Schriftenreihe des Bundesverbandes. Deutscher Gartenfreunde e.v., Bonn ( BDG ) Heft 152 / Jahrgang

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Transkript:

Schriftenreihe des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.v., Bonn ( BDG ) Heft 152 / 2001 23. Jahrgang Tagung: vom 6. bis 8. Juli 2001 in Mönchengladbach Herausgeber: Präsident: Seminarleiter: Zusammenstellung: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.v. Steinerstr. 52, 53225 Bonn Telefon 0228 / 47 30 36-37 Telefax 0228 / 47 63 79 Ingo Kleist Jürgen Sheldon Präsidiumsmitglied Fachberatung Rosemie Rose Nachdruck und Vervielfältigungen (fotomechanischer und anderer Art) - auch auszugsweise - dürfen nur mit Genehmigung des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde erfolgen. ISSN 0936-6083 Auflage: 1.000

- 3 - Diese Tagung wurde durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, 53107 Bonn, finanziell gefördert. INHALTSVERZEICHNIS SEITE VORWORT 5 Jürgen Sheldon Präsidiumsmitglied Fachberatung des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.v. Zur Problematik und zum Artenspektrum holzbewohnender Porlinge in Gärten 7 Biologe Reinhard Conrad Vorstandsmitglied des Naturschutzbundes (NABU) Landesverband Thüringen Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie Natur- und Vogelschutz Eine Symbiose im Kleingarten? 29 Peter Schädlich Leiter der Vogelschutzlehrstätte am Kärrnerweg Einrichtung des Stadtverbandes Leipzig der Kleingärtner e.v. Wildbienen, liebenswerte und interessante Insekten mit großer Bedeutung für den Kleingarten 35 Klaus-Dieter Kerpa Leverkusen Umweltschonender Pflanzenschutz im Gemüsebau 67 Gerd Alpers Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Kiel Pilzliche Krankheiten und ihre Vorbeugung und Bekämpfung im Kleingarten 73 Dipl.-Ing. Adalbert Griegel Dorsheim

- 4 -

- 5 - VORWORT Der Naturschutz kombiniert mit Pflanzenschutz im Kleingarten stand im Mittelpunkt des Seminars in Mönchengladbach. Der Auftakt der Veranstaltung wurde durch den Biologen Reinhard Conrad aus Gera bestritten. In seinem Vortrag wurde die Problematik holzbewohnender Pilze in Gärten vorgestellt. Aufgrund des großen Artenspektrums konnte sich der Referent ausschließlich über Porlinge befassen. In Wort und Bild wurden diese Pilze an Obstgehölzen sowie an Nadelgehölzen in den Gärten und in deren Umfeld erläutert. Dabei stellte sich heraus, dass unter den Porlingen sich schon mehrere Arten befinden, die so selten sind, dass sie in der roten Liste als schützenswert ausgewiesen sind. Die Möglichkeit der Bestimmung der Porlinge wurde durch Herrn Conrad an mitgebrachten Beispielen vorgestellt. In einem weiteren Beitrag durch Peter Schädlich aus Leipzig wurde die Symbiose zwischen Vogelschutz und Naturschutz im Kleingarten aufgezeigt. Ein effektiver Naturschutz ist nur sinnvoll, wenn in den Zusammenhängen gedacht und entsprechend gehandelt wird. Dieses wurde durch den Referenten in den Vordergrund gestellt. Allerdings sind gewisse Artenkenntnisse in Flora und Fauna die Voraussetzung über die Wechselbeziehung und Abhängigkeitsverhältnisse der einzelnen Arten untereinander erforderlich. Im Detail wurde eine Zusatzfütterung der Vögel als falschverstandene Tierliebe verstanden, die zu Mangelerscheinungen, organischer Schäden bis zum Verlust der Nachkommenschaft führen kann. Durch den Referenten wurden dabei die begrenzten Möglichkeiten eines aktiven Naturschutzes im Kleingarten beschrieben. In seinem Beitrag Wildbienen - liebenswerte und interessante Insekten konnte Klaus-Dieter Kerpa aus Leverkusen den Stammbaum der Hautflügler erläutern. Die bekanntesten Wildbienen ist die Familie der Hummeln. Hierfür wurde ein Bestimmungsschlüssel für die unterschiedlichen Hummelarten vorgestellt. Im Rahmen mit dem Lebenszyklus der Hummel wurde gleichzeitig der Hummelschutz mit drei praktischen Beispielen erläutert. 1) Mit dem Verzicht auf den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden, Verzicht auf fremdländische Blütenpflanzen oder unfruchtbare Hybridformen 2) Bewahrung natürlicher Niststätten 3) Schaffung künstlicher Niststätten Neben der Hummel wurden weitere Bienenfamilien, insbesondere die Bauchsammlerbienen, die sich in 11 Gattungen unterscheiden, beschrieben. Hierbei unterscheiden sich die Bewohner, die im Boden bzw. im Hohlraum nisten, wobei eine Besonderheit die Biene im Schneckenhaus ist. In dem Vortrag wurde die ökologische Bedeutung sowohl für den Menschen als auch für den gesamten Naturhaushalt unterstrichen. Ein Hotel zur wilden Biene fand bei dem Referenten reißenden Absatz. Umweltschonender Pflanzenschutz im Gemüsebau hat Gerd Alpers aus Kiel zum Hauptthema in seinem Vortrag gemacht. Hierbei wird der integrierte Pflanzenschutz, der seit fast 15 Jahren als verbindliche Handlungsweise festgeschrieben ist, vorangestellt. Unter vorrangiger Berücksichtigung biologischer, biotechnischer, pflanzenzüchterischer sowie anbau- und kulturtechnischer Maßnahmen wird die Anwendung

- 6 - chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt. In dem Vortrag werden die nichtchemischen Maßnahmen anhand von praktischen Beispielen dargestellt. Weiterhin wird auf die aktuelle Situation im Bereich der Pflanzenschutzmittel eingegangen. Im Gemüsebau steht eine Vielzahl solcher Maßnahmen zur Verfügung, die ein Auftreten von Pflanzenschutzproblemen ziemlich ausschließen können. Pilzliche Krankheiten ihre Vorbeugung und Bekämpfung im Kleingarten fand die große Aufmerksamkeit der Fachberater in dem Beitrag von Dipl.-Ing. Adelbert Griegel aus Dorsheim. In Wort und Bild wurde eindrucksvoll die Biologie der Pilze vorgestellt. Anhand von Krankheitsbildern ist insbesondere das Erkennen von Krankheiten, die wichtigste Position, die im Pflanzenschutz zum Tragen kommen muss. Hierbei wurde wieder fest gestellt, dass eine Lupe ein unentbehrliches Instrument für die Diagnose ist. Insbesondere sind die vorbeugenden Maßnahmen in dem Beitrag des Referenten in den Mittelpunkt gestellt worden, da gerade der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sich insbesondere im Haus- und Kleingartenbereich zur Zeit sehr beschränkt sind. Jürgen Sheldon Seminarleiter

- 7 - Zur Problematik und zum Artenspektrum holzbewohnender Porlinge in Gärten Reinhard C o n r a d Vorstandsmitglied des Naturschutzbundes (NABU) Landesverband Thüringen Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie

- 8 - Zur Problematik und zum Artenspektrum holzbewohnender Porlinge in Gärten O EINLEITUNG A ZUR PROBLEMATIK HOLZBEWOHNENDER PORLINGE IN GÄRTEN 1 Problemfelder 1.1 Porlinge als Destruenten (Humusbildung) 1.2 Porlinge als Wirte weiterer Organismen 1.3 Begrenztheit eines Gartens und unsere ambivalente Bewertung von holzabbauenden Pilzen in Gärten 1.4 Zur Spezialisierung von Porlingsarten (Bäume, Sträucher) B ZUM ARTENSPEKTRUM 2.1 Was sind Porlinge und welche Möglichkeiten der Bestimmung gibt es? 2.2 Porlinge an Obstgehölzen (Bäume und Sträucher) 2.3 Porlinge an Nadelgehölzen und verarbeitendem Nadelholz (z. B. Abies, Larix, Picea, Pinus) 2.4 Wildwachsende bzw. kultivierte Bäume (z. B. Acer, Aesculus, Alnus, Betula, Carpinus, Fraxinus, Populus, Quercus, Salix, Tilia) in Gärten und in deren Umfeld C ZUM SCHUTZ VON PORLINGSARTEN D ZUSAMMENFASSUNG E LITERATUR

- 9 - O EINLEITUNG Bereits vor einigen Jahren wurde in Travemünde auf die Pilze (z. B. Puppen-Kernkeule- Cordyceps gracilis) - als Highlight der natürlichen Schädlingsbekämpfung zur ökologischen Dezimierung von Arten, die ohne biologische Reduktion der Populationsgröße das filigrane Gleichgewicht in der Umwelt zerstören würden, hingewiesen. Bäume und Sträucher in Gärten leiden nicht wie die Stadtbäume an extremer Bodenverdichtung, wohl aber an der Einengung des unversiegelten Bodens über dem Wurzelraum (Bodenversiegelung bei Anlage von Wegen in der Nähe von Bäumen). Wassermangel, Sauerstoffarmut und Nährstoffmangel des Bodens sind in Gärten auch nicht auszuschließen. Immissionen, mögliche Trassen von Gasleitungen und früher vielleicht antropogen veränderter Untergrund können Bäume ebenfalls stark schädigen und uns auf diese Probleme womöglich erst aufmerksam machen. Sowohl im Wurzelbereich als auch am Stamm und an den Ästen entstehen durch Verletzungen Eintrittspforten für die Pilzmycelien, besonders dann, wenn die Bäume physiologisch geschädigt sind. In den folgenden Ausführungen werden Kenntnisse zur Besiedlung der Obstgehölze durch Porlinge (unter Ausschluss der Ziergehölze) in Gärten vorgelegt. Sie resultieren aus eigenen Erhebungen und aus Literatursichtungen. Das Wachstum von Porlingen an Obstgehölzen ist regional differenziert und unterliegt permanenten Veränderungen. Die Darlegungen sind deshalb nur als Hinweise und Anregungen zu verstehen. A ZUR PROBLEMATIK HOLZBEWOHNENDER PORLINGE IN GÄRTEN 1.1 Pilze als Destruenten (Humusbildung) Neben den reinen Saprophyten (Arten, die totes Holz abbauen) gibt es unter den Porlingen parasitisch wachsende Arten (nur an lebenden Bäumen und Sträuchern vorkommend). Zwischen diesen beiden Extremen gibt es Übergänge, die man als Saproparasiten klassifizieren kann. Bemerkenswert ist die Fähigkeit mancher Porlinge, sich umzustellen von der parasitischen Lebensweise auf eine rein saprophytische. Der konsolenförmig wachsende Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) kommt sowohl an lebenden Bäumen als auch an bereits stark vermorschten Stümpfen vor. Bei der Erschöpfung des Substrates kann diese Art auf dem Nadel-Rohhumus als konsolenloser Fruchtkörper fruktifizieren: Damit nicht genug: Manche nadelholzbewohnende Arten - darunter eben auch der gefährliche Wurzelschwamm - können auch Laubholz infizieren und stark schädigen (weiteres Beispiel: Phaeolus spadiceus). In solchen Fällen wird die Stabilität des befallenen Baumes nach und nach geschwächt. Oft stürzten Bäume plötzlich bei Windstille ohne äußere Anzeichen um. Solche Ereignisse, die scheinbar unerklärlich sind, werden häufig in Zeitungen dokumentiert. Sehr viele Porlinge (Mycel) können nur über Verletzungen in den lebenden Baum eindringen. Es sind also Wundparasiten. Manche Pilze bauen sowohl Zellulose als auch Lignin ab. Das befallene Holz nimmt eine gebleichte Form an, es ist faserig und lässt sich leicht zerdrücken. Man spricht von weißfaulem Holz bzw. der Weißfäule. Zu den Weißfäulepilzen gehören z. B. Abortiporus biennis, Fomes fomentarius, Meripilus giganteus, Daedaleopsis confragosa, ferner Arten der Gattungen, Bjerkandera sp., Ganoderma sp., Inonotus sp., Trametes sp.).

- 10 - Von anderen wird das Holz rotfaul, brüchig und zerfällt würfelig in einzelne Bestandteile. Diese Braunfäule entsteht durch den Abbau der Zellulose und der Hemizellulosen. Das Holz nimmt die Färbung des Lignins an. Die Fäule entsteht während des Befalls z. B. von Daedalea quercina, Laetiporus sulphureus, Phaeolus spadiceus, Fomitopsis sp., Gloeophyllum sp. Pilze, die nur an lagerndem Holz auftreten, sind Saproparasiten (das Mycel war bereits im lebenden Baum vorhanden) oder reine Saprophyten, wenn sie sich erst im lagernden Holz ansiedeln. Sie erzeugen eine Lagerfäule. An liegendem oder verbautem Holz tritt die Nassfäule (z. B. Physiosporinus vitreus) und in trockenen Räumen die Trockenfäule auf (z. B. Phellinus contiguus) auf. Von Bedeutung für den Gartenbesitzer ist natürlich die Intensität der holzzersetzenden Prozesse, die von Pilzen ausgelöst werden, weil sich daraus wirtschaftliche Konsequenzen ergeben, mitunter sogar rechtliche Probleme den Besitzer belasten können. Dabei kommt dem Befallsherd eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Zu den wirtschaftlich besonders bedeutsamen Arten, die auch an Bäumen in Gärten auftreten, gehören: Grauer Feuerschwamm (Phellinus alni) Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) Zottiger Schillerporling (Inonotus hispidus) Riesenporling (Meripilus giganteus) Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) Apfelbaum-Saftporling (Tyromyces fissilis) Pflaumen-Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus), Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) Ausgewählte Beispiele zum Vorkommen von Porlingen in unterschiedlichen Baumabschnitten 1. Mycel hauptsächlich im Wurzelholz Beispiele von Arten, die oft erst am Stubben oder scheinbar aus der Erde wachsen Legende: A - Malus domestica; P - Prunus domestica, K - Prunus avium; B - Pyrus communis; W - Juglans regia; H - Sambucus; Pf - Prunus persica; Q - Cudonia oblonga; M - Prunus triloba Beispiele für Vorkommen Prunus avium ist als Wirt für 1 aus der Oberlausitz publ. worden (DUNGER 1987, S. 88) Prunus avium ist als Wirt für 2 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 416) Pyrus communis ist als Wirt für 2 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 512) Prunus, Pyrus sind als Wirte für 3 aus Niedersachsen publ. worden (WÖLDECKE 1998) Sambusus nigra ist als Wirt für 1 aus der Oberlausitz publ. worden (DUNGER 1987, S. 16)

- 11 - Malus domestica, Pyrus communis sind als Wirte für 4 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 220) Malus ist als Wirt für 4 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, S. 6) Nach den vorliegenden Daten kommt der Rötende Saftporling (Abortiporus biennis) als einzige Art an mehreren Obstgehölzen auf Wurzeln oder an Stubben vor. Bisher wurde dieser Pilz von Walnuss, Birne, Kirsche und Apfel angegeben. Der Abbau der Wurzeln und von Erde bedeckten Holzes führt neben der Bildung von Humus zur besseren Durchlüftung der Bodenschichten. Mit dem Abbau des Substrates verschwinden diese Arten, so dass keine Maßnahmen nötig sind. Das gilt nicht für den Wurzelschwamm, dessen Hyphen auch gesundes Holz infizieren können. Der von ihm verursachte Schaden ist enorm. 2. Befall an der Stammbasis und an flachstreichenden Wurzeln nach deren Verletzungen möglich Legende: A - Malus domestica; P - Prunus domestica, K - Prunus avium; B - Pyrus communis; W - Juglans regia; H - Sambucus; Pf - Prunus persica; Q - Cudonia oblonga; M - Prunus triloba, R - Ribes Beispiele für Vorkommen Birne (Pyrus) ist als Wirt für 1 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, S. 11) Prunus ist als Wirt für 2 von Potsdam publ. worden (BENKERT 1977, S.171) Ribes rubrum (Johannisbeere), R. uva-crispa (Stachelbeere) sind als Wirte für 5 aus dem Saarland publiziert worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 565) Johannisbeere (Ribes rubrum) ist als Wirt von 5 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Walnuss, Apfelbaum, Kirsche sind als Wirte von 7 aus Südwestdeutschland genannt worden (BRAN & SAAR 1998, S. 31-32) Apfelbaum, Mandelbaum werden als Wirte von 8 genannt worden (BRAN & SAAR 1998, S. 15) Birne (Pyrus communis) ist als Wirt für 9 an einem zehnjährigen Stumpf im Garten pub. worden (SAAR 1997, S. 11) Prunus avium (Kirsche) ist als Wirt für 10 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 396) Pflaume (Prunus dom.) und Birne (Pyrus communis) sind als Wirte für 10 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. II, S. 11)

- 12 - Von den in der Tabelle genannten Arten, deren Fruchtkörper sich auch am Stammgrund von Obstgehölzen entwickeln, kommen nur der Flache Lackporling (Ganoderma lipsiense) und der Schuppige Porling (Polyporus squamosus) häufiger vor. Die anderen Arten wurden nur ausnahmsweise an Obstgehölzen nachgewiesen. Die Schadwirkung auf den Wirt ist meistens nicht hoch. Die mehrjährigen Arten wachsen viele Jahrzehnte am gleichen Baum. Sie kommen in intensiv gepflegten Gärten nicht vor. Der Klapperschwamm (Grifola frondosa), Kiefern-Braunporling (Phaeolus spadiceus), Wohlriechende Saftporling (Spongiporus balsameus), der Dunkle Tannen- Lackporling (Ganoderma carnosum), der Harzige Lackporling (Ganoderma resinosum), der Glänzende Lackporling (Ganoderma lucidum) und der Schuppige Porling (Polyporus squamosus) sind annuelle Arten (mit nur einjährigen Fruchtkörpern), die nur ausnahmsweise an Obstbäumen aufgefunden wurden und - außer der letzteren Art - geschont werden sollten. 3. Schwerpunktmäßiger Befall von Stammpartien nach Stammverletzungen bis zum Kronenansatz Legende: A - Malus domestica; P - Prunus domestica, K - Prunus avium; B - Pyrus communis; W - Juglans regia; H - Sambucus; Pf - Prunus persica; Q - Cudonia oblonga; M - Prunus triloba, R - Ribes Beispiele für Vorkommen Prunus avium ist als Wirt für 1 aus dem Saarland publiziert worden (DERBSCH & SCHMITT, 1987, T. II, S. 390) Prunus avium ist als Wirt für 2 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT, 1987, T. II, S. 594) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt von 2 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Kirsche (Prunus avium) ist als Wirt von 2 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. III, S. 20) Malus domestica, Prunus avium, P. cerasus, P. domestica ssp. domestica, Pyrus communis, Sambucus sind als Wirte von 4 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 261) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirte von 4 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13 u. SAAR 1997, T. II, S. 7)

- 13 - Malus domestica ist als Wirt für 6 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 369) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt für 7 pub. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Pyrus communis (Birne) ist als Wirt für 7 an einem zehnjährigen Stumpf im Garten pub. worden (SAAR 1997, T. II, S. 11) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt für 8 pub. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Prunus avium, P. domestica ssp. domestica, Pyrus communis als Wirte für 8 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 484) Prunus avium ist als Wirt für 9 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 594) Prunus avium ist als Wirt für 10 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 396) Prunus avium, P. domestica ssp. syriaca (Mirabelle), Pyrus communis sind als Wirte von 11 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 310) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt von 11 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. III, S. 22) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt von 11 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Juglans regia, Malus domestica, P. cerasus, P. domestica var. domestica, Pyrus communis sind als Wirte von 13 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 470) Pflaume (Prunus dom.), Kirsche (Prunus avium), Sauerkirsche (Prunus cerasus), Schattenmorelle (Prunus cerasus var. austera) und Pfirsich (Prunus persica) sind als Wirte von 13 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. III, S. 22) Malus domestica, P. persica sind als Wirte für 14 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987,T. II, S. 563) Malus domestica, Prunus avium, P. cerasus, P. domestica ssp. syriaca, P. persica, Sambucus sind als Wirte für 15 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 563) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt von 15 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Pfirsich (Prunus persica) ist als Wirt von 15 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Sauerkirsche (Prunus cerasus) ist als Wirt von 15 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Die Tabelle enthält nur jene mehrjährigen und einjährigen Arten, die bisher an mindestens vier Obstgehölzen nachgewiesen wurden. Der wirtschaftlich bedeutsamste holzabbauende Pilz in dieser Liste ist der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus). Er erzeugt im Kernholz der befallenen Bäume eine intensive Rotfäule. Das Holz wird schnell brüchig und kann dann in der Hand zerrieben werden. Solche Bäume stellen eine Gefahr in der dicht besiedelten Gartenlandschaft dar. Die annuellen Arten Winter-Stielporling (Polyporus brumalis) und Sommer-Stielporling (Polyporus ciliatus) wachsen nur selten an Stammbereichen und sind eher eine Bereicherung der Artenvielfalt im Garten. Sie sind Wirte für pilzabbauende Insekten. An abgestorbenen Stämmen kommen sie gesellig vor. Der Apfelbaum-Weißporling (Tyromyces fissilis) kann viele Jahre am gleichen Baum jährlich neue Fruchtkörper ausbilden. Er ist selten, gehört zu den Arten, die in den Roten Listen genannt werden und sollte als bemerkenswerte Art der Kultursteppe geschont werden. Inonotus hispidus ist eine wärmeliebende Art, die sich gegenwärtig ausbreitet, aber in Norddeutschland noch immer in weiten Teilen überhaupt nicht vorkommt und auch die höheren Lagen in Mittel- und Süddeutschland meidet.

- 14-4. Arten, die an Stark-Ästen und dürren Ästen im Kronenraum vorkommen, aber auch an liegenden Stämmen, Ästen u. Stümpfen Fruchtkörper bilden Legende: A - Malus domestica; P - Prunus domestica, K - Prunus avium; B - Pyrus communis; W - Juglans regia; H - Sambucus; Pf - Prunus persica; Q - Cudonia oblonga; M - Prunus triloba, R - Ribes Beispiele für Vorkommen Prunus avium ist als Wirt von 1 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 388) Malus domestica, Prunus avium, P. cerasifera var. pissardii, P. cerasus, P. domestica ssp. dom. et P. domestica ssp. syriaca P. persica, P. triloba sind als Wirte von 2 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 564) Prunus avium, Prunus domestica sind als Wirte von 4 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 407) Prunus avium, P. domestica ssp. dom sind als Wirte von 5 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 407) Prunus avium, P. domestica ssp. dom sind als Wirte von 7 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 616) Prunus avium ist als Wirt von 9 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 390) Mirabelle (Prunus insititia var. syriaca), Pflaume (Prunus dom.), Kirsche (Prunus avium), Sauer-Kirsche (Prunus cerasus) sind als Wirte von 9 publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13 u. T. II, S. 20, SAAR 1997, T. III, S. 20) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt von 9 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Prunus avium, P. domestica ssp. dom. sind als Wirte von 10 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 365) Prunus avium, P. domestica ssp. syriaca, Pyrus communis sind als Wirte von 11 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 310) Malus domestica, Prunus avium, P. cerasus, P. domestica ssp. syriaca, P. persica, Sambucus als Wirte für 15 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 563) Apfel (Malus dom.) ist als Wirt von 15 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T.III, S. 22) Blutpflaume (Prunus cerasifera Pissardii ) ist als Wirt von 37 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 55) Der annuelle Schuppige Porling (Polyporus squamosus) tritt nach Pflegemaßnahmen auf, nämlich dann, wenn die Stark-Äste eingekürzt worden sind und der Baum nicht in der Lage ist, die Wundränder durch Kallusbildung zu verschließen. Unsachgemäß verschnittene Bäume findet man besonders in Ortschaften und Städten immer häufiger!

- 15 - In den letzten Jahrzehnten haben sich mehrere der in der Tabelle genannten Arten ausgebreitet. Insbesondere trifft das auf den Zunderschwamm (Fomes fomentarius), den Weitlöcherigen Stielporling (Polyporus arcularius), die Braune Borstentramete (Coriolopsis gallica) und den Nördlichen Zinnoberschwamm (Pycnoporus cinnabarinus) zu. Die Dauer der Besiedlung eines Obstbaumes durch die allbekannten Arten wie Schmetterlingstramete (Trametes versicolor) und Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) kann im Garten von interessierten Besitzern selbst untersucht werden. Im allgemeinen dürfte die Schadwirkung durch diese Arten an Obstgehölze nicht hoch sein. Eine Zuordnung der Fäuleschäden zu einer Art ist oft kaum möglich, da meistens mehrere Arten an kranken Bäumen gleichzeitig auftreten können und auch andere Organismen Schadwirkungen hervorrufen, so dass meistens kein eindeutig identifizierbares Schadbild vorliegt. Die Verbreitung des an Prunusarten gebundenen Pflaumen-Feuerschwammes (Phellinus tuberculosus) ähnelt der des Zottigen Schillerporlings. In extensiv genutzten und aufgelassenen Anlagen besiedeln die Pilze Prunusarten sehr schnell. 1.2 Pilze als Wirte weiterer Organismen In und an den Pilzfruchtkörpern kommen andere Organismen (Algen, Flechten, Pilze, Moose, wirbellose Tiere) vor. Damit tragen diese Fruchtkörper zum Erhalt der Artenmannigfaltigkeit bei. Die Bedeutung derartiger Sonderstandorte für mehr oder weniger spezialisierte Arten ist hoch, so dass Fruchtkörper im Garten nicht zerstört werden sollten, wenn sie an totem Holz vorkommen. Verschiedene Porlinge umwachsen Pflanzen, wenn diese das Wachstum behindern. Nach dem Vertrocknen der Pflanzen entstehen so Eintrittspforten für pilzabbauende Organismen. Pilze sind insbesondere Versteck und Nahrungsquelle für viele Tierarten während bestimmter Zeiten (Winterzeit, Sommertrockenheit, Tagversteck für nachtaktive Arten bzw. Nachtversteck mancher tagaktiver Arten). Als Entwicklungssubstrat werden sie von pilzbrütenden Käferarten (z. B. Diaperis boleti, Eledona agaricola, Ennearthron cornutum, Orchesia micans) genutzt und dabei zerstört. Unter den pilzbrütenden Käfern nehmen die Schwefelporlings-Schwarzkäfer (Eledona agaricola) eine Sonderstellung ein. Die Tiere zerstören die Fruchtkörper des Schwefelporlings restlos. Bewahrt man befallene, völlig ausgetrocknete Fruchtkörper der Pilze unter Verschluss auf, so kann man die fortschreitende Zerstörung der völlig ausgetrockneten Pilze beobachten. Diese Überlebensstrategie ist beeindruckend. Sie sichert das Überleben der Art in der waldfreien Kultursteppe. 1.3 Begrenztheit eines Gartens und unsere ambivalente Bewertung zum Vorkommen von holzabbauenden Pilzen in Gärten Die Größe der Gärten und die Anzahl der Holzgewächse limitieren hauptsächlich das Artenspektrum holzabbauender Pilze. Es fehlen jene Arten, die an einheimischen Altbäumen in Wäldern fruktifizieren. Befindet sich der Garten oder die Gartenanlage aber in der Nähe eines Waldgebietes, dann besiedeln die holzabbauenden Porlinge auch Bäume in Gärten, wenn an diesen Eintrittspforten für die Sporen oder das Mycel vorhanden sind (Verletzungen der Rinde bzw. der Borke). Das Mycel des Wurzelschwamms (Heterobasidium annosum) kann Wurzeln von Laubbäumen

- 16 - infizieren, wenn in der Nähe befallene Nadelbäume stehen. Es ist sehr zu überlegen, ob man in Gebieten, in denen Koniferen nicht autochthon vorkommen, diese in Gärten einbringt. Insbesondere die Fichte ist auf trockenwarmen Standorten hochgradig gefährdet. Ist der Wurzelschwamm erst einmal im Garten vorhanden, kann die Infektion der Laubgehölze nicht ausgeschlossen werden. Interessante Beobachtungsmöglichkeiten zum Holzabbau durch Pilze ergeben sich nach der Anlage eines Totholzhaufens, aber auch nach dem Fällen eines Obstbaumes. Werden Basisdaten notiert (Holz- bzw. Baumart, Datum der Anlage des Holzhaufens bzw. Datum des Fällens, Stumpfhöhe), so kann man Entwicklungsmöglichkeiten für jene Arten in Gärten schaffen, die nicht an lebenden Obstbäumen vorkommen. Neben Beobachtungen zur Dauer des Befalls der Äste oder eines Stubbens können auch Fruchtkörperanomalien auftreten und registriert werden. Immer erfassens- und mitteilungswert sind Porlingsvergesellschaftungen am gleichen Substrat. Drei nachfolgende Beispiele des Vorkommens von zwei Arten an einem Stumpf mögen zur Illustration dieses Phänomens genügen. 1. Im Saarland wurde in einem Garten an einem Birnenstumpf 1 neben dem Flachen Lackporling (Ganoderma lipsiense) auch der Klapperschwamm (Grifola frondosa) erfasst (SAAR 1997, S. 11). 2. In Gera wurden in einem Hausgarten am Fuchsberg an einem Hauspflaumen- Stumpf (Prunus domestica) der Flache Lackporling (Ganoderma lipsiense) und Dunkler Tannen-Lackporling (Ganoderma carnosum) aufgefunden. 3. Auf einem Lindenstumpf in Gera Untermhaus wachsen gemeinsam die Gebuckelte Tramete (Trametes gibbosa) und der Laubholz-Harzporling (Ischnoderma resinosum), allerdings nicht in einem Garten, sondern an der Straße. Die Dauer der Besiedlung von Stubben durch mehrere Arten ist natürlich von der Höhe und der Dicke des einzelnen Stumpfes abhängig. Beispiele für Porlinge, die bisher aus Gärten dem Autor nicht bekannt sind. Eichen-Hautporling (Piptoporus quercinus) Safrangelber Weichporling (Hapalopilus croceus) Eichen-Schillerporling (Inonotus dryophilus) Ferner fehlen alte mehrjährige Arten genau dann, wenn die Bäume mit dem Auftreten der Pilze gefällt werden. Anders formuliert: In einem Garten bzw. einer Gartenanlage können solche Porlinge nur vorkommen, wenn der Nutzer neben den rein merkantilen Überlegungen bereit ist, auch Gesichtspunkte des Artenschutzes zu akzeptieren. Der Artenschutz, insbesondere für die Arten, die in den Roten Listen der Bundesländer erfasst wurden, kann nur durchgesetzt werden, wenn durch Kenntnisse über die Zusammenhänge voreilige Maßnahmen unterbleiben. Oft handelt es sich bei Pilzbefall um Arten mit einer geringen Schadwirkung 2, die auf einen bestimmten Baumbereich beschränkt ist. Solche Pilze sind aber für andere 1 Die Birne wurde 1987 gefällt 2 Nur im Rahmen des menschlichen Kosten-Nutzen-Denkens sind Schäden an Bäumen oder Sträuchern wichtig.

- 17 - Organismen ökologisch bedeutsam. 1.4 Zur Spezialisierung von Pilzarten (Bäume, Sträucher) Neben den Allerweltsarten, jenen holzabbauenden Porlingen, die allgegenwärtig sind, gibt es Arten, die eigentlich nur an wenigen Gehölzen vorkommen, aber unter Umständen auch an Gehölzen auftreten, die nicht heimisch sind bzw. in der Regel von der Art nicht befallen werden. In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele genannt. Tabelle 5: Porlingsbefall an untypischen Wirten in Gärten (Auswahl) In Deutschland kommt an verschiedenen Kiefern (Pinus nigra, Pinus strobus, P. sylvestris), Lärchen (Larix sp.) und Douglasie (Pseudotsuga menziesii) der Kiefern- Braunporling (Phaeolus spadiceus 3 ) vor. In Ostthüringen wurde er im vergangenen Jahr am Stammfuß einer etwa fünfzigjährigen Süßkirsche (Prunus avium) entdeckt. SAAR (1997) berichtet von dem Befall einer Hausbirne durch den Laubporling (Grifola frondosa) in einem Garten, der zu den seltenen und schützenswerten Arten gehört und besonders an alten Eichen wächst. Der Dunkle Tannen-Feuerschwamm (Ganoderma carnosum) wächst innerhalb des Tannenareals auch in Gärten an Nadelbäumen (z. B. Abies, Pseudotsuga), kommt aber in diesen Gebieten nach dem Verschwinden der typischen Wirte auch an Pflaumen (Prunus domesticus) und Eichen (Quercus) vor. Beispiele von Porlingsarten, deren Vorkommen in Gärten nur unter besonderen Umständen möglich ist: 1. Gärten mit Tanne (Abies alba) innerhalb des natürlichen Tannenareales Dunkler Tannen-Lackporling (Ganoderma carnosum) 2. Gärten östlich der Elbe mit Alt-Kiefern (Pinus sylvestris) Kiefern-Feuerschwamm (Phellinus pini) 3. Gärten in montanen Lagen mit Fichte (Picea abies) Herber Saftporling (Spongiporus stipticus) Gärten mit vorherrschendem Kellerklima und Fichten Nördlicher Schwammporling (Climacocystis borealis) 4. Gärten mit Lärche (Larix decidua u. Larix kaempferi) Wohlriechender Saftporling (Spongiporus balsameus) 5. Gärten, in deren Nähe Alteichen und der Klapperschwamm vorhanden sind Klapperschwamm (Grifola frondosa) an Hausbirne 6. Gärten mit alten Apfelbäumen in Süd- und Mitteldeutschland 3 früher wurde der Pilz als Phaeolus schweinizii bezeichnet

- 18 - Gelber Apfelbaum-Stachelschwamm (Sarcodontia crocea) Dieser besonders interessante und geruchsauffällige Pilz gehört nicht zu den Porlingen, wird hier aber mit genannt, weil er sich offensichtlich ausbreitet und für viele in und an Pilzen lebende Insekten in der Ackerlandschaft eine Weiterentwicklung ermöglicht. In vielen Fällen kommt auf den Apfelbäumen Sarcodontia crocea vergesellschaftet mit Phellinus alni und Viscum album ssp. album vor (CONRAD, R. & CONRAD, U. 2000). B ARTENSPEKTRUM 2.1 Was sind Porlinge und welche Möglichkeiten der Bestimmung gibt es? Pilzfruchtkörper (Basidiocarpien) mit poroidem Hymenophor, das mitunter sehr fest mit der Trama verbunden ist, werden als Porlinge bezeichnet. Manche Porlinge gehören zur Familie der Hymenochaetaceae (Coltricia, Inonotus, Onnia, Phellinus), andere zu den Fistulinaceae (Fistulina), Bondarzewiaceae (Bondarzewia) und Ganodermataceae (Ganoderma). Die meisten hutförmigen Gattungen sind in der Familie der Polyporaceae zusammengefasst worden. Mitunter bereitet schon die Bestimmung der großen hutförmigen Fruchtkörper in verschiedenen Alterungsphasen unter den unterschiedlichsten Umweltbedingungen große Schwierigkeiten, besonders dann, wenn durch pilzverzehrende Insekten die typischen Merkmale vernichtet worden sind, die Fruchtkörper stark deformiert wurden oder unter Lichtmangel entstanden sind. Im letzteren Fall entstehen monströse Formen. Zur Bestimmung sollte man den Zeitpunkt nutzen, wenn die Pilze sporulieren. Dann finden sich bei der mikroskopischen Untersuchung auch Sporen an den Basidien. Manche Porlinge bilden erst sehr spät im Jahr ihr Hymenium aus, durchlaufen also ein Phase, in der keine Poren bzw. Röhren vorhanden sind und häufig Basidien und Sporen fehlen. Man sollte sich der Mühe unterziehen, und die Bestimmung eines Porlings von einem Spezialisten absichern lassen. In Pilzbüchern sind Porlingsarten farbig abgebildet (Aquarelle und Farbfotos), doch lässt sich in den meisten Fällen so die Art nicht exakt bestimmen. Es gibt keine Veröffentlichung, in der alle Arten abgebildet sind. Die Schwierigkeit, in Deutschland exakte Daten zum Porlingsbefall der Obstbäume in Gärten zu erhalten, sind kaum zu überwinden. Deshalb fehlen auch Veröffentlichungen zu dieser Thematik. 2.2 Porlinge an Obstgehölzen (Bäumen und Sträuchern

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- 20 - Legende: A - Malus domestica; P - Prunus domestica, K - Prunus avium; B - Pyrus communis; W - Juglans regia; H - Sambucus; Pf - Prunus persica; Q - Cudonia oblonga; M - Prunus triloba, R - Ribes Beispiele für Vorkommen Apfel (Malus dom.) ist als Wirt von 1 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 54) Prunus avium ist als Wirt von 11 aus dem Saarland publiziert worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 416) Sambucus nigra ist als Wirt von 12 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 469) Prunus avium ist als Wirt von 14 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 512) Prunus avium ist als Wirt von 17 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 562) Prunus avium ist als Wirt von 17 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 472) Sambucus ist als Wirt von 26 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 718) Holunder (Sambucus) ist als Wirt von 26 aus dem Saarland publ. worden (SAAR, T. III, S. 22) Prunus avium ist als Wirt von 27 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 717) Prunus avium ist als Wirt von 29 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 388) Malus domestica, Sambucus nigra sind als Wirte von 36 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 545) Malus domestica, Prunus avium, P. cerasifera var. pissardii, P. cerasus, P. domestica ssp. dom. et P. domestica ssp. syriaca, P. persica, P. triloba sind als Wirte von 37 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 564) Mirabelle (Prunus insititia var: syriaca) ist als Wirt von 37 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Sauerkirsche (Prunus cerasus) ist als Wirt von 37 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt von 37 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 55) Sambucus ist als Wirt von 47 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 262) Süßkirsche (Prunus avium) ist als Wirt von 48 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 55) Pflaume (Prunus dom.) ist als Wirt von 55 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 55) Süßkirsche (Prunus avium) ist als Wirt von 58 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 55) Süßkirsche (Prunus avium) ist als Wirt von 60 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 55) Apfel (Malus dom.) ist als Wirt von 61 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 54) Prunus cerasus ist als Wirt von 62 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 489) Apfel (Malus dom.) ist als Wirt von 60 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Birne (Pyrus communis) ist als Wirt von 63 aus dem Saarland publ. worden (SAAR T. I, S. 13) Apfel (Malus dom.) ist als Wirt von 64 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 54) Süßkirsche (Prunus avium) ist als Wirt von 64 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 55) Pyrus communis, Sambucus sind als Wirte von 65 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 563) Prunus avium ist als Wirt von 65 aus dem Saarland publ. worden (SAAR T. I, S. 13) Prunus avium, P. domestica ssp. dom. sind als Wirte von 67 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 616) Prunus avium ist als Wirt von 68 aus dem Saarland publ. worden (SAAR T. I, S. 13)

- 21 - Birne (Pyrus communis) ist als Wirte von 68 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Malus domestica, Pyrus communis sind als Wirte von 69 aus dem Saarland publ. worden (DERBSCH & SCHMITT 1987, T. II, S. 312) Pflaumenstumpf (Prunus) ist als Wirt für 70 aus dem Saarland pub. worden (SAAR 1997, Teil. II, S. 13) Apfel (Malus dom.) ist als Wirt von 75 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 54) Apfel (Malus dom.) und Kirsche (Prunus avium) sind als Wirt von 76 aus dem Saarland publ. worden (SAAR, T. I, S. 13) Mirabelle (Prunus insititia var: syriaca) ist als Wirte von 76 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. I, S. 13) Süßkirsche (Prunus avium) ist als Wirt von 76 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 2001, T. IV, S. 55) Die Kombination aus Sicht verschiedener Literaturquellen (vgl. Literaturverzeichnis) mit Daten aus den eigenen Aufsammlungen hinsichtlich der Vorkommen an Obstgehölzen ergibt die nachfolgende Rangfolge. Die Daten sind nicht repräsentativ. Sie geben aber Hinweise für weitere Untersuchungen und weisen aus, dass an heimischen Obstbäumen Porlinge wesentlich häufiger fruktifizieren als an Arten, die als Neophyten erst wenige Jahrhunderte in Deutschland kultiviert werden (Juglans, Cudonia, Prunus triloba). Reihung: Kirsche > Apfel > Pflaume > Walnuss > Birne > Holunder > Beerensträucher > Pfirsich > Quitte 4 > Mandel Für die Praxis ergibt sich, dass auf Grund der hohen Affinität von Porlingen zu Kirsch- und Apfelbäumen an diesen Arten Verletzungen der Wurzeln, des Stammes und der Äste möglichst zu minimieren sind, wenn man Porlingsbefall reduzieren will. Porlinge an Beeren-Sträuchern (z. B. Ribes-Arten) An überalterten Sträuchern der Gattung Ribes (Ribes nigrum, Ribes rubrum, Ribes rubrum var. domestica, Ribes uva-crispa) kommt nur am Stammgrund der Stachelbeer-Strauchporling (Phylloporia ribis) vor. Der Pilz fehlt in den montanen Lagen der Bundesrepublik. In den Flusstälern kommt er bis in die unteren montanen Lagen am Stammgrund des Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) vor. Es bereitet allerdings einige Mühe, im Genist an den Uferrändern die Art zu entdecken. 4 die Art ist in der Potsamer Liste nicht enthalten

- 22-2.3 Porlinge an Nadelgehölzen und verarbeitetem Nadelholz (z. B. Abies, Larix, Picea, Pinus, Pseudotsuga, Juniperus, Tsuga) Tabelle 7: Art Pic A Pin L Ps P.st P.niJu Ts VN Su Name 1 Bjerkandera fumosa + 1 Graugelber Rauchporling 2 Ceriporiopsis gilvescens + 1 Fleckender Wachsporling 3 Ganoderma lipsiense + 1 Flacher Lackporling 4 Meripilus giganteus + 1 Riesenporling 5 Phellinus pini + 1 Kiefern-Feuerschw amm 6 Trametes gibbosa + 1 Buckel-Tramete 7 Trametes multicolor + 1 Zonen-Tramete 8 Ceriporia viridans + + 2 Grünfärbender Wachsporling 9 Fomes fomentarius + + 2 Echter Zunderschw amm 10 Fomitopsis rosea + + 2 Rosenroter Baumschw amm 11 Ganoderma carnosum + + 2 Dunkler Tannen-Lackporling 12 Laetiporus sulphureus + + 2 Schw efelporling 13 Phellinus chrysoloma + + 2 Fichten-Feuerschw amm 14 Physisporinus vitreus + + 2 Glasigw eißer Porenschw amm 15 Polyporus ciliatus + + 2 Sommer-Porling 16 Pycnoporus cinnabarinus + + 2 Nördlicher Zinnoberschw amm 17 Spongiporus balsameus + + 2 Wohlriechender Saftporling 18 Ceriporia v. var. excelsa + + + 3 Rosaroter Wachsporling 19 Climacocystis borealis + + + 3 Nördlicher Schw ammporling 20 Datronia mollis + + + 3 Großsporige Datronie 21 Diplomitoporus lindbladii + + + 3 Grauw eiße Nadelholztramete 22 Gloeophyllum abietinum + + + 3 Tannen-Blättling 23 Gloeophyllum odoratum + + + 3 Fenchel-Tramete 24 Gloeophyllum trabeum + + + 3 Balken-Blättling 25 Hapalopilus rutilans + + + 3 Zimtfarbener Weichporling 26 Ischnoderma benzoinum + + + 3 Schw arzgebänderter Harzporling 27 Phellinus conchatus + + + 3 Muschelförmiger Feuerschw amm 28 Polyporus brumalis + + + 3 Winter-Porling 29 Trametes versicolor + + + 3 Schmetterlingstramete 30 Bjerkandera adusta + + + + 4 Angebrannter Rauchporling 31 Ceriporiopsis mucida + + + + 4 ohne Trivialname 32 Physisporinus sanguinolentus + + + + 4 Rotfleckender Porenschw amm 33 Trametes hirsuta + + + + 4 Striegelige Tramete 34 Trichaptum hollii + + + + 4 Zahnförmiger Lederporling 35 Gloeophyllum sepiarium + + + + + 5 Zaun-Blättling 36 Spongiporus caesius + + + + + 5 Blauer Saftporling 37 Spongiporus stipticus + + + + + 5 Bitterer Saftporling 38 Fomitopsis pinicola + + + + + + 6 Rotrandiger Baumschw amm 39 Phaeolus spadiceus + + + + + + + 7 Kiefern-Braunporling 40 Trichaptum abietinum + + + + + + + 7 Violetter Lederporling 36 27 24 11 9 4 2 2 1 2 Pic A Pin L Ps P.st P.niJu Ts VN Su Legende der Tabelle 7: Pic - Fichte (Picea); Pin - Kiefer (Pinus); Ps - Douglasie (Pseudotsuga); P. st - Weymouthskiefer (Pinus strobus) P. ni - Schwarzkiefer (Pinus nigra); Ju - Wacholder (Juniperus); Ts - Schierlingstanne (Tsuga) VN - Nadelholz (verbaute Balken, Bretter, die sowohl an trockenen Stellen in Gebäuden als auch an feuchten Stellen vorhanden sind z. B. Gewächshäuser, Keller u.a.) Beispiele für Vorkommen Nadelholz (verbaute Balken) ist als Wirt für 1 aus dem Saarland publ. worden SAAR 1997, S. 7) Lärche (Larix) ist als Wirt für Nr. 30 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, S. 7) Nadelholz (?Nadel?holzbalken ) ist als Wirt für 22 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, S. 11) Chinesischer Wacholder (Juniperus chinensis) ist als Wirte von 29 aus dem Saarland publ. worden (SAAR 1997, T. III, S. 22)?Fichte?, Weymouthskiefer, an verbautem?nadel?holz, Gartenbrett sind als Wirte von 40 aus dem Saarland

- 23 - publ. worden (SAAR 1997, T. III, S. 22) 2.4 Wildwachsende bzw. kultivierte Exemplare von Acer, Aesculus, Alnus, Betula, Carpinus, Fraxinus, Ilex, Populus, Quercus, Robinia, Salix, Tilia und Ulmus in Gärten und in deren Umfeld Über den Porlingsbefall der Arten dieser Gattungen liegen umfangreiche Untersuchungen vor. Wirtschaftliche Erwägungen und das Verhüten von Unfällen zwingen die Verwaltung dazu, regelmäßig den Baumbestand zu begutachten. Dabei kommt der Schadwirkung, die von Porlingen ausgelöst wird, eine hohe Wertigkeit zu. Ausführliche Darlegungen publizierte HÖSTER (1993). SCHWARZE, ENGELS & MATTHECK (1999) veröffentlichten zu dieser Problematik Untersuchungsergebnisse von verschiedenen Arten (Fomes fomentarius, Inonotus hispidus, Laetiporus sulphureus, Fistulina hepatica, Polyporus squamosus, Phellinus robustus, Fomitopsis pinicola, Heterobasidion annosum, Meripilus giganteus, Ganoderma sp., Grifola frondosa, Inonotus dryadeus). In Gärten können diese Arten ebenfalls vorkommen, wenn Bäume mit Schädigungen vorhanden sind, haben aber nicht die große Bedeutung, die ihnen für andere Laubbäume zukommt. Kiefern-Braunling - Phaeolus spadiceus Thüringen, Landkreis Altenburg, Nöbdenitz am Stammfuß einer alten Süßkirsche Foto: Uwe Conrad 10. Juni 2000

- 24 - C ZUM SCHUTZ VON PORLINGSARTEN Tabelle 8: Übersicht zu den Porlingsarten, die in der Roten Liste erfasst worden sind und auch an Obstgehölzen vorkommen Legende: Gefährdungskategorien: 2 - Stark gefährdet; 3 - Gefährdet; R - Rarität B - Birne (Pyrus communis); P - Pflaume (Prunus domestica), W - Walnuß (Juglans regia); K - Kirsche (Prunus avium); A - Apfel (Malus domestica); M - Mandel (Prunus triloba), H - Holunder (Sambucus) ; Pic - Fichte (Picea); Pin - Kiefer (Pinus); Beispiele für Vorkommen Nr. 1: Thüringen, Gera-Untermhaus, TK 5138/1, an Hausbalken (Picea abies) 11.07.1982 (vgl. CONRAD, R. 1985); Nr. 2: Sachsen-Anhalt, Wörlitz, MT 4041/23, an Zerr-Eiche (Quercus cerris), 30.07.2000, Erfassung: R. u. U. Conrad; Nr. 3: Thüringen, Gera-Pforten, Hangwald der Lasur, TK 5138/23, an liegendem Stamm von Feld-Ahorn (Acer campestre), 05.06.2001, leg. R. Conrad (Gera); Nr. 4: Nordrhein-Westfalen, Geldern, Walbeck, TK 4403/3, 35mNN, alter Pilz an riesigen Stumpf von Populus x canadensis (Stumpfdurchmesser > 1m) mit Cis nitidus (F.), Ennearthron cornutum (Gyll.); Nr. 5: Nordrhein-Westfalen, Leverkusen, Bergisch-Neukirchen, TK 4908/1, 65mNN, Tanne im Garten, 19.08.1990, leg. M. Boneß (Leverkusen), mit Befall durch Ennearthron cornutum (Gyll.) (diese Art entwickelt sich in Pilzen); Nr. 6: Nordrhein-Westfalen, Wermelskirchen, Eifgental, TK 4809/3, 190mNN, an Stumpf von Quercus robur im kleinen Nebental am Hang, 19.10.1997, leg. M. Boneß (Leverkusen); Von Ceriporia purpurea sind dem Verfasser keine Fundorte bekannt! Nr. 8: Thüringen, Bad Frankenhausen, TK 4632/12, 200mNN, an liegenden, toten Rotbuchenstämmen (Fagus sylvatica), 06.05.2000, leg. R. & U. Conrad; Von Oxyporus latemarginatus sind dem Verfasser keine Fundorte bekannt!; Nr. 10: Ostthüringen, Saalburg, Zoppoten, Luchsloch, TK 5536/11, an liegender Gemeine Fichte (Picea abies); 13.08.1995, leg. F. Putzmann (Breitenbach) u. R. Conrad; Nr. 11: Thüringen, Gera, Tierpark Martinsgrund, TK 5138/14, 240mNN, an Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) in 5m Höhe, 29.09.1997, Beobachtung T. Brückner (Gera) und R. Conrad; Nr. 12: Thüringen, Saaldorf, Wald nordöstlich des Ortes, TK 5536/1, 450 m NN, an liegender Rot-Buche (Fagus sylvatica) am Steilhang über Diabas, 06.02.2000, leg. R. Conrad; Von Spongipellis spumeus wurden ein Fund von Ostthüringen (CONRAD 1977) und einer aus Sachsen-Anhalt (CONRAD 1985) publiziert. Weitere Vorkommen sind dem Autor nicht bekannt geworden.

- 25 - Nr. 13.: Bayern, Gräfenberg, Kappel, TK 6333/24, 485 m NN, an Malus domestica in einer Astwunde, vorjähriger Fruchtkörper, 20.04.2000, leg. R. & U. Conrad; Von Antrodia malicola liegen keine Aufsammlungen vor! Kurze Darlegungen zu einigen Arten: Unter den Porlingen, die in der offenen Landschaft auch an Obstgehölzen vorkommen, sind mehrere Arten, die so selten sind, dass sie in der Roten Liste (1992) als schützenswert ausgewiesen wurden. Der Rosenrote Baumschwamm gehört in Deutschland zu den in Bergwäldern sehr selten vorkommenden Arten an der Westgrenze der natürlichen Verbreitung. Der Pilz wurde mehrfach an Nadelholzbalken in Gebäuden (Dachböden) gefunden. Der Harzige Lackporling kommt überwiegend an heimischen Eichen vor, wächst auch an den neophytischen Gehölzen wie Zerr-Eiche (Quercus cerris), Rot-Eiche (Quercus rubra), Scharlach-Eiche (Quercus coccinea). Die Vorkommen an oben genannten Obstbäumen sind Ausnahmen. Die Braune Borstentramete gehört zu den Arten, die sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet haben. Auffällig ist daneben die Ausweitung des Substratspektrums. Auch der Feldahorn gehört zu den von ihm besiedelten Baumarten (Acer campestris). Bei der Bestimmung des Wulstigen Lackporlings können leicht Verwechslungen mit dem Flachen Lackporling auftreten, der im urbanen Bereich ebenfalls kompakte, knollige Fruchtkörper bilden kann. Zur Absicherung der Bestimmung solcher Fruchtkörper ist es nötig, die Sporen zu messen. Die Sporen von G. lipsiense messen 6,5-8,5 um, die von G. adspersum 9-11,5 um. In urbanen Gebieten besiedelt er vor allem alte Bäume in sommerwarmen Landschaften, meidet also kühl-feuchte Lagen. Die Verbreitung des Dunklen Tannen-Lackporlings innerhalb des natürlichen Tannenareales an Nadelbäumen, überwiegend an Tannen, zeigt Karte 297 im Pilzatlas (KRIEGLSTEINER 1991). In Parks, Gärten u. a. Orten kann er auf Eichen, Buchen, Eiben, Lärchen, Schierlingstannen vorkommen, aber auch das harte Holz von Prunus domestica wurde in Geraer Gärten mehrfach als Wirt der Art bestimmt. Der Laubporling an Prunus wurde aus dem Saarland von Herrn SAAR (1997) publiziert. Es ist die erste Angabe von dieser seltenen, auffälligen und leicht bestimmbaren Art eines Gartenvorkommens. Ceriporia purpurea gehört zu den sehr seltenen Arten, die im süddeutschen Raum ihren Verbreitungsschwerpunkt besitzen (vgl. Karte 147 im Pilzatlas). Besonders interessant ist die Verbreitung von Ischnoderma resinosum. Der Pilz hatte in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt in Harznähe sein Verbreitungszentrum. Der Vergleich der Verbreitungskarte im Pilzatlas mit der zwei Jahre später für Baden- Württemberg publizierten (S. 537, KRIEGLSTEINER 2000) und auch Beobachtungen aus Ostthüringen deuten auf eine sich vollziehende Ausbreitung hin, wobei auch neue Wirtsholzarten bekannt wurden. Tilia aus Ostthüringen, Carpinus aus der Gäulandschaft, Prunus aus dem Odenwald in Baden-Württemberg. Oxyporus latemarginatus ist eine thermophile Art der Weich- und Hartholzauen sowie deren Ersatzgesellschaften (KRIEGLSTEINER 2000) und dürfte vielleicht in Gärten in den Flußauen an Obstgehölzen auffindbar sein. Das Vorkommen in Gärten der beiden nadelholzabbauenden Porlinge Phellinus chrysoloma, Phellinus pini dürfte eher unwahrscheinlich sein. Ebenfalls zu den absoluten Ausnahmen dürften Gartenvorkommen von Spongipellis pachyodon und S. spumeus gehören. Tyromyces fissilis besitzt ein breites Wirtsspektrum, gehört aber in wärmebegünstigten Gebieten zu den Porlingen, die besonders kranke Apfelbäume befallen. In den

- 26 - Fruchtkörpern entwickeln sich Motten (Tineidae) und beschleunigen den Zerfall der Fruchtkörper. Die Beobachtung, dass der Pilz in kühl-feuchten Jahren keine Fruchtkörper schiebt (KRIEGLSTEINER 2000, S. 597), trifft auch auf Ostthüringer Vorkommen zu. Die Pilze können, wenn man den Baum nicht fällt, über ein Jahrzehnt immer wieder am gleichen Wirt beobachtet werden. Antrodia malicola ist bisher aus Deutschland nur selten nachgewiesen worden (vgl. Pilzatlas Karte 25). Publikationen aus Gärten sind dem Autor nicht bekannt. D ZUSAMMENFASSUNG Porlinge kommen in der Regel in Gärten nur vor, wenn Voraussetzungen vorhanden sind, die eine Fruktifikation zulassen. Sie erregen aber auf Grund ihrer Gestalt und Färbung schnell die Aufmerksamkeit jedes aufmerksamen Gärtners. Bei einem ökologisch orientierten Umgang mit diesen spezialisierten Organismen kann ein Beitrag zur Erhaltung der Artenmannigfaltigkeit geleistet werden. Für den Erhalt der Porlinge ist es notwendig, Wirtsbäume zu erhalten, anfallendes Holz bei Astverschnitten nicht zu schreddern, Bäume nicht bodennah zu fällen und die Stümpfe nicht zu roden. E LITERATUR REDEMANN, G. (1996): Holzhaufen und Reisighecken - wertvolle Lebensräume in Garten. Nr. 20. Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten. Ecklinghausen. BENKERT, D. (1977): Die Porlinge und Schichtpilze der Potsdamer Umgebung. Gleditschia 5, 165-202 BOLLMANN, A., GMINDER, A. & REIL, P. (1996): Abbildungsverzeichnis mitteleuropäischer Großpilze. Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Stuttgart (APS), Jahrbuch 2, 1-213, Hornberg BRAN, H. & SAAR, G. (1998): Großporlinge in Südwestdeutschland. Beitrag zur Ökologie und Verbreitung unter besonderer Berücksichtigung der Vorkommen an Straßen- und Parkbäumen. Der Tintling 11, 8-15 BRAN, H. & SAAR, G. (1998): Großporlinge in Südwestdeutschland. Beitrag zur Ökologie und Verbreitung unter besonderer Berücksichtigung der Vorkommen an Straßen- und Parkbäumen. Der Tintling 12, 28-36 BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN, F. (1986): Pilze der Schweiz, Band 2: Heterobasidiomycetes (Gallertpilze) Aphyllophorales (Nichtblätterpilze) Gastromycetes (Bauchpilze). Luzern CONRAD, R. (1977): Bemerkenswerte Pilzfunde in Ostthüringen, II. Teil. Veröff. Mus. Gera 5, 61-68; CONRAD, R. (1985): Porlingsfunde aus dem Süden der DDR. Gleditschia 13 (2), 271-288 CONRAD, R. & CONRAD, U. (2000): Sarcodontia crocea und andere Pilze an Apfelbäumen im Landkreis Altenburger Land. Mauritiana 17(3), 373-388 DERBSCH, H. & SCHMITT, J. A. (1987): Atlas der Pilze des Saarlandes. Teil 2: Nachweise, Ökologie, Vorkommen und Beschreibungen. Aus der Natur des Saarlandes. Sonderband 3, Saarbrücken. DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR MYKOLOGIE e.v. & NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLAND e. V. [Hrsg.] (1992): Rote Liste der gefährdeten Großpilze in Deutschland. Eching (IHW). Naturschutz Spezial DUNGER, I. (1987): Kartierung der Porlinge (porige Polyporales und Poriales) der Oberlau-

- 27 - sitz. I. Verbreitung und Ökologie der Arten. Abh. u. Ber. Naturkundemuseums Görlitz 60(11), 1-160 FITSCHEN, J. (1990): Gehölzflora. Heidelberg Wiesbaden FORSTINGER, H. (1999): Pilzparasiten an Obstbäumen - unter besonderer Berücksichtigung des Apfelbaumes (Malus). Zeitschrift für Ökologie, Natur. und Umweltschutz 21 (4), 3-9 FUCHS, P. & S. HILGARTNER (1995): Regensburger Pilzflora: Verbreitung und Ökologie von Porlingen (Polyporaceae s. l.). Regensburger Mykologische Schriften 4:1-217 HÖSTER, H. R. (1993): Baumpflege und Baumschutz. Grundlagen, Diagnosen und Methoden. Stuttgart KREISEL, H. (1961): Die phythopathogenen Großpilze Deutschlands. Jena KREISEL, H. [ Hrsg.] (1987): Pilzflora der Deutschen Demokratischen Republik, Jena KREISEL, H. DÖRFELT, H & BENKERT, D. (1980): Ausgewählte Makromyzeten (Karten zur Pflanzenverbreitung in der DDR. 3. Serie). Hercynia N. F. 17, 233-291 KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West). Bd. 1, Ständerpilze, Teil A: Nichtblätterpilze. Stuttgart KRIEGLSTEINER, G. J. unter Mitwirkung von A. KAISER (2000): Die Großpilze Baden- Württembergs 1, Stuttgart KRIEGLSTEINER, L. (1999): Pilze im Naturraum Mainfränkische Platten und ihre Einbindung in die Vegetation. Regensburger Mykologische Schriften 9(1):1-464 JAHN, H. (1963): Mitteleuropäische Porlinge (Polyporaceae s. lato) und ihr Vorkommen in Westfalen. Westf. Pilzbr. 4, 1-144 JAHN, J. (1966/67; 1981): Die resupinaten Phellinus-Arten in Mitteleuropa mit Hinweisen auf die resupinaten Inonotus-Arten und Poria expansa (Desm.) [=Polyporus megaloporus Pers.]. Westf. Pilzbriefe 6(3-6), 37-108 [Nachträge 1967-1981, 109-151] JAHN, H., KOTLABA, F. & POUZAR, Z. (1979/80): Ganoderma atkinsonii JAHN, KOTL. et POUZ. nova, a parallel species to Ganoderma lucidum. Westf. Pilzbriefe 11(6), 97-121 JAHN, H. (1979): Pilze die an Holz wachsen. Herford JÜLICH, W. (19849: Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze (Aphyllophorales, Heterobasidiomycetes, Gastromycetes) in H. GAMS (Hrsg.): Kleine Kryptogamenflora Bd II/1. Basidiomycetes 1. Teil. Stuttgart New York LANGE, L. (1974): The distribution of macromycetes in Europe. Dansk Bot. Arkiv 30(1):1-105 LOHMEYER, T. R. (1996): Porlinge zwischen Inn und Salzach - eine Zwischenbilanz nach dreißig Jahren. Teil I: Hymenochaetaceae mit porigem Hymenophor: Die Gattungen Coltricia, Inonotus, Onnia und Phellinus. Myc. Bav. 1, 27-45 LOHMEYER, T. R. (1997): Porlinge zwischen Inn und Salzach - eine Zwischenbilanz nach dreißig Jahren. Teil II: Die Gattungen Ganoderma und Polyporus. Myc. Bav. 2, 25-32 LOHMEYER, T. R. (1997): Porlinge zwischen Inn und Salzach - eine Zwischenbilanz nach dreißig Jahren. Teil III: Die Gattungen Trametes und Trichaptum. Myc. Bav. 3, 11-15 MICHAEL, E., HENNIG, B. & KREISEL, H. (1986): Handbuch für Pilzfreunde II. Jena MÖLLER, G. (1993): Holzbewohnende Insekten und Pilze - Ökologie, Gefährungssituation, Schutzmaßnahmen. Sitzungsber. Ges. Naturforsch. Freunde Berlin N. F. 32, 97-121 MOSER, M. & JÜLICH, W. (1985-1999): Farbatlas der Basidiomyceten. Stuttgart PLANK, S. (1978): Ökologie und Verbreitung holzabbauender Pilze im Burgenland. Burgenländischen Landesmus. Eisenstadt 61: 3-207

- 28 - SAAR, G. (1997): Mykologische Beobachtungen in 3 Gärten 1. Teil. Der Tintling 5, 10-13 SAAR, G. (1997): Mykologische Beobachtungen in 3 Gärten 2. Teil. Der Tintling 6, 1-14 SAAR, G. (1997): Mykologische Beobachtungen in 3 Gärten Teil 3. Der Tintling 7, 19-23 SAAR, G. (2001): Mykologische Beobachtungen in 3 Gärten. Der Tintling 26, 52-63 SCHADEWALDT, G. (1987): Pilzvorkommen an Straßenbäumen im Wiesbadener Stadtgebiet. Jb. Nass. Ver. Naturk. 109, 7-33 SEEHAHN, G, (1979): Holzzerstörende Pilze an Straßen- und Parkbäumen in Hamburg. Mitt. Dtsch. Dendrol. Ges. 71, 193-221 SCHWARZE, F. W. M. R., Engel, J. & Mattheck, C. (1999): Holzzersetzende Pilze in Bäumen: Strategien der Holzzersetzung. Rombach WÖLDECKE, K. 1998): Die Großpilze Niedersachsens und Bremens. Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 39, 1-536

- 29 - Natur- und Vogelschutz Eine Symbiose im Kleingarten? Peter Schädlich Leiter der Vogelschutzlehrstätte am Kärrnerweg Einrichtung des Stadtverbandes Leipzig der Kleingärtner e.v.

- 30 - Natur- und Vogelschutz Eine Symbiose im Kleingarten? 1. Einleitung 2. Der allgemeine Natur- und Umweltschutz 3. Natur- und Vogelschutz im Kleingarten 1. Einleitung Seitdem die Menschheit existiert steht sie einerseits im ständig währenden Kampf mit den Kräften der Natur und andererseits muss sie sich, auf Grund ihrer Abhängigkeit bemühen, mit ihr in friedlicher Koexistenz und Harmonie zu leben und somit eine notwendige Symbiose eingehen. Als der Mensch dann sesshaft wurde, begann er seine Intelligenz zu nutzen und über die Natur eine Machtposition aufzubauen, um die Umwelt in seinem Sinne zu beeinflussen, zu gestalten und zu bewirtschaften. Bei naturbelassenen Völkern unseres Erdballs entwickelten sich diese Prozesse sehr langsam und demzufolge recht umweltschonend. Im Gegensatz dazu nahm die Entwicklung der Menschheit in den letzten zwei Jahrhunderten - vor allem im mitteleuropäischen Raum - Formen an, die sich mit einem bis dahin nicht da gewesenen rasantem Tempo, vollzog. In dieser kurzen erdgeschichtlichen Epoche bildete sich eine Gesellschaft, die aus wirtschaftlichen und zum Teil profitorientierten Interessen die Umwelt kultivierte. Mit der kontinuierlichen Zunahme der Weltbevölkerung setzte eine stetig steigende Zersiedlung in den bis dahin vorwiegend bäuerlich geprägten Naturlandschaften ein. Sprunghaft entwickelten sich Städte, in denen die aufstrebende Industrie die besten Bedingungen vorfand und den Ausbau der vorhandenen Verkehrswege zu engmaschigen Verkehrsnetzen nach sich zog. Einmal abgesehen von großflächigen Waldrodungen, die im Mittelalter vollzogen wurden, setzte von nun an eine gezielte und intensive Agrar-, Nutzvieh- und Waldbewirtschaftung ein, Sumpf- und Feuchtgebiete wurden trocken gelegt, Gewässer reguliert und Bodenschätze industriell abgebaut, um nur einige dieser Aktivitäten zu erwähnen. Durch die ständigen und oftmals sehr massiven Eingriffe des Menschen in die natürlichen Ökosysteme wurden die alten Landschaftsstrukturen weitestgehend verändert oder zum Teil ganz zerstört. Daraus entwickelte sich ein völlig neues Landschaftsbild, dessen Produkte unsere heutigen Kulturlandschaften samt ihren, vom Menschen bestimmten und für den Menschen geschaffenen anthropogenen Ökosystemen sind. Vor allem in den menschlichen Ballungsgebieten wurden durch großflächige Versiegelungen, Umwandlungen der gewachsenen Bodenstrukturen und durch starke Eingriffe in die Grund- und Oberflächenwasserregime extreme Veränderungen im Naturhaushalt geschaffen, die zu starken Einschnitten in Flora und Fauna führten und somit das Arteninventar schmälerte. Landschafts-, Städte- und Verkehrsplaner mussten nach neuen Lösungen suchen, um den Großstadtbewohnern lebenswerte Arbeits-, Wohn- und Freizeitbedingungen zu schaffen. Es bildeten sich in den städtischen Bereichen neue Infrastrukturen und als Ausgleich für zerstörte natürliche Landschaften wurden Grünflächen in vielfältigster Form angelegt. Infolge dieser planmäßigen Umgestaltungen durch den Menschen und durch die starke Eigendynamik der Natur haben sich im Laufe dieser Zeit in den urbanen Gebieten völlig neue

- 31 - Ökosysteme und spezielle Tier- und Pflanzenhabitate entwickelt. Eine Form dieser neuartigen Lebensräume ist ohne Zweifel die Kleingartenanlage, in der die Kleingartenparzelle auf Grund der vielfältigen Gestaltungsformen und der vorherrschenden Umlandbedingungen einen besonderen Biotoptyp darstellt. Durch die überwiegend unversiegelten Flächen und ihrer spezifischen Bepflanzung wegen sind Kleingärten wertvolle Grünzonen mit wichtigen Übergangs- und Pufferfunktionen zwischen Bebauung und dem jeweiligen Umland in unseren Städten. Sie üben einen günstigen Einfluss auf den Wasserhaushalt aus, verbessern auf Grund ihrer Bepflanzung die Lufthygiene und als Kaltluftentstehungsgebiete das Lokalklima. Kleingärten bieten wildlebenden Tierarten Futter-, Brut-, Schutz-, Ruhe- und Überwinterungsplätze und tragen wesentlich zur Biotopvernetzung bei. Dessen sollte sich jeder Kleingärtner bewusst sein und seine Parzelle im Sinne des BKleingG (Bundeskleingartengesetz), unter Berücksichtigung der Richtlinien der Naturschutzgesetze und nach den jeweilig vorherrschenden Umlandbedingungen ökologisch gestalten und bewirtschaften. Er muss sich im Klaren sein, dass seine Parzelle ein Stück von dem Kulturprodukt ist, welches vom Menschen geschaffen wurde und von ihm reguliert werden muss. In welchem Umfang der einzelne Kleingärtner im aktiven Natur- und Umweltschutz wirksam wird, hängt entscheidend von seinem Naturverständnis und von seinem individuellen Umgang mit der Umwelt ab. Ein Zusammenleben zwischen Mensch und Umwelt war in allen Entwicklungsperioden der Menschheitsgeschichte nur in Symbiose möglich, deshalb ist sie für die Existenz und den Fortbestand der Menschheit nicht nur zwingende Notwendigkeit, sondern sollte für jeden einzelnen zum Bedürfnis werden. 2. Natur- und Umweltschutz - was verstehen wir darunter? Im Allgemeinen verstehen die meisten Zeitgenossen unter dem Begriff Naturschutz den Biotop- und Artenschutz, also alle sichtbaren und nachvollziehbaren Handlungen des Menschen, die unterstützend und fördernd der Naturzerstörung entgegenwirken. Für den Einzelnen ist diese Form begreifbar und zum anderen praktisch durchführbar. In seiner Gesamtheit ist der Natur- und Umweltschutz aber wesentlich umfangreicher. Ein Großteil der komplizierten Vorgänge, die sich innerhalb der Ökosysteme abspielen, bewegen sich in metaphysischen Bereichen, demzufolge für die meisten Menschen außerhalb ihrer visuellen Wahrnehmungen. Das Zusammenspiel zwischen biotischen und abiotischen Bestandteilen in unserer Umwelt ist von vielen Faktoren abhängig, um über natürliche Kreisläufe ein ökologisches Gleichgewicht zu erzielen. Diese Kreisläufe wurden aber durch die ständigen Umwandlungen und massiven Eingriffe des Menschen in der Umwelt oftmals erheblich gestört und intakte Ökosysteme in ihrer Funktion stark beeinträchtigt. Ein bis dahin geordneter und gesunder Naturhaushalt, der sich durch seine eigenen Selbstheilungsmechanismen regulierte, verlor mehr und mehr an Widerstandskraft und sein Immunsystem wurde entsprechend geschwächt. Zahllose umweltzerstörende Aktivitäten des Menschen in Verbindung mit der globalen Umweltverschmutzung von Böden, der Luft und von Gewässern, einschließlich der Weltmeere, geschahen oftmals aus Unkenntnis oder durch wirtschaftliche Notsituationen. Vielfach spielte aber bei der rücksichtslosen Inbesitznahme der Natur und beim sorglosen Umgang mit deren natürlichen Res-

- 32 - sourcen Machtbestreben und Gewinnsucht die entscheidende Rolle. Bei all diesen Umgestaltungsprozessen, die in den natürlichen Lebensräumen vollzogen wurden, gibt es aber auch positive Beispiele. Wie wir heute wissen, haben sich in vielen Naturräumen, die über Jahrzehnte vom Menschen und seiner Technik geschunden wurden, nach der Ausbeutung wertvolle Biotoptypen entwickelt. Durch Zeit, Ruhe sowie dem Selbstlauf hat sich die Natur zurückerobert, was der Mensch ihr nahm. Wenn auch in anderer Form, so sind dabei die mannigfaltigsten Strukturen entstanden, die das Biotopspektrum und das Landschaftsbild wesentlich bereichern. Erwähnt seien dabei z.b. stillgelegte Truppenübungsplätze, Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben, Torfstiche, Tagebaue, Industriebrachen, Ruderal- und Sukzessionsflächen u. v. m., und nicht zu vergessen das Band von hochwertigen Biotopstrukturen, die sich an der ehemaligen innerdeutschen Grenze gebildet haben. Der Erhalt der natürlichen Lebensräume ist das Ziel aller umweltschützenden Maßnahmen, denn sie sind die Grundlage für ein ausgewogenes Artenpotential und für den Fortbestand aller Organismen von existenzieller Wichtigkeit. Der heutige Mensch als dominantes und vernunftbewusstes Wesen hat beim Umgang und bei der Inbesitznahme seiner Umwelt, sich, seinen Nachkommen und allen anderen Lebewesen des Erdballs gegenüber eine hohe Verantwortung. Er muss, um die Balance im ökologischen Gleichgewicht zu erreichen und zu erhalten, mit Vernunft und Fingerspitzengefühl regulierend eingreifen. Vor allem die Wohlstandsgesellschaft der Industrienationen muss wieder begreifen und lernen, mit allen Ressourcen, die im Naturhaushalt in vielfältiger Form und Fülle vorhanden sind, sparsam umzugehen. Sie muss ihre wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Bedürfnisse auf ein umweltverträgliches Maß reduzieren, um eine Stabilisierung und Gesundung der Umwelt zu erreichen. 3. Natur- und Vogelschutz in den Kleingärten Ein effektiver Naturschutz ist nur sinnvoll, wenn in Zusammenhängen gedacht und entsprechend gehandelt wird. Voraussetzung dafür sind gewisse Artenkenntnisse in Flora und Fauna und Kenntnisse über die Wechselbeziehungen und Abhängigkeitsverhältnisse der einzelnen Arten untereinander und zu ihrer Umwelt. Für den Kleingärtner ist der aktive Naturschutz nicht allzu schwer, da der Kleingarten überschaubar ist und die Artenvielfalt in diesem Biotoptyp stark vom Standort und seinen Umlandstrukturen abhängt. Gute Voraussetzungen für den Schutz aller Lebewesen im Kleingarten, samt seiner öffentlichen Flächen, bildet schon eine artenreiche, gutstrukturierte Bepflanzung. Heimische Obst- und Ziergehölze, Sträucher, Hecken und Stauden in unterschiedlichen Altersstrukturen und Größen bieten ein reichhaltiges Futterangebot und gute Nist-, Brut-, Ruhe-, Schutz- und Kleinklimazonen auf engstem Raum für unsere pflanzen- und fleischfressenden Konsumenten aus dem Reich der Tiere. Eine ausgewogene Pflanzenvielfalt zieht in kürzester Zeit eine Vielfalt von tierischen Organismen nach sich und dieses Zusammenspiel aktiviert so die natürlichen Kreisläufe.

- 33 - Diese Form des indirekten Naturschutzes bildet die Basis für den direkten, den für uns sichtbaren Schutz der Tier- und Pflanzenwelt in unseren Kleingärten. Diese Voraussetzungen sind ebenfalls die Grundlagen für einen aktiven Vogelschutz. Vögel mit ihren außerordentlich hohen ökologischen Funktionen im Naturhaushalt bedürfen deshalb einer besonderen Fürsorge. Im Kleingarten ist die Vielfalt der vorkommenden Vogelarten im Verhältnis zu anderen Biotoptypen relativ gering und für den Kleingärtner beherrschbar. Es handelt sich hierbei um rund 20 bis 25 Arten, die unsere Gärten als Brutvögel oder Futtergäste besiedeln und vorwiegend aus der Ordnung der Sperlingsartigen - umgangssprachlich Singvögel - stammen. Eine naturnahe Bewirtschaftung der Parzelle bietet vielen Vogelarten günstige Lebensbedingungen, denn als Kulturfolger sind diese Arten schon seit Generationen an den Menschen und dessen Umtriebe gewöhnt. Die Betonung liegt hierbei auf naturnah und das bedeutet, dass übertriebener Ordnungssinn, ästhetische Empfindungen oder der jeweils vorherrschende Zeitgeschmack oftmals konträr mit einer natürlichen, dem Klima und den Bodenverhältnissen angepassten Gartengestaltung verläuft. Wem nützt ein steril gestalteter Garten, in dem mit exotischen Pflanzen und Zierrasen Modetrends demonstriert werden, in dem mit chemischen und toxischen Mitteln für Gartenhygiene gesorgt wird, aber für Kompost- und Altholzhaufen, Steinhaufen und Trockenmauern, Laub- und Mulchschichten und der gleichen weder Verständnis noch Platz gefunden wird. Eine solche Bewirtschaftung hat oftmals das Wegbrechen von Futterplätzen der Lebewesen, die seit Jahrhunderten an Pflanzengesellschaften unserer Klimazone gewöhnt sind zur Folge. Zwangsläufig führt dies zur Verringerung des Artenpotentials und somit zur biologischen Verarmung in Flora und Fauna. Eine Zusatzfütterung unserer Vögel mit den verschiedensten Lebens- und Genussmitteln, wie sie allzu oft und zu allen Jahreszeiten praktiziert wird, ist auf keinen Fall der richtige Weg und kein Ausgleich für das entstandene Defizit an natürlichem und artgerechtem Futter. Diese falsch verstandene Tierliebe kann bei unseren gefiederten Sängern zu Mangelerscheinungen, organischen Schäden und in der Nestlingszeit sogar zum Verlust der Nachkommenschaft führen, denn fast alle Vogelarten füttern ihre Jungen mit einer proteinreichen Kost, die in natürlicher Form aus Insekten und Ähnlichem bestehen. Das Vertilgen von diesem natürlichen Futter ist eine der wichtigsten ökologischen Funktionen unserer Vögel und Bestandteil der Ernährungskette im natürlichen Kreislauf und für den Gärtner der billigste, bequemste und umweltfreundlichste Pflanzenschutz zugleich. Zur Winterfütterung unserer Jahres- oder Standvogelarten sei noch gesagt, dass eine Fütterung nur bei strengen Frösten und hohen Schneelagen notwendig ist, denn diese Arten haben sich seit Jahrhunderten an das Klima angepasst und das vorhandene natürliche Futterangebot ist ausreichend vorhanden. Ist aber eine Fütterung dennoch notwendig, so sollte ein artgerechtes Vogelfutter angeboten werden und die Futterplätze an einem raubzeugsicheren und wettergeschützten Platz aufgestellt werden, damit natürliche Feinde keinen leichten Zugriff haben und das Futter nicht von Kot beschmutzt wird und trocken bleibt. Erinnert sei daran, dass Vögel zu allen Jahreszeiten auch Wasser benötigen. Zur Unterstützung des Brutgeschehens für Freibrüter, also Arten aus den Familien, wie Finken, Grasmücken, Laubsänger, Drosseln etc., die ihre Nester in Bäumen, Sträuchern, Hecken oder am Boden bauen und im Garten ihren Lebensraum haben, sei noch gesagt, dass die o.g. naturnahen Gestaltungs- und Bewirtschaftungsformen

- 34 - gute Bedingungen für sie darstellen. Für Höhlen- und Halbhöhlenbrüter gibt es die verschiedensten künstlichen Nisthilfen, die in keinem Garten fehlen sollten. Kohl- und Blaumeisen, Haus- und Gartenrotschwänze, Trauer- und Grauschnäpper, Feldsperlinge und Stare u.a. nehmen diese Hilfen dankend an. So können die Lebensbedingungen für alle Organismen im Garten entschieden verbessert und mit geringem Kostenaufwand Brut-, Schutz- und Ruheräume geschaffen werden. Auch wenn der Kleingärtner im aktiven Naturschutz nur begrenzte Möglichkeiten hat, so trägt er doch lokal dazu bei, was Städte-, Landschafts- und Verkehrsplaner, Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, Umwelt-, Jagd-, Angler-, und Tierschutzverbände territorial fortsetzen sollen und Politik und Wirtschaft global durchsetzen müssen, um die Balance zu halten auf dem schmalen Grat zwischen lebenswerter Zukunft oder Chaos, auf dem die Menschheit wandelt.

- 35 - Wildbienen, liebenswerte und interessante Insekten mit großer Bedeutung für den Kleingarten Klaus-Dieter K e r p a Leverkusen

- 36 - Wildbienen, liebenswerte und interessante Insekten mit großer Bedeutung für den Kleingarten Gliederung 1. Einleitung 2. Bienen und Wespen gehören zu den Hautflüglern 3. Bienenartige (Apoidea), eine große Überfamilie 4. Die Honigbiene, beliebt und bekannt 5. Hummeln, die bekanntesten Wildbienen 5.1 Hummelschutz 6. Das Leben der Einsiedlerbienen 7. Die Bewohner von Hohlräumen aller Art 8. Wildbienenarten die im Boden nisten 9. Steilwandbewohner 10. Bewohner von morschem Holz 11. Mörtelbienen, die Freimaurer unter den Wildbienen 12. Die Biene mit dem Schneckenhaus 13. Die Tapeten der Nistkammern 14. Gegenspiele der Einsiedlerbienen 15. Ökologische Bedeutung der Wildbienen 16. Schutz der Wildbienen in Kleingartenanlagen 16.1 Nahrungspflanzen für Wildbienen 16.2 Nisthilfen für Wildbienen 17. Zusammenfassung 18. Literaturquellen, Bezugsadressen

- 37 - Einleitung Bienen kennt wohl jeder und fast alle denken dabei an die Honigbienen, die in großen Staaten leben und Honig und Wachs produzieren. Aber Wildbienen? Sind das Bienen, die dem Imker entflohen sind? Oder gar eine ganz spezielle, gefährliche wilde wie der Name zu sagen scheint? Weit gefehlt, denn beides ist falsch. Es handelt sich weder um einen Schwarm wilder Bienen noch um besonders stechlustige Tiere. Wildbienen bilden bis auf wenige Ausnahmen keine Staaten und sind ausgesprochen friedfertig. Sie gehören zu der in Deutschland artenreichsten Insektenordnung der Hautflügler (Hymenoptera). Zu dieser Ordnung gehören auch die Wildwespen. Wildbienen sind mit 520 Arten in sieben Familien vertreten. Diese große Artenzahl könnte viele davon abhalten, sich mit Wildbienen zu beschäftigen. Doch gerade diese enorme Artenfülle, die Vielfalt an Formen, Farben, Lebensweisen und ökologischen Besonderheiten ist ein Anreiz, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Manch einer wird sagen, dass er noch nie etwas von Wildbienen und Wildwespen gehört oder gesehen hat. Doch wird man erst einmal auf diese Tiere aufmerksam gemacht, stellt man plötzlich verwundert fest, dass sie praktisch überall zu entdecken sind. 1. Bienen und Wespen gehören zu den Hautflüglern Bienen und Wespen gehören zu der Klasse der Insekten. Alle Insekten sind dreigeteilt, in Kopf, Bruststück (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Insekten besitzen drei Beinpaare, die am Bruststück ansetzen. Für Bienen und Wespen sind zwei paarige häutige Flügel charakteristisch Deshalb werden sie unter dem Ordnungsnamen Hautflügler geführt. Die beiden Flügelpaare sind beim Fliegen durch Häkchen zu einer Flügelfläche verbunden. Charakteristisch für Hautflügler: Zwei Paar häutige Flügel Wildbienenart Wildwespenart Zu dieser Ordnung gehören u.a. die Pflanzenwespen, die Erz-, Zehr- und Schlupfwespen, die sozialen Faltenwespen mit den staatenbildenden Wespen und Hornissen, die Ameisen und viele andere Wespenarten und die Bienen.

- 38 - Der Stammbaum der Hautflügler Bienen und Wespen gehören zur Unterordnung der Taillenwespen und sind durch eine tiefe Einschnürung zwischen Brust und Hinterleib gekennzeichnet (Taillenwespe). Bei den Pflanzenwespen setzt der Hinterleib dicht am Bruststück an. Abb.: Pflanzenwespenart Es fehlt die für alle Taillenwespen typische Einschnürung zwischen Brust und Hinterleib. Die Weibchen der Wespen und Bienen verfügen über einen Wehrstachel. Diese Insektengruppe wird auch als Stechimmen bezeichnet. Der Stachel ist im Laufe der Entwicklung aus einem Legebohrer entstanden. Dieser Legebohrer findet sich bei

- 39 - den parasitisch lebenden Schlupfwespen innerhalb der Unterordnung der Taillenwespen und wird auch noch als solcher genutzt. Man bezeichnet diese Insektengruppe daher als Legimmen oder Legwespen. Da der Stachel also quasi ein umgebauter Legebohrer ist, besitzen ihn männliche Bienen und Wespen nicht. Männliche Bienen oder Wespen können also nie stechen. 2. Bienenartige (Apoidea), eine große Überfamilie Die Bienen bilden eine eigene Überfamilie (Apoidea). Hierzu zählt man bei uns sieben heimische Familien. Abb.: Bienenfamilien der Überfamilie Apoidea (Bienenartige). Echte Bienen (Honigbiene) (Hummeln) Überfamilie Apoidea (Bienenartige) Sandbienen Urbienen (Seidenbienen) Bauchsammlerbienen (Blattschneiderbienen) (Mauerbienen) (Mörtelbienen) (Woll- u. Harzbienen) Furchenbienen (Schmalbienen) (Blutbienen) Sägehornbienen (Schenkel- und Hosenbienen) Pelzbienen Die Honigbiene stellt nur eine einzige Art aus der enormen Fülle der Bienen dar. Sie gehört zu der Familie der Echten Bienen, zu denen unter anderem auch die Hummeln zählen. Mit dem Begriff Wildbienen werden alle Bienen einschließlich der Hummeln von den Honigbienen abgetrennt.

- 40-3. Die Honigbiene, beliebt und bekannt Viel Aufmerksamkeit für ein kleines Insekt: Pressestimmen zum Thema Honigbienen Ohne Zweifel sind Honigbienen, Apis mellifera, so ihr wissenschaftlicher Name, wichtige nützliche Insekten, die einen herausragenden Beitrag bei der Bestäubung einer Vielzahl heimischer Blütenpflanzen leisten. Darüber hinaus sind Honigbienen aber auch Nutzinsekten, die dem Menschen Honig und Wachs liefern. Jährlich werden in Deutschland ca. 15-18000 t Honig produziert, was einem direkten Wert von ca. 160 Mio. DM entspricht. Der Nutzen der Honigbienen ist also enorm. Entsprechend viel Aufmerksamkeit erfahren sie und entsprechend groß ist die Lobby der Honigbienen, - weit über 100.000 Imker gibt es in Deutschland, die im Deutschen Imkerbund organisiert sind. Die Honigbiene gilt übrigens als das am gründlichsten erforschte Insekt überhaupt. In diesem Vortrag soll sie weiter nicht behandelt werden. Das könnte ein Imker sicher auch besser.

- 41-4. Hummeln, die bekanntesten Wildbienen Wie schon zuvor erwähnt zählen alle Bienen, außer der Honigbiene, zu den Wildbienen. Bei der riesigen Artenzahl von Wildbienen (ca. 520 Arten) gibt es viele die man gar nicht oder nur schwer von der Honigbiene unterscheiden kann. Andere Arten erinnern vom Aussehen her stark an Wespen. Dann gibt es Wildbienen die gerade eine Körperlänge von 2 mm erreichen, andere Arten dagegen sind bis zu 3 cm groß. Es ist also gar nicht so einfach, die Wildbienen zu identifizieren. Hummeln allerdings werden auch noch leicht von Laien erkannt. Ihr gedrungener Körperbau, ihr pelziges Haarkleid, ihre plumpe, gemütliche Art beim Blütenbesuch lassen sie uns leicht als Hummel klassifizieren. Will man allerdings die einzelnen Hummelarten zuordnen, wird das schon recht schwierig. In Deutschland kommen regional unterschiedlich, 25-29 Hummelarten (H. Hintermeier) vor. In unseren Gärten und Siedlungen kommen in der Regel sechs Arten vor. Es handelt sich dabei um die Arten: Dunkle Erdhummel Gartenhummel Baumhummel Wiesenhummel Ackerhummel Steinhummel Ein einfacher Bestimmungsschlüssel ermöglicht eine ungefähre Zuordnung der Hummelarten. Weitere Gewissheit bringen Artkriterien, wie etwa Erscheinungszeitpunkt, Neststandort, Volksgröße, Verhaltensweise usw. Einfacher Bestimmungsschlüssel für Hummelarten dunkelgelb hellgelb dunkelgelb okerbraun dunkelgelb hellgelb dunkelgelb weiß weiß weiß weiß Dunkle Erdhummel Helle Erdhummel Gartenhummel Baumhummel hellgelb okerbraun graugelb hellgelb orange rotorange graugelb orange hellgrau orange Wiesenhummel Steinhummel Ackerhummel Waldhummel Quelle: Helmut Hintermeier: Artenschutz in Unterrichtsbeispielen. Informationen, Arbeitsblätter, Folienvorlagen. Teil 2 AUER-Verlag Gute Fachliteratur ist für eine genaue Zuordnung der Hummelarten unerlässlich. (siehe Literaturhinweise).

- 42 - Hummeln werden allgemein als friedliebende Brummer eingestuft. Obwohl sie wie die Honigbienen, Wespen und Hornissen zu den Stechimmen gehören, sind Hummeln viel gemütlicher als ihre vorgenannten Verwandten, aber dennoch können sie (sofern es sich um Königinnen oder Arbeiterinnen handelt) in Notwehr recht schmerzhaft stechen. Allerdings können sie dieses nicht im Anflug tun, sondern nur in Rückenlage, da sie zum Einführen des kräftigen Stachels einen Rückhalt brauchen. Hummeln leben in Sommerstaaten und nehmen quasi eine Mittelstellung zwischen den Honigbienen und den Einsiedlerbienen (werden nachfolgend vorgestellt) ein. Im Gegensatz zu den Honigbienen bilden Hummeln nur einjährige Staaten. Die Staatenbildung beginnt damit, dass im zeitigen Frühjahr die überwinterten Hummelköniginnen auf Suche nach einer Nistmöglichkeit gehen. Hat die Königin einen geeigneten Ort für die Volksgründung gefunden, baut sie aus Hummelwachs (aus Hinterleib ausgeschwitzt) einen kleinen Honigtopf in den sie Nektar zur eigenen Nahrungsreserve einträgt. Sodann bereitet sie aus Pollen und Nektar das so genannte Pollenbrot. Hierauf werden etwa 8-15 Eier gelegt. Anschließend wird die Brutkammer verschlossen. Die Brutkammer wird nun regelrecht bebrütet,. Hierzu presst die Königin ihren Hinterleib auf die Eikammer und produziert mit Hilfe ihrer Flugmuskulatur Wärme, die sie über ihren Hinterleib abgibt. Nach etwa 3-4 Tagen schlüpfen die Larven und ernähren sich von dem Pollenbrot. Später füttert die Königin Nahrung zu. Nach etwa vier bis fünf Wochen haben sich die ersten kleinen Arbeiterinnen entwickelt. Es bildet sich nun ein Insektenstaat, in dem die Arbeiterinnen alle notwendigen Tätigkeiten wie Brutpflege, Nahrungsbeschaffung, Nestbau, Bewachung und Klimatisierung des Nestes übernehmen. Die Königin verlässt das Nest nicht mehr und ist nur noch mit der Eiablage beschäftigt. Im Sommer bei ausreichender Volksgröße werden Geschlechtstiere, Jungköniginnen und Männchen (Drohnen) erbrütet die nach einiger Zeit das Nest endgültig verlassen. Zur Partnersuche markieren die Drohnen (männliche Hummeln) auf Flugbahnen bestimmte Pflanzen mit einem Drüsensekret. Diese Duftplätze ziehen die Jungköniginnen an. Die Paarung findet an der Blüte oder auf dem Boden statt. Nach dem Tode der alten Königin geht das Volk zugrunde. Nur ihre Töchter, die von den Drohnen begatteten Jungköniginnen überwintern an geschützten Orten und gründen im folgenden Jahr ihren eigenen Staat. In besonders guten Jahren können z.b. bei der Erdhummel mehr als 200 Königinnen in einem Volk herangezogen werden. Begattete Jungköniginnen überwintern, nachdem sie ausreichende Reservestoffe in ihren Körper eingelagert haben, an geschützten Plätzen Waldhänge, Erdwälle, Lücken zwischen Wurzeln, unter Moos und Laubschichten im Boden. Durch eine vermehrte Glycerinproduktion (Frostschutzmittel) sind sie vor der Winterkälte geschützt.

- 43 - Auf nachfolgender Abbildung ist der Lebenszyklus der Erdhummel dargestellt. Abb.: Lebenszyklus der Dunklen Erdhummel Quelle: AID-Broschüre Heimische Wildbienen, Hummeln und Wespen Hummeln sind für viele Wild- und Kulturpflanzen unersetzliche Bestäuber. Ein Vorteil ist ihre robuste Konstitution. So fliegen Hummeln noch bei Temperaturen unter 10 C. Besonders für langkelchige Wild- und Nutzpflanzen sind Hummeln überaus wichtig. Wegen ihrer großen blütenbiologischen Bedeutung sollte der Hummelschutz für jeden Gartenfreund ein ernsthaftes Anliegen sein. 5.1 Hummelschutz Praktischer Hummelschutz gliedert sich in drei Schritte: 1. Schritt: Verzicht auf Insektizide und Herbizide. Verzicht auf fremdländische Blütenpflanzen und auf unfruchtbare Hybridformen. Förderung der heimischen Wildkrautflora, Anpflanzung von Hummeltrachtpflanzen. (Aufstellung nach von Hagen)

- 44-2. Schritt: Bewahrung natürlicher Niststätten wie Böschungen, Bruchsteinmauern, Mäuselöcher, Hecken, Baumhöhlen usw. 3. Schritt: Schaffung künstlicher Nisthilfen. Eine einfache Möglichkeit hierfür ist das Umfunktionieren von Vogelnistkästen. Hierzu sollte man das Flugloch des Kastens auf einen Schlitz oder kleines Loch von 18-20 mm verkleinern. Wer sich Nistkästen neu anschafft, sollte gleich zu den so genannten Großraumkästen, z.b. Bogennistkasten der Firma EMBA oder Typ 1GR von Schwegler greifen. Bei letzterem genügt es, 2 der 3 Löcher zu schließen. In die Kästen bringt man eine Substratschicht aus Laub, Moos oder Sägespäne, auf welche man nach Möglichkeit noch Polsterwolle gibt, bis der Kasten etwa zur Hälfte gefüllt ist.

- 45 - Weiter einfache Möglichkeiten zum Hummelschutz: Alternative: Die Abdeckung erfolgt durch einen zweiten Blumentopf. Der Handel bietet darüber hinaus eine Reihe guter Hummel-Nistkästen an. (siehe Bezugsquellen) Damit möchte ich das Kapitel Hummel abschließen und zu den Einsiedlerbienen kommen.

- 46-6. Das Leben der Einsiedlerbienen Zieht man von den ca. 520 Wildbienenarten die damit eingerechneten Hummelarten ab, verbleiben immerhin noch fast 500 andere Wildbienenarten. Abb.: Bienenfamilien der Überfamilie Apoidea (Bienenartige). Echte Bienen (Honigbiene) Hummeln ( = Wildbienen) Überfamilie Apoidea (Bienenartige) Sandbienen Urbienen (Seidenbienen) Bauchsammlerbienen (Blattschneiderbienen) (Mauerbienen) (Mörtelbienen) (Woll- u. Harzbienen) Furchenbienen (Schmalbienen) (Blutbienen) Sägehornbienen (Schenkel- und Hosenbienen) Pelzbienen Der größte Teil der Wildbienen hat keinerlei soziale Bindungen, sondern führt ein Einsiedlerleben. Diese Wildbienen werden als Einsiedlerbienen, staatenlose Bienen und häufig auch als Solitärbienen bezeichnet. Die Weibchen dieser Bienenarten bauen ihre Nester, man bezeichnet sie treffender als Bruträume, Brutkammern oder Brutzellen, alleine und sind auch für die Ernährung ihrer Nachkommenschaft alleine zuständig. Wildbienen sind sehr schwierig zu bestimmen. Wildbienen zu bestimmen ist ein schwieriges Unterfangen. Es gibt Arten die nur wenige mm groß sind, andere hingegen erreichen stolze 3 cm. Manche sind fast nackt andere hingegen pelzig behaart. Die Farbvariationen sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Die Artenzahl ist zudem auch noch so riesig, da ist es für einen Laien geradezu unmöglich selbst eine Zuordnung nur zu den Familien vorzunehmen. In diesem Vortrag kann es also lediglich um die allgemeine Lebensweise, das arttypische Verhalten und die Besonderheiten einiger Wildbienen-Gattungen gehen. Zunächst möchte ich daher Wildbienen vorstellen die ganz unterschiedliche Ansprüche an ihren Nistplatz aufweisen.

- 47-7. Die Bewohner von Hohlräumen aller Art Zu den Bewohnern von Hohlräumen aller Art gehören die Mauerbienen. Besonders die Rote Mauerbiene ist hierfür ein ganz typischer Vertreter. An diesem Insekt möchte ich stellvertretend für fast alle anderen Arten das Leben der Einsiedlerbienen beschreiben. Die Rote Mauerbiene ist eine der am häufigsten vorkommenden Wildbienen. Ihre Lebensweise und Entwicklung ist sehr genau bekannt. Sie ist eine der 37 Arten zählenden Gattung der Mauerbienen (nach Westrich). Mauerbienen zählen zur Familie der Bauchsammlerbienen. Zu dieser Familie gehören weitere 10 Gattungen, darunter die Blattschneiderbienen, die Mörtelbienen, die Wollbienen, die Harzbienen u.a. Insgesamt umfasst diese Familie lt. Literaturangaben 96 Arten. Familie Bauchsammlerbienen 11 Gattungen Blattschneiderbienen Mörtelbienen Wollbienen Harzbienen Mauerbienen 37 Arten Zweifarbige Mauerbiene Gehörnte Mauerbiene Rote Mauerbiene Alle diese Wildbienenarten haben eines gemeinsam: sie sammeln den Pollen mit der starken Behaarung ihres Bauches (Bauchbürste). Eine weitere Methode des Pollensammeln ist das Sammeln mit den Haaren an den Beinen. Honigbienen sammeln so, aber auch die zur Familie der Sägehorn gehörenden Hosenbienen, die überaus stark behaarte Sammelbeine haben.

- 48 - Methoden des Pollensammelns Beinsammler Bauchsammler Sammelbein der Honigbiene Sammelbein der Hosenbiene Die Entwicklung einer Einsiedlerbiene vollzieht sich von der Eiablage bis zum Schlüpfen des fertigen Insektes in einer verschlossenen Brutzelle und ist daher nur schwer zu verfolgen. Die Rote Mauerbiene bildet hier eine Ausnahme da sie in der Wahl ihres Brutplatzes sehr variabel ist. So legt das Weibchen der Roten Mauerbiene in ihre Brutzellen in Hohlräumen aller Art an, z.b. in Lochziegeln, zerfallenden Schilfmatten, alten Käferfraßgänge, in Bambusstängel, aber auch in Abflussröhrchen an Fensterrahmen, in Türschlösser u.ä. Hohlräumen. Da sie auch Glasröhrchen annimmt, lassen sich die Vorgänge in den Brutzellen gut beobachten. Die Weibchen tragen in die gewählten Nisträume Pollen und Nektar ein, diesen Vorgang nennt man auch das Proviantieren der Brutzellen, und teigen daraus einen Futterbrei, das so genannte Pollenbrot an. An dieses Pollenbrot wird ein Ei schräg aufgerichtet mit dem unteren Pol festgeklebt. Anschließend wird die Brutzelle sorgfältig mit einem Gemisch aus Lehm und Speichel verschlossen, sie wird regelrecht zugemauert. Dann wird die nächste Zelle in Angriff genommen. So entsteht eine lineare Anordnung von Brutkammern, wobei im hinteren Gangteil die größeren Zellen für die Weibchen und vorne einige kleinere für die Männchen liegen. Die Weibchen können die Eier also wahlweise ablegen. Anfang und Ende dieses Linienbaues bilden meist eine brutfreie Zelle, die wahrscheinlich als Schutz gegen Parasiten und Bruträuber gedacht ist. Abb.: Brutkammern einer Mauerbiene in einer Bambusröhre. Leerkammer Leerkammer (Quelle: H. Hintermeier, Artenschutz in Unterrichtsbeispielen, AUER-Verlag)

- 49 - Aus dem Ei schlüpft nach einigen Tagen eine Larve die sich von dem Pollenbrot ernährt. Die Larvalentwicklung dauert ca. 25 Tage. Nach dem abgeschlossenen Larvenstadium spinnt die Larve einen Kokon in dem dann die Verpuppung erfolgt. Die Puppenruhe dauert nun ca. 2 Wochen, dann ist die Rote Mauerbiene fertig entwickelt und verbleibt über den Winter in dem Kokon. Im zeitigen Frühjahr verlassen die Wildbienen ihre schützenden Kammern. Zunächst schlüpfen die vorne liegenden Männchen, die etwa zwei Wochen vor den Weibchen erscheinen und laben sich an dem Nektar der Frühblüher. Sie halten sich aber stets in Nähe der Nistplätze auf und erwarten dort das Erscheinen der Weibchen. Sobald diese die Brutzellen verlassen kommt es zur Paarung. Die Kopulation erfolgt nicht wie bei den Bienen im Flug sondern auf einer festen Unterlage. Kurz darauf suchen die Weibchen einen geeigneten Nistplatz. Nicht selten wählen sie dafür den gleichen Ort, an dem auch ihre eigene Entwicklung ablief. Der Zyklus beginnt nun von vorne. Die männlichen Tiere beteiligen sich übrigens in keinerlei Weise an der weiteren Arbeit. Hier noch ein kurzer Steckbrief der Roten Mauerbiene: Alle Mauerbienen sind meist auffällig pelzig behaart. Sie fliegen von Anfang April bis Mitte Juni. Weibchen: ca. 10-12 mm groß. Färbung dunkelbraun mit deutlichem grünen Metallglanz. Gelbliche Bauchbürste, vorn an der Stirn zwei deutliche Hörner, dunkle Stirnbehaarung. Männchen: etwas kleiner, keine Hörner, weißliche Stirnbehaarung. Die Männchen haben keine Bauchbürste. 8. Wildbienenarten, die im Boden nisten Die Entwicklung der Wildbienen verläuft prinzipiell bei allen Arten gleich. Allerdings unterscheiden sie sich in der Wahl ihrer Nistplätze. Die überwiegende Zahl der Wildbienenarten baut ihre Nisträume im Boden. Hierzu gehören die Gattung der Sandbienen, von der in Deutschland 100 Arten in nahezu allen Lebensräumen vorkommen. Sie sammeln den Pollen mit der starken Behaarung ihre Hinterbeine. Alle Sandbienenarten errichten ihre Nestkammern im Boden, vorzugsweise in Sand, sandigem Löß oder Lehm. Sie bauen einen kleinen Gang von dem aus seitlich kleine Zellen abgehen. Die Wände werden mit Speichel verfestigt. Der gesamte Bau mit einem Pfropfen verschlossen. Abb.: Nestanlage einer Sandbienenart (Quelle: H. Hintermeier, Artenschutz in Unterrichtsbeispielen, AUER-Verlag)

- 50-9. Steilwandbewohner Steilwandbewohner bauen ihre Nester in Abbrüchen und steilen Wänden, z.b. an steilen Flussrändern, in aufgelassenen Lehm- und Sandgruben, an Wänden von Hohlwegen, aber auch in lehmverfugten Gemäuern und in Trockenmauern. Die Pelzbiene ist ein typischer Vertreter der Steilwandbewohner. Mit ihrer dichten, pelzigen Behaarung erinnert sie im Aussehen an Hummeln. Pelzbienen nisten häufig in größeren Kolonien, sie fliegen von Anfang April bis Anfang Juni. Nestanlage einer Pelzbienenart (Quelle: H. Hintermeier, Artenschutz in Unterrichtsbeispielen, AUER-Verlag) 10. Bewohner von morschem Holz und markhaltigen Stängeln Viele Wildbienenarten nagen ihre Brutkammern in altes, morsches Holz, andere bevorzugen Stängel markhaltiger Pflanzen, wie Holunder, Rose, Brombeere, Himbeere, Königskerze u.a. Sie nagen die Brutkammern in das Mark der Zweige oder belegen ältere Pflanzen in denen das Mark schon ausgetrocknet ist. Quelle: Bienen, Hummel, Wespen im Garten und in der Landschaft. H. Hintermeier, Obst- u. Gartenbauverlag München

- 51-11. Mörtelbienen, die Freimaurer unter den Wildbienen Die Mörtelbienen errichten ihre Brutzellen nicht in Hohlräumen oder in der Erde, sondern bauen aus Harz oder mineralischen Substanzen wie Sand, Lehm oder Steinchen Außenbauten an Felsen, Steinen oder Pflanzenteilen. Abb.: Zellenverbund der Mörtelbiene (Quelle: H. Hintermeier, Artenschutz in Unterrichtsbeispielen, AUER-Verlag) 12. Die Biene mit dem Schneckenhaus Die Nistplätze der Einsiedlerbienen, die zum Teil sehr artspezifisch sind lassen den Beobachter immer wieder erstaunen. Wie schon zuvor erwähnt nisten Mauerbienen in Hohlräumen aller Art, die Rote Mauerbiene ist dabei überhaupt nicht wählerisch und nimmt fast jeden Hohlraum an den sie findet. Besondere Verwunderung ruft allerdings eine ganz bestimmte Mauerbienenart hervor, Die Zweifarbige Mauerbiene. Sie baut ihre Nester ausschließlich in leeren Schneckenhäusern und bedeckt sie dann mit einem umfangreichen Haufen aus Grashalmen oder Kiefernadeln. Bevorzugt werden dabei Schneckenhäuschen von der Größe ausgewachsener Schnirkelschnecken oder junger Weinbergschnecken. Die Querwände, falls mehr als eine Zelle gebaut wird, bestehen aus zerkauten Pflanzenteilen und Speichel Der Abschlusspfropf wird mit Erde und kleinen Steinchen gebildet. Abb.: belegtes Schneckenhaus (Quelle: H. Hintermeier, Artenschutz in Unterrichtsbeispielen, AUER-Verlag) Abb.: Die Biene mit dem Schneckenhaus. (Zweifarbige Mauerbiene)

- 52 - Quelle: Bienen, Hummeln,Wespen im Garten und in der Landschaft. Obst- und Gartenbauverlag München, Autoren: Helmut und Margit Hintermeier 13. Die Tapeten der Nistkammern So facettenreich die Wahl der Nistplätze ist, so vielfältig ist auch die Auskleidung der Nistkammern. Hierbei geht es allerdings nicht um Schönheit, sondern es handelt sich um eine Maßnahme die der Brutfürsorge dient. Das Pollenbrot muss in den Brutzellen vor Feuchtigkeit geschützt werden, da es sonst sehr leicht zur Verpilzung des Nahrungsvorrates kommen kann. Damit dieses nicht geschieht, haben sich bestimmte Wildbienenarten allerhand Tricks einfallen lassen. Im Boden nistende Arten kleiden die Zellen mit einem seidenartigen Sekret aus welches sie aus einer Hinterleibsdrüse erzeugen (Seidenbienen). Andere Bodenbrüter (Sandbienen) durchtränken die Zellen mit einem Speicheldrüsensekret. Harz- und Wollbienen verwenden Harz bzw. Pflanzenwolle. Hosenbienen stellen ihre Pollenpakete auf drei

- 53 - kleine Füßchen und ermöglichen dadurch Luftzirkulation. Besonders interessant ist die Brutfürsorge der Blattschneiderbienen, die mit ihren scharfen Kiefern kleine Stücke aus Blättern schneidet, sie zusammenrollt und damit ihre Brutkammern auskleidet. Der Abschluss der Kammern wird durch mehrere kreisrunde Blattstücke gebildet. Die verschiedenen Arten verwenden verschiedene Blätter, so z.b. von Eiche, Birke, Rose, oder Flieder. Eine Art verwendet die Blütenblätter von Klatschmohn. So spezialisiert die Blattschneiderbienen auf ihre Blattart auch sein mögen, so variantenreicher sind sie in der Wahl ihrer Brutunterkünfte. So nistet z. B die Gemeine Blattschneiderbiene in markhaltigen Pflanzenstängeln, in hohlen Pflanzenzweigen, in Käferfraßgängen, oder auch in künstlichen Nisthilfen wie gebohrten Hartholzscheiben oder Bambusrohrstücken. Abb.: Linienbau einer Blattschneiderbiene. Spuren an Blättern und fingerhutartige Zellenauskleidung. (Quelle: H. Hintermeier, Artenschutz in Unterrichtsbeispielen, AUER-Verlag) 14. Gegenspieler der Einsiedlerbienen Obwohl die Wildbienen sehr aufwendige Brutfürsorge betreiben und sehr sorgfältige, massive Nestverschlüsse fertigen, gibt es doch eine Menge von Gegenspielern, die den Wildbienen das Leben schwer machen. Da sind zunächst die Kuckucksbienen. Diese Tiere verfügen über keine eigenen Einrichtungen zum Pollenammeln, es fehlt ihnen die Behaarung. Sie lauern in Nähe der Wildbienennester und legen noch bevor die Zellen verschlossen werden, ein Ei (Kuckucksei) in die Zellen. Ihre Larven entwickeln sich schneller als die der Wildbienenarten und fressen den Pollenvorrat der Wildbienenlarven schnell weg. Nicht selten werden auch die Larven der Wirtsbienen getötet. Bestimmte Schlupfwespenarten legen mit Hilfe eines Legebohrers in die Larven der Wildbienen ein Ei, wobei sie mitunter auch durch die leere Eingangszelle hindurch bohren. Die Larve der Schlupfwespe entwickelt sich dann im Körper der Wildbienenlarve. Ein weiterer Parasit ist die Goldwespe, die ihre Eier ins Bienennest schmuggelt. Ihre Larven saugen die Wirtslarven aus. Schließlich werden viele Wild-

- 54 - bienennester noch Opfer verschiedener Vogelarten. Spechte, Kleiber, Baumläufer und auch Meisen könne mit ihren langen, schlanken Schnäbeln Wildbienennester aufbrechen und ausräubern. Im Boden befindliche Bauten von Wildbienen werden häufig von Spitzmäusen und Maulwürfen ausgeräubert. 15. Die ökologische Bedeutung der Wildbienen Wildbienen haben sowohl für den Menschen, als auch für den gesamten Naturhaushalt eine hohe Bedeutung. Der Mensch profitiert von ihnen direkt durch ihre Bestäubungstätigkeit an Obstgehölzen. Insbesondere da wo Honigbienen fehlen können Wildbienen Bestäubungslücken füllen. Indirekt spielen Wildbienen eine große Rolle bei der Vermehrung von Ackerfutterpflanzen wie z.b. dem Rotklee oder der Luzerne. Besonders bei der Luzerne erbringen Wildbienen eine bessere Bestäubungsleistung als die Honigbiene. Aber auch für den Naturhaushalt sind Wildbienen unentbehrlich, denn sie bestäuben viele der wildwachsenden Blütenpflanzen und tragen damit zum Erhalt dieser Pflanzen bei. Aufgrund ihrer hohen ökologischen Bedeutung sind alle Wildbienen unter Naturschutz gestellt. 16. Schutz der Wildbienen in Kleingartenanlagen Ökologisch sinnvoller und effizienter Wildbienenschutz beginnt mit dem Erhalt von Lebensräumen, also mit Biotopschutz. Hierfür sind in unseren Kleingartenanlagen keine Ansatzpunkte gegeben. Wir können aber trotzdem mit einfachen Mitteln auch in unseren Gärten und Kleingartenanlagen für Wildbienen Hilfe leisten. Neben der Erstellung und Einrichtung von Nisthilfen, ist ein bestimmtes Nahrungsangebot für Wildbienen äußerst wichtig. Obwohl in den Kleingärten naturgemäß viele Nahrungspflanzen für Einsiedlerbienen vorkommen (insbesondere Obstbäume und Beerenobststräucher), sollte auf das Vorkommen bestimmter Gehölze, Wildkräuter und Wildstauden geachtet werden. 16.1 Nahrungspflanzen für Wildbienen Bäume, Sträucher, Kletterpflanzen Obstbäume und Beerenobststräucher Wildrosen (Rosa-Arten) Berberitze (Berberis vulgaris) Feldahorn (Accer campestris) Schlehe (Prunus spinosa) Weißdorn (Crategus Arten) Schneeheide (Erica herbacea) Wilder Wein (Parthenocissus inserta) Kletterrosen Rotfrüchtige Zaunrübe

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- 57-16.2 Nisthilfen für Wildbienen Nisthilfen für Wildbienen herzustellen, ist eine relativ einfache Angelegenheit und jeder der sich für dieses Thema interessiert kann hier ohne großen finanziellen Aufwand tätig werden. Ganz leicht können wir den im Boden nistenden Einsiedlerbienen helfen. Sie bevorzugen offenen, vegetationsfreien Boden. Das Freihalten einer Bodenfläche von Bewuchs, mindestens 1 qm sollten es allerdings schon sein, kann schon einigen Arten helfen. Ein weiteres mögliches Ersatzhabitat ist ein Bienen-Sandkasten : ein ca. 20 cm hoher Rahmen, den man überwiegend mit Sand auffüllt. Wichtig: Indem die Sandplattform über den umgebenden Boden hinausragt, lässt sie den Regen schnell versickern und die Brut nicht zu feucht werden.

- 58 - Foto: Klaus-Dieter Kerpa Steilwandbewohner kann man durch das Anlegen oder den Erhalt von Böschungen helfen. Eine Böschung aus sandigem Lehm in sonniger Lage dient Steilwandbewohnern als Nistplatz. Mindestgröße: 1 qm

- 59 - Sehr vielfältige Nisthilfen können für Hohlraumbewohner angeboten werden: Nisthilfen für Hohlraumbewohner Bambusrohre verschiedener Stärken werden in eine alte Konservenbüchse gesteckt. Die Bambusröhrchen müssen am hinteren Ende verschlossen sein. An Stelle einer Konservenbüchse eignen sich auch Lochsteine zum Halten der Bambusröhrchen. Anstatt Bambusröhrchen eignen sich auch Strohhalme, ja sogar Trinkhalme aus Kunststoff werden gerne besiedelt.

- 60 - Holzklötze mit Bohrungen im Durchmesser von 3-8 mm in Hartholz werden ebenfalls sehr gerne angenommen. Die Löcher so tief bohren, wie der Bohrer lang ist. möglichst hochtourig bohren, damit es glatte Wände gibt. Auch Stammstücke von Obstbäumen eignen sich sehr gut, wenn es sich um harte Holzsorten handelt. Ein Schutz gegen Regen ist ratsam.

- 61 - Markhaltige Zweige. Wildbienen die ihre Nester in markhaltige Pflanzenteile bauen kann man durch das Aufstellen gebündelter Zweige von Brombeeren, Himbeeren, Holunder, Königskerze, u.a. Nisthilfen anbieten. Totholz als Nisthilfe. Manche Wildbienenarten nagen ihre Nestgänge für die Aufnahme der Brutzellen ausschließlich in Totholz. Solchen Arten kann durch das Aufstellen von morschen Holzklötzen, Balken oder dickeren Ästen geholfen werden. Auch die schon weißfaulen Äste verschiedener Laubgehölze sind hervorragende Nistgelegenheiten für Morschholzbewohner. Unter diesem Aspekt ist ein alter, absterbender Baum für viele Jahre ein wertvoller Kleinstlebensraum für Wildbienen. Natürlich kann man auch Stammholz oder dickere Äste zu einem Stapel geschichtet, bis zur vollständigen Verrottung liegen lassen. Ein Holzstapel für Wildbienen (u.a. Kleintiere). Sollte bis zur vollständigen Verrottung liegen bleiben.

- 62 - Niststeine für Wildbienen: Seit einiger Zeit werden vermehrt Niststeine aus gebranntem Ton oder Holzbeton angeboten (Bezugsquellen siehe Anhang). Diese Nisthilfen werden sehr gerne von Mauerbienen und anderen Gattungen angenommen. Beliebt bei Wildbienen: Hotels aus gebranntem Ton. (Foto: Klaus-Dieter Kerpa) Grundsätzliches zum Anbieten von Nisthilfen: Alle Nisthilfen sollten an einer trockenen, sonnig-warmen und windgeschützten Stelle fest installiert werden. Feuchtigkeit schädigt die Brut, deshalb sollte ein regensicherer Standort bevorzugt, oder die Nisthilfen mit eine kleinen Dach geschützt werden. Kombinierte Nisthilfen, Nistwände Die verschiedensten Nisthilfen lassen sich zu ganzen Nistwänden oder ähnlichen Einrichtungen kombinieren. Das könnte auch eine reizvolle, interessante Aufgabe für einen Kleingärtnerverein sein.

- 63 - Alles unter einem Dach: Angebot verschiedenster Nisthilfen für Wildbienen. (Foto: Kerpa) Platz satt: Kombination verschiedenster Nisthilfen zu einer Nistwand. (Foto: Kerpa)

- 64-17. Zusammenfassung Wildbienen, diese liebenswerten Insekten mit ihrem überaus interessanten Brutverhalten erfüllen wichtige Funktionen im Naturhaushalt und verdienen Schutz und Förderung. Es wäre schön wenn durch diesen Vortrag viele Gartenfreunde angeregt werden sich intensiver mit diesen Insekten zu beschäftigen. Wildbienenschutz ist eine einfache Angelegenheit die von jedem, selbst auf dem Balkon betrieben werden kann. Das Naturgeschehen kann man dabei hautnah miterleben. Dabei wird dem Interessiertem immer wieder von neuem klar, wie vielschichtig und verflochten ökologische Zusammenhänge sind. Wildbienenschutz eignet sich daher in ganz besonderer Weise als praktischer Anschauungsunterricht für Kinder und Jugendliche. Für Kleingärtnervereine mit ihren teilweise großen Freiflächen wäre auch unter diesem Aspekt die Anlage eines Wildbienen-Lehrpfades eine empfehlenswerte und dankbare Aufgabe. Wildbienenlehrpfad mit Beispielen für Nisthilfen und Nahrungspflanzen. (Foto: Kerpa)

- 65-18. Literaturquellen, Bezugshinweise Literatur Artenschutz in Unterrichtsbeispielen, Helmut Hintermeier; AUER-Verlag Bienen, Wespen, Ameisen, Heiko Bellmann; Kosmos Naturführer Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft, Helmut und Margit Hintermeier; Obst- und Gartenbauverlag München Hummeln bestimmen, ansiedeln, vermehren, schützen, E. v. Hagen; Naturbuchverlag Augsburg Die Wildbienen Baden-Württembergs, Teil I u. II, Paul Westrich; Ulmer-Verlag (Neuauflage in Arbeit) AID-Broschüre 3557/ 1998 Heimische Wildbienen, Hummeln und Wespen Bezugshinweise Nisthilfen: Schwegler; Vogel- und Naturschutzprodukte GmbH 73614 Schorndorf; Wildbienenhotels aus Ton: Volker Fockenberg; 46244 Kirchhellen Wildbienenlehrpfade Wildbienenlehrpfade gibt es inzwischen eine ganze Reihe, z.b. Kamen, Bergkamen-Heil (an der Ökologiestation), Botanischer Garten der Stadt Solingen, Wildbienenpark Marienfeld (Kreis Gütersloh) Immengarten des naturhistorischen Museums in Lübeck, u.a.m. Infotafel an einer Nisthilfe für Wildbienen im Naturgut Ophoven in Leverkusen (Foto Kerpa)