Wahlprüfsteine der Landesvereinigung Ökologischer Landbau zur Landtagswahl 2017 in Niedersachsen An die Fraktionen im Niedersächsischen Landtag I. Zur agrarpolitischen Ausrichtung Die Landwirtschaft in Niedersachsen steht vor neuen Aufgaben. Viele Erzeuger sind verunsichert angesichts massiver Existenzbedrohungen durch Preisdruck und schwankende Märkte auf der einen Seite ( Stichwort Milchkrise ) sowie zunehmende Anforderungen an die Erzeugung auf der anderen Seite. Mit Medienberichten aus nicht artgerechter Tierhaltung, Grundwasserbelastung mit Nitrat und Pestiziden sowie drastischem Artenschwund in der Agrarlandschaft ist der öffentliche Druck für mehr Tier-, Umwelt und Klimaschutz in der Landwirtschaft gewachsen. Auch angesichts von vielen Betriebsaufgaben und weiterem Strukturwandel zu immer größeren Betrieben stellt sich verstärkt die Frage, welche Form der Landwirtschaft soll im Agrarland Nr.1 zukünftig gefördert werden? Die Ausrichtung der Landwirtschaft wird maßgeblich durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) bestimmt. Die Neuausrichtung der GAP ab 2020 und deren Umsetzung in Niedersachsen wird in der neuen Legislaturperiode eine wichtige Rolle spielen. Der Ökolandbau hat eine besondere Rolle, weil er ein System bietet, dass viele Leistungen verbindet. Die EU-Kommission spricht vom Ökolandbau als wichtigen Baustein einer ausgewogenen zukünftigen Agrarpolitik. Die Bundesregierung hat das erklärte Ziel 20 % Ökolandbau. Sind Sie der Meinung, dass es in der Europäischen Agrarpolitik eine deutliche Neuausrichtung hin zu einer ökologischeren Landwirtschaft geben muss? Soll der Mittelfluss in der GAP ab 2020 deutlich für die Honorierung von Leistungen umgeschichtet werden, die Landwirte für den Erhalt der natürlichen Ressourcen erbringen? (z.b. im Wasser- und Umweltschutz oder im Erhalt vielfältige Landschaft) Landesvereinigung Ökologischer Landbau e.v., Bahnhofstr. 15, 27374 Visselhövede Telefon (04262) 95900 Fax (04262) 959050
II. Die Zukunft des Ökolandbaus in Niedersachsen Die Nachfrage nach Erzeugnissen aus ökologischem Anbau wächst seit Jahren beständig. Dieser Trend hält ungebrochen an. Verbraucher wünschen laut repräsentativer Befragungen heimische Öko- Erzeugnisse. Doch während in einigen Bundesländern bereits zweistellige Öko-Anteile zu verzeichnen sind, beträgt der Anteil der Ökofläche in Niedersachsen nur 3,5 % an der gesamten Anbaufläche. Das Agrarland Nr. 1 gehört damit weiter zu den Schlusslichtern der Nation. Doch nach Jahren geringer Zuwächse hat die Umstellungsquote auch in Niedersachsen nun deutlich zugenommen Welche Maßnahmen soll das Land ergreifen, um diesen Trend fortzusetzen die Marktchancen für niedersächsische Betriebe zu nutzen? Sehen Sie im Ökolandbau für niedersächsische Betriebe ein wichtiges Entwicklungspotenzial und setzen Sie sich dafür ein, dass der Ökolandbau in Niedersachsen weiter deutlich ausgeweitet wird? Bund und Länder haben Programme zur Förderung des Ökolandbaus aufgelegt. Sind Sie der Meinung, dass Niedersachsen einen deutlichen Förderschwerpunkt auf die gezielte Weiterentwicklung des Ökolandbaus legen sollte? Setzen Sie sich dafür ein, die Flächenprämien für die Beibehaltung und Umstellung in der derzeitigen Höhe kontinuierlich weiter anzubieten und dafür ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen? Die Vorzüglichkeit der ökologischen Bewirtschaftung in Hinblick auf Biodiversität, Boden- und Wasserschutz ist in der Wissenschaft unstrittig. Setzen Sie sich dafür ein, Vorgaben zu entwickeln, dass Landesflächen verstärkt ökologisch bewirtschaftet werden sollen? In der Außerhausverpflegung bestehen noch deutliche Entwicklungspotentiale für den Einsatz von regional und ökologisch erzeugten Produkten. Verpflegungseinrichtungen und Veranstaltungen des Landes sollten hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Engagieren Sie sich für den verstärkten Einsatz von niedersächsischen Bioprodukten in der Außerhausverpflegung? Landesvereinigung Ökologischer Landbau, Bahnhofstr. 15 b, 27374 Visselhövede
III. Schutz der natürlichen Ressourcen Im besonderen Focus steht in Niedersachsen der Grund- und Trinkwasserschutz. Unumstritten sind die erheblichen Nitratbelastungen in Regionen mit hohem Aufkommen von tierischen Düngern und Gärresten und starker Intensität der Landnutzung. Hinzu kommt eine zunehmende Verunreinigung mit Pflanzenschutzmitteln bzw. deren Zerfallsprodukten. Die neue Düngegesetzgebung sieht Auflagen und Beschränkungen für die Düngung vor. Leider wird dabei einseitig die organische Düngung in den Mittelpunkt gestellt. Damit drohen gerade ökologischen Betrieben, die bei geringem Düngeniveau stark auf organische Düngung angewiesen sind, unangemessene Auflagen und aufwändige Dokumentationspflichten. Setzen Sie sich dafür ein, dass der Ökolandbau mit seinem Verzicht auf mineralische Düngung und mit flächengebundener Tierhaltung nicht benachteiligt wird? Für den Schutz des Grund- und Trinkwassers vor Nitrat- und Pestizidbelastung bietet die ökologische Bewirtschaftung deutliche Vorteile. Sollte der Ökolandbau als Maßnahme zum Wasserschutz ausgeweitet und von der Politik verstärkt unterstützt werden? Setzen Sie sich für Zulassungs- und Anwendungsbeschränkungen beim Pflanzenschutz ein, um die fortschreitende Pestizidbelastung in Gewässern zu stoppen und den Artenschwund zu reduzieren? Landesvereinigung Ökologischer Landbau, Bahnhofstr. 15 b, 27374 Visselhövede
IV. Rechtssicherheit für die ökologische Lebensmittelwirtschaft Seit längerem befindet sich die EU Öko-Verordnung in einem Revisionsprozess. Die in der LÖN organsierten Verbände setzen sich gegen die vollständige Neuordnung der Vorgaben und für die Weiterentwicklung des bestehenden Rechts ein. Die Umsetzung auf nationaler Ebene erfolgt in Deutschland jeweils auf Landesebene mit teilweise unterschiedlichen Rechtsauslegungen. Die Betriebe sehen sich dabei vielfach mit praxisfernen Vorgaben konfrontiert. Setzen Sie sich dafür ein, dass der Ökolandbau nicht durch eine Revision der Biogesetzgebung ausgebremst wird, sondern durch eine Fortschreibung des Rechts weiterentwickelt wird? Setzen Sie sich für eine praxisorientierte Umsetzung der EU-Öko-Verordnung in Niedersachsen im Dialog mit den Wirtschaftsbeteiligten ein? Tierhaltung Die Ausrichtung der Tierhaltung wird in Niedersachsen verstärkt diskutiert. Nicht artgerechte Haltungssysteme, Eingriffe am Tier und Importfuttermittel stehen in der öffentlichen Kritik. Der Ökolandbau hat mit artgerechten und praxistauglichen Tierhaltungssystemen und mit einer deutlichen Flächenbindung strenge Vorgaben. Sehen sie Handlungsbedarf für strengere gesetzliche Tierschutzvorgaben? Welche Form der Deklaration favorisieren Sie auf Bundesebene: Ein freiwilliges Tierwohllabel eine verpflichtende Deklaration der Haltungssysteme (analog der Eierkennzeichnung) Ökologische Betriebe arbeiten mit Freiland- und Auslaufsystemen meist verbunden mit Festmistsystemen. Sollen derartige System aus ihrer Sicht gezielter weiterentwickelt und gefördert werden? Landesvereinigung Ökologischer Landbau, Bahnhofstr. 15 b, 27374 Visselhövede
Auslauf- und Weidehaltung ist für biologische Betriebe fester Bestandteil der Tierhaltung. In einigen Regionen wird die Weide- und Auslaufhaltung durch verstärkten Wolfsdruck erschwert. Setzen Sie sich für eine strengere Regelung für das Wolfsmanagement und ggf. Regulierung von Wolfsbeständen ein? V. Förderung und Entwicklung durch Forschung, Ausbildung und Beratung Die Forschung hat sich in der Lebensmittelwirtschaft in den letzten Jahrzehnten stark auf eine Steigerung der Produktivität ausgerichtet. Die Verminderung des Ressourceneinsatzes, der Ausbau einer artgerechten Tierhaltung bei Tieren und die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit wurden lange vernachlässigt. Hier besteht für eine ökologische optimierte Erzeugung ein Forschungsrückstand. Setzen Sie sich für die Sicherung entsprechender Landes-Haushaltsmittel zum Ausbau von Forschung und Versuchen im Ökolandbau (z.b. für Haltungssysteme, Züchtung, biologischer Pflanzenschutz) ein? In der Aus- und Weiterbildung werden Themen des ökologischen Landbaus und der ökologischen Verarbeitung noch unzureichend behandelt. Ökolandbau sollte fester und prüfungsrelevanter Bestandteil in den Ausbildungen der land- und gartenbaulichen Berufe sein. Für Entwicklungsprojekte im Ökolandbau besteht bei dem aktuellen Rückstand in Niedersachsen weiter Handlungsbedarf. Setzen Sie sich dafür ein, die Haushaltsmittel für Projekt- und Beratungsförderungen im Ökolandbau mindestens im jetzigen Umfang bereit zu stellen? Landesvereinigung Ökologischer Landbau, Bahnhofstr. 15 b, 27374 Visselhövede