Die aktuelle Situa+on in der Versorgung chronischer Schmerzpa+enten.... aus Sicht der Schmerztherapeuten

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Transkript:

Die aktuelle Situa+on in der Versorgung chronischer Schmerzpa+enten... aus Sicht der Schmerztherapeuten

Chronische Schmerzkrankheit Schmerz hat seine Leit- und Warnfunktion verloren Komplexes Krankheitsbild mit somatischen, psychischen und sozialen Faktoren Chronische Schmerzkrankheit ist nicht heilbar, genau wie andere chronische Erkrankungen (Diabetes, KHK, Hypertonus) Chronische Schmerzkrankheit ist über Jahre oder lebenslang behandlungsbedürftig

Chronischer Schmerzpatient Lange Schmerzanamnese (ca.10 Jahre) Häufiger Arzt- und Behandlerwechsel (ca.11) Zahlreiche Operationen und frustrane Therapieversuche Häufige Reha- und Krankenhausbehandlungen Medikamentenprobleme Psychische Probleme Sozialer Abstieg, Verlust von gesellschaftlicher und sozialer Anerkennung

Beeinträchtigungen der Schmerzpatienten finden sich in allen Lebensbereichen Beruf, Haushalt Geistige Fähigkeiten Lebensfreude Sexualität Appetit Körperliche Unternehmungen Motivation, Antrieb, Schlaf Soziale Beziehungen Finanzielle Absicherung und Ansehen

Zahlen & Fakten Prävalenz chronische Schmerzkrankheit in Deutschland 17% (13 Millionen Schmerzkranke) 8 Millionen Schmerzpatienten mit Behandlungsbedarf 2008 wurden in der BRD 440.000 Patienten in 526 schmerztherapeutischen Einrichtungen versorgt

Zahlen & Fakten In NRW 1,7 Millionen Schmerzpatienten Ca 1 Millionen Schmerzpatienten mit Behandlungsbedarf Aktuell versorgt werden in NRW in ca. 120 schmerztherapeutischen Einrichtungen 67.000 Patienten/Quartal Mehrheit der Patienten ist, nämlich mehr als 50% der Patienten > 60 Jahre alt

Spezielle Schmerztherapie Geregelte Begrenzung der Patientenzahl auf 300 Patienten pro Quartal, davon sind 10-15% neue Patienten Schmerzzentren behandeln überwiegend d.h. mehr als 150 Schmerzpatienten Anteil der Schmerzzentren in NRW an schmerztherapeutischen Leistungserbringern liegt bei 1/3 (Nordrhein 32, WL 8)

90-95% der chronischen Schmerzkrankheiten sind ambulant behandelbar Behandlungen in den Schmerzzentren erfolgt aufgrund der Komplexität der Schmerzkrankheit mit einem erheblichen Betreuungs- und Zeitaufwand

QSV - Qualitätssicherungsvereinbarung 1.4.2005 nach 135 Absatz 2 SGB V Baut auf bundesweitem Ersatzkassen- Schmerztherapievereinbarung von 1994 auf Sicherung von Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten

QSV regelt : Definition chronischer Schmerzpatient Fachliche, räumliche und apparative Vorraussetzungen für die Ausführung von Leistungen zur schmerztherapeutischen Versorgung

Honorierung Bundesweite Schmerztherapievereinbarung der Ersatzkassen seit 1994 feste DM/Euro-Beträge EBM 2005 zunächst fester Punktwert (5,11 Cent) 2008 eigenes Kapitel im EBM für die Behandlung chronisch Schmerzkranker 2009 Absenkung Punktwert (3,5 Cent) 2010 floatender Punktwert mit nicht erklärbaren Umsatzverlusten von ca. 20-30%, nicht umsetzbare RLV, QZV - Rettung Konvergenz

GOÄ und UV/GOÄ bildet bis heute keine schmerztherapeutischen Leistungen ab Schmerzpraxen stehen ohne Planungssicherheit dar, sind durch bestehende Begrenzung der Patientenzahl schon gedeckelt

Versorgungsprobleme Fehlsteuerung und hohe Kosten durch sinnlose stationäre Aufenthalte statt konsequente Versorgung im ambulanten Bereich (Erweiterung durch Sonderverträge?) Verzögerte oder unzureichende Schmerztherapie fördert Chronifizierung, was zu hohen Folgekosten führt (kostenintensivere Behandlungen, AU-Tage, Frühberentung) (frühere Einbindung Schmerztherapeut?)

Beseitigung von Versorgungsengpässen für interdisziplinäre Mitbehandlung (Psychotherapie, Physiotherapie) Wartezeiten erzeugen sinnlose Folgekosten Etablierung einer Möglichkeit, chronische Schmerzpatienten mit wirksamem Therapieschema in die Hausarztpraxis zurück zu führen (Reduktion von Wartezeiten für schmerztherapeutische Versorgung) (Regress-Schutz für Hausärzte?)

Altersgipfel in Schmerzpraxen liegt bei >60 Jahren, Therapieplätze für frühere (jüngere?) Chronifizierungsstadien fehlen Nachwuchsprobleme, langfristig Zunahme der Unterversorgung (Erleichterung des Zugangs zur Weiterbildung in bestehenden Schmerzzentren) Aus- und Weiterbildung schon im Studium

Undurchschaubare, wechselnde Rabattverträge führen zu Verunsicherungen bei Patienten, häufigeren zeitlichen Belastungen der Schmerzpraxen durch endlose Rückfragen der Patienten, Angehörigen, Pflegenden und Apotheken Bis dato bleibende und beständige Qualität in den Schmerzpraxen, aber unsichere, sinkende Fallwert (Planungssicherheit durch neue Vergütungswege?)