Chemie-, chemische Industrie Lettland
Lettland - Chemie-, chemische Industrie Riga (gtai) - Lettlands chemische Industrie hat im Zuge der marktwirtschaftlichen Umwälzungen erheblich an Bedeutung verloren. Überhaupt sind nur noch wenige Sparten lokal besetzt, während die Mehrzahl von der internationalen Konkurrenz dominiert wird. Aktuell befindet sich Lettland in einer schweren Rezession. Ein genereller Einbruch der Nachfrage drosselt auch bei chemischen Erzeugnissen spürbar den Absatz. Deutsche Unternehmen zählen zu den führenden Lieferanten. Marktentwicklung/-bedarf Die lettische Chemieindustrie konnte in der Vergangenheit von der ausgesprochen günstig verlaufenden Wirtschaftsentwicklung profitieren. Dank der robusten Nachfrage auf dem Binnenmarkt sowie auf ausländischen Absatzmärkten verzeichnete der Umsatz Jahr für Jahr zum Teil deutlich zweistellig ausfallende Steigerungsraten. Im Jahr 2007 kam der Aufschwung der Branche jedoch ins Stocken. Die Verkäufe reduzierten sich um 0,8%. Nach vorläufigen Angaben des lettischen Statistikamtes geriet der Sektor 2008 noch stärker in den allgemeinen Krisenstrudel - ein branchenweit erzielter Umsatz in Höhe 161,6 Mio. Lats (Ls; 230 Mio. Euro; Devisenkurs Ende März 2009: 1 Euro = 0,70 Ls) entsprach einem Rückgang gegenüber 2007 um 3,8%. In den ersten Monaten 2009 wurden sogar Umsatzrückgänge der Branche im deutlich zweistelligen Bereich verzeichnet. Dies lässt befürchten, dass auch für das Gesamtjahr mit einer spürbaren Verschärfung des Abwärtstrends gerechnet werden muss. Davon dürften auch die Chemieeinfuhren betroffen sein. Da die Datenlage für den lettischen Chemiesektor allgemein recht lückenhaft ist, sind Aussagen zur Größe des Marktes nur schwer zu treffen. Klar dürfte jedoch sein, dass die Zeiten, in denen der lettische Markt bei chemischen Erzeugnissen mit einer Bedarfsausweitung zwischen 25 und 30% jährlich aufwarten konnte, vorerst ein Ende gefunden haben. Mit einer zaghaften Erholung wird wohl erst wieder ab dem 2. Halbjahr 2010 oder noch später zu rechnen sein. Produktion/Branchenstruktur Lettlands Chemieunternehmen sind wegen der nahezu völlig fehlenden Rohstoffbasis und als Resultat der im zurückliegenden Jahrzehnt bewältigten Strukturreformen nur noch in einigen wenigen Bereichen aktiv. Der Grundlagenchemie wird vor Ort nicht mehr nachgegangen. Ebenso gibt es im Gegensatz zu den beiden baltischen Nachbarn keinen Produzenten von Düngemitteln. Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Lettland - Chemie-, chemische Industrie Nach Angaben des lettischen Statistikamtes belief sich die Anzahl der mit der Produktion von Chemieerzeugnissen beschäftigten Firmen im Land 2007 auf insgesamt 129. Dabei handelt es sich vorwiegend um Kleinst- und Kleinunternehmen mit jeweils weniger als 50 Mitarbeitern, die zusammen rund 4.300 Personen beschäftigten. Die mit Abstand umsatzstärkste Sparte innerhalb des lettischen Chemiesektors ist die Pharmabranche. Nach den neuesten verfügbaren Daten vereinigten die circa zwei Dutzend mit einem entsprechenden Produktionsprofil registrierten Unternehmen im Geschäftsjahr 2006 rund 55% des Gesamtumsatzes der Chemiebranche auf sich. Wichtigster Vertreter der Arzneimittelherstellung ist die Firma Grindex, die 2008 mit 62,1 Mio. Ls (gegenüber 2007: +21%) nahezu dreimal so viel umsetzte wie das nächstgrößere Unternehmen Olainfarm (2008: 20,3 Mio. Ls; gegenüber 2007: +7%). Den zweiten Platz in der Umsatzstatistik der lettischen Chemie nimmt die Herstellung von Körperpflegemitteln und Kosmetika ein, die 2006 knapp 16% des Branchengeschäfts ausmachte. Wichtigster Vertreter des etwa 30 Firmen starken Segments ist das Unternehmen Dzintars, dessen Produktpalette nahezu alle in dieser Sparte gängigen und gefragten Erzeugnisse umfasst. Relativ neu im Geschäft ist die Firma Stendera ziepju fabrika, die sich auf die Fertigung exklusiver Seifen und Badezusätze konzentriert. Der Erfolg des Unternehmens auch jenseits der Landesgrenzen hat mittlerweile lokale Nachahmer auf den Plan gerufen. Darüber hinaus produziert das Unternehmen Kimiska rupnica Spodriba Duschbäder und Flüssigseifen. In erster Linie wird Spodriba lokal aber mit Erzeugnissen der Haushaltschemie in Zusammenhang gebracht. Neben Schuhcremes, Waschmittelzusätzen und verschiedenen Reinigungsmitteln zählen Produkte für die Pkw-Pflege zum Sortiment des Unternehmens. Erzeugnisse der Haushaltschemie sind außerdem auch im Sortiment der Firmen Kvadro und Tenax zu finden. Eigentlicher Schwerpunkt der Produktion von Tenax sind jedoch verschiedene bauchemische Erzeugnisse wie Dichtungsmittel und Klebstoffe. Zu den beiden wichtigsten Produzenten von Farben und Lacken zählen die Unternehmen Rigas laku un krasu rupnica und Biolar. Gemeinsam mit etwa einem Dutzend weiterer Firmen zeichneten sie 2006 für gut 10% des Produktionswerts der chemischen Industrie des Landes verantwortlich. Die lettische Chemiebranche setzt bei ihren Absatzbemühungen überwiegend auf historisch gewachsene Verkaufskanäle. Ihr Geschäft ist nach wie vor stark exportlastig. Während Lettlands verarbeitendes Gewerbe 2008 im Durchschnitt 51% seiner Fertigung ins Ausland lieferte, brachte es der Chemiesektor im gleichen Zeitraum auf eine Quote von 74%. In der die Branche besonders prägenden Sparte Arzneimittel belief sich der Ausfuhranteil sogar auf 87%. Neben den beiden anderen baltischen Republiken Litauen und Estland 2 Branche kompakt
sind es vor allem Russland und andere Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die chemische Erzeugnisse aus Lettland abnehmen. Angesichts der geringen Größe des Chemiesektors stellen umfangreichere Investitionen die Ausnahme dar. Im wichtigsten Teilsegment, der Arzneimittelproduktion, war vor allem die Zeit vor dem EU-Beitritt durch größere Projekte gekennzeichnet. Nach einer Phase der Neuorientierung im EU-Binnenmarkt sind mittlerweile zumindest die beiden wichtigsten lokalen Pharmaunternehmen, Grindex und Olainfarm, wieder auf Expansionskurs. Aktuell ist die Umsetzung dieser Pläne zumindest im Fall Olainfarm jedoch krisenbedingt ins Stocken geraten. Anfang 2009 wurden die dort zwischenzeitlich bereits in Angriff genommenen Arbeiten zur Inbetriebnahme einer zusätzlichen Fertigungslinie, die den Ausstoß an Tabletten von gegenwärtig 1,1 Mrd. Stück pro Jahr deutlich anheben soll, vor dem Hintergrund der sich deutlich verschlechternden Rahmenbedingungen auf Eis gelegt. Auch wurde der Bau eines 10,5 Mio. Ls teuren neuen Ampullenwerkes auf einen späteren Termin verschoben. Demgegenüber scheint der Branchenprimus Grindex an seiner Expansionsstrategie festhalten zu wollen. So wurde Anfang Januar 2009 am Standort des Stammwerks in Riga eine zusätzliche Fertigungsstätte zur Verdoppelung der Kapazitäten zur Konfektionierung von Wirkstoffen in Tabletten- und Kapselform auf 1,5 Mrd. beziehungsweise 500 Mio. Stück pro Jahr in Betrieb genommen. Laut Planung sollen dieses und einige weitere Projekte bis 2013 nahezu eine Verdreifachung des zuletzt erzielten Umsatzes auf 185 Mio. Ls ermöglichen. Außenhandel Trotz der im Jahresverlauf immer deutlicher spürbaren Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise haben die lettischen Importe von Chemieprodukten 2008 noch einmal zulegen können. Nicht zuletzt auch bedingt durch die bis in den Herbst hineinreichende Preishausse bei Rohstoffen legte der Einfuhrwert mit gut 1,7 Mrd. US$ gegenüber dem Vorjahr um etwa 16% zu. Im Vergleich zu den Steigerungsraten der jüngeren Vergangenheit (2006/05: 30%; 2007/06: 27%) gab es jedoch eine merkliche Verflachung des Importwachstums. Die Abhängigkeit von Lieferungen aus dem Ausland ist in nahezu allen Teilsegmenten des Marktes gleichermaßen stark ausgeprägt. Wichtigste Einfuhrprodukte sind mit Abstand pharmazeutische Erzeugnisse, die zuletzt nahezu ein Drittel aller Bezüge im Bereich Chemie auf sich vereinigten. Neben nicht näher spezifizierten anderen chemischen Erzeugnissen und Waren kommt darüber hinaus gewisse Bedeutung noch den Warengruppen Körperpflege- Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Lettland - Chemie-, chemische Industrie mittel und Kosmetika, deren Anteil an den Gesamteinfuhren 2008 knapp 11% betrug, sowie Düngemitteln und Kunststoffen, die 2008 jeweils gut 9% auf sich vereinigen konnten, zu. Deutsche Lieferanten konnten von der lange Zeit robusten Nachfrage profitieren und ihre Position im Markt behaupten. Die Bezüge aus Deutschland legten 2008 um 12,5% auf gut 216 Mio. US$ zu und stellten knapp 13% aller lettischen Chemieimporte. Mit 276 Mio. US$ und einem Lieferanteil von 16% steuerte nur noch Litauen mehr zu den Einfuhren bei. Des Weiteren bezieht Lettland nennenswerte Mengen an chemischen Erzeugnissen unter anderem aus Polen (2008: 165 Mio. US$), Estland (140 Mio. US$) und der Schweiz (130 Mio. US$). Einfuhr ausgewählter Chemieerzeugnisse nach Lettland (Wert in 1.000 US$) SITC-Abschnitt Produktgruppe 2007 2008 davon aus Deutschland (2008) 51 Organische chemische 57.336,4 64.673,4 8.442,8 Erzeugnisse 52 Anorganische chemische 67.019,8 125.700,7 2.511,2 Erzeugnisse 53 Farbmittel, Gerbstoffe, 116.513,9 113.725,6 22.719,2 Farben und Lacke 54 Medizinische und pharmazeutische 496.128,7 567.785,8 59.160,8 Erzeugnisse 55 Ätherische Öle, Körperpflege-, 176.296,4 187.229,1 18.977,7 Putz- u. Reini- gungsmittel etc. 56 Düngemittel (ausgenommen 78.896,6 160.625,8 3.956,7 solche der Gruppe 272) 57 Kunststoffe in Primärformen 137.875,1 159.819,3 18.325,4 58 Kunststoffe in anderen 183.203,4 161.594,2 33.718,9 Formen als Primärformen 59 Andere chemische Erzeugnisse 171.405,3 180.599,5 48.418,4 und Waren Summe 1.484.675,6 1.721.753,4 216.231,1 Quelle: UN Comtrade Geschäftspraxis Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU sind die Regelungen des Umsatzsteuer-Kontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern (www.bzst.bund.de). 4 Branche kompakt
Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien. Siehe hierzu zum Beispiel die Website des Deutschen Instituts für Normung e.v. (www.din.de). Kontaktanschriften Kontaktanschriften zur Branche finden Sie im Internet in unserer kostenlosen Datenbank unter www.gtai.de, Bereich Außenwirtschaft, Datenbank-Recherche, Adressen, Adressen Branche kompakt. Durch Klicken auf den folgenden Link gelangen Sie direkt zu den Adressen: http://www.gtai.de/de/content/ SharedDocs/Links-Datenbankabfragen/BKAdr/lettland-chem-integrator.html Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Agrippastraße 87-93 50676 Köln, Tel.: +49 (0)221 2057-0 Fax: +49 (0)221 2057-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Autor: Jan Triebel, Riga Redaktion: Martin Wiekert Tel.: +49 (0)221/20 57-220 E-Mail: Martin. Wiekert@gtai.de Ansprechpartnerin: Regina Wippler Tel.: +49 (0)221/20 57-416 E-Mail: Regina.Wippler.@gtai.de Redaktionsschluss: April 2009 Bestell-Nr.: 14276 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg Registernummer: HRB 107541 B Germany Trade & Invest wird gefördert von den Bundesministeristerien für Wirtschaft und Technologie und Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.