Das Bilanzmodell der Thüringerr Nachhaltigkeitsstrategie als Chance und Herausforderung für ein intelligentes Flächenmanagement Thomas Werneburg Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz Umsetzungsbeispiel Thüringen Sehr geehrte Damen und Herren, als Vertreter Thüringens begrüße ich Sie sehr herzlich am Ende dieses Vortragsblocks. Wenn Sie den Thüringenstand in der Halle 20 besucht haben, wissen Sie: Thüringen ist nicht am Ende! Wir haben heute schon mehrfach gehört: Angesichts der demografischen Entwicklung und vielfältiger Potenziale zur Innenentwicklung in den Dörfern und Städten hat die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme Priorität. Thüringen behält dabei mit seinem auf einen Aus- und gleich ausgerichteten Flächenmodell auch den Ausgleich unterschiedlicher Landnutzer Interessengruppenn im Blick. Das sind die Schwerpunkte, auf die ich in meinem Vortrag besonders eingehen möchte: was steht hinter dem Bilanzmodell und wo steht Thüringen? Chancen und Herausforderungenn eines intelligenten Flächenmanagements welche Initiativen gibt es in Thüringen bereits? was hat sich daraus entwickelt? wie erfolgt die Beteiligung der Gesellschaft? welche Angebote können sich aus einem Bündnis heraus entwickeln? Ausgangssituation Bei einer Gesamtfläche Thüringens von ca. 1.672.000 Hektar beträgt die Siedlungs- und Verkehrsfläche mit 146.000 Hektar etwa 9 % der Landesfläche. Der Bundesdurchschnitt liegt mit 13 % darüber. In einigen Jahren werden die Brachflächen knapp. Der Flächenverbrauch in Thüringen be- - 2011 trägt im Durchschnitt der letzten Jahre 2, 5 ha pro Tag mit steigender Tendenz (derzeit 5,1 ha täglich). Dabei schrumpft in der Fläche zu erkennenn an den rot eingefärbten Flächen in Folie 5 - die Zahl der Einwohner. Seit 1990 bis 2010 hat Thüringen nach Sachsen- Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern am meisten Einwohner verloren. Allerdings ist punk- haupt- tuell, vor allem in den Hochschulstandorten, auch ein Anstieg zu verzeichnen, der sächlichh aber auf einer Binnenwanderung innerhalb des Landes beruht. Dieses führt bei- 48
spielsweise in Jena zu einem starken Anstieg der Mieten auf ein Niveau, welches mit München vergleichbar ist. Dieses bedeutet also einen stark wachsenden Pro-Kopf-Anteil an der Siedlungs- und Verkehrsfläche, den es einzudämmen gilt. Daraus ergibt sich quasi eine Steilvorlage für eine nachhaltige Flächenhaushaltspolitik. Damit verbunden ist eine Nachweispflicht, insbesondere auch für Rückwidmungen. Chancen und Herausforderungen eines intelligenten Flächenmanagements siehe Folien 6 und 7 Was macht Thüringen? Auf der Folie 8 sind Initiativen und Kooperationen aufgelistet, die in Thüringen im Zusammenhang mit intelligentem Flächenmanagement betrieben werden. Besonders möchte ich auf die Vitalitätsprüfung hinweisen, die mit dem Antrag auf Dorferneuerung und begleitend mit der Dorfentwicklungsplanung verbunden ist. Hiermit sollen sich die Gemeinden gezielt damit auseinandersetzen, welchen Wert dem vorzufindenden Bestand beizumessen ist, und Potentiale der Innenentwicklung selbst ermitteln. Beispiele für Initiativen folgen auf den nächsten Folien: grenzüberschreitende Initiative Flächenmanagement Rodachtal mit abgestufter Vorgehensweise (Analyse zur Erfassung und Bewertung der Siedlungspotenziale, Maßnahmenentwicklung auf Basis einer regionalen städtebaulichen Diskussion und Erstellung eines Handlungskonzeptes, sowie Kommunikation der Ergebnisse durch eine Vermarktungskampagne und dauerhafte Projektgestaltungen. altersgerechtes Wohnen der Regionalen LEADER-Aktionsgruppe Unstrut-Hainich e.v. Im dargestellten Beispiel wird gezeigt, wie ein Grundstück mit nicht mehr zu rettendem Altbaubestand einer neuen Nutzung durch Bebauung mit altengerechten Wohnhäusern wiederbelebt wird. durch die Initiative Brachflächenscout sollen vor allem junge, den modernen Medien gegenüber aufgeschlossene Menschen für das Thema Innenentwicklung / Revitalisierung von Brachflächen interessiert werden, in dem sich jedermann hier mit mobilen Kommunikationsgeräten direkt vor Ort über (leer stehende oder brachliegende) Objekte informieren kann. was hat sich aus solchen Initiativen entwickelt? Beispiel alte Papierfabrik Blankenberg im Saale-Orle-Kreis Revitalisierung eines technischen Denkmals am Grünen Band siehe Folien 13 und 14 Bündnis für Fläche Öffentlichkeitsarbeit, z.b. durch einen Aufruf zur Beteiligung beim Schutz des Bodens anlässlich des internationalen Tages des Bodens am 5. Dezember 2012 49
Zusammenarbeit im Rahmen eines Bündnisses für Fläche mit vielen Akteuren aus Verwaltung, Verbänden und Wirtschaft, befindet sich in der Umsetzungsphase und gestaltet sich schwierig Mögliche Angebote: Info für Bürgerinnen und Bürger, Interesse für das Thema wecken durch ein allgemein zugängliches Mehrzweckkataster auf Basis eines datenbankbasierten Flächenmanagementsystems, sowohl für private Interessenten (Bauwillige) als auch als Basis für gewerbliche Standortentscheidungen. Durch Verknüpfung mit anderen räumlichen Informationen (Entfernung zu Versorgungseinrichtungen, Schulen, Ärzten, Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel) wird eine umfassende Information vor der Investition ermöglicht und somit Antworten auf die Frage nach dem besten Standort durch Auswertung relevanter Daten erleichtert. Fazit Flächenpolitik ist auch zukünftig eine schwierige und dauerhafte Aufgabe für alle Beteiligten. Herzlichen Dank für Ihr Interesse. Mehr Thüringen erleben Sie auf der IGW in Halle 20. 50
Das Bilanzmodell der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie als Chance und Herausforderung für ein intelligentes Flächenmanagement Schlagwörter Bilanzmodell Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie Bündnis für Fläche Siedlung- und Verkehrsfläche Startprojekt Intelligentes Flächenmanagement LEADER Beteiligung Chancen und Herausforderungen Demographie Entwicklung Flächenpool Bewertung und Monitoring Initiativen 51
Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie Indikator Nr. 5 Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) bis 2020 eine möglichst ausgeglichene Bilanz zwischen Neuinanspruchnahme und Rückwidmung für natürliche und naturnahe Zwecke Ausgangssituation Fläche Thüringen: 16.172 Km² (1.672.000 Hektar) Siedlungs- und Verkehrsfläche: ca. 1.460 Km² (146.000 Hektar), dies entspricht ca. 9 % der Landesfläche, der Bundesdurchschnitt liegt bei 13 % 52
Demographische Entwicklung Chancen Intelligentes Flächenmanagement in den Städten und Gemeinden wird zum Standortvorteil Intelligentes Flächenmanagement setzt auf Innen- vor Außenentwicklung Intelligentes Flächenmanagement berücksichtigt vorhandene Infrastrukturen Intelligentes Flächenmanagement arbeitet überregional und partnerschaftlich Intelligentes Flächenmanagement trägt langfristig zur Reduzierung von Kosten für Kommunen und deren Bewohner bei Intelligentes Flächenmanagement löst Nutzungskonflikte und verhindert Wertverluste von Immobilien 53
Herausforderung Auswahl und Zusammenführung vorhandener Datenbanken in einem Geographischen Informationssystem (GIS) Grundlage: INSIPRE-Richtlinie Abbildung flächenrelevanter Informationen im Geoproxy Thüringen Fortführung der Brachflächenerfassung und -revitalisierung Auf- und Ausbau überregionaler Flächenpools Zusammenführung / Bündelung von Initiativen zum Freiraumschutz Ausrichtung zukünftiger, aufeinander abgestimmter Förderprogramme am Freiraumschutz Kohärent aufeinander abgestimmte Ebenen der räumlichen Planung (vom Landesentwicklungsplan 2025 bis hin zum Flächennutzungsplan) Begleitung des Transformationsprozesses Initiativen / Kooperationen Alte Flächen Neue Energien (Referat 23, TMLFUN) SolarFlächenPortal Thüringen (Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur) Vitalitätsprüfung Dorferneuerung (Referat 24, TMLFUN) Brachflächenrevitalisierung / - kataster (Landesentwicklungsgesellschaft) Studienprojekt Brachflächenscout (Fachhochschule Erfurt) Förderung der Revitalisierung (Programm des TMLFUN bis 2015) Thüringer Brachflächeninitiative GENIAL zentral (TMBLV) Flächenpools (Landkreise) Flächenkooperation mit der Deutschen Bahn AG zur Entwicklung nicht mehr betriebsnotwendiger Bahnimmobilien 54
Initiative: Flächenmanagement Rodachtal Grenzüberschreitende Initiative Bayern / Thüringen seit 2001 Etwa 30.000 Einwohner, weiterer Bevölkerungsrückgang wird prognostiziert Weitere Leerstände in den Ortskernen, Wertverlust von Immobilien Kosten für Infrastruktur werden für die Kommunen und verbleibenden Bürger zum Problem Quelle: IPU Erfurt Initiative: Flächenmanagement Rodachtal Analyse Gemeindeübergreifendes Gebäude und Flächenkataster: Erfassung und Bewertung Siedlungspotenziale Maßnahmenentwicklung Regionale städtebauliche Maßnahmendiskussion innerhalb des Gebietes der Initiative Rodachtal Handlungskonzept Kommunikation Vermarktungskampagne und dauerhafte Projektgestaltung Zielgruppenorientierte Sensibilisierung, Information und Unterstützung 55
Initiative: Altersgerechtes Wohnen Initiative: Brachflächenscout Idee und Gestaltung: Studierende der FH Erfurt 56
Entwicklung: Saale-Orla-Kreis Entwicklung: Saale-Orla-Kreis 57
Beteiligung Bündnis für Fläche Thüringer Ministerien Regionale Planungsgemeinschaften Fachhochschulen Erfurt und Nordhausen Thüringer Landgesellschaft mbh Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbh Thüringer Bauernverband e.v. NABU Landesverband Thüringen e.v. BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.v. Landesverband Thüringen DEGES GmbH Deutsche Bahn AG 58
Zusammenfassung und Ausblick Baulücke Brachfläche Mee(h)r Thüringen Thüringen und den Saale-Orla-Kreis finden Sie auf der IGW in Halle 20 Wir freuen uns auf Ihren Besuch! 59