Zentren in schrumpfenden Regionen Pirmasens und Stendal

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Transkript:

Ulrike Milstrey Zentren in schrumpfenden Regionen Pirmasens und Stendal Vortrag auf dem 38. Brandenburger Regionalgespräch, IRS Erkner

Forschungsfragen Inwieweit verschärft sich in Schrumpfungsregionen die Konkurrenz um Einwohner, Unternehmen, Infrastrukturen und den Zentrale Orte-Status? Wie wirken die Steuerungsformen regionale Kooperation, Konkurrenz und Zentren-Hierarchie in schrumpfenden Regionen zusammen? Welchen Bedingungen fördern, welche hemmen interkommunale Kooperationen? Folie 8

Empirische Fallstudien Mittelstädte in peripherisierten Räumen Lage in peripherer, ländlicher Region Landesplanerische Ausweisung als Mittelzentren Schrumpfungs- und Peripherisierungskontext Stendal: Städtedreieck Altmark Städtenetz in dünn besiedelter, peripherer Region Pirmasens: Standortinitiative Südwestpfalz Stadt-Umland-Kooperation Stadt und Landkreis Südwestpfalz Folie 9 Leitprojekt

Städtedreieck der Altmark Hansestadt Stendal: 42.000 EW (peripheres Mittelzentrum mit Teilfunktionen OZ) Stadt Tangermünde: 10.800 EW Stadt Arneburg: 1.600 EW Folie 10

Das Städtedreieck Altmark Vorgeschichte: IBA Stadtumbau Sachsen-Anhalt: Zentraler Ort im ländlichen Raum (2007-2009), AG Städtekooperation Kooperationsform: formelle Kooperationsvereinbarung 2010 Arneburg, Stendal, Tangermünde Kooperierende Akteure: Rat der Bürgermeister (Entscheidungsgremium), Geschäftsstelle der Verwaltung, Facharbeitskreise Handlungsfelder: Wirtschaft (Gewerbegebiete), Tourismus und Kulturangebote, Wohnen, Öffentlichkeitsarbeit Folie 11

Fallstudie Stendal: Ergebnisse Hierarchie - Akzeptanz der Rolle von Stendal als Mittelzentrum - Zusammenarbeit auf Augenhöhe Kooperation - Chefsache - Räumliche Nähe - Funktionale Arbeitsteilung - regionale Agenda für Altmark für positive Identifikation - Konfliktarme Themen Konkurrenz - Lokalegoismus bei Standortpolitik nach der Wende - Wettbewerb bei der Ausweisung von Wohn- und Baugebieten - Kirchturmpolitik: Stadthalle Arneburg Folie 12

Südwestpfalz: Kooperation Stadt und Landkreis Kreisfreie Stadt Pirmasens: peripheres Mittelzentrum, 40.000 EW Landkreis Südwestpfalz: als Kragen um Pirmasens. 98.000 EW Kreisfreie Stadt Zweibrücken: 24.000 EW Folie 13

Südwestpfalz: Kooperation Stadt und Landkreis Schrumpfungskontext: Deindustrialisierung der Schuhindustrie in Stadt und Landkreis seit 1970er, Demilitarisierung seit 1990er (FHS auf Konversion) Vorgeschichte: Integriertes Ländliches Strukturkonzept (ILEK) Südwestpfalz seit 1990er Kooperationsform: Standortinitiative Südwestpfalz (Landkreis, Städte Pirmasens, Zweibrücken) seit 2011 Kooperierende Akteure: Initiative des Landkreises Handlungsfelder: Standort-Marketing; aber: Städte und LK haben eigene Wirtschaftsförderung (!) Folie 14 Leitprojekt

Fallstudie Südwestpfalz: Ergebnisse Hierarchie - Rolle von Pirmasens als Mittelzentrum nicht akzeptiert - Stadt Pirmasens setzt auf Zukunftsregion Westpfalz (mit OZ Kaiserslautern) Nicht-Kooperation - persönliche Differenzen zwischen OB u. Landrat - starkes territoriales Rollenverständnis ( Regionalfürsten ) - soziale Abgrenzung (sozialer Status Arbeiter- vs. Beamtenstadt, Pirmasens kein attraktiver Partner) Konkurrenz - Pirmasens Landkreis: Wettbewerb um Schulen - Pirmasens Zweibrücken: Wettbewerb um Studierende, Gewerbeansiedlungen und Einzelhandel Folie 15

Vergleichende Auswertung Schrumpfung schafft Dualität von Kooperation und Konkurrenz: mehr Wettbewerb, zugleich erhöhter Leidensdruck zu kooperieren Hemmnisse für Kooperationen: Hierarchien zwischen Stadt und Umland: Kreisfreiheit der Städte: Abwehr der Einkreisung Generalisten in der Kommunalpolitik: Gebietsfürsten gegen funktionale Arbeitsteilung, kaum Bereitschaft zum Verzicht auf Funktionen soziale Unterschiede zwischen Städten (Arbeiterstadt Beamtenstadt) Folie 16

Vergleichende Auswertung Chancen für Interkommunale Kooperationen: Rolle als Mittelzentrum muss von Partnern akzeptiert werden gleiche Augenhöhe bei ungleicher Größe gute Beziehung zwischen Schlüsselpersonen funktionale Arbeitsteilung zwischen Orten ( geben und nehmen, Interessensausgleich) Interkommunale Kooperationen sind kein Selbstläufer, sondern abhängig von Landespolitiken ( Schatten der Hierarchie ) Folie 17

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Folie 18