Wann wird Berufskleidung zur Schutzkleidung?

Ähnliche Dokumente
Sinn und Zweck von Schutzkleidung und Berufskleidung in der stationären Pflege

Unterweisungsmodul. Biologische Arbeitsstoffe

Schutz-/Hygienemaßnahmen bei Tuberkulose

Ergebnisse des Projektes Hygiene in der ambulanten Pflege und Empfehlungen zur Verbesserung der. Hygiene in der ambulanten Pflege

Hygienemaßnahmen: Was-Wann-Wo?

1.3 Arbeitsschutz Biostoffverordnung (BioStoffV)

Hygieneplan für Arztpraxen

Schutzmaßnahmen Der rechtliche Hintergrund und die Umsetzung der TRBA 250

Vermeidung von Nadelstichverletzungen

Hygiene/Gesundheit: Notwendigkeit von Desinfektionsmaßnahmen auch in der Prophylaxe

Infektionsgefahren im Einsatzdienst. Prof. Dr. Walter Popp, Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Essen Jörg Spors, Berufsfeuerwehr Essen

Rechtliche Grundlagen in der Hygiene und deren Umsetzung in der Praxis

Hygieneplan - Was ist wichtig? Erstellt von Claudia Nüchter Fachdienst 6100

Basis-Hygiene in ambulant betreuten Wohngemeinschaften (awg)

Hygieneplan. für. ambulante Pflegedienste

Kleidung und Schutzausrüstung für Pflegeberufe aus hygienischer Sicht. Aktualisierte Fassung 2008

Inhaltsverzeichnis. Teil 1: Hygienebeauftragter Stellenbeschreibung Teil 2: Die Grundkenntnisse des Hygienebeauftragten...

Gesicherte Erkenntnisse für Tätigkeiten mit Biostoffen Empfehlungen des ABAS. Silke Hopf, ABAS-Geschäftsführung

Projektergebnisse März 2006

Infektionskrankheiten in der freiwilligen Feuerwehr!

3. Hygienemaßnahmen in bestimmten Bereichen

Schutzmaßnahmen für gezielte Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen

Erregerübertragung und Standardhygiene

Der Transport ansteckungsgefährlicher Stoffe

regeln FÜR EIN GESUNDES BERUFSLEBEN Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege

Standardmaßnahmen zur Prävention nosokomialer Infektionen

Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege

Hygiene Schutz für Patienten und Mitarbeiter

Auszug aus: 9.6 Händehygiene. Hinweis Ziele der Händehygiene

Reinigungsarbeiten mit Infektionsgefahr in medizinischen Bereichen

Arbeitsmedizinische Aspekte bei der Laserablation von Papillomen

Arbeitsmedizinische Aspekte der Biostoffverordnung

Tuberkulose und Hygienemaßnahmen im Krankenhaus

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) Behindertentageseinrichtungen

Gefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe und weitere organische Stoffe sowie Schutzmaßnahmen und Musterbetriebsanweisungen

M ethicillin oder M ulti R S A

775 BGI 775. Zahntechnische Laboratorien. Infektionsgefahren

Mutterschutz im Krankenhaus

Aerosole in der Abwasserbehandlung

Hygieneplan für MRGN -Krankenhäuser-

Handlungsempfehlungen der LARE AG Standards im Patiententransport

MRE-Hygieneplan Pflegeheime

Symposium Gefahrstoffe 2009 Schlema VI - TRGS 400 Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen

vorschriften BGR 250/TRBA 250 Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege FÜR EIN GESUNDES BERUFSLEBEN

TRBA 100 Laboratorien: Was ist neu?

GUV-Regel Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege

GEMEINSAMES MINISTERIALBLATT

Vorsicht Nadelstiche!

Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege

Infektiologie HFK- ZAK

Damit Beschäftigte gesund bleiben: Arbeitsschutz bei biologischen Arbeitsstoffen.

TRBA 250 Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege

Arbeitshilfe zur Erstellung der Gefährdungsbeurteilung gem. Arbeitsschutzgesetz. Unternehmen: Unternehmer: Straße: PLZ, Ort:

Multi Resistente Erreger

Tübinger Forum November 2011

Umgang mit MRSA-Keimträgerschaft in der Arztpraxis

Mutterschutz in medizinischen Laboratorien

= k~çéäëíáåüîéêäéíòìåöéå=áå=çéê=mñäéöé=ìåç=_éíêéììåö=ó=t~ë=áëí=òì=íìå\=

Richtig gekleidet gut geschützt im OP. Tipps & Tricks. für die Praxis

Grundlagen Arbeits- und Sozialmedizin Sicherheit und Gesundheitsschutz (Arbeitsschutz) im Krankenhaus

Rechtliche Zuordnung. Rechtsgebiete. Arbeitsschutzrecht (BioStoffV)


Am 11. Mai 2013 tritt die Nadelstichverordnung NastV, BGBl. II Nr. 16/2013, in Kraft.

BGI 892 Gesundheitsgefährdungen durch Taubenkot Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung nach Biostoffverordnung (BioStoffV)

Die Feuerwehr im B - Einsatz

Hygiene und Medizinprodukte - Feststellung des Status quo in der Arztpraxis

Kanülenstichverletzungen sind vermeidbar! Gesetzliche Unfallversicherung

Umsetzung der Biostoffverordnung in Arztpraxen mit besonderer Infektionsgefährdung

Arbeitsmedizinische Betreuung

Gesetzliche Grundlagen

Selbstauskunftsbogen von Dialyseeinrichtungen

Tab. 6 Ableitung von Maßnahmen zur Vermeidung der Weiterverbreitung von MRSA in Rehaeinrichtungen in Ergänzung zur Standardhygiene

Patienten- und Personalschutz

Virusinfektionen in der Zahnarztpraxis

Vorschlag zur Verfahrensweise bei der Überwachung ambulanter Behandlungseinrichtungen

Rahmenhygieneplan. für Rettungs- und Krankentransportdienste

Betriebsanweisungen nach der Biostoffverordnung

Nicht gezielte Tätigkeiten mit Biostoffen in ambulanten und Intensiv-Pflegediensten

Hygienebeauftragte/r in Pflegeeinrichtungen. Themenkomplex. Grundlagen der Hygiene

Hygiene in der Arztpraxis

Hygiene im Qualitätsmanagement Hygieneinitiative der KVB

Arbeitsmedizinische Vorsorge in Kindertagesstätten

Gefährdung vom medizinischen Personal durch Nadelstichverletzungen

Nicht gezielte Tätigkeiten mit Biostoffen in ambulanten und Intensiv- Pflegediensten

HIV und Hepatitis bei Traumapatienten: Was ist gesichert bei Stichverletzungen und anderen Kontaminationen? Rationales Vorgehen in Klinik und Praxis

892 BG-Information. Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung nach Biostoffverordnung (BioStoffV) Gesundheitsgefährdungen durch Taubenkot

Hygiene-Standards - Ablauf am Inselspital. Swiss Intensive Symposium, Notwill Dr.med. Alexia Cusini

Hygiene im Sanitärbereich im Gesundheitswesen

Fortbildung Nadelstichverletzungen im Rettungsdienst. und. Postexpositionsprophylaxe. Skript als Begleitunterlage

Rahmen-Hygieneplan gemäß 36 Infektionsschutzgesetz (IfSG)

Hygiene-Rahmenplan für ambulante Pflegedienste. LIGA.Aktuell 12.

Krankenhaushygiene und Patientensicherheit

Kap. 4 - Arbeitsschutzrecht / Biologische Arbeitsstoffe

Hepatyrix Injektionssuspension Hepatitis-A-(inaktiviert) und Typhus-Polysaccharid-Impfstoff (adsorbiert) ab dem vollendeten 15.

Schutz vor Infektionen mit entero-hämorrhagischen E.coli (EHEC)

Biologische Arbeitsstoffe Was kann die AUVA für Sie tun?

Transkript:

Wann wird Berufskleidung zur Schutzkleidung?

Arbeitskleidung ist eine Kleidung, die bei der Arbeit getragen wird: Anstelle in Ergänzung oder zum Schutz der Privatkleidung keine spezifische Schutzfunktion gegen schädigende Einflüsse

Berufskleidung ist eine berufsspezifische Arbeitskleidung Wird als Standes- oder Dienstkleidung getragen Uniform Richterrobe Sie ist keine Kleidung mit spezifischer Schutzfunktion.

Schutzkleidung ist eine persönliche Schutzausrüstung, die Rumpf Arme Beine vor schädigenden Einwirkungen bei der Arbeit schützen soll. verschiedene Ausführungen der Schutzkleidung können gegen eine oder mehrere Einwirkungen schützen

Schutzkleidung im medizinischen Bereich ist jede Kleidung, die dazu bestimmt ist, Versicherte vor schädigenden Einwirkungen bei der Arbeit oder deren Arbeits- oder Privatkleidung vor der Kontamination durch (biologische) Arbeitsstoffe zu schützen. Siehe insbesondere Abschnitt 4.3.16 Schutzkleidung im medizinischen Bereich BG-Regel Einsatz von Schutzkleidung (BGR 189)

Schutzkleidung im medizinischen Bereich Soll verhindern, dass Kleidung (auch Berufs- oder Arbeitskleidung) mit Mikroorganismen kontaminiert wird und durch Verschleppen unkontrollierbare Gefahren entstehen.

Infektionsschutz Personalschutz Patientenschutz BioStoffV TRBA 250 UVV IfSG

Rechtsgrundlagen und Standards IfSG BioStoffV TRBA 250 RKI-Richtlinie UVV, Regeln der BG Statements von Fachgesellschaften

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Gefährdungsbeurteilung nach BioStoffV Festlegung von Schutzstufen in Abhändigkeit von: der Tätigkeit der Risikogruppe der Erreger der Dauer und Art der Exposition der Übertragungswege

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Risikogruppe 2: können Krankheit beim Menschen hervorrufen können Gefahr für Beschäftigte darstellen Verbreitung in der Bevölkerung unwahrscheinlich wirksame Vorbeugung Behandlung normalerweise möglich Risikogruppe 3: können schwere Krankheit beim Menschen hervorrufen können ernste Gefahr für Beschäftigte darstellen Gefahr einer Verbreitung in der Bevölkerung kann bestehen normalerweise wirksame Vorbeugung / Behandlung möglich.

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Risikogruppe 2: E. coli Hepatitis A Virus Aspergillus fumigatus Risikogruppe 3: Mycobacterium tuberculosis Hepatitis B Virus, Hepatitis C Virus HI Virus

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Beispiele für Tätigkeiten der Schutzstufe 1 Röntgenuntersuchung (ohne KM) Ultraschalluntersuchungen EKG- und EEG-Untersuchungen

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Beispiele für Tätigkeiten der Schutzstufe 2 Punktionen, Injektionen, Blutentnahme Wundversorgung Operieren, Instrumentieren, Intubation, Extubation Absaugen respiratorischer Sekrete

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Weitere Beispiele der Schutzstufe 2 Umgang mit benutzten Instrumenten (Kanülen) Pflege von inkontinenten Patienten Entsorgung von potenziell infektiösen Abfällen Reinigung und Desinfektion von kontaminierten Flächen und Gegenständen Reparatur / Wartung / Instandsetzung von kontaminierten medizinischen Geräten

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Schutzstufe 1 (Auszug): Händewaschplätze gesonderte Toiletten Abfallbehältnisse für spitze oder scharfe Gegenstände Aerosolminimierung PSA (Handschuhe, Schutzkittel) Schutzkleidung trennen (Heimwäsche verboten!) Hygieneplan

BioStoffV u. TRBA 250 Bedeutung der Schutzstufen in der Arztpraxis / Krankenhaus / Pflegeheim Schutzstufe 2 zusätzlich (Auszug): Oberflächen wasserdicht Armaturen ohne Handberührung sichere Instrumente weitere PSA (Mund-, Gesichts-, Fußschutz) Zugangsbeschränkung ArbmedVorsorgeU (Impfung) Schutzstufe 3 zusätzlich (Auszug): Schleusen o.ä. FFP 2 / 3

Wenn keine gesetzliche Verpflichtung besteht? AG + AN können Vereinbarungen (Arbeitsvertrag, Betriebsvereinbarung) über die Arbeitskleidung treffen, die dann der AN während der Arbeitszeit zu tragen hat. Für AG ist Arbeitskleidung immer interessant, wenn einheitliches Erscheinungsbild eine einheitliche Darstellung des Unternehmens nach außen Möglich: Kleiderordnung bestimmte Vorgaben zur Kleidung (Dresscode) Je nach Vereinbarung Beschaffung der Kleidung dem AN überlassen oder AG stellt die Kleidung zur Verfügung und dies wird z.b. mit dem Gehalt verrechnet (Kleidergeld).

Take home message Immer dann, wenn die konkrete Gefahr besteht, dass Arbeitskleidung kontaminiert wird oder kontaminiert wurde, ist sie wie Schutzkleidung zu behandeln!