Nachhaltiges Pensionssystem aus Sicht der Wirtschaft. Mag. Martin Kircher

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Transkript:

Nachhaltiges Pensionssystem aus Sicht der Wirtschaft Mag. Martin Kircher 25.2.2016

Agenda Herausforderungen für das Pensionssystem Demographie Finanzierbarkeit Generationengerechtigkeit Reformnotwendigkeiten Längerer Verbleib im Erwerbsleben Antrittsalter Frauenpension Rehabilitation vor Pension Gerechtigkeitsmechanismus Mischfinanzierteres Pensionssystem 2

Herausforderung Demographie: Alterspyramide 3

Herausforderung Demographie: Bevölkerungsentwicklung 4

Herausforderung Demographie: Pensionsbelastungsquote 5

Herausforderung Demographie: Lebenserwartung 6

Herausforderung Finanzierbarkeit: Entwicklung der Sozialausgaben 7

Herausforderung Finanzierbarkeit: Strategiebericht zum Bundesfinanzrahmen 2016-2019 8

Herausforderung Finanzierbarkeit: Bundesbudget 2016 UG22 Pensionsversicherung Auszahlungen für das laufende Kalenderjahr (Bundesmittel): 11 Mrd. Euro oder 3,2% des BIP Anstieg von 9,1 Mrd. Euro 2011 auf 11 Mrd. Euro (+ 20%) Weiterer Anstieg trotz Reformmaßnahmen UG23 Pensionen Beamte Auszahlungen für das Jahr 2016 von 9,3 Mrd. Euro Seit 2011 Anstieg um 17% Fazit Pensionsaufwand bleibt mit rund 26% der Gesamtauszahlungen wesentlicher Kostenfaktor 9

Herausforderung Finanzierbarkeit: Finanzierungslücke bei Pensionen Quelle: ECO Austria, Grafik Die Presse 10

Herausforderung Finanzierbarkeit: Bundesmittel Quelle: Pensionskommission Mittelfristgutachten 2014 und 2015, Langfristgutachten 2014 11

Herausforderung Finanzierbarkeit: Pensionsausgaben im Ländervergleich Quelle: OECD, Pensions at a Glance 2015 12

Herausforderung Finanzierbarkeit: Melbourne Mercer Global Pension Index 2014 Quelle: Mercer 13

Herausforderung Generationengerechtigkeit: Bertelsmann Stiftung 2013 14

Herausforderung Generationengerechtigkeit: Bertelsmann Stiftung 2013 Zentrale Aussagen für Österreich: Niedrige Kinderarmut (6. Platz) Hohe Staatsschuld pro Kind (10. Platz; ca. 250.000 USD pro Kind) Sehr hohe Sozialversicherungsbeiträge (4. Platz; ca. 15% des BIP) Hohe altersbezogene Sozialausgaben (9. Platz, knapp 6 mal höhere Ausgaben für ältere als für jüngere Bürger) à Ranking zur Generationengerechtigkeit: Österreich 20. Platz von 29 untersuchten OECD-Staaten (Vergleich Ausgaben für Junge und Ältere: Platz 21!) à Hauptgrund für die starken Ausgabenunterschiede zwischen den Generationen: Pensionen. à Fazit: Österreich gehört zu den intergenerationell ungerechtesten Staaten. 15

Herausforderung Antrittsalter: Faktisches Antrittsalter 16

Herausforderung Antrittsalter: Frühpensionen Quelle: Mittelfristgutachen 2015 17

Reformvorschläge - Sicht der Wirtschaft Zentrale Punkte für eine Stabilisierung der Aufwendungen Ø Längerer Verbleib im Erwerbsleben Ø Antrittsalter anheben Ø Reform Rehabilitation vor Pension Ø Gerechtigkeitsmechanismus etablieren Ø Mischfinanzierteres Pensionssystem 18

Reformnotwendigkeiten: Anreize für längeres Arbeiten Was hält Menschen im Erwerbsleben? à Längeres Arbeiten sollte stärker belohnt werden! à Wirksame Anreizsysteme à Derzeit bekommt ein Alterspensionist weniger als ein Pensionist nach der Hacklerregelung : Die Differenz beträgt ca. 170.000 Euro! Vorbild: Schwedisches System - Abschläge 6 % pro Jahr zwischen 61. und 65. Lebensjahr - Zuschläge: ca. 10 % für jedes weitere Erwerbsjahr nach dem 65. Lebensjahr 19

Reformnotwendigkeiten: Antrittsalter anheben Strenge Anspruchsvoraussetzungen und Anhebung der Altersgrenzen bei Frühpensionen Umsetzung des Bad Ischler Sozialpartnerpapiers 2011 Stationäre Abklärung von Krankheitsbildern Bei allgemeiner Gefährdung oder Einschränkung der Fahrtauglichkeit à Meldepflicht zu weiterer Abklärung! Möglichkeit zur Frühintervention bei bestimmten Krankheitsverläufen etc. 20

Reformnotwendigkeiten: Raschere Harmonisierung des Frauenpensionsalters Quellen: www.issa.int, EU-Förderbrief 3-4/2011, Grünbuch Angemessene, nachhaltige und sichere europäische Pensions- und Rentensysteme der Europäischen Kommission, eigene Recherche 21

Reformnotwendigkeiten: Rehabilitation vor Pension adaptieren Grundsatz ist wichtig und richtig ABER: Reintegration in Arbeitsmarkt funktioniert nicht à lediglich 0,5% konnten wieder beruflich integriert werden Etablierung eines Frühinterventionssystems Bessere Kooperation der Institutionen Neue Formen der Rehabilitation (zb deutsches Modell Mbor) 22

Reformnotwendigkeiten: Gerechtigkeitsmechanismus Pensionen auch für künftige Generationen sichern à Pensionsharmonisierung 2004 mit Pensionsmonitoring Knackpunkt im Pensionssystem: - die Lasten auf alle Generationen verteilen derzeit wird die Generation der Erwerbstätigen zu stark belastet - die steigende Lebenserwartung muss sich auswirken à Steigende Lebenserwartung muss zu einem späteren Pensionsantritt führen: Gerechtigkeitsautomatismus! à Steigt die Lebenserwartung, passt sich das Pensionsantrittsalter automatisch an à Variante: Treten bestimmte Entwicklungen ein, hat Politik auf Empfehlung von Experten zu handeln 23

Reformnotwendigkeiten: Mischfinanzierteres Pensionssystem Ein Haus steht sicherer auf drei Säulen (der Alterssicherung)! 1. Säule: Gesetzliche Pensionsversicherung 2. Säule: Betriebliche Pensionsleistungen 3. Säule: Privatpensionen 2. und 3. Säule fristen in Österreich nach wie vor ein stiefmütterliches Dasein: 3,52 Prozent des gesamten Alterseinkommens stammt aus Kapitaleinkommen (Niederlande: 45 Prozent) Stärkung der 2. und 3 Säule als Ergänzung zur gesetzlichen PV: Bessere staatliche Förderung entlastet langfristig das gesetzliche Pensionssystem. Vision mischfinanziertes Pensionssystem: Nimmt Druck von der gesetzlichen Pensionsversicherung und trägt dazu bei, den Lebensstandard im Alter zu erhalten 24

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!