktivität e.v. Postfach 60, 91291 Forchheim www.bv-ah.de E-Mail: info@bv-ah.de BAG-TL Bundesgemeinschaft zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Teilleistungsstörungen (MCD/HKS) e.v. Wendelinstraße 64, 50933 Köln E-Mail: BAG-TL@t-online.de VzFwK Verein zur Förderung wahrnehmungsgestörter Kinder e.v., Ben-Gurion-Ring 161, 60437 Frankfurt www.wahrnehmungsstoerungen.de E-Mail: Verein.zFw@t-online.de BV-Seht Bundesvereinigung Selbständigkeitshilfe bei Teilleistungsschwäche e.v., Pielachtalstraße 39, 67071 Ludwigshafen www.seht.de E-Mail: bv@seht.de A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

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