Anziehungskraft der großen Städte und fortgesetzte ländliche wie kleinstädtische Überalterung und Schrumpfung (schleichende Entleerung)

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Transkript:

Schwarmverhalten in Sachsen Ergebnisse und Diskussion der Empirica-Studie Ullrich Rosteck BAK Wohnungsmarktbeobachtung Berlin, 17.11.2016 Ausgangssituation divergierende Entwicklungen verschärfen sich Anziehungskraft der großen Städte und fortgesetzte ländliche wie kleinstädtische Überalterung und Schrumpfung (schleichende Entleerung) aber nur die enger werdenden Märkte sind in Presse und Politik wahrnehmbar lokaler Bedeutungsverlust bei Schrumpfung paart sich künftig mit knapper werdenden Haushaltsmitteln: Handlungserfordernisse

Ausgangssituation Landesentwicklungsplan 2013 definiert Ober- und Mittelzentren einschl. Zentrenverbünde Anpassung Regionalpläne u.a. zu Grundzentren bis 2017 mehr als jede dritte Kommunen (36%) ist als Zentrum definiert Gemeindezahl geht jährlich um ca. 1 % zurück

Der aktuelle Eindruck: Es wird schon nicht so schlimm. +60.000 +40.000 +20.000 ±0-20.000-40.000-60.000-80.000-100.000-730.000 Einwohner einschließlich -83.000 Einwohner Zensukorrektur -120.000-140.000 1990 1995 2000 2005 2010 '11 2015 Geburtendefizit Wanderungssaldo Bevölkerungssaldo Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen Grafik: SAB/GR aber: Divergenz der Bevölkerungsentwicklung in Sachsen Leipzig Dresden 2011-2015 Leipzig: +59.000 EW Hoyerswerda: -2.300 EW Sachsen: +15.000 EW Chemnitz

aber: Divergenz der Bevölkerungsentwicklung in Sachsen Geburten/Sterbeüberschuss und Wanderungssalden 2011-2015 je 1.000 EW am 9.5.2011 Leipzig, Stadt Dresden, Stadt Chemnitz, Stadt -24 +1 +10 +53 +57 +116 absolut: knapp +100.000 EW Wanderungssaldo + 99.000 entfallen auf die Großstädte LK Sächs. Schweiz- Osterzgebirge -24 +22 LK Meißen -23 +12 LK Leipzig -27 +8 LK Nordsachsen LK Bautzen LK Mittelsachsen LK Zwickau -1-5 -9-27 -24-29 -36 +4 absolut: rund 85.000 EW Sterbeüberschuss; 84.000 davon entfallen auf die Landkreise VogtLK -38 +1 LK Görlitz -6-37 Erzgebirgskreis -12-32 -60-40 -20 0 20 40 60 80 Geburtenüberschuss je TEW am 9.5.2011 Wanderungssaldo je TEW am 9.5.2011 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen Graf ik: SAB/GR Bevölkerungsentwicklung in Sachsen zukünftige Entwicklung: trügerische Entspannung? Tausend Einwohner 4.500 Schrumpfung um 370.000 Einwohner 4.300 4.100 Stagnation oder temporäres Wachstum um 130.000 Einwohner Schrumpfung um 190.000 Einwohner 3.900 231.000 Wohnungsleerstand 3.700 +265.000 3.500 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 6. StaLa-Prognose 2016 Var. > Prognosekorridor 1 6. StaLa-Prognose 2016 Var. 2 bis 2011: IST (Basis Registerfortschreibung 1990) ab 2011: IST (Basis Zensusfortschreibung 2011) 13. Bevölk.-vorausberechnung Bund (SN, Var.1 G1L1W1) 13. Bevölk.-vorausberechnung Bund (SN, Var.2 G1L1W2) Quellen: Statistisches Landesamt Sachsen, eigene Darstellung Grafik: SAB/GR

Divergenz der Regionalprognosen Bevölkerungsprognose 2015 bis 2030 nach SAB-Wohnungsmarktregionen Leipzig Dresden Chemnitz Die Studie

Die Ergebnissicht der bundesweiten Studie Kohortenwachstumsrate (15-74); Kreise und kreisfreie Städte; 2008-2013 Fehlende Aussagekraft für Sachsens Großkreise (seit Kreisreform 2008 nur noch 3 statt 8 kreisfreie Städte)

Sachsenstudie vs. Bundesstudie (GdW) Gemeinsamkeiten gleicher Analyseansatz wie GdW-Studie Bevölkerung und Wanderung nach Alterskohorten bereinigt um Zensuskorrektur, Zweitwohnsitze sowie Sterbefälle Unterschiede Analyse der Gemeindeebene Zeitraum x+1 (2009-2014) Kohortenwachstumsrate (Altersgruppen) Ergebnisse im Überblick

Ergebnisse im Detail Ergebnisse im Überblick

Gemeindetypisierung nach Anteilen Einwohner Gemeinden 6% 4% 5% 48% 46% zur Erinnerung: 36% der Gemeinden haben eine Zentrenfunktion nach LEP 91% Schwarm-/Wachstumsstadt oder versteckte Perle Schrumpfungsgemeinde Suburbanisierung/Sondereffekt Ergebnisse

Anregung zur Diskussion Schlüsse und Handlungsempfehlungen von Empirica Entwertung von öffentlichen und privatem Vermögen hier bei gleichzeitigem Investitionsbedarf da keine Trendumkehr des Ausblutens zu erwarten: palliativ-medizinische Behandlung ausblutender Regionen - Härten vermeiden, ohne falsche Hoffnungen zu wecken Überarbeitung der Planungsgrundlagen aller öffentl. und privaten Leistungsanbieter einschl. der Förderpolitik: - keine flächendeckende Förderung mit der Gießkanne - Wachstumsförderung in Schwarmstädten nur im überregionalen/internationalen Bereich - Konzentration regionaler Förderung auf versteckten Perlen und Wachstumsstädte mit gestaffelten Fördersätzen - Eigentumsförderung in versteckten Perlen und Wachstumsstädten nur für Bestandserwerb Zentrenauswahl künftig ohne Funktionsteilungen, Städtenetzwerke oder sonstige Zersplitterung Anerkennung der Entwicklung der versteckten Perlen und Wachstumsstädte als Ankerpunkte in ansonsten ausblutenden Regionen (Abwanderung verstärkt Überalterung) Stärkung zentralörtlicher Funktionen Konzentration auf die Zentren in den Zentren Nachhaltigkeit der Maßnahmen sind kritisch zu diskutieren

Visualisierung hilft Quelle: empirica, Schwarmverhalten in Sachsen, 2016 Visualisierung hilft Quelle: empirica, Schwarmverhalten in Sachsen, 2016

Diskussion