Gesund arbeiten 4.0 Chance und Risiko Arbeitsschutzmesse, 12.10.2016 Katharina Ries Heidtke, Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrates der Asklepios Kliniken Hamburg
Digitalisierung im Gesundheitswesen ganz am Anfang - eigentlich noch gar nicht oder? Schon üblich: Schließanlagen Videoüberwachung One IT@home Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 2
In großen Krankenhäusern zunehmend: Digitale Patientenakte Digitale Personalakte Digitale Überwachung auf Intensivstationen alle, den Patienten betreffende Vitalzeichen, Diagnostik-, Labor- und Therapiebefunde auf einen Blick Alle Daten sind vernetzt und sofort abrufbar schnelle Reaktion möglich Kein Suchen, kein Hinterhertelefonieren nach Befunden! Ein 40 jähriges Arztleben besteht aus 10% Suche nach Befunden und Zusammenhängen = 4 Jahre Das wird in einem Pflegeleben nicht anders sein Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 3
Vision: Was aber auf uns im Gesundheitswesen zukommt zeigt ein Zitat von Professor Lohmann, Berater in der Gesundheitswirtschaft: Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 4
Digitalisierung im Gesundheitswesen Medizin 4.0 wird den Behandlungsprozess künftig auf einen indikationsbezogenen digitalen Workflow stellen. Alle notwenigen diagnostischen und therapeutischen sowie alle administrativen und technischen Einzelschritte werden dazu umfassend analysiert und in eine Struktur gebracht, die digital abgebildet werden kann. Die Akteure arbeiten auf dieser Basis und werden durch den hinterlegten Workflow nachhaltig unterstützt. Das gilt für den Primärprozess, indem die einzelnen Arbeitsschritte systematisch abgefordert werden. Zudem werden die Dokumentation und die Abrechnung integriert und die notwendigen logistischen Maßnahmen automatisch abgerufen. Medizin 4.0 passt den realen Behandlungsablauf ständig an den geplanten an und schafft damit die Voraussetzung, die Ablauforganisation insgesamt zu optimieren. Wichtig für die Optimierung eines digitalen Workflows ist die intensive Zusammenarbeit von Ärzten, Krankenpflegekräften und sonstigen Therapeuten mit den kaufmännisch und administrativ Tätigen, sowie den Technikern. Deshalb müssen sich alle Beteiligten der medizinischen Leistungsanbieter auf den Kernprozess der Behandlung konzentrieren. Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 5
Ein Beispiel der Zukunft Acquaklinik in Leipzig Kleine Klinik, alte Villa der Familie Baedeker spezialisiert auf Stirnhöhlen und Nasennebenhöhlen OPs mit neuer Technik, weltweit beobachtet. Schon bei Aufnahme und Diagnose sind alle Daten in der Zentraluntersuchung und im OP Saal verfügbar keine Übertragungsfehler.. Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 6
Operateur muss während der OP auf einen zentralen Bildschirm gucken mit folgenden Infos, neu!: Wo befinden sich die Geräte im Kopf Wie sind Herzschlag und Atemfrequenz 43 Punkte des umfassenden OP-Plans, der abgearbeitet werden muss, die OP-Schwester/Pfleger kontrolliert und bearbeitet das Jeder nächster Schritt der OP wird angesagt Jeder Schritt wird abgezeichnet und gleichzeitig wird der OP-Bericht erstellt Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 7
Heißt: Jede Stirn- und Nebenhöhlen-OP ist vollkommen standardisiert und wird (und muss) in der gleichen Zeit durchgeführt werden. Die Folge davon: Operateure sind keine Kunsthandwerker mehr, sondern Fließbandarbeiter Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 8
Fakten: 1.OP-Zeit in der Klinik um 25% gekürzt, also die OP- Zahl enorm erhöht..gut für die Ökonomie 2. kritische Fälle unter 5% gesunken: gut für die Patienten Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 9
Konsequenzen: Möglicherweise Optimierung vorerst in den ambulanten Tageskliniken mit Spezialfällen in der Gynäkologie und der Orthopädie? Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 10
Allerdings wird die Digitalisierung sehr hohe Kosten verursachen: Entwicklung Kauf von Hard- und Software Qualifizierung Kein Geld im neuen Krankenhausstrukturgesetz vorgesehen dafür, Häuser entscheiden das selbst Deshalb wird noch viel Zeit vergehen, bis die Digitalisierung auch das letzte Krankenhaus auf dem Lande erreicht hat Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 11
Aber Es gibt keinen Ausweg, schon weil eine der 3 zentralen Fragen dazu mit Ja beantwortet werden muss: Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 12
3 zentrale Fragen: 1. Erleichtert Digitalisierung die Arbeit im Krankenhaus? Antwort: Erst mal: Nein, es werden vollkommen neue Anforderungen an die Beschäftigten gestellt 2. Bringt die Digitalisierung mehr Zeit für die Patientenversorgung? Antwort: Nein, die gewonnene Zeit muss anders genutzt werden, Patienten sind kränker, haben mehr Diagnosen (Demografie) 3. Steigert die Digitalisierung die Qualität der Behandlung und Pflege des Patienten? Antwort: Eindeutig Ja! Schon deshalb ist die Digitalisierung kein aufzuhaltender Prozess Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 13
Daraus folgt Neue Aufgaben für alle Interessensvertretungen! Ausschluss Verhaltens- und Leistungskontrolle Kontrolle Datenschutz Mitbestimmung über gute Arbeitsplätze Mitgestaltung von neuen Berufsbildern Einforderung und Mitbestimmung von neuen Qualifizierungsmaßnahmen Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 14
Auf die Gleichbehandlung aller Berufsgruppen achten (Digitalisierung im Krankenhaus ist keine männliche Arztaufgabe ) Insbesondere gilt es in der Verwaltung über neues Zeitmanagement, Home Office und vieles andere Mehr nachzudenken, mitzugestalten und mitzubestimmen Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 15
Zu guter Letzt: Ich teile den Satz des Vorsitzenden des Konzernbetriebsrates und des europäischen Gesamtbetriebsrates von Unilever, Hermann Soggeberg: Die jüngeren Beschäftigten betrachten uns als Relikt und die älteren Beschäftigten erwarten häufig kämpferische Gegenwehr gegen Veränderungen Dieser Spagat kommt auch im Thema Digitalisierung auf uns zu!! Ich freu mich drauf! Katharina Ries-Heidtke, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Asklepios Kliniken Hamburg 16