Filoviridiae. Ebola und Marburg Virus

Ähnliche Dokumente
LMU. Rhabdoviren Paramyxoviren Filoviren Bornaviren

Vorlesung. Virologie

Influenza des Schweines

Die kleinsten Viren kommen daher mit einem sehr geringen Informationsgehalt von nur 4 Genen aus, von denen

Inhalte unseres Vortrages

Infektionsimmunologie 2. Teil: Ebola. Herbstsemester 2014

Dr. Jens Kurreck. Otto-Hahn-Bau, Thielallee 63, Raum 029 Tel.:

Real time RT-PCR Verfahren zur Detektion, Quantifizierung und Genotypisierung von Hepatitis-C-Virus

HIV-Infektion und AIDS. Seminar aus funktioneller Pathologie

Expressionskontrolle in Eukaryonten

Schutzimpfungen. Gelbfieber Hepatitis A Typhus Hepatitis B Meningokokken-Meningitis Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) Tollwut Masern

Regulation der Genexpression: regulierbare Promotoren, Proteine und sirna

Virusinfektionen bei Urlaubsrückkehrern

Die Rolle der Homooligomerisierung des Polymerasekofaktors VP35 im Vermehrungszyklus des Marburg-Virus

Hantavirus-Diagnostik

Rekombinante Wirkstoffe! 9. Vorlesung!

Das zentrale Dogma der Molekularbiologie:

Aufbau und Funktion des Genoms: Von der Genstruktur zur Funktion

Die Diagnostik der Koi-Herpesvirus-Infektion

8. Translation. Konzepte: Translation benötigt trnas und Ribosomen. Genetischer Code. Initiation - Elongation - Termination

AIDS - Virus der Neuzeit

Molecular Farming-Produktion von therapeutischen Eiweißen in Pflanzen

Interpretation von serologischen Befunden

aktive / passive Immunisierung

Entwicklung und Validierung von multiplex real-time RT-PCR assays in der Virusdiagnostik

Viren mit einzelsträngigem, segmentiertem RNA-Genom in Negativstrang-Orientierung. Bekannter Vertreter

Datenspeicherung und Datenfluß in der Zelle - Grundlagen der Biochemie

Epstein-Barr-Virus-Infektion: Möglichkeiten und Grenzen der serologischen Diagnostik von Reaktivierungen und chronischen Verläufen

Hepatyrix Injektionssuspension Hepatitis-A-(inaktiviert) und Typhus-Polysaccharid-Impfstoff (adsorbiert) ab dem vollendeten 15.

Herzlich Willkommen am 45. Zürcher Hygienekreis

DNA Replikation ist semikonservativ. Abb. aus Stryer (5th Ed.)

Klausur zum Modul Molekularbiologie ILS, SS 2010 Freitag 6. August 10:00 Uhr

Inhibition of respiratory syncytial virus infection with intranasal sirna nanoparticles targeting the viral NS1 gene

Molekulargenetischer Nachweis und Genotypisierung von HPV

schützen.at Eine Information von: Cutterguide: N/A Printing Process: Offset GD: GP 30091

HIV-1 NAT-Testversager durch Mutationen

Synthese von eukaryotischen RNA-Modifikationen

Das Komplementsystem. Effektorwirkungen. Der humorale Effektorapparat des angeborenen Immunsystems

YERVOY (ipilimumab) Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusëtzlichen Überwachung. Patiëntenfolder

HIV-Diagnose E.L.I.S.A. Best.- Nr

BEIJING WANTAI: HEPATITIS E DIAGNOSTIK

Molekulare Mechanismen der Signaltransduktion Kartierung des AXR1 Gens + early auxin-induced genes Folien:

Fallstricke in der HIV-Diagnostik. Elisabeth Puchhammer-Stöckl Department für Virologie Medizinische Universität Wien

Allgemeine Virologie

Vorlesungsfolien abrufen

Diss. ETH DELphi - a cdna library screening technology for mammalian cells based on an alphaviral expression system

Wichtige Impfungen für Senioren. Vortrag für Mitarbeiter und Bewohner von Pflegeeinrichtungen

Wie Sie effektiv die Wirtschaftlichkeit Ihrer Zucht steigern können

22 rubin sonderheft 12. DNA nutzen eine neue Impfstrategie

EBOLA-VIRUS WIE KANN MAN SICH SCHÜTZEN WORKERS PROTECTOR

Weltweite Seuche? Helfer im Ebola-Gebiet. Ebola macht Angst... Impfen gegen Ebola. Viren-Gefahr durch Tiere. Dumme Viren schlaue Viren

Diagnostik der Norovirusinfektionen beim Menschen und aus Abstrichen und Lebensmittelproben

Titel und Inhaltsverzeichnis. Inhaltsverzeichnis

Immunregulation durch alternative Antigenpräsentation. am Beispiel der HCV- und HIV-Infektion

Das Kapsidprotein des Semliki Forest Virus - Lokalisierung und Auswirkungen verschiedener Proteindomänen in kultivierten Säugerzellen

Gentherapie. Grüne Gentechnologie

Stammzellenmanipulation. Stammzellen können in Zellkultur manipuliert werden

Transgene Organismen

Exkurs 4: Oligonucleotide als Antisense Wirkstoffe

Die DNA Replikation. Exakte Verdopplung des genetischen Materials. Musterstrang. Neuer Strang. Neuer Strang. Eltern-DNA-Doppelstrang.

Transcriptomics: Analysis of Microarrays

Az geänderte Fassung vom September 2007

Gastroenteritis Virale Gastroenteritis

SYNTHESE UND TESTUNG POTENTIELLER ELONGIN C-ANTAGONISTEN ALS NEUARTIGE HIV-THERAPEUTIKA

RNA-Regulationsmechanismen: RNA Interferenz

Übung 11 Genregulation bei Prokaryoten

Unfall B-Betrieb. Definition

Stand von letzter Woche

PATIENTENINFORMATION. Bakterien und Viren. Hintergründe, Behandlung & Vorsorge - im Krankenhaus und zu Hause.

Impfstoffe gegen Viruskrankheiten. Impfstoffe gegen Viruskrankheiten. Virale Lebendimpfstoffe in Gebrauch. Lebendimpfstoff: Definition

Protokoll Praktikum für Humanbiologie Studenten

Expression der genetischen Information Skript: Kapitel 5

Psoriasin is a major Escherichia coli-cidal factor of the female genital tract

Inhaltsverzeichnis... I. Ein Vorwort... VII. Synopse der Arbeit... IX. Synopsis of the thesis... XIII

Immunologische Methoden und Enzymassays

Saisonale Grippe, Vogelgrippe und pandemische Grippe Gut zu wissen Wichtige Informationen für Sie und Ihre Familie

Algorithmen auf Sequenzen

Die vorliegende Arbeit wurde selbstständig und ohne unzulässige Hilfe angefertigt.

Der HIV-Schnelltest: Eingeschränkte Aussagekraft bei Primärer HIV-Infektion

Hygienemaßnahmen aus der Sicht eines Mikroorganismus

West-Nil-Virus und Hepatitis E-Virus: durch Bluttransfusion übertragbare Viren

Antiretrovirale Therapie und Resistenz von HIV-1

Tierärztliche Hochschule Hannover Analyse des Eintritts von Ebolaviren in Makrophagen

HBV, HCV und HIV Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus Sicht des Virologen

Translationsstrategien

(Virale) Atemwegsinfektionen im Herbst/Winter

Transkript:

Filoviridiae Ebola und Marburg Virus

Einleitung Geschichte, Aktualität Die Krankheit Infektion, Symptome, Behandlung und Impfstoff, Prävention von Epidemien Das Virus Gliederung Klassifizierung, Genom, Morphologie und Struktur, Die virale Proteine Die Glycoproteine von Ebola

Geschichte 1967 Marburg (31/7), Affen aus Uganda 1976 Ausbruch am Ebola-Fluss in Zaïre (Kongo) (318/280) 1976/79 Sudan (284/150), Sudan (34/22) 1989 Ausbruch in Reston, VA; Affen aus den Phillipinen (4/0) 1994 Einzelfall an der Elfenbeinküste (1/0), neuer Subtyp 1994/96 Gabun (44/28), (98/66) 1995 Kikwit (Zaire) (315/244) 1998-2000 Marburgvirus: Kongo (149/123) 2000 Uganda (425/224) Okt. 2004 Marburgvirus: weltweit schlimmste Epidemie von HF, in Angola, dauert immer noch an! (337/311 am 18. Mai) Mai 2005 Kongo: Verdacht, 9 Tote (17.5)

Der Bund am Mittwoch, 11. Mai 2005

Die Krankheit Allgemeines und Infektion Ebola Hämorrhagisches Fieber (EHF) In Menschen und einigen Primaten Natürliches Reservoir noch immer unbekannt Ausbrüche selten und unvorhersehbar Infektion: direkter Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten (Blut, Exkremente, Speichel, Erbrochenes etc.) und Tröpfcheninfektion Sterblickeitsraten: 25-100% Inkubationszeit: 2-16 Tage

Plötzlicher Beginn Die Krankheit Symptome 3-9Tage: Grippeähnliche Symptome - Hohes Fieber, Kopfund Muskelschmerzen Nach 1 Woche: Ausschlag, Übelkeit, Durchfall Dann: Hämorrhagisches Fieber - Haut- und Schleimhautblutungen, Zerstörung kapillarer Blutgefässe Tod: durch Schock, Blutungen im Gastrointestinaltrakt, Milz und Lunge, durch Organschäden Oder Genesung: langsam, kann von Gelbfieber, Hepatitis und Myelitis begleitet sein

Behandlung: Die Krankheit Behandlung und Impfstoff Möglichkeiten limitiert symptomatische Behandlung Desinfektion: zerstört durch UV, γ, Hypochloritund phenolische Desinfektionsmittel GenPhar: 1. Nov. 2004 zur Zeit erste Tests an Menschen

Die Krankheit Prävention von Epidemien Quarantäne von Infizierten, Kontrolle von Kontakten Sterile Spritzen und Ausrüstung Behandelnde: Handschuhe, undurchlässige Kleidung, Gesichts- und Augenschutz, Bein- und Schuhbedeckung Kremierung der Toten

Das Virus Klassifizierung Reich Ordnung dazu gehören: Familie Gattungen (-) ss RNA Viren Mononegavirales Rhabdoviren, Paramyxoviren Filoviridiae Marburg (1 Spezies) Ebola (4 Spezies) : Zaire, Sudan, Elfenbeinküste, Reston

Das Virus Das Genom (-) sense ss RNA unsegmentiert 19kb lang A/U reich 1.1% des Virions ist Nukleinsäure Grösstes Genom der Mononegavirales 7 Gene identifiziert, Überlappungen (Funktion unbekannt) Ebola 3 Overlaps, Marburg 1 Overlap Transkription und Replikation: im Cytoplasma der infizierten Zelle Volle Länge (+)RNA wird synthetisiert und davon Nackommen (-)RNA

Das Virus Morphologie und Struktur Lange, zylinderförmige, filamentöse Partikel Pleiomorph: gerade, gekrümmt, geringelt, 6 - oder U -förmig und verzweigt Behüllt: Sprossung der Viren durch Zellmembran führt zu umhüllten Viren Helikales Capsid (Durchmesser 50nm, Periodizität 5nm) Durchmesser 80nm Länge variabel (130-14 000 nm) grösste Infektiosität: 790nm (Marb.)/970 nm (Ebola)

Ribonucleoprotein Complex NP Nucleocapsid Strukturprotein VP30 Minor nucleoprotein, RNA bindend VP35 lose, Transcriptase Complex? L RNA-abhäng. Polymerase Membran-assoziierte Proteine VP40 VP24 GP Das Virus Matrix-Protein Fkt. Unbekannt, ev. uncoating Integrales Membranprotein Oberflächen Spikes, glykosyliert 7nm, 10nm Abstand Sekretiert sgp sekretierte Form des GP Die viralen Proteine

Die Glycoproteine von Ebola Transkription, Translation,, Prozessierung GP Gen: hat Stop Codon in der Mitte verhindert Synthese von Full-Length Protein 1. Genprodukt: truncated GP, 60kDa, wird sekretiert (sgp) Funktion: unbekannt (Bindung von AK od Liganden auf T-Zellen?) Transcriptional Editing: Insertion eines A Frameshift 2. Genprodukt: ganzes Protein, 130 kda, Transmembran-Form Funktion: Bindung an Rezeptor und Vermittlung der Penetration Prozessierung von GP: Synthese von 676AS Protein Signalpeptid (N-terminale 32 AS) entfernt ER: N-Glykosylierung pre-gp Golgi: vollständige Glykosylierung GP0 Furin convertase: GP1 (130kDa) & GP2 (24kDa)

Die Glycoproteine von Ebola Die Glycoproteine und Penetration Penetrationsmechanismus: nach wie vor unbekannt! Rezeptor auf Wirtszelle: Unbekannt! Targets des Virus: Makrophagen und Neutrophile, vaskuläre Endothelzellen, Leber- und Nierenzellen Hypothese: GP1 verantwortlich für Rezeptorbindung GP2 vermittelt Fusion mit Wirtszelle (ph?) Welche AS-Reste sind verantwortlich für die Bindung des Rezeptors?

Die Glycoproteine von Ebola Manicassamy et al: Comprehensive Analysis of Ebola Virus GP1 in Viral Entry, J Virol. 2005;79:4793-805. Problem: Sicherheit beim Arbeiten mit Ebola Pseudotypisierung: Assoziation eines Virus mit fremden Hüllproteinen Experimentell: Kotransfektion von wt od. mut. GP1 mit Luc-E - -R - -HIV vector in 293T Isolation der pseudotypisierten Viren aus dem Überstand nach 24-48h Konstrukte: Deletionsmutanten mittels PCR-directed mutagenesis

Die Glycoproteine von Ebola Manicassamy et al: Comprehensive Analysis of Ebola Virus GP1 in Viral Entry, J Virol. 2005;79:4793-805. Assay für Infektiosität: Infektion von 293T s od. HeLa s mit pseudotypis. Viren Lyse nach 48h nach Infektion Messung der Luciferase Aktivität Resultat: Nur Δ12 und Δ13 vermitteln Penetration des Virus in die Zellen D.h. die N-terminalen 230 Reste sind dafür notwenig! Wo könnten Rezeptor-Binding Sites sein? Alanin-Substitutionen durch site-directed Mutagenese (Quick-Change) Assay mit Luciferase-Aktivität wie oben beschrieben AS-Reste 33-185 verantwortlich für Rezeptor-Erkennung