BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG

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Transkript:

BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG Nr. 93-1 vom 17. September 2017 Rede des Bundesministers des Auswärtigen, Sigmar Gabriel, zur Eröffnung der Ausstellung Deutschland8 in Peking am 17. September 2017 in Peking: Sehr geehrter Herr Prof. Fan Di an, sehr geehrter Herr Prof. Smerling, sehr geehrte Botschafter, Exzellenzen, meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist mir eine große Ehre und Freude mit Ihnen gemeinsam die Ausstellung Deutschland8 in Peking an diesem besonderen Ort der einstmals verbotenen Stadt eröffnen zu dürfen, hier vor dem imponierenden kaiserlichen Ahnentempel. Ich danke insbesondere der chinesischen Regierung, aber auch den Ausstellungsmachern und den Sponsoren, dass sie uns die Möglichkeit gegeben haben, in dieser einst verschlossenen Stadt die Türen aufzumachen für zeitgenössische Kunst und kulturellen Dialog. Ich finde, das ist ein schönes Symbol. China öffnet sich seit Jahren wirtschaftlich. Auch politisch trägt es viel Verantwortung in der Welt. Um sich auch kulturell zu öffnen, gibt es keinen besseren Ort als hier in der verbotenen Stadt. Deutschland8 in China, das gibt es in dieser Art und Weise ja nicht mal in Deutschland. Nirgendwo auf der Welt auch nicht in unserem Heimatland finden Sie eine solche Konzentration zeitgenössischer Kunst an einem Ort und über einen langen Zeitraum hinweg mit allen Namen, die die zeitgenössische Kunst aus Deutschland international bekannt gemacht haben.

- 2 - Deutschland8 ist dabei die jüngste Antwort in diesem kulturellen Zwiegespräch zwischen Deutschland und China. Deutschland8 knüpft direkt an die Ausstellung China8 vor zwei Jahren an, als an acht unterschiedlichen Orten in Nordrhein-Westfalen zum ersten Mal zeitgenössische chinesische Kunst in Deutschland in diesem Umfang gezeigt wurde. Ich hatte auch damals die Ehre, von Herrn Prof. Smerling eingeladen zu werden, um diese Ausstellung zu eröffnen. Ich erinnere mich noch gut an die Zeremonie im Duisburger Innenhafen, gleichsam mittendrin in unserer Ahnengalerie: der Stahlstandort Duisburg mitten im industriellen Herz Deutschlands. Und dass es Duisburg war, im Innenhafen, war ja auch eine besondere Symbolik für die moderne Seidenstraße, die nicht allzu lange zuvor der chinesische Staatspräsident mit dem Eintreffen des ersten Güterzuges in Duisburg eröffnet hatte. Und jetzt haben, sozusagen auf umgekehrtem Wege, Bilder und zeitgenössische Kunst ihren Weg von Duisburg aus auf dieser modernen Seidenstraße bis nach Peking gefunden. China8 war in Deutschland ein großer Erfolg: Es war die bis dahin weltweit größte museale Schau zeitgenössischer chinesischer Kunst im Ausland. Fast 120.000 Menschen besuchten die Ausstellungen an acht verschiedenen Orten im industriellen Herzen Deutschlands. In China ist diese Zahl im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung vielleicht nicht wirklich beeindruckend. Ich weiß nicht, ob 120.000 hier schon als Stadt oder noch als Dorf gelten, aber für deutsche Verhältnisse war eine solche Besucherzahl wirklich außerordentlich hoch. Und was mich noch mehr freut: Es kamen damals überproportional viele junge Besucherinnen und Besucher. Fast 40 Prozent waren unter 35 Jahre alt. Das zeigt, dass China8 Neugier geweckt hat. Und nichts ist wichtiger als Neugierde aufeinander. Ich bin zuversichtlich, dass auch Deutschland8 in Peking auf ein interessiertes Publikum treffen wird und dass sich viele Menschen am Dialog beteiligen werden. Und ich kann Ihnen auch versprechen, man bekommt hier in dieser Ausstellung wirklich das Beste an zeitgenössischer Kunst zu sehen, was Deutschland zu bieten hat. Tatsächlich hat mich ein deutscher Kunstexperte auf die Ausstellung in China angesprochen. Er sagte, dass er jetzt alleine wegen dieser Ausstellung nach Peking reisen müsse, denn das könne er in Deutschland so an einem Ort nirgendwo sehen.

- 3 - Für mich ist dieses Ausstellungsprojekt aber auch ein Symbol dafür, dass die Beziehungen zwischen China und Deutschland weiter wachsen und sich neue Felder für direkte Kommunikation und Austausch öffnen. Wir haben bekanntermaßen zwischen Deutschland und China einen enorm starken Handelsaustausch, um den uns viele beneiden und den wir sowohl aus chinesischer als auch aus deutscher Sicht weiterentwickeln wollen gerade in Zeiten, in denen im internationalen Handel neue Mauern aufgebaut werden oder manche Protektionismus an die Stelle eines freien Welthandels setzen wollen. Wir haben auch einen politischen Dialog, der nicht nur sehr eng getaktet, sondern auch vertrauensvoll ist. Wir wollen dabei aber nicht stehenbleiben, denn das Herz der bilateralen Beziehungen schlägt dort, wo sich eben nicht nur Politiker, Diplomaten und Geschäftsleute begegnen, sondern die Vertreterinnen und Vertreter unserer beiden Gesellschaften. Wir haben im Mai den peoples-to-people -Dialog eröffnet, ein Beginn, der sicher vieles noch nach sich ziehen wird. Unsere Beziehungen erhalten noch mehr Tiefgang, wenn junge Leute durch Austausche und Aufenthalte das jeweils andere Land besser verstehen lernen. Wenn Menschen Gelegenheit haben, sich durch Kunst oder Kultur des jeweils anderen Landes beeindrucken oder inspirieren zu lassen. Das ist unser Verständnis einer lebendigen Partnerschaft. Für eine solche Partnerschaft braucht man aber nicht nur engagierte Menschen, sondern auch Voraussetzungen in der Politik. Vor allem braucht man Aufgeschlossenheit und Neugierde auf den anderen. Diese Aufgeschlossenheit und Neugierde beinhaltet aber auch, dass wir uns mit unseren unterschiedlichen, manchmal auch widersprüchlichen Ideen, Denkweisen und Wertvorstellungen auseinandersetzen. Auf Augenhöhe, immer bemüht zu verstehen, warum der andere in bestimmten Punkten andere Sichtweisen auf die Welt hat, als wir sie haben. Dass wir offen sind, nicht nur mit dem Verbindenden, sondern auch Differenzen und Unterschiede kennen und damit umzugehen lernen. Und natürlich wissen wir, dass das gelegentlich auch Probleme erzeugt. Ich erinnere mich noch gut an die Debatte über die Ausstellung zur Aufklärung hier in Peking, organisiert von dem leider viel zu früh verstorbenen Martin Roth. Dabei kann uns die Kunst wirklich als gutes Beispiel dienen. Kunst kann manchmal unbequem sein. Kunst kann und manchmal muss sie auch der Gesellschaft oder

- 4 - der Politik einen Spiegel vorhalten. Gerade in dieser Funktion leistet die Kunst unersetzbar wichtiges. Sie kann helfen, unaussprechliches auszudrücken. Sie kann helfen, Widersprüche zum Vorschein zu bringen, damit eine Gesellschaft in wirklich allen Facetten erkannt werden kann. Sie kann helfen, die Zwischentöne hörbar zu machen und manchmal zwingt sie uns Politiker auch, eine andere Perspektive einzunehmen und nicht im Alltagstrott immer den gleichen Blick beizubehalten. Kunst und Kultur, die Beschäftigung mit ihr, zwingt zum Perspektivenwechsel. Und dafür braucht sie Freiheit. Die Freiheit der Kunst und der Kultur ist die wesentliche Voraussetzung für ihre Entwicklung. Kunst und Kultur dienen dem gesellschaftlichen Austausch, aber sie sind nicht Diener der Politik. Ich freue mich daher, dass auch der künstlerische, der gesellschaftliche Austausch zwischen China und Deutschland weiter wächst. Was ist dabei die Rolle der Politik? Ich finde, Politik soll die Voraussetzungen dafür schaffen, dass künstlerischer und gesellschaftlicher Austausch ermöglicht und erleichtert wird. Dass die Schwelle für all diejenigen, die sich beim Kulturdialog engagieren möchten, möglichst niedrig ist, und es geht natürlich darum, den Jugendaustausch und auch die Sprachausbildung zu fördern. Übrigens ist erstaunlich, wie viele junge Menschen in Deutschland Chinesisch in der Schule lernen oder es später studieren wollen. Das ist eine gute Voraussetzung für unsere Zukunft. Hier dürfen und wollen wir in der Politik tätig werden. Ich glaube, die Tatsache, dass das Auswärtige Amt in Deutschland inzwischen eine knappe Milliarde für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ausgibt, ist eine gute Investition in unsere gegenseitige friedliche Zukunft. Wir fördern und wir initiieren solche Projekte, aber wir brauchen dafür natürlich Zivilgesellschaft, engagierte Künstlerinnen und Künstler und Menschen wie Walter Smerling, bei dem ich ja immer den Eindruck habe, dass wenn ein Projekt besonders utopisch klingt, man ziemlich sicher sein kann, dass er es umsetzen wird. Mein Eindruck ist auch, dass kulturell-gesellschaftliche Kontakte dann am wirkungsvollsten und authentischsten sind, wenn sie nicht alleine von staatlichen Stellen gelenkt werden. Ich glaube, Deutschland8 ist dafür das beste Beispiel, denn es waren die privaten Akteure, die sich für die Ausstellung besonders engagiert haben. Mein ganz besonderer Dank gilt dem Präsidenten der Central Academy of Fine Arts, Prof.

- 5 - Fan Di an, ebenso natürlich dem bereits genannten Prof. Walter Smerling, dem Vorsitzenden der Stiftung Kunst und Kultur. Ohne diese beiden und ihr persönliches Engagement und ihren Glauben, dass das scheinbar Unmögliche möglich gemacht werden kann, wäre die Ausstellung nicht zustande gekommen. Mein Dank gilt ebenso den Leitern der sieben Orte, an denen die Ausstellung gezeigt wird, und nicht zuletzt den Hausherrn dieser wunderbaren Tempelanlage. Zu den maßgeblichen privaten Akteuren zählen aber auch die deutschen und chinesischen Wirtschaftsunternehmen, die entscheidende Beiträge zur Finanzierung der Ausstellung geleistet haben. Ihnen bin ich besonders dankbar. Ohne die Unternehmen aus Deutschland und aus China wäre es letztlich nicht gelungen, die Ausstellung zu finanzieren. Und ich danke insbesondere der Chinesischen Regierung, dass sie dieses Projekt möglich gemacht hat. Manchmal genügt es, wenn man einen oder zwei Übersetzer hat, um eine Stunde Dialog zu halten. Das reichte den Organisatoren von Deutschland8 aber offensichtlich nicht, denn sie haben Dolmetscher für 55 Künstlerinnen und Künstler und 320 Arbeiten quasi als Botschafter und als Dolmetscher des künstlerischen Dialogs mit nach Peking gebracht. Deshalb, so hoffe ich, kann die Verständigung gerade hier besonders gut gelingen. Ich wünsche uns allen eine besonders erfolgreiche Deutschland8 -Ausstellung. Und ich bin gespannt, was sich Herr Prof. Smerling als nächstes ausdenken wird, um den deutsch-chinesischen Kulturaustausch voranzubringen. * * * * *