Geschrieben von: Administrator Donnerstag, den 25. Februar 2010 um 18:22 Uhr - Aktualisiert Donnerstag, den 25. Februar 2010 um 18:25 Uhr

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Transkript:

1. Ist ADS eine Krankheit? Auf diese Frage kann es keine klare Antwort geben, da es sehr unterschiedliche Ausprägungen von ADS gibt: Manche Menschen sind leicht betroffen und kommen mit ihrer Veranlagung mehr oder weniger gut zurecht. Sie würden ADS sicherlich nicht als Krankheit bezeichnen, sondern vielmehr als eine andere Art, die Welt zu sehen und auf sie zu reagieren. Andere Menschen sind stark beeinträchtigt, leiden erheblich und benötigen Hilfen. In diesem Fall hat ADS Krankheitswert. ADS würde nicht krank machen, wenn die Gesellschaft diese Menschen so akzeptieren würde, wie sie sind und sich auf ihre Besonderheiten einstellen würde. Da dies nicht der Fall ist, liegt es an den ADS-Betroffenen selbst sowie an denen, die für Kinder mit ADS Sorge tragen, das Leben mit ADS so angenehm wie möglich zu gestalten. 2. Symptome Meist tritt ADS in Verbindung mit Hyperaktivität auf. Diese Verhaltensweisen sind Anzeichen für Hyperaktivität und eine gesteigerte Impulsivität: Das Kind - ist ständig in Bewegung und wirkt dabei "wie getrieben" - kann sich nur mit Mühe auf einem Stuhl halten, rutscht darauf herum oder fällt damit um - zappelt häufig mit Händen und Füßen - läuft und klettert in unpassenden Situationen herum - kann sich selten ruhig mit einer Sache beschäftigen - redet häufig wie aufgezogen - unterbricht andere oft beim Sprechen und/oder stört auf andere Weise - ist auffallend ungeduldig - handelt häufig ohne nachzudenken Kinder mit ADS sind auffallend unkonzentriert. Typische Verhaltensweisen für Unaufmerksamk eit sind: Das Kind - achtet nicht auf Einzelheiten oder macht viele Flüchtigkeitsfehler - schafft es oft nicht, bei Aufgaben und Spielen bei der Sache zu bleiben 1 / 7

- scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere mit ihm sprechen - hat Schwierigkeiten, Aufträge zu Ende zu bringen - hat Probleme beim Organisieren von Aufgaben - beschäftigt sich ungern mit Dingen, bei denen längere geistige Anstrengung erforderlich ist - verliert und vergisst oft Dinge - kann schlecht Ordnung halten - lässt sich leicht ablenken Darüber hinaus müssen für die Diagnose "ADS mit oder ohne Hyperaktivität" folgende Bedingungen erfüllt sein: - Das Verhalten tritt seit mindestens einem halben Jahr auf. - Das Kind zeigt/e die Symptome bereits vor dem Alter von sieben Jahren - Die Symptome treten in verschiedenen Lebensbereichen auf (Familie, Freizeit, Schule). - Das Kind hat Schwierigkeiten im sozialen und schulischen Bereich. - Die Symptome können nicht durch eine andere Störung bzw. Krankheit besser erklärt werden. 3. ADS ist nicht ADS ADS tritt in unterschiedlichen Ausprägungen auf. Das amerikanische diagnostische und statistische Manual psychischer Störungen (DSM IV) beschreibt drei Untertypen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung: - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ; - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, vorwiegend unaufmerksamer Typ; - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kombinierter Typ Kinder, die vorwiegend unaufmerksam sind, zeigen für gewöhnlich nicht die für Hyperaktivität typische motorische Unruhe. ADS ohne Hyperaktivität ("Hypoaktivität", "Träumervariante") wird meist erst in der Schule zum Problem, wenn betroffene Kinder durch zunehmende Konzentrationsprobleme auffallen. Sie scheinen sich nur schlecht etwas merken zu können, lesen, schreiben und rechnen langsam und wirken oft geistesabwesend. 2 / 7

Positive Eigenschaften: - Hilfsbereit - Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn - Empfindsam - Aufgeschlossen - Begeisterungsfähig - Kreativ - Originelles Problemlösen - Nicht nachtragend (ausgenommen schwere Beleidigungen) - Einfallsreich - Beweglich, wendig - Intuition - Warmherzig - Offenes Zugehen auf andere - Interessenvielfalt - Phantasievoll - Oft ausgeprägte Tier- und Naturliebe - Erfrischendes Neugierverhalten - Unerschöpfliche Energie - Liebe zu körperlicher Arbeit - Scharf- und Durchblick - Oft Entwicklung erstaunlicher Kenntnisse und Fähigkeiten auf gebieten die es wirklich Interessieren (leider ist dies nicht immer der Unterrichtsstoff) 3 / 7

Negative Eigenschaften: - Unkonzentriert - Kurze Aufmerksamkeitsspanne - Träumen - Zappelt rum - ist ruhelos - Vor sich hin summen - Selbstgespräche (laut denken) - Leicht erregbar (Frustrationsintoleranz) - Impulsiv - Schneller Stimmungswechsel - Weint oft leicht - Wirkt lustlos - bockig - missmutig - Lügt häufiger - Stört - neckt andere ständig - Isoliert sich - Wenig von der Gruppe akzeptiert - schwieriges Sozialverhalten - Verletzen von Grenzen - leicht beeinflussbar - Kein altersgemäßes Verhalten - Beansprucht Lehrer übermäßig - häufiges Unterbrechen des Unterrichtes - "sinnloses" mehrfaches Nachfragen - oft zu ehrgeizig - langsam - vergesslich - unordentlich - Schriftprobleme - schreckliche Hefte und Bücher 4 / 7

Elterntraining bei ADHS Ein Elterntraining hat nicht den Zweck aus einem ADHS-Kind ein pflegeleichtes Regelkind zu machen. Dies ist vom praktischen Aspekt unmöglich. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Elterntraining einen Tag oder über mehrere Wochen, ja vielleicht sogar über Monate, geht. Elterntraining, in jeglicher Form, sollte immer sachbezogen beginnen. D.h., dass es zunächst um sachliche Informationen, wie z.b. Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten, geht. Daraus ergibt sich für die Eltern und Trainer ein Bild, welches Behandlungsmethoden sinnvoll macht und den Handlungsspielraum der Eltern spontan erweitert. Gezieltes Arbeiten wird dadurch möglich gemacht. Der nächste entscheidende Punkt ist, dass die Eltern ihr Kind so akzeptieren wie es ist und nicht in ein Zwangsmuster hineinpressen wollen. Anschließend wird verhaltenstheoretisches Wissen vermittelt. Wichtig ist, dass die Eltern lernen sich an kleinen Erfolgen zu erfreuen. Und vor allem, dass sie ihrem Humor wiederfinden, welcher oft verloren gegangen ist. Denn viele Lebenssituationen haben auch etwas Humorvolles an sich. Energiereserven müssen besser eingeteilt werden, auch und besonders, in Extremsituationen. Was nützt einem das Wissen, wenn dies nicht angewendet werden kann? Nichts. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, den Eltern einen "Werkzeugkasten" mit auf den Weg zu geben, welcher entsprechendes "Werkzeug" beinhaltet um mit Kind und Familie umgehen zu können. Wichtig ist, dass die Anwendung der "Werkzeuge" erprobt wird, und dabei auch Situationen passieren, welche nicht in Lehrbüchern zu finden sind. 5 / 7

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