4. EINHEIT: ORGANISATIONSFORMEN

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Transkript:

4. EINHEIT: ORGANISATIONSFORMEN

SYSTEMATISIERUNG(1) Unternehmensträgerschaft: Welcher (öffentliche) Rechtsträger übt beherrschenden Einfluss aus? Bund (zb ÖBIB: http://www.oebib.gv.at/beteiligungen/) Länder Gemeinden Beteiligungen Ein-Mann-Gesellschaft (zb Linz AG) Gemischt-öffentliche Gesellschaft (zb Flughafen Linz GmbH) Gemischt-wirtschaftliche Gesellschaft (zb Energie AG) 4

SYSTEMATISIERUNG (2) Rechtsformen Öffentlich-rechtliche Unternehmensform ohne eigene Rechtspersönlichkeit Regiebetriebe Eigenbetriebe Öffentlich-rechtliche Unternehmensformen mit eigener Rechtspersönlichkeit (Juristische Personen d. öffentlichen Rechts) Gebiets- und Personalkörperschaften Stiftungen, Anstalten, Fonds, Verbände etc. Juristische Personen des Privatrechts (insb AG, GmbH) 5

REGIEBETRIEBE DER GEMEINDE Öffentlich-rechtliche Unternehmensform ohne eigene Rechtspersönlichkeit Integriert in die allgemeine Verwaltungsorganisation, keine eigenen Verwaltungsorgane Keine wirtschaftliche Unternehmung isd Art 116 Abs 2 B-VG mangels organisatorischer Verfestigung (VfGH) Keine wirtschaftliche Unternehmung isd 69 Oö GemO Keine gesetzliche Regelung in Oö (vgl aber 72 Wiener Stadtverfassung) Geschäftsführung durch das Gemeindeamt / den Magistrat Vertretung durch den Bürgermeister 6

EIGENBETRIEB (1) Öffentlich-rechtliche Unternehmensform ohne eigene Rechtspersönlichkeit Rechtsgrundlagen für Eigenbetriebe der Gemeinden: Art 116 Abs 2 B-VG ( wirtschaftliche Unternehmungen ) 69 Oö GemO Gründung Verordnung des Gemeinderats ( 43 Oö GemO) Satzung oder Statut Enthält organisatorische Rahmenbedingungen wie Organe, Wirkungskreis, Aufgaben etc. Aufsichtsbehördliche Genehmigung (Art 119a Abs 1, 2 B-VG, 69 Abs 3, 4, 99 GemO) 7

EIGENBETRIEB (2) Organisation keine organisationsrechtlichen Vorschriften in der Oö GemO Rechnungsabschluss: Kompetenz des Bürgermeisters ( 92 Abs 2 GemO) Geschäftsführung Geschäftsführung Vertretungsmacht (VfSlg 8844/1980) innere Organisation frei gestaltbar, zb Bestellung eines Direktors in der Satzung / Statut (VfSlg 8844/1980) Die Gemeindeorgane sind gegenüber den eigenen Organen des Eigenbetriebs weisungsbefugt Legt Satzung nichts besonderes fest, bleibt Geschäftsführung bei den Gemeindeorganen lt. GemO (Gemeindeamt, Art 117 Abs 7 B-VG) 8

EIGENBETRIEB (3) Vertretung Vertretung der Gemeinde obliegt dem Bürgermeister ( 58 GemO) gilt auch für Eigenbetriebe Oö GemO ermächtigt den Gemeinderat nicht, organschaftliche Vertretungsbefugnis für andere Organe (zb Direktoren) in der Satzung einzuräumen (in manchen Bundesländern ist das möglich) Bürgermeister ( 58 Abs 1 Oö GemO) kann aber Approbationsbefugnis erteilen Zivilrechtliche Vollmacht erteilen 9

JURISTISCHE PERSONEN DES ÖFFENTLICHEN RECHTS Eigene Rechtspersönlichkeit, Träger von (privaten) Rechten und Pflichten Eingerichtet durch Hoheitsakt Gesetz, Staatsvertrag, Verordnung, Bescheid, öffentlich-rechtlicher Vertrag etc Einräumung von Hoheitsrechten durch den zuständigen Gesetzgeber möglich Einteilung Körperschaften (Personenmehrheit, Personengemeinschaft) Anstalten (Sachgesamtheiten) Stiftungen und Fonds (Vermögensmassen) 10

GEBIETS- UND PERSONALKÖRPERSCHAFTEN Gebietskörperschaften Mitglieder (Bürger), Pflichtmitgliedschaft eigener Wirkungsbereich Personalkörperschaften Mitglieder, oft Pflichtmitgliedschaft Eigener Wirkungsbereich Form dezentraler mittelbarer Verwaltung Beispiel: Selbstverwaltungskörper (Art 120a ff B-VG) 11

ANSTALTEN, FONDS, STIFTUNGEN Anstalt Sachgesamtheit; zweckgebundenes Verwaltungsvermögen mit technischen Einrichtungen, das die Eignung besitzt, Aufgaben der öffentlichen Verwaltung zu erfüllen (zur Definition VwSlg 15.275 A/1999); Rechtsverhältnis: Benützer Öffentliche Fonds Vermögensmasse, die bestimmten öffentlichen Zwecken gewidmet ist; Destinatäre selbstständige, unselbstständige // echte, unechte Fonds Stiftungen Vermögensmasse, die bestimmten öffentlichen Zwecken gewidmet ist; Verwendung nur der Erträgnisse; Eigentümerlosigkeit Sonderfall ORF: Stiftung sui generis (BGBl 379/1984 idgf) 12

GEMEINDEVERBÄNDE Kooperationsform mehrerer Gemeinden auf öffentlich-rechtlicher Basis mit eigener Rechtspersönlichkeit Eigene Organe, keine Bindung an Weisungen der Gemeinde(n) Organisationskompetenz: Landesgesetzgeber (Art 116a Abs 4 B-VG) Oö GemeindeverbändeG, LGBl 51/1988 idgf Aufgaben der hoheitlichen Verwaltung und der Privatwirtschaftsverwaltung Gemeindeverbände dürfen wirtschaftliche Unternehmungen gleich wie Gemeinden betreiben Freiwillige Gemeindeverbände / Zwangsverbände 13

JURISTISCHE PERSONEN DES PRIVATRECHTS (Personengesellschaften des Unternehmensrechts) zb Verein& Co KG in Gemeinden Einschränkung für den Bund: 71 Abs 1 Z 2 BHG 2013 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Weisungsbefugnis der Gesellschafter gegenüber Geschäftsführer Aktiengesellschaft (AG) Unternehmerische Autonomie, Vorstand als Führungs- und Leitungsorgan, keine Weisungsbefugnis des Aufsichtsrats (allenfalls Genehmigungsvorbehalte) Sondergesellschaftsrecht des Bundes nach Art 10 Abs 1 Z 6 B-VG 14