Brexit - Folgen für Europa und Deutschland

Ähnliche Dokumente
Der Finanzplatz Frankfurt und der Brexit. Positionen des Bankenverbandes

BREXIT: Eine volkswirtschaftliche

Welches Europa wollen Sie?

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Ausblick 2017: Unsicherheiten nehmen zu

Auslandsinvestitionen

Auslandsinvestitionen

Weitere Erholung im Zeichen der Produktivitätserhöhung. Rudolf Minsch, Chefökonom

tom Chemiemärkte weltweit (Teil II) Die deutsche Chemie auf den weltweiten Märkten

Leo Grüter Gastgeber LUKB Pilatus-Club Mitglied der Geschäftsleitung LUKB

Deutschland Entwicklungsmotor Europas

Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP)

Starkes Bayern starkes Europa. Brexit Gefahr für Europas Wirtschaft?

Wirtschaftsdatenblatt Deutschland

Europäische Integration

Brexit die konjunkturellen Folgen

Ersteinschätzung der Unternehmen in Deutschland zum Brexit

Deutsche Direktinvestitionen im Ausland (Aktive Direktinvestitionen)

Deutsche Direktinvestitionen im Ausland (Aktive Direktinvestitionen)

Britische Wünsche bleiben unerfüllt

tom Chemiemärkte weltweit (Teil II) Die deutsche Chemie auf den weltweiten Märkten

BREXIT - Was ist das - Kinderuni 2016 Vorlesung Prof. Dr. Kai-Uwe Wellner. Samstag,19. Nov Uhr Hörsaal BL002

Import und Export: Wichtigste Handelspartner

Vorblatt. Ziel(e) Inhalt

DAI Deutsches Aktieninstitut e.v.

CODE ELEMENTE A Land und Forstwirtschaft; Fischerei B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden C Herstellung von Waren

Stand der polnisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen: Jahresergebnisse 2012 und Prognose Jan Masalski

Grundlagen Außenhandel

Brexit die konjunkturellen Folgen

Frankfurt am Main, 11. April 2005 Zentrale / S / Bundesland unmittelbar mittelbar unmittelbar mittelbar

März Russische Direktinvestitionen in Deutschland. Ein Überblick.

Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen im europäischen Vergleich

Die Wichtigkeit der Bilateralen aus Sicht von Novartis

Herzlich willkommen zur VDW-Jahrespressekonferenz Frankfurt am Main, 11. Februar 2016

Unternehmensstatistik der IHK Dresden einschließlich Betriebsstätten und Zweigniederlassungen

Austerität und Lohnkürzung eine fatale wirtschaftspolitische Mischung Prof. Dr. Heiner Flassbeck

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

Direktinvestitionen USA im Fokus

Wirtschaft und Finanzen der EU

M+E-Industrie bleibt Exportbranche Nummer eins

PRESSESTATEMENT. von. Anton F. Börner. Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. (BGA)

Post-Brexit: Aktuelle Lage und Perspektiven für die Wirtschaft in Europa

Neue Arbeit - nichts Neues für Thüringen

Aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer Schwaben

Konsequenzen einer möglichen handelspolitischen Neuausrichtung

Begrüßung zum Finanzer-Arbeitskreis am in Chemnitz bei ThyssenKrupp Presta Chemnitz GmbH

DIE SCHWEIZ ZUKUNFTS- ODER AUSLAUFMODELL?

Stand der polnisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen: Jahresergebnisse 2012 und Jahres-Entwicklungsprognose D Jelenia Góra, den

Entwicklung der deutschen Maschinenproduktion

Wirtschaftsdaten kompakt: Deutschland

Import Export Konsumgüter Vorleistungsgüter AUSSENHANDEL. Zielländer Maschinen Verbrauchsgüter. Herkunftsländer. Chemische Erzeugnisse.

Goodbye, Großbritannien

Aktuelle Konjunktur in der sächsischen Wirtschaft. Dresden,

Mitglieder der Europäischen Union

Entwicklung der Chemie- und Pharmaproduktion in Deutschland

Deutsche Unternehmen in Spanien. Geschäftsklima Digitalisierung.

Industrieland Deutschland. Teil 2, Stand: Dezember 2016

Auswirkungen des Brexits

Brexit: Wie steht es um die Bonität meines britischen Geschäftspartners?

Daten zur polnischen Wirtschaft

"Der EU-Finanzrahmen bis 2020 und die neue Europäische Kommission"

POWER RESEARCH WOHLFAHRTSEFFEKTE EINER TRANSATLANTISCHEN FREIHANDELSZONE IN KOOPERATION MIT

Internationale und globale Zusammenhänge der Sozialen Arbeit. Die Europäische Union als Handlungsebene: Beispiel Europäische Sozialpolitik

Wirtschaftsdaten kompakt: El Salvador

Das Deutsche Wirtschaftswunder - kurzfristiges Phänomen oder langfristiger Trend?

Die aktuelle Situation der europäischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Europa weiß-blau Politischer Jahresauftakt der vbw im Brüssel

Öffentlicher Schuldenstand*

Britischer EU-Austritt stellt Irland vor Herausforderungen

Die wichtigsten Handelspartner Deutschlands (Teil 1)

Erholung setzt sich fort: Arbeitslosigkeit geht weiter zurück. Wie gut ist die Schweizer Wirtschaft auf die Zukunft vorbereitet?

Innovation als Wachstumstreiber für KMU. Referent: Rudolf Minsch

Sitz: Strassburg Arbeitsorte: Strassburg, Luxemburg, Brüssel. Fraktionen Direktwahl seit 1979

In Zukunft ohne Wachstum? Bitte nicht!

Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung

PRESSEMITTEILUNG INTERNATIONALE INSTITUTIONEN VERÖFFENTLICHEN DATEN ZUM BIP DER G20: VERLANGSAMUNG DES BIP-WACHSTUMS DER G20 AUF 0,7 %

Marktbericht. Christian Scherrmann 14. März Bei dieser Information handelt es sich um Werbung

Globalisierung und Statistik Beispiel: Statistik des Außenhandels

Bedroht die Energiewende die Industrie in Deutschland?

Montag, um 18:40 Uhr

Die Verschuldung der öffentlichen Hand und die daraus resultierenden wirtschaftspolitischen Konsequenzen

WIRTSCHAFTSDATEN DEZEMBER 2015

Der Franken und die Geldpolitik im Zeichen der Zinswende und der Rückkehr der Inflation

Frankfurt im Vergleich zu europäischen Standorten

EUROPAISCHE WIRTSCHAFT

Pressemitteilung. Tübingen und Linz, 7. Februar 2017

Faktencheck: Industrienation Schweiz 2016 eine Standortbestimmung. Peter Grünenfelder 23. Juni 2016, HSG Alumni Forum

Austrian Equity Day 29. Oktober 2013 Die Bedeutung des österreichischen Kapitalmarkts für die heimische Wirtschaft

Wirtschafts- und Handelsdaten Deutschlands 2013

Wie funktioniert Europa Darstellung des Gesetzgebungsverfahrens. der Beteiligungsmöglichkeiten* Christian Röhle, Frankfurt am Main. I.

Aussichten der Automobilindustrie 2017

38. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Greg Hands, Minister of State for International Trade & Investment

Geschäftsplan Deutschland

Arbeit und Erwerb. Beschäftigte

Der Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie. Ausgewählte Ergebnisse der Sommererhebung 2016, 1. Halbjahr

KLEINSTAAT SCHWEIZ AUSLAUF ODER ERFOLGSMODELL?

Französisch ein Plus für die Karriere auf dem deutsch-französischen Arbeitsmarkt

WIBIS Steiermark Factsheet Konjunktur - Jänner

@FotoBug11-shutterstock. Investitionen der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie - Kurzfassung

Transkript:

Brexit - Folgen für Europa und Deutschland Prof. Dr. Michael Hüther Direktor, Institut der deutschen Wirtschaft Köln Wirtschaftspolitische Gesellschaft von 1947 e.v. 22. März 2017, Frankfurt

Agenda 1 Brexit: Ausgangslage und Ausgestaltung 2 Wirtschaftliche Implikationen für Deutschland und Großbritannien 3 Politische Zukunft Europas sichern! Seite 2

Brexit: Postfaktisches Zeitalter? Seite 3

Gestiegene britische Nettozahlungen an den EU- Haushalt Zahlungen und Rückflüsse aus dem EU-Haushalt in Milliarden Euro 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Zahlungen Rückflüsse Agrar Rückflüsse Kohäsion Sonstige Rückflüsse Quellen: Europäische Kommission (2015) Seite 4

Starke finanzielle Integration Direktinvestitionen des Vereinigten Königreichs im Ausland Ausländische Direktinvestitionen im Vereinigten Königreich 2006 2015 Mrd. Pfund In vh Mrd. Pfund In vh Europa 403 54 527 50 EU 315 42 449 43 Niederlande 93 13 126 12 Frankreich 36 5 61 6 Deutschland 18 2 18 2 Luxemburg 62 8 93 9 Spanien 25 3 45 4 UK Off Shore Inseln 66 9 38 4 Amerika 256 35 343 33 USA 181 24 237 23 Asien 54 7 124 12 Australien & Ozeanien 13 2 20 2 Afrika 15 2 39 4 Welt 741 100 1052 100 2006 2015 Mrd. Pfund In vh Mrd. Pfund In vh Europa 332 57 535 56 EU 300 52 431 45 Niederlande 120 21 140 15 Luxemburg 16 3 75 8 Frankreich 60 10 66 7 Deutschland 54 9 51 5 Irland 8 1 12 1 UK Off Shore Inseln 9 2 57 6 Amerika 201 35 328 35 USA 171 29 252 27 Asien 39 7 74 8 Australien & Ozeanien 8 1 12 1 Afrika 1 0 3 0 Welt 580 100 950 100 Quelle: Office for National Statistics (UK) Seite 5

Starke Integration über die Wertschöpfungskette Britische Position im Vorleistungshandel mit der EU nach Branchen In Mio. US-Dollar Lieferungen EU an GB Lieferungen GB an EU Saldo Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten 292 14352 14059 Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 12200 21066 8866 Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten; Veterinärwesen 3090 11236 8146 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 3348 9639 6290 Sonstiger Fahrzeugbau 2514 5530 3015 Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung; Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung 5137 7803 2666 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen 16305 4799-11506 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen 13964 3626-10338 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 18878 11659-7219 Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen 11843 4752-7091 Maschinenbau 10419 5663-4757 Kokerei und Mineralölverarbeitung 9848 5379-4469 Quelle: WIOT, Institut der deutschen Wirtschaft Köln Seite 6

Brexit: vier mögliche Ergebnisse Spieler EU Strategie kompromisslos kompromissbereit Exit-WTO Sonderlösung-GB GB Kompromisslos Großbritannien als WTO Mitglied ohne institutionelle Bindung an die EU (kein EU-BM, keine PF, keine Zahlungen) Norwegen Großbritannien setzt seine Forderungen in den Verhandlungen gänzlich durch (EU-BM, keine PF, keine Zahlungen) Norwegen+ Kompromissbereit Großbritannien verliert politische Mitbestimmung in der EU, institutionelle Verbindungen bleiben bestehen (EU-BM, PF, hohe Zahlungen) Ähnlich zu Norwegen, institutionelle Verbindungen bleiben größtenteils bestehen (EU-BM, eingeschränkte PF, niedrige Zahlungen) Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Seite 7

Spieltheoretische Ergebnisse in der langen Frist Spieler EU Strategie kompromisslos kompromissbereit /0 GB kompromisslos kompromissbereit 0 Norwegen /0 0 Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Seite 8

Differenzierte Optionen für eine neues Verhältnis UK- EU Kontinentalpartnerschaft Vollständig Groß UK mit Norwegen EU-Mitglied Ausmaß des Zugangs zum Binnenmarkt Mittel Schweiz Gering Kanada (Türkei) Nein / kaum WTO-Staat Nein / kaum Gering Mittel Groß Vollständig Ausmaß an Zugeständnissen an die EU bei Personenfreizügigkeit für EU-Bürger Regulierungssouveränität (Rechtsharmonisierung mit EU) Nettozahlungen an die EU Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Seite 9

Agenda 1 Brexit: Ausgangslage und Ausgestaltung 2 Wirtschaftliche Implikationen für Deutschland und Großbritannien 3 Politische Zukunft Europas sichern! Seite 10

Britisches Spring Budget: Bereit machen für die Brexit Verhandlungen Der im März vorgestellte Haushaltsplan soll als stabile Grundlage für die Brexit- Verhandlungen dienen Steuererhöhungen Erhöhte Zollsätze für Alkohol und Tabak-Waren Sozialabgaben für Selbstständige steigen Steuersenkungen für die Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmenssteuern sinken ab April 2017 auf 19% und werden bis 2020 auf 17% gesenkt. Seite 11

Brexit: Kein Wachstumseinbruch? Reales BIP-Wachstum Prognosen für 2017 in 2,5 Brexit- Referendum 2,1 1,7 1,3 0,9 0,5 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Januar Februar 2016 2017 UK Euro Zone D USA Seite 12

Enorme wirtschaftspolitische Unsicherheit in GB Nachrichten basierter Index 700 600 500 400 300 200 100 0 Europa Deutschland Italien Vereinigtes Königreich Frankreich USA Q1-2017 ohne Monat März Quelle: Baker, Bloom, Davis Seite 13

Investitionsabsichten in UK nach Brexit-Referendum schlechter Bank of England Investitionsabsichten Agent Scores 2,5 Brexit 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Jan-14 May-14 Sep-14 Jan-15 May-15 Sep-15 Jan-16 May-16 Sep-16 Jan-17 Herstellung Dienstleistungen Quelle: Bank of England Seite 14

Abwertung des britischen Pfund nach dem Brexit Britisches Pfund / Euro Wechselkurs 1,4 1,35 Brexit 1,3 1,25 Ca. -12 % 1,2 1,15 1,1 1,05 1 Quelle: Bloomberg Seite 15

Der Handel zwischen Deutschland und UK hat sich nach dem Referendum deutlich verringert Veränderung des Wertes der deutschen Exporte und Importe von Gütern nach und von UK gegenüber dem Vorjahr in Prozent 20 15 10 5 0-5 -10 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Jul-Dez 2016 vs. Exporte Importe 2015 Quelle: Statistisches Bundesamt Seite 16

Deutsche Unternehmen erwarten keine große Beeinträchtigung Prof. Dr. Michael Hüther, 22. März 2017, Frankfurt Erwartete Auswirkungen des Brexit ab dem Jahr 2018 Angaben in Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland Trifft nicht zu oder keine Angabe Trifft wenig zu Trifft stark zu BEEINTRÄCHTIGUNG der eigenen EXPORTE nach UK durch Wechselkursnachteile BEEINTRÄCHTIGUNG der eigenen INVESTITIONEN durch geringere eigene BEEINTRÄCHTIGUNG der eigenen PRODUKTIONSPROZESSE durch BEEINTRÄCHTIGUNG der eigenen BESCHÄFTIGUNG wegen unsicherer UK- BEGÜNSTIGUNG der eigenen GESCHÄFTSTÄTIGKEIT durch positive 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Seite 17

Der Handel mit UK wird in 2017 sinken, der Gesamteffekt auf Deutschland ist moderat Prof. Dr. Michael Hüther, 22. März 2017, Frankfurt Geschätzte Elastizitäten und Effekte auf den Handel und das deutsche BIP UK BIP -1%in2017 Elastizität 1,8 Elastizität -0,6 Exporte nach UK ~ -2% Exporte nach UK ~ -6% Exporte nach UK gesamt ~ -8% Gesamt effekt auf BIP Wechselkurs GBP/EUR Derzeit - 10 % Elastizität -0.35 Importe aus UK -3.5% ~-¼ % Schätzungen auf Basis von Kointegrationsanalyse Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Seite 18

Brexit: Quo vadis UK? Chaotische Übergangsphase ohne vertragliche Lösung nach 2-jähriger Verhandlung vs. Kein Abkommen mit der EU wäre vollkommen okay (Boris Johnson, 12.03.2017) Schottland-Referendum Nordirland Grenzkonflikt Attraktivität Finanzplatz London Zugang zum weltweit größten Binnenmarkt Quelle: Economist Seite 19

Wer wird das neue London in Europa? Finanzplätze London, Frankfurt und Paris im Vergleich Prof. Dr. Michael Hüther, 22. März 2017, Frankfurt London Frankfurt Paris Einwohner in Mio. (2014) Anteil Auslandsbanken an ansässigen Kreditinstituten in vh (gemäß EZB-Definition, Ende 2015) Finanzplatz-Ranking (GFCI*, 2016) Ease of Doing Business** Ranking (Länderspezifisch, 2015) Steuerbelastungs-ranking (Länderspezifisch, 2015) Marktwert der Börse in Mrd. EUR (Marktkapitalisierung, 2015) Aktienumsatz in Mrd. EUR (EOB Trades, 2015) ETF Umsätze in Mrd. EUR (2015) 8,5 0,7 2,2 51,1 37,9 28,4 1 19 29 6 15 27 15 72 87 13*** 15,7 3,3**** 2.403*** 1.410 1.882**** 388,3*** 198,1 162,4**** *GFCI ist der Global Financial Centres Index vom Thinktank Z/Yen. Das Ranking berücksichtigt die Wettbewerbskraft von Finanzzentren, basierend auf verschiedenen Indices der Bereiche Business Environment, Entwicklung des Finanzsektors, Infrastruktur, Humankapital, Reputation und einer Umfrage unter Finanzexperten. **Das Ease of Doing Business Ranking der Weltbank ordnet Länder entsprechend der Leichtigkeit bei Geschäftstätigkeiten von 1-189. Ein höhes Ranking entspricht dabei einem regulatorisch förderlichen Umfeld für das Gründen und führen von Unternehmen *** London Sock Exchange mit Borsa Italiana **** Euronext mit Börsenbetrieben in Amsterdam, Brüssel, Lissabon und Paris Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln Seite 20

Agenda 1 Brexit: Ausgangslage und Ausgestaltung 2 Wirtschaftliche Implikationen für Deutschland und Großbritannien 3 Politische Zukunft Europas sichern! Seite 21

Europa: Ein Club von unberechenbaren Demokratien Institutionenaufbau und Regelwerke (1951 ff.) Binnenmarkt, Gemeinschaftswährung, Schengen / Dublin Parlament, Kommission, Rat, EZB Krisenmanagement und Ereignispolitik (2010 ff.) Machtverschiebung weg von der Kommission hin zum Ministerrat Machtverschiebung hin zur Öffentlichkeit Die Kreativität der Geschichte bewältigen Europa kann nur im historischen Kontext verstanden und weiterentwickelt werden Nationalstaaten und Europäische Integration Seite 22

Brexit: Quo vadis Europa? Brexit darf kein Präzedenzfall werden EU verliert ihren wichtigsten Finanzplatz Brexit allein induziert keine erneute Eurokrise Vision einer ever-closer-union ist gescheitert Europäische Integration muss neu gedacht werden Quelle: Cartoonmovement.com Seite 23

Verlust an wirtschaftlicher Liberalität in der EU Prof. Dr. Michael Hüther, 22. März 2017, Frankfurt Seite 24

EU White Paper: Fünf Szenarien für Europa Weiter wie bisher Schwerpunkt Binnenmarkt Wer mehr will, tut mehr Weniger, aber effizienter Viel mehr gemeinsames Handeln Seite 25

5 Szenarien für Europa 2025 1) Weiter wie bisher Festhalten am aktuellen Reformkurs im Sinne der Leitlinien von 2014 Ein neuer Start für Europa und der Erklärung von Bratislava: Binnenmarkt stärken, Investitionen in digitale Infrastruktur sowie die Verkehrs- und die Energieinfrastruktur Finanzaufsicht straffen und Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen sicherstellen Bündelung militärischer Fähigkeiten Schutz der Außengrenzen nationale Angelegenheit verstärkt durch europäische Zusammenarbeit Fortschritte in Richtung eines gemeinsamen Asylsystems + positive Agenda bringt konkrete Ergebnisse - Beschlussfassung weiterhin schwer fassbar, tatsächliche Ergebnisse entsprechen nicht immer den Erwartungen Quelle: Europäische Kommission Seite 26

5 Szenarien für Europa 2025 2) Schwerpunkt Binnenmarkt Konzentration auf Vertiefung bestimmter zentraler Aspekte des Binnenmarkts : Keine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Migration, Sicherheit oder Verteidigung Herausforderungen werden meist bilateral angegangen Hauptdaseinsberechtigung der EU ist das reibungslosee Funktionieren des Binnenmarktes: Binnenmarkt für Waren und Kapital wird gestärkt Freizügigkeit und freier Dienstleistungsverkehr sind nicht vollumfänglich gewährleistet Abbau von EU-Regulierungen EU Haushalt erfährt eine Neuausrichtung zur Finanzierung von Basisfunktionen, die für den Binnenmarkt notwendig sind + Beschlussfassung leichter verständlich - Wettlauf nach unten möglich, Divergenz, erschwerte Abschlüsse mit Drittländern Quelle: Europäische Kommission Seite 27

5 Szenarien für Europa 2025 3) Wer mehr will, tut mehr Koalitionen der Willigen, die in bestimmten Bereichen verstärkt zusammenarbeitet: (wie Szenario 1, nur die Willigen arbeiten verstärkter zusammen) Viel engere Zusammenarbeit bei der Verteidigung Zusammenarbeit zwischen Polizei und Nachrichtendiensten ausbauen (gemeinsame Staatsanwaltschaft) Stärkere Harmonisierung von Steuervorschriften und Steuersätzen bewirkt geringere Rechtsbefolgungskosten Einheitliche Sozialstandards bieten den Unternehmen Sicherheit und fördern bessere Arbeitsbedingungen + Europäische Einheit wird gewahrt, wobei die Länder, die mehr machen wollen, enger zusammenzuarbeiten. - Durch unterschiedlichen Zusammenarbeitsgrad tun sich Unterschiede in den Unionsbürgerrechten auf Quelle: Europäische Kommission Seite 28

5 Szenarien für Europa 2025 4) Weniger, aber effizienter Konzentration der Ressourcen auf eine reduzierte Zahl von Bereichen lässt EU in prioritären Bereichen rascher und entschiedener handeln: Intensivierung der Tätigkeit auf den Gebieten Innovation, Handel, Sicherheit, Migration, Grenzmanagement und Verteidigung Bewachung der Außengrenzen wird uneingeschränkt von der Europäischen Grenzund Küstenwache, gemeinsame Europäischen Asylagentur, Gemeinsame Verteidigungskapazitäten Geringere Aktivitäten in den Bereichen Regionalentwicklung, öffentliche Gesundheit oder Teile der Beschäftigungs- und Sozialpolitik, die für das Funktionieren des Binnenmarkts nicht unmittelbar relevant sind + klarere Aufgabenaufteilung, schnellere Beschlussfassung und entschiedenere Durchsetzung - Schwere Entscheidung, welche Bereiche intensiviert werden sollen. Quelle: Europäische Kommission Seite 29

5 Szenarien für Europa 2025 5) Viel mehr gemeinsames Handeln In allen Bereichen werden mehr Machtbefugnisse und Ressourcen geteilt: In internationalen Handelsfragen spricht Europa mit einer Stimme Bei Sicherheitsfragen wird routinemäßig zusammengearbeitet Gemeinsames Migrationskonzept wird ausgebaut Vollendung des Binnenmarkts in den Bereichen Energie, Digitalisierung und Dienstleistungen Gemeinsame Investitionen in Innovation und Forschung für effiziente Clusterbildung Zusätzliche Finanzmittel, um die wirtschaftliche Entwicklung anzukurbeln und auf regionaler, sektoraler und nationaler Ebene auf Schocks reagieren zu können + Entscheidungen werden auf europäischer Ebene schneller getroffen und rasch umgesetzt, mehr Unionsbürgerrechte - Gefahr, dass sich Teile der Gesellschaft von der EU abwenden Quelle: Europäische Kommission Seite 30