Nachhaltigkeit und Immobilienwirtschaft

Ähnliche Dokumente
Bauen und Bewirtschaften wie gehabt

Nachhaltiges Bauen zieht in Gewerbebauten ein

Strategie NBS - Nachhaltiges Bauen und Sanieren in der Steiermark 2015

Nachhaltiges Bauen: Lebenszyklus, regionale Wertschöpfung

Umweltproduktdeklarationen für Kunststoffe im Bauwesen. Oliver Stübs swissbau 13. Januar 2016

Angewandte Ökologie - Teil Architekt Staller FH JOANNEUM VL ANGEWANDTE ÖKOLOGIE SS 2010 ARCHITEKT DI HEIMO STALLER 1

2. Hessischer Tag der Nachhaltigkeit

Ökobilanz der Prozesskette

Nachhaltige Immobilienwirtschaft Mehrwert durch Zertifizierung? 2. Klimatag BayernLB am in München

Nachhaltigkeit im Bestand Eine Übersicht der Bestandslabel

Green Building Nachhaltiges Bauen. Dr.-Ing. Michael Schwarz

Hintergrundinformation LCA, EPD und Gebäudezertifizierung

Nachhaltigkeit Dipl.-Ing. Christoph Sprengard

BASF Nachhaltigkeitskonzept für Beton. Life Cycle Analyzer: Unterstützt die Lebenszyklusanalyse von Beton in Bauwerken.

Anforderungen an Bauprodukte für das nachhaltige Bauen

Nachhaltige Entwicklung Was ist das? PHA General Studies and Social Skills

Auswirkung der Energiepolitik auf die Bauwirtschaft

Nachhaltige Immobilienwirtschaft

Ökobilanzstudie zu Fassadenvarianten Naturstein und Glas

Nachhaltigkeitskriterien beim Bauen Diskussion bei der Anwendung von Zertifizierungssystemen

Ökobilanzstudie zu Fassadenvarianten Naturstein und Glas. im Auftrag des Deutschen Naturwerkstein-Verbands e.v., Würzburg

Bildung für Nachhaltige Entwicklung Herausforderungen erkennen Zukunft gestalten

Graue Energie und ihre zukünftige Bedeutung für das öffentliche Bauwesen

40% 40% des globalen Energieverbrauchs. 1/3 klima, Rückzugs- und Erholungsmöglichkeiten) 17% 1/4. Definition des Begriffs Nachhaltigkeit

Die Rolle der Ökobilanzen im Rahmen der Grünen Wirtschaft

Ökobilanzen für Beton in der Praxis VSB Wintertagung - Hagerbach/CH - 20.November 2014

Nachhaltiges Wirtschaftswachstum: Kann dies in der Praxis funktionieren?

Masterstudium Technische Chemie. Spezialisierung Nachhaltige Technologien und Umwelttechnik. Dr. Bettina Mihalyi

Nachhaltige Werte. Philipp Kaufmann

Mehr als Papier. Paper Management. Mehr als Papier. Schwarze Zahlen statt grüner Worte

Umweltproduktdeklaration am Beispiel der Firma Xella. Franz Loderer Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbh

proholz Oberösterreich

EPD im Zusammenhang mit A/U/F, Ziele, Nutzen und Werte. Ressourceneffizienzprogramm der Bundesregierung, Informationen vom Runden Tisch

Nachhaltige Immobilienwirtschaft

Leistbarkeit und ökologische Nachhaltigkeit von Gebäuden

Nachhaltigkeitszertifizierung in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft: Die Rolle des Bundes. Dr. Wolfgang Eckart

Wie funktioniert das? Sean Gladwell Fotolia

Lohnt sich stoffliches Recycling? Ergebnisse der Ökobilanz für das Recycling von Polyurethan- Schaumdosen

SustainaBIMity Nachhaltigkeit bewerten

Nachhaltigkeit Geschichte des Begriffs

Nachhaltige Außenraumgestaltung durch Dachbegrünung

PRODUKTINFORMATIONEN FÜR DGNB AUDITOREN FÜR SYSTEXX GLASGEWEBE

Der Sporthallenboden. 3 Dimensionen der Nachhaltigkeit. Ökologische und konstruktive Überlegungen

Der Water Footprint: Abschätzung der ökologischen Wirkung der Wassernutzung bei der Ökobilanzierung

LEKOECOS Kombiniertes ökonomisch-ökologisches Gebäudelebenszyklusmodell

Wirtschaftlichkeit versus Nachhaltigkeit. Prof. Dr. Susanne Kytzia Professorin für Nachhaltigkeit im Bauwesen HSR Hochschule für Technik Rapperswil

Best Value: Vergleich von Portfolio- Strategien Dr. Erika Meins

DGNB Impuls Session 1 Marktcheck: Wie bleibt der DGNB Navigator zukunftsfähig?

Nachhaltiges Bauen mit Beton

Workshop D. Baustoffe Vorbilder und Erfahrungen aus dem europäischen Ausland mit der Besteuerung und Perspektiven für Deutschland

Nachhaltige Immobilienwirtschaft - Mehrwert durch Zertifizierung? Bewertung eines Facility Managers. München,

Bildung für nachhaltige Entwicklung im Wald- und Naturkindergarten. Anspruch Wirklichkeit - Möglichkeit

Oliver Reith

Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.v.

Was verträgt unsere Erde noch?

RESOURCES Institut für Wasser, Energie und Nachhaltigkeit

Nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben als heutiger Standard für zukunftsorientierte Büro- und Verwaltungsgebäude

Nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben als wesentliche Zukunftsaufgabe der Bau- und Immobilienwirtschaft

Gebäudestandards Ein allgemeiner Überblick

Gebäudestandards Ein allgemeiner Überblick

Innovative Gebäudekonzepte im ökonomischen und ökologischen Vergleich über den gesamten Lebenszyklus

Nachhaltige Sportanlagen - gibt es so etwas? Erste Ansätze aus einem Forschungsprojekt

Wo steht die Zertifizierung für Wohngebäude heute? Dipl. Ing. Dunja Wörz Auditorin für nachhaltige Gebäudezertifizierungen DGNB/ÖGNI

Fachgespräch: Das Potential der Förderabgabe für Ressourcenschutz und Länderfinanzen

Entwurfswettbewerb Nachhaltiges Holzhotel. Nachhaltigkeitskriterien im Hotelbau. 1 DGNB GmbH

Beschaffung von Holzprodukten im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

Soziale Nachhaltigkeit von Projekten Erneuerbarer Energie bewerten

Austrian Energy Agency

Anwendung von EPDs in der Gebäudezertifizierung. Anna Braune, PE INTERNATIONAL

Nachhaltigkeit nur Energieeinsparung und höhere Baukosten?

50% Berechnung der grauen Energie von Baustoffen und Gebäuden Prof. Dipl. Ing. Joost Hartwig, ina Planungsgesellschaft mbh Frankfurt UAS

Nachhaltigkeit. Etymologie des Begriffs Fachliche Geschichte in der Forstwirtschaft Brundtland Kommission 1987: Aspekte

TRENDBAROMETER FÜR URBANE ZUKUNFT

Inhaltsverzeichnis. Vorwort 13

Wir sind vielleicht nicht mehr die Jüngsten. Aber wir denken in Generationen. Nachhaltigkeit seit 1874.

Umweltbewusstsein. bei. Ökologie und Nachhaltigkeit

K iti t sche h B e B tr t acht h u t n u g n g v o v n o Ene n rgi g espa p rma m ßn ß a n hm h e m n

Ressourcenverbrauch in. Österreich. Studie zum Ressourceneffizienz Aktionsplan. Eva Milota Direktion Raumwirtschaft. Wien 08.

Ausgezeichnete Stahlarchitektur 2008 Nachhaltigkeit liegt im Trend

Mehr Wert(e): Nachhaltige Innovationen für nachhaltigen Konsum. Stephan Füsti-Molnár 31. August 2015

Von der EU Gebäuderichtlinie zur NÖ Gebäudeenergieeffizienzverordnung. Ein informativer Überblick

Nachhaltigkeit inklusive. Ein zukunftsorientierter Ansatz für die Immobilienbewertung. Dr. Erika Meins

Labels ein Vergleich mit Ausblick Energieapéro beider Basel - Nachhaltigkeitssalat. Nicole Müller, dipl. Architektin FH, MAS FHNW Nachhaltiges Bauen

GreenBuilding Info-Event HERZLICH WILLKOMMEN. zum. AMiP Industrial Engineering GmbH

Gebäudezertifizierung Herausforderung für den Metallbauer

Datum Name der Präsentation Seite 1

Nachhaltige Kosmetik aus rechtlicher Sicht. Dr. Karin Gromann Bundesministerium für Gesundheit

Umweltzeichen für Tischlereiprodukte. Ing. M. Hiebler

Nachhaltigkeit Zertifizierung als Wettbewerbsvorteil

DGNB Suisse Ein neues Nachhaltigkeitslabel für die Schweiz 26. Mai 2011 Anlass EFSH / SIA Sektion Schaffhausen

Architektur & Raum heute für morgen

Nachhaltigkeit messbar machen weltweit Standards setzen.

Nachhaltigkeit beim Bauen und Wohnen

Umwelt-Produktdeklarationen: Grundlagen Rückblick Ausblick

Was wollen und was können wir? Annette von Hagel. Nachhaltigkeit in der Nachhaltigkeit von Immobilien // Annette von Hagel // 10. Mai 2012 // Seite 1

Umweltproduktdeklarationen nach EN für Zement und Beton. Jochen Reiners 57. Ulmer Betontage 5. Februar 2013

Bilfinger one Nachhaltige Immobilienrealisierung durch das lebenszyklusorientierte Partnerschaftsmodell

Integrale Planung - Honorierung nach HOAI?

DW Systembau GmbH BRESPA-Decken

Wohlstand & Lebensqualität Zusammenfassung

Transkript:

Beobachtungen Nachhaltigkeit und Immobilienwirtschaft Inflationäre Verwendung des Begriffs Nachhaltigkeit : Univ. Prof. Peter Maydl TU Graz 1 Nachhaltige Sicherung der Arbeitsplätze Nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft Nachhaltigkeitslücke im Pensionssystem Nachhaltigkeitslüge nachhaltige Entwicklung Nachhaltigkeitsberichte... 2 4 Quelle: 20min ONLNE, www.20min.ch 3 1

Zum Begriff Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit engl. sustainability Nachhaltig engl. sustainable langfristig wirksam = Bedeutung des alten deutschen Wortes langfristig verträglich = Übersetzung aus dem Englischen / Lateinischen (sustainable/sustinere) Nachhaltige Entwicklung Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können 5 5 6 Entwicklung der Nachhaltigkeit 1144: Forstordnung des elsässischen Klosters Mauermünster - nicht mehr Holz eingeschlagen werden darf als jeweils nachwächst. 1713: Sächsischer Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz - forderte in Sylvicultura Oeconomica, dass eine kontinuierliche nachhaltende Nutzung eine unentbehrliche Sache ist. 1972: Dennis Meadows - Bericht an den Club of Rome Grenzen des Wachstums. Zeitliche Entwicklung (Fortsetzung) 1972: UNO Konferenz über die menschliche Umwelt Beginn der internationalen Umweltpolitik Gründung UNEP 1987: Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen Unsere gemeinsame Zukunft - Sustainable Development Bericht der Brundtland-Kommission führte erstmals zu politischer Akzeptanz Def.: Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. 7 8 2

Zeitliche Entwicklung (Fortsetzung) Das magische Dreieck der Nachhaltigkeit 1992: Erdgipfel von Rio Erklärung von Rio definierte eine nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung, die weltweit über Generationen fortgeführt werden kann, ohne Naturhaushalt und Gesellschaft in ihrer Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen. Agenda 21 Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (engl. United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) 1997 Erarbeitung des Kyoto-Protokolls 2002 Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung - Johannesburg 9 10 Die Entwicklung der Umwelttechnik Begriffe Bauökologie: Ist die Berücksichtigung ökologischer Aspekte beim Bauen, so dass durch die Bautätigkeit und die verwendeten Materialien möglichst geringe Eingriffe in die Naturkreisläufe vorgenommen werden. Baubiologie: Sammelbegriff für die umfassende Lehre, Bauwerke durch den Einsatz geeigneter Erkenntnisse und Techniken umweltbewusst und schadstofffrei auszuführen. Wie beeinflußt das Gebäude seine Benutzer? Quelle: Schmidt-Bleck 11 Quelle:http:// www.baulexikon.de/bautechnik/begriffe_ Bautechnik/b/BAUlexikon_baubiologie.htm 12 3

Ökologische Auswirkungen von Bautätigkeiten Bedeutung und Probleme des Bausektors IMBT 2006 13 14 Definition Nachhaltiges Bauen Nachhaltigen Bauen heißt, den Nutzen eines Bauwerks für Gegenwart und Zukunft zu optimieren bei minimalen Umweltwirkungen und Kosten über den Lebenszyklus. Dies bedeutet, auch den Betrieb und die Beseitigung von Bauwerken zu planen, Ressourcenverbrauch und Emissionen zu minimieren und an die Auswirkungen auf künftige Generationen zu denken. Bedeutung des Bausektors Menschen in Europe ca. 90 % der Zeit in Gebäuden Wirtschaftliche Bedeutung Bausektor EU-15: ca. 10 % BIP, ca. 7 % Beschäftigte 1) AT: ca. 8% BIP, ca. 7,6 % Beschäftigte 2) Energieverbrauch Gebäude ca. 40 % (ohne Produktion Bauprodukte, ) Bauaktivitäten verursachen die größten Stoffströme 1) www.ec.europa.eu\enterprise\construction\index_en.htm 2) www.bmwa.gv.at/nr/rdonlyres/677cae2f-2ae9-4762-96cb-4eac3b10d567/0/derarbeitsmarktimjahr2006.pdf; www.aba.gv.at 15 16 4

Baurestmassenaufkommen Österreich Besonderheiten des Bausektors Gesamtaufkommen (2004) 54 Mio. Tonnen Abfälle aus dem Bauwesen 6,6 Mio. Tonnen Aushubmaterialien 22 Mio. Tonnen (rd. 72 % bzw. 15,9 Mio. Tonnen wieder eingesetzt; 28 % bzw. 6,1 Mio. Tonnen deponiert, davon 350.000 t gefährliches Aushubmaterial) Holzabfälle 5,5 Mio. Tonnen (davon 32.530 Tonnen als gefährlich eingestuft) Gebäude und Infrastrukturbauten weisen die höchsten Produktlebensdauern auf (Jahrzehnte, vielfach Jahrhunderte) Korrekturen unseres Handelns zeigen erst mit erheblichen Verzögerungen Wirkung Bewusstsein für negative Auswirkungen von Entscheidungen ist entwicklungsfähig Zunehmende Bedeutung in der Immobilienbewertung Quelle: Abfallwirtschaftsplan 2006 BMLFUW 17 18 Nachhaltiges Bauen - Übersicht Der Lebenszyklus von Gebäuden 19 20 5

Phasen im Lebenszyklus eines Gebäudes in der europäischen Normung Zeitliche Bilanzgrenzen einer Bewertung: cradle to gate cradle to grave cradle to cradle 21 21 Nachhaltigkeit und Bewertung Nachhaltigkeit ist keine objektive Messgröße, sondern ein Leitbild; keine Zielvorgabe, sondern ein ständiger Entwicklungsprozess. Will man bewerten, so muss man messen. Daher wird vielfach versucht, den Erfüllungsgrad dieses Leitbildes mit Hilfe von Indikatoren abzubilden. Umwelt (ökologische Nachhaltigkeit), Wirtschaft (ökonomische Nachhaltigkeit) und Gesellschaft (soziokulturelle Nachhaltigkeit) werden als gleichberechtigte Dimensionen angesehen. 22 Funktionale Einheit (1) Definition: Quantifizierbarer Nutzen eines Produktsystems für die Verwendung als Vergleichseinheit Funktionale Einheit (2) Gebäudeebene: Nettogrundrissfläche (NGF) Problematik: Vergleichbasis im Bauwesen - kg: Stahl, Beton, Holz - m²: Wand - lfm: Straße Achtung: ÖNORM EN ISO 14040:2006 - Funktionelle Einheit IMBT 2007 23 24 6

Bauteilebene: 1 m 2 Wandfläche mit vergleichbaren Bauteileigenschaften (z.b. U-Wert etc.) Funktionale Einheit (3) Funktionale Einheit (4) Gebäudeebene: Bruttorauminhalt (BRI) Problem: Festlegung der Vergleichsbasis! IMBT 2007 IMBT 2007 25 26 Ansatzpunkte Ökologie: Ressourcenverbrauch: stofflich, energetisch, Boden Emissionen: THGs, Versauerung, strat. Ozonabbau,... (Ökotoxizität, Humantoxizität) Abfall, Abwasser Ökonomie: Lebenszykluskosten Werterhaltung, -entwicklung Soziales Funktionalität Ökologische Nachhaltigkeit 27 28 7

Ansatzpunkte zur ökolog. Nachhaltigkeit Ressourcenverbrauch: stofflich, energetisch, Boden Emissionen: THGs, Versauerung, strat. Ozonabbau,... (Ökotoxizität, Humantoxizität) Abfall, Abwasser Wir brauchen Ressourceneffizienz Ressourcenproduktivität Ressourcensuffizienz Entkopplung der Wirtschaftsleistung vom Ressourcenverbrauch Rebound-Effekte Indikatoren Ökologischer Nachhaltigkeit (1) Ressourcenschonung: Materialverbrauch: MI abiotisch, MI biotisch (Materialinput nicht erneuerbar, Materialinput erneuerbar) KEA: kumulierter Energieaufwand Kreislauffähigkeit: Demontierbarkeit der Bauteile, Trennbarkeit der Baustoffe, Rezyklierbarkeit der Baustoffe Flächenverbrauch und Bodenversiegelung 29 30 Indikatoren Ökologischer Nachhaltigkeit (2) Ökologische Auswirkungen von Bautätigkeiten (2) Schutz der Ökosysteme GWP Treibhauspotential AP Versauerungspotential EP Eutrophierungspotential POCP Photooxidantienpotential ODP Ozonabbaupotential Schutz der menschlichen Gesundheit Immissionen, Humantoxizität, etc. 31 Quelle: SIA D-0152 32 8

Reichweite von Umweltwirkungen Stoffströme im Bauwesen Österreichs 2001 Quelle: SIA D-0152 33 Quelle: Diplomarbeit G. Cresnik 2006 34 Heizkennzahlen Bestandteile einer Ökobilanz ÖNORM EN ISO 14040 Festlegung des Ziels und Untersuchungsrahmens Sachbilanz Auswertung Wirkungsabschätzung Quelle: Jungmeier et al. 1996 viz. Wifo-Bericht 04/07 35 36 9

Die Bedeutung von Bilanzgrenzen Merkmale verschiedener Umweltzeichen und -deklarationen IMBT 2006 37 38 40 Ressource Bodenoberfläche : Ländervergleich D-A-CH Land Flächenverbrauch [ha/d] [m²/sek.] Deutschland1.) 122 14,12 Österreich2.) 15,9 1,84 11 (7,3) 1,3 (0,86) Schweiz3.) Ökonomische Nachhaltigkeit 1.) Statistische Bundesamt (1997) 2.) www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/raumordnung/flaechenverbrauch/ 3.) Bodennutzung im Wandel Arealstatistik Schweiz Davon 2/3 Siedlungsfläche (Werte in Klammer) 39 10

Lebenszykluskosten nach ÖNORM B 1801-1 Folgekosten Lebenszykluskosten Finanzierungskosten Gesamtkosten Folgekosten Entwicklungskosten Anschaffungskosten Nutzungskosten Beseitigungskosten Auf Grund der langen Lebensdauer eines Gebäudes lassen sich Entwicklungen bestimmter Folgekosten schwer abschätzen: Kostenentwicklung - allgemeine Teuerung - Energiepreissteigerung - Lohnsteigerungen (für z.b. Reinigung) - Entwicklung der Kapitalkosten Bedürfnisse der Nutzer - Raumklima, Belichtung, Belüftung - Sicherheit - Kommunikation - Raumgröße und Raumordnung - Ausstattungsqualität 41 42 Beseitigungskosten Lebenszykluskosten Beseitigungskosten durch Demontage, Abbruch und Entsorgung bzw. Beseitigung Zusatzkosten durch Ausbau und Entsorgung von schädlichen Stoffen Wertminderung des Grundstücks durch Kontamination mit giftigen Stoffen IMBT 2006 43 44 11

Lebenszykluskosten stehen im Mittelpunkt der Betrachtung Kosten herkömmlich geplantes Gebäude Soziale Nachhaltigkeit nachhaltig geplantes Gebäude Erstellungskosten Betriebs- und Unterhaltkosten Zeit Quelle: ÖGNI 45 45 46 Soziale Nachhaltigkeit nach EN 15643-3 (1) Gesundheit und Behaglichkeit wärmetechnisches Verhalten; Feuchte; Qualität des Wassers zur Nutzung in Gebäuden; Qualität der Innenraumluft; akustisches Verhalten; visuelle Behaglichkeit. Zugänglichkeit Zugänglichkeit für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Instandhaltung Instandhaltungsaufwand. Soziale Nachhaltigkeit nach EN 15643-3 (2) Sicherheit/Schutz Beständigkeit gegen klimatische Veränderungen; Brandschutz; Einbruchsicherung und Schutz gegen Vandalismus; Schutz vor Versorgungsunterbrechungen (z. B. Elektrizität, Wasser, Fernwärme usw.). Belastungen für die Nachbarschaft Lärm; Emissionen; grelles Licht; Stöße/Erschütterungen. 47 48 12

Nachhaltigkeit in der EU Im Amsterdamer Vertrag von 1999 ist Nachhaltigkeit ein immaterieller Bestandteil der Europäischen Union. Europäische Nachhaltigkeitsstrategie Mit den Beschlüssen des Europäischen Rates von Göteborg 2001 wurde der wirtschaftlichen und sozialen Dimension auch die Umweltdimension hinzugefügt. Beobachtungen (1) Nachhaltigkeit im Bauwesen (EU): Neue Bauprodukteverordnung ab Juli 2013, mit der Grundanforderung 7 Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen Rezylierbarkeit Dauerhaftigkeit Verwendung von Sekundärrohstoffen und umweltverträglichen Rohstoffen EPBD 2010 (Energy Performance of Buildings Directive): z.b. nearly zero energy buildings ab 2020 Leitmarktinitiative Nachhaltiges Bauen der EC CEN/TC 350 Sustainability of construction works 49 50 Beobachtungen (2) Steigende Anforderungen an Gebäude und Bauprodukte Wachsende Zahl und Inhalte von Vorschriften und bautechnischen Regelwerken Ganzheitliche Betrachtung von Gebäuden mit zunehmender Bedeutung der Ökologie stark steigende Nachfrage nach Gebäudezertifikaten: LEED, BREEAM, DGNB/ÖGNI, TQ-B, klima:aktiv Nachhaltigkeit im Baukulturreport Nicht nur Energie und Klima auch Ressourcenfrage (REAP Ressourceneffizienz-Aktionsplan des BMLFUW) Anforderungen an Bauprodukte und Gebäude Anforderungen Festigkeit Schönheit Gebrauchstauglichkeit Gesundheitsschutz Brandschutz Schallschutz Wärmeschutz Ressourcenschonung Kreislauffähigkeit Dauerhaftigkeit Umweltverträglichkeit Einsatz v. Sekundärrohstoffen Reparaturfähigkeit Austauschfähigkeit Emissionsarmut Wirtschaftlichkeit Vitruv BPR 1987 BPV 2013 Green Buildings Blue Buildings 51 52 13

Gesamtenergieeffizienzrichtlinie 2010 Ausgangspunkt: UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) Temperaturanstieg weltweit < 2 C è Senkung des Energieverbrauchs in Gebäuden um 20% bis 2020 gegenüber 1990 ab 2020 Niedrigstenergiestandard Gültig für Neubau,Bestandsgebäude und gebäudetechn. Systeme Vorbildfunktion des öffentlichen Sektors (Zielerreichung bereits ab 2019) alternative Energiesysteme Verschärfung der Rahmenbedingungen für den Energieausweis Unabhängige Kontrollsysteme Das neue Regelwerk des CEN/TC 350 EN 15643 T. 1 4: Nachhaltigkeit von Bauwerken - Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden EN 15643-1 Teil 1: Allgemeine Rahmenbedingungen EN 15643-2 Teil 2: Umweltbezogene Qualität EN 15643-3 Teil 3: Soziale Qualität EN 15643-4 Teil 4: Ökonomischen Qualität 15978 Umweltleistung von Gebäuden - Berechnungsmethode EN 15804: Umweltproduktdeklarationen Produktkategorieregeln EN 15942: Umweltproduktdeklarationen- Kommunikationsformate zwischen Unternehmen 53 54 Im Detail: Umweltproduktdeklarationen Ökolog. Indikatoren gem. pren 15643-2 Indikatoren für Umweltauswirkungen (LCIA-Kategorien) Potential für den abiotischen Ressourcenabbau (unterteilt in Elemente und fossile Brennstoffe); Versauerung von Boden- und Wasserressourcen; Zerstörung der stratosphärischen Ozonschicht; Eutrophierung; Bildung von bodennahem Ozon; Treibhauspotential. Indikatoren für den Einsatz von Ressourcen (Umweltaspekte) Einsatz von nicht erneuerbarer Primärenergie; Einsatz von erneuerbarer Primärenergie; Einsatz von Sekundärstoffen; Einsatz von Sekundärbrennstoffen; Einsatz von Süßwasserressourcen. Fortsetzung ökolog. Indikatoren gem. pren 15643-2 Indikatoren für zusätzliche umweltbezogene Informationen (Umweltaspekte) Komponenten für die Wiederverwertung; Stoffe zum Recycling; Stoffe für die Energierückgewinnung; nicht gefährliche Abfälle zur Deponierung; gefährliche Abfälle zur Deponierung (außer radioaktiven Abfällen); radioaktive Abfälle zur Deponierung; exportierte Energie. 55 56 14

Bewertungssysteme Überblick über einige Zertifizierungssysteme: Grafiken: Drees + Sommer Advanced Building Technologies, http://www.zeno-online.de/pdfs/1216201416.pdf 57 57 international: LEED BREEAM DGNB GreenStar CASBEE Minergie Österreich: ÖGNI TQ-B klima:aktiv 58 Änderung des Marktes als Ziel Trends in der Gebäudebewertung Ziel: Höhere Anzahl an guten / hervorragenden Gebäuden Anzahl Bauwerke Bronze Silber Gold Bauwerkperformance Quelle: Prof. Lützkendorf in: RICS Investing in a Sustainable Built Environment, 2008-02 59 Quelle: ÖGNI 59 60 60 15

Das DGNB/ÖGNI-System: Gesamtziel: Schutz der Menschheit (nicht nur im Gebäudezertifizierungssystem) Schutzbereich: Schutzthema: Bewertung: Nat. Umwelt nat. Ressourcen Schutz der Natur Gesundheit ökonomische Werte 6 Themenfelder ca. 50 Kriterien Soziokult. Werte Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden der Bewohner Niedrigere Lebenszykluskosten Erhaltung natürlicher Ressourcen Wohlfahrt Menschliche Umgebung / soziale und kulturelle Werte Ökologische Qualität Ökonomische Qualität Soziokulturelle Qualität 22,5% 22,5% 22,5% Technische Qualität 22,5% 10% Prozessqualität Standort 61 62 Was kann eine Gebäudezertifizierung liefern (im günstigsten Fall)? Was erwarten wir von Gebäudezertifizierungen? Eine Aussage über die Gebäudequalität? Qualität der Planung? Qualität der Ausführung? Qualität des Standorts? Oder etwa eine Aussage über den Verkehrswert? Eine umfassende Aussage über das Gebäudeverhalten/die Gebäudequalität über den Lebensweg: ökologisch, ökonomisch, sozial/soziokulturell Eine Offenlegung der Gebäudeeigenschaften (wertfrei? Befund oder Gutachten?) Eine Art Nachhaltigkeits - Due Diligence (DD)? Eine qualitative und eine quantitative Aussage über die Gebäudequalität (Qualität im Sinne der Bewertungsphilosophie des Zertifizierungssystems) 63 63 64 64 16

Wesentliche Inhalte einer DD: (Auszug, nur bautechnisch relevante) 1. Allgemeine 2. Technische: Instandhaltung: Rückstau, Behebung, Gebäudedokumentation, Restnutzungsdauer 3. Wirtschaftliche: Betriebskosten, Instandhaltungskosten, Beseitigungskosten 4. Rechtliche/steuerrechtliche Schnittstellen zur Immobilienbewertung Methoden zur Verkehrswertermittlung: Sachwertverfahren Ertragswertverfahren Vergleichswertverfahren können keine Lebenszyklusaspekte abbilden (oder nur unzureichend) Gebäudezertifizierung kann Bewertungsgrundlagen liefern (umfassender als bisher) Nach Bienert/Funk, Immobilienbewertung 65 65 66 66 Einige Anlässe zur Bewertung von Immobilien Transaktionen: An- und Verkauf, ev. auch bei Miete/Vermietung Finanzierungen: Bewertung von Sicherheiten Gerichtliche Auseinandersetzungen Enteignung Aufteilung eheliches Vermögen Verlassenschaften Pflichtteilbemessung Exekutions-/Insolvenzverfahren Bilanzierung... Fair Value Quelle: Bienert/Funk, Immobilienbewertung 67 67 Markteinschätzung aus der Sicht der Immobilienwirtschaft Roland Berger - Studie Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement 2010 BNP Paribas Real Estate: vorgestellt auf der CONSENSE 2010 68 68 17

69 69 70 70 Steigende Nachfrage nach Gebäudezertifikaten Umfrage unter Immobilienakteuren in D A CH 73% der Investoren und 86% der Mieter sind bereit, höher Kosten für nachhaltige Immobilien zu akzeptieren 9% Aufschlag für Nachhaltigkeit... d.s. 13 Mrd. zusätzl. Investitionspotential in Deutschland A: 1,3 Mrd., CH: 1,4 Mrd. Vom Produktionsfaktor (bisher) zur strategischen Ressource (künftig) nach Einschätzung der Befragten Nachhaltigkeitszertifikate bieten keinen meßbaren Mehrwert Große Vielfalt mindert Transparenz und Akzeptanz Zu einseitig auf Ökologie ausgerichtet Jedoch wichtige Rolle als Werttreiber 71 Quelle: Roland Berger Strategy Consultants http://www.rolandberger.at/press/releases/immobilienmanagement_en.html Roland Berger-Studie Nachhaltigkeit im Immobilienmagement April 2010 Der Markt in den USA hat gezeigt, dass sich mit Nachhaltigkeit auch Geld verdienen lässt: Gebäude mit einem Nachhaltigkeitszertifikat erzielen in den USA um rund 3% höhere Mieten als herkömmlich errichtete Gebäude. Die Verkaufspreise für zertifizierte Objekte liegen um bis zu 16% höher als für vergleichbare Gebäude (RICS) Quelle: Prof. Wallbaum, Professur für nachhaltiges Bauen, ETH Zürich In weniger als einer Dekade wird die grüne Bewegung die größte Veränderung auf dem amerikanischen Markt für Gewerbeimmobilien seit der Erfindung der Wolkenkratzer sein Quelle: Why commercial green is coming, Wall Street Journal" 29. 10.2007 71 72 72 18

Ziel der Verkehrswertermittlung: Prüffähige/nachvollziehbare Prognose des Marktverhaltens Die Frage ist: wann und in welcher Form wird der Markt Nachhaltigkeitsaspekte in Form der Integrated perfomance of buildings annehmen und berücksichtigen? Gebäudezertifizierung u. Immobilienbewertung: Sinn einer Gebäudezertifizierung: nachvollziehbare ganzheitliche Offenlegung des Gebäudeverhaltens über den Lebenszyklus Sinn einer Immobilienbewertung: Vorhersage des Marktverhaltens (des Verkehrswerts einer Immobilie) dazwischen: das große schwarze Loch 73 73 74 74 Konsequenzen für das künftige Bauen Was bringt ein Gebäudezertifikat, wenn ein Zertifikat nichts bringt (z.b. weil nicht marktrelevant)? Eine Zieldefinition für nachhaltige Planung! Ganzheitliches Denken in Lebenszyklen Bestandsnutzung Energieeffizienz ist Teil der Nachhaltigkeit Kreislaufwirtschaft ( cradle to cradle, urban mining ) Ressourceneffizienz und suffizienz Entkopplung der Wirtschaftsleistung vom Ressourcenverbrauch Vermeidung von Rebound -Effekten Life Cycle Design (lebenszyklusorientierte Planung, integrale Planung) Lebenszykluskosten statt Errichtungskosten Raumordnung und Raumplanung Smart cities 75 75 76 76 19