Lebenswelten entdecken

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Transkript:

Lebenswelten entdecken Religions- und kultursensibel arbeiten in der Jugendhilfe Referent_inn_en: Michael Tüllmann (Projektleiter) Sylke Kösterke (Projektmitarbeiterin) Durdica Zugec-Brunstein (Teamleiterin) DJHT Düsseldorf, März 2017

Ausgangspunkt Es gibt kein menschliches Wesen ohne ein unbedingtes Anliegen und daher ohne Glauben und ohne Liebe. (Tillich) Existenzielle Erlebnisse sind Auslöser dieser Anliegen: Kontingenzerfahrungen Gegebenes Leben Brucherfahrungen Fazit Die Entdeckung des individuellen Glaubens, der in die Biografie jedes Menschen verwoben ist, braucht einen pluralitätsfähigen Glaubensbegriff.

Glaubensbegriff Religionen tradieren Offenbarungen und Deutungen sowie Glaubensvorstellungen, mit denen Menschen auf die nicht sichtbare, transzendente Wirklichkeit antworten. Im Kontext Sozialer Arbeit interessiert uns der individuelle Glaube als existenzielles Bedürfnis von Menschen, Antworten auf Sinnfragen zu finden. Diese können, müssen aber nicht an institutionell organisierte Religionen gebunden sein. Mit einer weiten Begriffsdefinition ist es möglich, die Vielfalt der Phänomene zu berücksichtigen, die Versuche sind, auf die nicht sichtbare, transzendente Wirklichkeit zu antworten. Mit diesem weiten Glaubensbegriff besteht eine Offenheit für die Entdeckung neuer Phänomene. (nach Dörte Vieregge)

Kulturbegriff Religion und Kultur hängen eng zusammen. Viele kulturelle Phänomene haben einen religiösen Hintergrund. In unserem Zusammenhang betrachten wir Kultur nicht nur in großen gesellschaftlichen Kontexten, sondern sind gerade an der Kultur interessiert, die die Jugendlichen in ihren Familien und Sozialräumen prägen.

Unterbelichtetes Wirkungsfeld Gemeinschaft Regeln Selbstbild Glaube Intimität Selbstwirksamkeit Ahmed Mansour: Salafisten als bessere Sozialarbeiter? Neutralitätsgebot als Dialogbarriere Gefahr hoher Beeinflussbarkeit bei unzureichender Urteilsfähigkeit Unbemerkte Entwicklung eines Kompass

Pädagogisch relevante Wirkfaktoren Gemeinschaft Regeln Resilienz Glaube: Suche Bindung Selbstwirksamkeit Suche nach kohärenter weltanschaulicher Orientierung Verlust des Kinderglaubens: Zwischen nihilistischem Abfall vom Glauben, einer vereinsamenden Intimisierung mit Gott und einem individuierenden, reflektierenden Glauben Zwischen Winzigkeit und Wichtigkeit sowie Verlorenheit und Geborgenheit

Pädagogisch relevante Wirkfaktoren Gemeinschaft Dialog Netzwerke Resilienz Glaube als Ressource? Selbstwirksamkeit Potenzial Kontingenz Lebensweltorientierung Transzendenz des Alltags Subjektorientierung Forschungsgeist Menschenrechte Rechtsstaatlichkeit Ressourcenorientierung Ressourcen erkennen Ressourcen erkunden Empowerment Defizit als Ressourcenarmut

Sozialpädagogische Professionalität Haltung Selbstreflexion Interesse an den Weltsichten der Betreuten Forschungsgeist in Alltagszusammenhängen Eigene Toleranzgrenzen im Rahmen rechtsstaatlicher Regeln und des institutionellen Selbstverständnisses kennen und hinterfragen Wissen Grundsätze der lebenswelt- und ressourcenorientierten Pädagogik Religionsverständnis Grundsätze einer religions- und kultursensiblen Sozialen Arbeit

Sozialpädagogische Professionalität Können Forschen in Alltagszusammenhängen: Fragen aus Interviewleitfaden, Inneres Team, Schatzsuche, Geschichten kennen und als Beispiele gelingenden Lebens erzählen Analysieren vor dem Hintergrund der Lebenswelt- und Ressourcenorientierung (Interviewleitfaden) Bewerten vor dem Hintergrund der Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte Dialoge auf Augenhöhe führen Brücken bauen zu theologischer Kompetenz Querschnittsprojekte initiieren (Fotostudie, Theater- und Musikworkshops u.v.m.) Netzwerke für Dialoge aufbauen

Schatzsuche Ich habe Ich glaube Ich bin Ich kann Lebensweltorientierung Transzendenz des Alltags Subjektorientierung Forschungsgeist Menschenrechte Rechtsstaatlichkeit Ressourcenorientierung Ressourcen erkennen Ressourcen erkunden Empowerment Glaube als transpersonale Ressource erkennen Defizit als Ressourcenarmut

Existenzglaube Transzendenzglaube Konfessionsglaube

Interviewleitfaden 1. Existenzglaube Ich interessiere mich für die Geschichte deines Lebens. Magst du mir einfach mal deine Geschichte erzählen? Wenn du an dein Leben denkst: Was waren besonders schöne Zeiten, die du erlebt hast? Was waren besonders schlimme (traurige/schwere/ ) Zeiten? Was hat dir in schweren Zeiten geholfen? Wenn du deinem gesamten Leben ein Motto (oder eine Überschrift) geben solltest wie würdest du dein Leben nennen? Kannst du mir beschreiben, wie ein ganz normaler Tag bei dir so abläuft? Gibt es auch besondere Tage, die anders sind als die normalen Tage? Wann hast du dich in der letzten Zeit besonders gut oder zufrieden gefühlt? In welchen Momenten fühlst du dich schlecht? Was macht dich traurig? Woran merken andere, dass du traurig bist? Was hilft dir, wenn es dir schlecht geht oder wenn du Probleme hast? Wie sieht für dich dein Traumleben aus? Manche Menschen stellen sich ja auch die Frage, was der Sinn ihres Lebens sein könnte. Hast du schon mal darüber nachgedacht, was der Sinn deines Lebens ist?

Interviewleitfaden 2. Transzendenzglaube Manche Menschen glauben ja an Gott, manche an eine unsichtbare Energie oder Kraft, die hinter allem steckt. Oder manche glauben einfach an sich selber. Woran glaubst du? Wann hat Glaube (Gott/Religion) in deinem Leben eine besondere Rolle gespielt? (Wenn Glaube keine Rolle spielt: Was denkst du, warum das für dich nicht wichtig ist? Wenn Glaube eine sehr große Rolle spielt: Hast du auch mal an Gott gezweifelt?) Hast du dich schon mal mit Gott (mit einer größeren Kraft/Macht) in Verbindung gefühlt? Hast du schon mal gebetet? Wenn du an die schweren Zeiten in deinem Leben zurückdenkst hat der Glaube (Gott, Religion) dir da geholfen?

Interviewleitfaden 3. Konfessionsglaube Gehörst du einer bestimmten Religion an? Stell dir vor, jemand kennt deine Religion gar nicht. Wie würdest du ihm deine Religion erklären? Wo und wann spielt Religion in deinem Leben eine Rolle? Wo kommt Religion in deiner Familie und unter deinen Freunden vor? Was bedeutet es für dich, Christ/in, Muslim/in, zu sein? Was findest du an deiner Religion gut, was findest du nicht gut? Warst du schon mal in einer Kirche, Moschee/? Was denkst du über andere Religionen? Wie unterscheiden sich deiner Meinung nach eigentlich die verschiedenen Religionen voneinander? Was denkst du, wie sich Menschen verstehen (können), die an ganz verschiedene Dinge glauben und verschiedenen Religionen angehören? Welche Konflikte könnte es geben, wenn Menschen verschiedenen Religionen angehören? Wie könnte man die Konflikte lösen? Hat sich dein Glaube oder deine Religion in den letzten Jahren verändert?