Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülerinnen und Schüler und liebe Eltern, sehr geehrte Frau Kolb, sehr geehrter Herr Fuhrmann

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Transkript:

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülerinnen und Schüler und liebe Eltern, sehr geehrte Frau Kolb, sehr geehrter Herr Fuhrmann Ich begrüße Sie herzlich zum heutigen Pädagogischen Tag. Er resultiert aus einem Appell der Personalversammlung im Januar 2007 gemeinsam daran zu arbeiten, wie wir an der Lichtenbergschule zusammen leben und arbeiten wollen. Auf Vorschlag der Schulleitung hat die Gesamtkonferenz beschlossen, zu diesem Thema einen pädagogischen Tag durchzuführen. Mit der Vorbereitung wurde eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Frau John und Herrn Schüßler mit Frau Strube, Frau Hanisch, Herrn Dr. Montag, Herrn Breitfeld, Herrn Maaßen und Herrn Niemeyer beauftragt. Eine Elterngruppe, geleitet von Frau Pause vom Vorstand des Schulelternbeirates, sowie eine sehr eifrige Schülerinnengruppe von der SV (Meera und Lara Zaremba, Daniela Willner und Nina Geyer) vervollständigten die Vorbereitungsgruppe. Unterstützt und beraten wurde diese Gruppe durch zwei externe Moderatoren, Frau Kolb und Herr Fuhrmann, die beide in der Eltern - und Lehrerfortbildung arbeiten und Mitglieder in der Steuergruppe Erziehungsvereinbarung am Kultusministerium sind. In vielen Sitzungen wurde der heutige pädagogische Tag unter dem Motto Grundsätze des Zusammenlebens an der LuO geplant. Zur Durchführung des heutigen Tages wurden zahlreiche Moderatoren benötigt. Dafür haben sich dann wiederum viele Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt

Ich danke allen, die an der Vorbereitung des Pädagogischen Tages beteiligt waren. Das Ziel des heutigen Tages ist eine Erziehungsvereinbarung, mit der wir ein Ziel unseres Schulprogramms verfolgen: Wir gestalten die Schule als Lebens und Erfahrungsraum für alle so, dass jeder sich wohl fühlen und einbringen kann. Dazu möchte ich Ihnen anlässlich des heutigen Tages meine Gedanken und Beobachtungen zu diesem Thema vorstellen: Jede Gemeinschaft braucht Regeln. Das gilt für die Familie e- benso wie für die Schulgemeinschaft. Was in der Familie vorgelebt wird, trägt in der ungleich größeren und komplexeren Gemeinschaft der Schule zum respektvollen und vertrauensvollen Zusammenleben wesentlich bei. Umgekehrt gilt dies aber genauso. Die Schule ist die zweite wichtige gesellschaftliche Institution, in der Kinder und Jugendliche die Spielregeln und die Werte unserer pluralen und demokratischen Gesellschaft kennen lernen und sich zu eigen machen sollen. Der gemeinsamen Bildungs- und Erziehungsauftrag von Elternhaus und Schule ist in Artikel 56 der hessischen Verfassung und 2 des Hessischen Schulgesetzes normativ verankert. Bedeutet dies nun, dass die Kinder und Jugendlichen selbst nur die Objekte dieses Erziehungsauftrages sind? Die Schule ist heute nicht mehr eine Erziehungsanstalt, kein besonderes Gewaltverhältnis, in der die Geltung der Grundrechte teilweise ausgesetzt war. Kinder und Jugendliche haben heute weitgehende Mitbestimmungsrechte. Dies kommt zum Beispiel in der gleichberechtig-

ten Stellung ihrer Vertreterinnen und Vertreter in der Schulkonferenz zum Ausdruck. Wenn also Kinder und Jugendliche über wesentliche Angelegenheiten der Schule mitbestimmen können, dann ist es nur logisch, dass sie gemeinsam mit den Lehrern und Eltern auch an der Erarbeitung grundlegender Regeln des Zusammenlebens in der Schule mitarbeiten. Darüber besteht Konsens an unserer Schule. Am heutigen Pädagogischen Tag ist also die ganze Schulgemeinde hier vertreten bzw. repräsentiert. Mit 17 Themen ist ein umfangreiches Pensum zu bearbeiten. Die Anlage des Pädagogischen Tages gewährleistet, dass alle an der Bearbeitung aller Themen beteiligt sind. Dieses anspruchsvolle Verfahren gewährleistet ein Höchstmaß an Partizipation in einer so großen Schule wie der Lichtenbergschule und Einblick in die Komplexität einer Gemeinschaft, die sich aus über 1600 Kindern und Jugendlichen, über 3000 Eltern, mehr als 120 Lehrerinnen und Lehrern und 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen zusammensetzt. So viele Menschen, wie eine kleine Stadt hat. Verschriftlichte Regeln sind eine Errungenschaft der Zivilisation. Sie haben den Vorteil, dass man sich bei Abweichungen auf sie berufen und ein regelgerechtes Verhalten einfordern kann. Im Gegensatz zur bürgerlichrechtlichen Welt außerhalb der Schule kann man in der Schule das richtige Verhalten jedoch nicht einklagen. In der Schule wie in der Familie kommt es daher wesentlich auf den Grundkonsens an, der das alltägliche Zusammenleben bestimmt. Eine solche Konsensbildung findet heute statt.

Es bleibt die Frage, wie dieser Konsens im Alltag zu einem geregelten Zusammenleben führt. Ich denke, es kann nur so funktionieren, dass jeder sich so verhält, wie es von dem anderen erwarten kann. Das ist trivial und funktioniert doch. Manch einer wünscht sich einklagbare Regeln: die Lehrer gegenüber den Schülern, die Schüler gegenüber den Lehrern, die Eltern gegenüber den Lehrern und umgekehrt. Solche Erwartungen sind verständlich, aber sie können nicht erfüllt werden. Es kommt viel mehr auf die Kommunikation unter den Menschen an. Mediatoren sind heute deshalb so wichtig, weil es mit der Kommunikation oft so hapert. In den Familien und auch in der Schule. Wenn es um die Ausbildung eines Wir-Gefühls geht, das wesentlich ist für die Einhaltung von Regeln und Werten, dann müsste unsere große Schule viele Probleme im sozialen Leben haben. Aber so ist es in Wirklichkeit nicht. Wer unsere Schule zum ersten Mal kennen lernt, ist von der positiven Atmosphäre und der Freundlichkeit ihrer Bewohner überrascht. Sie sind von dieser Aussage überrascht? Dann fragen sie einfach bei den vielen neuen Kolleginnen und Kollegen nach. Dennoch hat der heutige Tag eine große Berechtigung! Die aufgelisteten Themen machen dies deutlich. Meines Erachtens gilt es heute das grundlegende Prinzip im Auge zu behalten:

Den Konsens zwischen Schule und Elternhaus über die gemeinsame Verantwortung für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen. Denn dieser Konsens droht allmählich verloren zu gehen. Erziehung ist Aufgabe der Schule! Immer öfter werden Lehrerinnen und Lehrer mit dieser Haltung von Eltern konfrontiert. Meines Erachtens versteckt sich hinter der breiten öffentlichen Unterstützung für die Ganztagsschule in vielen Fällen auch ein umfassender Versorgungsanspruch von Eltern an die Schule. Diese Tendenz gefährdet die heute noch gut funktionierende Partnerschaft zwischen Schule und Elternhaus. Er gefährdet a- ber auch die Bildungschancen der Kinder. In einer Situation ungeklärter Zuständigkeiten über Verhaltesregeln und Werte können Kinder und Jugendliche leicht verunsichert und orientierungslos werden. Diese Orientierungslosigkeit nimmt gerade bei jüngeren Schülerinnen und Schüler gegenwärtig zu. Es sind andererseits aber die älteren Schülerinnen und Schüler, die klare Regeln und ihre Einhaltung wünschen, weil sie ihre Bedeutung für unsere Schulgemeinde erkennen. Wir benötigen also Vereinbarungen, die den Konsens über den gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsauftrag von Schule und Elternhaus für die Zukunft sichern. Und wir benötigen solche Vereinbarungen, die die Aufgaben aller Beteiligten, der Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern, aber auch der Schülerinnen und Schüler, im Erziehungs- und Bildungsprozess klären und festlegen. Für die alltägliche Praxis ist vor allem aber das entscheidend:

Wir brauchen auch in Zukunft gelebte Regeln, brauchen den Konsens, der die positive Atmosphäre unserer Schule schon bisher bestimmt hat. In diesem Sinne wünsche ich uns einen erfolgreichen Pädagogischen Tag. Peter Herrmann, Schulleiter 05.03.2008