Industriebau. Sicher in der Welt der Arbeit? Vortrag zum 3. Berliner Brandschutz-Fachgespräch 12. September 2013

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Transkript:

Industriebau Sicher in der Welt der Arbeit? Vortrag zum 3. Berliner Brandschutz-Fachgespräch 12. September 2013 Reinhard Eberl-Pacan Architekten Ingenieure Brandschutz Fasanenstraße 44 in 10719 Berlin-Wilmersdorf Tel. +49 30 83 22 10 00 Fax: +49 30 83 22 10 09

Kompetenzprofil Ausbildung Redakteur an Tageszeitungen 1977-1979 Universität Freie Universität Berlin 1979-1980 Technische Universität Berlin 1980-1987 Berufsausübung Freischaffender Architekt seit 1989 Fortbildung Brandschutz Brandschutzplaner 2008 (AK Berlin) Brandschutzgutachter 2009 (AK Berlin) Fachbauleitung Brandschutz 2011 (EIPOS) Vortragstätigkeiten Berliner Brandschutz-Fachgespräch BBA - Akademie der Immobilienwirtschaft Berlin Veröffentlichungen Das Baustellenhandbuch für den Brandschutz Freier Redakteur beim FeuerTRUTZ Magazin für Brandschutz CH-Holzbau Praxismagazin für Holzbau Schweiz Reinhard Eberl-Pacan Architekten Ingenieure Brandschutz Fasanenstraße 44 in 10719 Berlin-Wilmersdorf Tel. +49 30 83 22 10 00 Fax: +49 30 83 22 10 09 2

Inhalt dieses Vortrags Architektur und Brandschutz Industriebaurichtlinie Historische Entwicklung Grundsätze und Ziele Anwendungsbereich Schutzziele und Maßnahmen Besondere Anforderungen Verfahren Pflichten des Betreibers Fazit Ausblick und Appell 3

Architektur und Brandschutz Brandschutzkonzept Brandschutzplaner Architekt Kooperation Integration Architekturkonzept Warum sollte sich ein Architekt mit dem Thema Brandschutz beschäftigen? Warum ist eine frühzeitige Kooperation für optimalen Brandschutz wichtig? 4

Historische Entwicklung BRD: Bewertung des Brandverhaltens von Baustoffen 1960 DDR: Bautechnischer Brandschutz 1965 DIN 18230 Teil 1 Entwurf 1978 Baulicher Brandschutz im Industriebau NRW 1989 Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau ARGEBAU 2000 5

Grundsätze und Ziele Wie werden Industriebauten genutzt? vielfältige Raumgrößen und Gebäudehöhen unterschiedliche Bauweisen und Brandlasten Personendichten und Arbeitsschutzmaßnahmen komplexe Tätigkeiten mit Brandentstehungsrisikos Was ist bei der Planung zu beachten? Produktions- und Fertigungsfluss Flächen- und Raumausnutzung Flexibilität der Bauten und Anlagen Menschengerechte Arbeitsbedingungen 6

Anwendungsbereich Was ist die Industriebaurichtlinie? Verordnung zu Sonderbauten Technische Baubestimmung Richtlinie mit gewissem Regelungscharakter Industriebauten, die den Anforderungen dieser Richtlinie entsprechen, erfüllen die Schutzziele der MBO Feuerwiderstand der Bauteile nach Größe der Brandabschnitte 14 MBO Schutzziele Brandschutz Bauordnung Gebäudeklasse bis 1.600 m² Muster-Industriebaurichtlinie Zahl der Geschosse/ Größe der Brandabschnitte bis 60.000 (120.000) m² Rettungsweglänge bis 35 m bis 70 (105) m Löschmaßnahmen allgemeine Bestimmungen besondere Bestimmungen Nachweis rechnerisch oder nach Ingenieurmethoden 7

Schutzziele und Maßnahmen Schutzziele Tragenden Konstruktion Personenschutz (Eigenrettung) Brandbekämpfung und Rettung durch FW (Fremdrettung) Brandabschnitte/Bauwerke (Brandausbreitung) Gefährliche Stoffe (Rauchgase) Sachschutz Betriebsunterbrechung Schutz der Umwelt Maßnahmen Bauteil- und Baustoffauswahl Detektionssysteme (Rauchmelder) zusätzliche Flucht- und Rettungswege Werkfeuerwehr Komplextrennung/ Brandbekämpfungsabschnitt Rauch- und Wärmeabzugsanlagen Löschmaßnahmen (Sprinklerung) Löschwasserrückhaltung Begriffe: 3.3 Brandabschnittsfläche (BAF) Fläche des Brandabschnitts zwischen Umfassungsbauteilen (Nettofläche) 3.4 Brandbekämpfungsabschnitt (BBA) ein auf das Brandereignis bemessener, abgetrennter, Bereich mit spezifischen Anforderungen 3.5 Geschoss Räume auf gleicher Ebene und versetzte Raumteile Galerien und Emporen sind i.d.r. keine Geschosse 3.7 Brandsicherheitsklassen (SK) Bewertung der brandschutztechnischen Bedeutung von Bauteilen für die Konstruktion des Gebäudes 3.8 Brandschutzklassen (BK) Klassierungsstufen für Anforderungen an die Feuerwiderstandsfähigkeit von Bauteilen 3.9 Sicherheitskategorien (K) Klassierungsstufen für die brandschutztechnische Infrastruktur 8

Besondere Anforderungen 5.5 Rettungswege Hauptgänge, Ausgänge notwendige Flure/Treppen Ausgänge ins Freie 5.6 Rauchabzug Produktions-/Lagerräume >1.600 m² raucharme Schicht 2,5 m Höhe (DIN 18232) 5.8 Brandwände 0,5 m über Dach Brandübertragung behindern Abschlüsse in Wandqualität 5.11 Bedachungen Bedachungen >2.500 m² nach DIN 18234-1 mineralische/nichtbrennbare Baustoffe 9

Verfahren Vereinfachtes Verfahren (Abschnitt 6) Verfahren mit Brandlastermittlung DIN 18 230 (Abschnitt 7) Verfahren mit Brandlastermittlung durch anerkanntes Berechnungsverfahren Vorteile: einfache Anwendung unabhängig von der Nutzung Nachweis für kleinere Gebäude möglich Vorteile: Brandbekämpfungsabschnitte ohne Anforderung an tragende Bauteile Brandbekämpfungsabschnitte bis 60.000 m 2 (erdgeschossig bis 120.000m 2 ) große Gebäude ohne Brandwände Vorteile: Individuelle Anpassung an vorhandene Risiken (Betriebsabläufe/Brandlasten) Nachteile: Brandabschnittsfläche max. 10.000 m 2 Nachteile: aufwendige Brandlastermittlung nach DIN 18 230 Nachweis nutzungsabhängig (bei Änderung neuer Nachweis erforderlich) Nachteile kein genormtes Verfahren nur von speziellen Instituten oder Ing.-Büros durchführbar 10

Pflichten des Betreibers Nutzungsänderung niedrigere Sicherheitskategorie höhere äquivalente Branddauer höhere rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer höhere Brandschutzklasse Neubewertung Brandschutzkonzept Änderungen der brandschutztechnischen Infrastruktur Reduzierung der Brandlast Neubeantragung Baugenehmigung Nutzungsänderungen mit höheren Anforderungen Änderungen oder Ergänzungen nach Erteilung der Baugenehmigung 11

Fazit Bauordnung: genormter Brandschutz Industriebaurichtlinie: wissenschaftlicher Brandschutz Individuelles Brandschutzkonzept: Kosteneffizienz Flexibilität Einbußen bei der Flexibilität Wirtschaftliche Umsetzung Individuelles Brandschutzkonzept Genormter Brandschutz Wissenschaftliche Verfahren 12

Ausblick und Appell Beabsichtigte Änderungen hochfeuerhemmend Durchdachter Brandschutz bringt Sicherheit für Bauherren, Architekten, Betreiber und Beschäftigte erfordert bei Ihrer Planung frühzeitig einen kompetenten Brandschutzplaner Noch Fragen? 13