Erste Ergebnisse aus dem NFP52-Projekt: Mobbing im Kindergarten: Entstehung und Prävention. Françoise D. Alsaker Christof Nägele Stefan Valkanover

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Transkript:

Mobbing geht alle an Erste Ergebnisse aus dem NFP52-Projekt: Mobbing im Kindergarten: Entstehung und Prävention Françoise D. Alsaker Christof Nägele Stefan Valkanover Universität Bern Juni 06 1 Typisch bei Mobbing > Direkte > Indirekte Keine Konfrontation Täterschaft unklar Umdeutungen möglich Unterschwellige Handlungen Nonverbale Handlungen Paraverbale Handlungen Relationale Aggression Gerüchte Ausgrenzen - Ignorieren Konfrontation Täterschaft unklar Körperliche Verbale Drohungen Erpressungen Gegen Eigentum Formen, die meist direkt auftreten, können auch indirekt verwendet werden. Z.B. wenn die Täterschaft dafür sorgt, dass der Vorfall anders gedeutet werden kann. Juni 06 2 1

Was am Mobbing speziell ist > Aggressives Verhalten, das viele Formen annehmen kann > Systematisch gegen eine Person gerichtet > Kommt wiederholt und über Zeit vor > Geprägt von Ungleichgewicht Mehrere gegen einen Das Opfer kann sich kaum wehren > Geschieht oft verdeckt (indirekte Anwendung) / im Versteck > Das Muster von Handlungen macht Mobbing aus > Es ist kein Konflikt, kein Kinderspiel, kein Dominanzkampf Juni 06 3 Mobbing geht alle an: Die Rollen Verstärker Zuschauer Passive Mitläufer Erwachsene Helfer Mobbende Passive Opfer / Aggressive Opfer (nach Olweus & Limber, 1999; Salmivalli et al., 1996) Juni 06 4 2

Warum eine Studie zu Mobbing im Kindergarten? > Mobbing lohnt sich für die Mobber Konsequenz: Es befestigt ihr aggressives Verhalten Wer im Kindergartenalter noch hoch aggressiv ist, trägt ein sehr hohes Risiko aggressiv zu bleiben - delinquent zu werden > Mobbing hat sehr negative Konsequenzen Angst vor der Schule, sozialer Rückzug, Depression, somatische Beschwerden, schlechtere Schulleistungen,... Wer bereits vor der Schule Opfer wird, riskiert sehr negative Einstellungen zur Schule und zu sozialen Situationen zu bekommen > Deshalb muss Mobbing so früh wie möglich erkannt und gestoppt werden, ABER: Gibt es Mobbing im Kindergarten? Ist es überhaupt möglich in diesem Alter? Kann man es erfassen? Reden wir vom selben Phänomen wie im Schulalter? Juni 06 5 Ziele des Projekts Die wenigen früheren Studien zeigten, dass es Mobbing im Kindergarten gibt, aber wir müssen besser verstehen... > Wie es entsteht und aufrechterhalten wird (Pathways) Welche die Risikofaktoren und Schutzfaktoren sind Wie individuelle und soziale Faktoren interagieren > Ob man die Rollen bereits differenzieren kann? > Ob es vor dem Schulalter bereits stabil ist? > Ob es im Kindergartenalter bereits die gleichen negativen Konsequenzen hat wie später > Wie Prävention und Intervention optimiert werden können Juni 06 6 3

Die Stichprobe Anzahl Klassen Anzahl Kinder Schulstufe Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2 67 66 1095 1077 95% Kohorte 1 Kohorte 2 KG1 KG1 KG2 KG2 56% 140 608 Zeitpunkt 3 + neue 1284 KG2 1.Kl 2.Kl 90 576 Juni 06 7 Wie wir an die Information kamen > Über die Lehrpersonen Sie wurden geschult, Mobbing zu erkennen Füllten genaue Fragebögen aus: Plagt das Kind... Wird das Kind geplagt 4 Formen: Physisch, Verbal, gegen Eigentum, Indirekt Häufigkeit die letzten 3 Monate: nie... Mehrmals die Woche Juni 06 8 4

Im Gespräch mit den Kindern Illustration von 4 Formen Physisch Verbal Gegen Eigentum Ausgrenzung Wer macht so etwas? Gegen wen? -Nennungen als Täter -Nennungen als Opfer Zeichnungen: Marianne Kauer Juni 06 9 Prozentanteile der Kinder in den verschiedenen Rollen Häufigkeit: mindestens 1x pro Woche (plagt oder wird geplagt) Juni 06 10 5

Die Rollen vom Kindergarten bis in die Unterstufe Berichte der Lehrpersonen (KG und Schule) Nicht Beteiligt Passives Opfer Agg Opfer Mobber Grenzgänger Nicht Beteiligt Passives Opfer Agg Opfer Mobber + -- -- sehr wahrscheinlich unwahrscheinlich -- + + Grenzgänger Gültig für die Jungen / nicht signifikant für den Mädchen Juni 06 11 Wer sind diese Kinder? > Passive Opfer > Aggressive Opfer > Mobber Im Vergleich zu einander und zu den Kindern, die andere sozusagen nie plagen und auch nicht geplagt werden, die nicht Beteiligten. Juni 06 12 6

Verhalten in der Gruppe Juni 06 13 Soziales Verhalten Juni 06 14 7

Prosoziales Verhalten Nicht beteiligt Passive Opfer Mobber Aggressive Opfer Zeitpunkt Zeitpunkt Zeitpunkt-Schule Juni 06 15 Beliebtheit in der Gruppe Der Postauto Test Wen nimmst du mit? % möglicher Nennungen, die ein Kind bekam Juni 06 16 8

Symptome, die mit ADHD in Verbindung stehen Juni 06 17 Sensation Seeking Test Wildnis - Jungle Was willst du? Strand Juni 06 18 9

Sensation Seeking Test Juni 06 19 Befindlichkeit der Kinder Juni 06 20 10

Mobbing und Herkunft der Mutter Juni 06 21 Schlussfolgerungen Mobbing gehört bereits im Kindergarten zum Alltag Die Befunde sind gleich den Befunden in der Schule Negative psychosoziale Konsequenzen zeigen sich bereits Zwei Typen Opfer und/oder zwei Typen Aggressoren! Aggressive Opfer sind sehr gefährdet Prävention muss im Kindergarten starten Marianne Kauer Juni 06 22 11