Arbeitszeiten im internationalen Vergleich



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Transkript:

Arbeitszeiten im internationalen Vergleich Ewald Walterskirchen Wissenschaftliche Assistenz: Waltraud Popp Begutachtung: Alois Guger 1. Einleitung In dieser Kurzstudie geht es um einen internationalen Vergleich der Arbeitszeiten: - Übliche Wochenarbeitszeit in den EU-Ländern - Geleistete Jahresarbeitszeit in ausgewählten OECD-Ländern - Höchstarbeitszeit in den EU-Ländern - Arbeitszeiten in ausgewählten Städten der Welt Folgende Länder werden verglichen: Österreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, Frankreich, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Rumänien und Bulgarien. Soweit Länder- oder Städtedaten verfügbar sind, werden auch USA, Japan, China und Korea in den Vergleich einbezogen. 2. Übliche geleistete Wochenarbeitszeit In der EU-Arbeitskräfteerhebung werden die Beschäftigten nach ihrer üblichen Wochenarbeitszeit gefragt. Darin sind Überstunden und Teleworking enthalten,

2 Fahrzeiten zum Arbeitsort und Mittagspausen jedoch nicht. Die Daten sind für Vollund Teilzeitbeschäftigte, Männer und Frauen sowie Erwerbstätige und Unselbständige verfügbar. Nach dieser Erhebung von Eurostat ist die übliche Wochenarbeitszeit der unselbständig Vollzeit-Beschäftigten (einschl. Überstunden) in Großbritannien und Österreich mit 42½ Stunden relativ hoch, gefolgt von den ost-mitteleuropäischen Ländern (41 bis 42 Stunden). In Deutschland und im EU-Durchschnitt arbeiten die Beschäftigten üblicherweise etwa 40 Stunden pro Woche, in Italien und Frankreich nur 39. Übersicht 1: Übliche Wochenarbeitszeit der unselbst. Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2005 Übliche Wochenarbeitszeit 1 ) Insgesamt Frauen Männer In Stunden Großbritannien 42,6 40,1 44,1 Österreich 42,4 41,1 43,2 Slowenien 41,7 41,1 42,2 Rumänien 41,7 41,3 42,0 Polen 41,4 39,5 43,0 Tschechien 41,4 40,6 42,1 Bulgarien 41,1 40,9 41,3 Slowakei 40,8 40,2 41,3 Ungarn 40,7 40,1 41,2 Deutschland 40,1 39,2 40,5 Italien 39,2 37,0 40,6 Frankreich 39,0 37,9 39,8 EU 25 40,5 39,1 41,3 EU 15 40,3 38,9 41,2 Q: Eurostat (Arbeitskräfteerhebung) 1 ) Einschließlich Überstunden (bezahlt oder unbezahlt) und Teleworking, ohne Fahrzeit zur bzw. von der Arbeit, ohne Mittagspause.

3 Untergliedert nach dem Geschlecht, liegt die übliche Arbeitszeit für Männer und Frauen in Österreich um etwa zwei Stunden über dem EU-Durchschnitt. Bezahlte und unbezahlte Überstunden spielen hier offenbar eine entscheidende Rolle. Denn die tariflich vereinbarte Wochenarbeitszeit liegt in Österreich laut EIRO-Daten (Übersicht 4) im EU-Durchschnitt. Die übliche Wochenarbeitszeit der gesamten unselbständig Beschäftigten (einschl. Teilzeitkräfte) ist in der EU um 4 Stunden niedriger als jene der Vollzeit-Beschäftigten: 36½ statt 40½ Stunden. Für Frauen beträgt der Unterschied 6½ Stunden, für Männer 1½. In Österreich drückt die Teilzeitbeschäftigung die durchschnittliche Wochenarbeitszeit für Frauen um 8 Stunden, für Männer um knapp 1½. Die durchschnittliche Arbeitszeit der Frauen liegt in Österreich etwa im EU-Durchschnitt, jene der Männer (vor allem infolge von Überstunden) um 2 Stunden darüber. Als Alternative zu den Eurostat-Daten steht eine EIRO-Berechnung (European Industrial Relations Observatory) der üblichen Wochenarbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten zur Verfügung, welche auf die tariflich vereinbarte reguläre Arbeitszeit (ohne Überstunden) abstellt. Nach den EIRO-Daten ist die tariflich vereinbarte Wochenarbeitszeit in den neuen EU- Ländern am höchsten. In Österreich liegt sie mit 38,5 Stunden exakt im EU- Durchschnitt (siehe Übersicht 4). In Italien, Deutschland und vor allem in Frankreich ist die tariflich vereinbarte reguläre Wochenarbeitszeit niedriger.

4 Übersicht 2: Übliche Wochenarbeitszeit der unselbst. Beschäftigten im Jahr 2005 (einschließlich Teilzeitkräfte) Übliche Wochenarbeitszeit 1 ) Insgesamt Frauen Männer In Stunden Rumänien 41,6 41,1 42,0 Bulgarien 40,8 40,5 41,1 Tschechien 40,6 39,2 41,7 Slowakei 40,3 39,4 41,0 Polen 40,2 37,8 42,1 Slowenien 40,2 39,2 41,0 Ungarn 40,0 39,1 40,8 Österreich 37,7 33,0 41,9 Italien 37,0 33,2 39,8 Großbritannien 36,6 31,5 41,6 Frankreich 36,3 33,4 38,9 Deutschland 34,5 29,8 38,7 EU 25 36,6 32,8 39,8 EU 15 36,0 31,9 39,5 Q: Eurostat (Arbeitskräfteerhebung) 1 ) Einschließlich Überstunden (bezahlt oder unbezahlt) und Teleworking, ohne Fahrzeit zur bzw. von der Arbeit, ohne Mittagspause. 3. Geleistete Jahresarbeitszeit Die durchschnittlich geleistete Jahresarbeitszeit je unselbständig Beschäftigten wird von der OECD berechnet. Dabei wird die Zahl der jährlich geleisteten Arbeitsstunden durch jene der unselbständig Beschäftigten dividiert. Teilzeitkräfte sind in den Berechnungen enthalten und nicht gesondert ausgewiesen, d.h. in Ländern mit hohen Teilzeitquoten ist die Jahresarbeitszeit pro Kopf gedrückt. Die Daten sind nur sehr begrenzt international vergleichbar. Die OECD weist in den Tabellen darauf hin,

5 dass die Niveaus für den Ländervergleich nicht geeignet sind. Im beschreibenden Text erwähnt die OECD die begrenzte Vergleichbarkeit, die keine exakte Rangordnung der Länder ermöglicht. Übersicht 3: Durchschnittlich geleistete Jahresarbeitszeit pro Kopf (einschl. Teilzeitkräfte) 1 ) 2004 2005 In Stunden Korea 2 ) 2.380 2.351 Polen 2 ) 1.957 1.970 Tschechien 2 ) 1.900 1.923 Slowakei 2 ) 1.913 USA 3 ) 1.813 1.809 Japan 4 ) 1.816 1.802 Ungarn 2,5 ) 1.805 1.802 Großbritannien 2 ) 1.646 1.652 Italien 6 ) 1.519 Österreich 6 ) 1.485 1.488 Frankreich 6 ) 1.456 1.446 Deutschland 2,7 ) 1.360 1.372 Q.: OECD, Employment Outlook 2006, SourceOECD 1 ) Die Zahl der jährlichen Arbeitsstunden dividiert durch die unselbständig Beschäftigten im jeweiligen Jahr. Die Daten sind nur im Zeitablauf vergleichbar, die Niveaus sind nicht für einen Ländervergleich geeignet. 2 ) Nationale Angaben. 3 ) 4 ) 5 ) 6 ) Umrechnung der nationalen Daten (Arbeitszeit pro Arbeitsplatz) auf Arbeitszeit je Beschäftigten durch das OECD-Sekretariat. Beschäftigtendaten ohne Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und öffentlichen Dienst. Arbeitszeitdaten von Firmen mit mehr als 5 Beschäftigten. Schätzungen der Jahresarbeitszeit basierend auf Umfragen bei Unternehmen der Sachgütererzeugung mit mehr als 5 Beschäftigten. OECD-Sekretariatsschätzungen basierend auf der Frühjahrs-Arbeitskräfteerhebung der EU: Sie errechnen sich aus üblicher Wochenarbeitszeit multipliziert mit der Zahl der tatsächlich geleisteten Arbeitswochen pro Jahr, wobei Urlaub, Feiertage und Krankenstände berücksichtigt wurden. 7 ) Vollzeitbeschäftigte; Arbeitszeitdaten bereinigt um Feiertage, Krankenstände, Überstunden, Kurzarbeit, Schlechtwetter, Streiks, Teilzeitarbeit, Elternkarenz uä.

6 Nach diesen OECD-Berechnungen arbeiteten die unselbständig Beschäftigten in Österreich im Jahr 2005 durchschnittlich 1.488 Stunden. In Korea wurden rund 2.350 Arbeitsstunden pro Jahr geleistet, in den meisten ost-mitteleuropäischen Ländern mehr als 1.900 Stunden. Für die USA und Japan wurde eine Jahresarbeitszeit von etwas mehr als 1.800 Stunden errechnet, für Großbritannien von etwa 1.650 Stunden. In Italien und Frankreich wird rund 1.500 Stunden im Jahr gearbeitet, in Deutschland weniger als 1.400 Stunden (Vollzeitbeschäftigte, siehe Fußnoten in Übersicht 3). Die OECD hält die Arbeitszeitdaten für nur sehr begrenzt vergleichbar, da sie meist auf nationalen Angaben beruhen nicht auf einer einheitlichen Erhebung wie bei Eurostat. Insbesondere sind auch Teilzeitbeschäftigte enthalten, d.h. eine Erhöhung der Teilzeitquote führt statistisch zu einer Verringerung der durchschnittlich geleisteten Jahresarbeitszeit. Für die USA rechnet die OECD die statistisch verfügbare Arbeitszeit je Arbeitsplatz auf eine Arbeitszeit je Beschäftigten um. Die Arbeitszeitdaten für Deutschland sind nicht mit anderen Ländern vergleichbar: Sie sind um Teilzeitarbeit, Krankenstände, Überstunden, Elternkarenz und andere Faktoren bereinigt. Für Österreich, Italien und Frankreich schätzt die OECD Jahreszeitdaten, indem sie die Daten aus der EU-Arbeitskräfteerhebung um Urlaub, Feiertage und Krankenstände bereinigt. Wegen der sehr begrenzten internationalen Vergleichbarkeit der Jahresarbeitszeit laut OECD-Daten erscheint es zweckmäßig, eine zweite Berechnungsmethode heranzuziehen: EIRO berechnet die tariflich vereinbarte, durchschnittliche reguläre Jahresarbeitszeit. Dabei wird die vereinbarte Wochenarbeitszeit auf eine Jahresarbeitszeit (52 Wochen) umgerechnet, davon werden dann der vereinbarte Jahresurlaub und die gesetzlichen Feiertage abgezogen. Krankenstände, Elternkarenz und sonstige Ausfallzeiten sind in diesen Zahlen im Gegensatz zu den meisten Ländern im OECD-Vergleich nicht berücksichtigt. Deshalb liegen die EIRO- Daten höher. Nach den EIRO-Daten beträgt die tariflich vereinbarte Jahresarbeitszeit in Österreich 1.725 Stunden, etwas weniger als im EU-25 Durchschnitt von rund 1.745 Stunden. Am

7 höchsten ist die reguläre Jahresarbeitszeit mit meist über 1.800 Stunden in den ostmitteleuropäischen Ländern. In Deutschland, Italien und Großbritannien liegt sie unter 1.700, in Frankreich unter 1.600 Stunden. Der tariflich vereinbarte Jahresurlaub liegt in Österreich mit 25 Stunden über dem EU- Durchschnitt (knapp 24 Stunden). In den meisten neuen EU-Beitrittsländern sind 20 Urlaubstage üblich, in Deutschland und Italien ist der Urlaubsanspruch überdurchschnittlich hoch (siehe Übersicht 4). In Österreich gibt es wie in den meisten katholischen Ländern - mehr gesetzliche Feiertage als im EU-Durchschnitt (siehe Übersicht 4). Die Zahl der gesetzlichen Feiertage, die auf einen Arbeitstag fallen, schwankt von Jahr zu Jahr. In Österreich gibt es 13 gesetzliche Feiertage, die im Arbeitsruhegesetz geregelt sind. In den meisten neuen Beitrittsländern gibt es weniger Feiertage (ausgenommen in der Slowakei).

8 Übersicht 4: Tariflich vereinbarte, durchschnittliche reguläre Jahresarbeitszeit 2004 Jahresurlaub Gesetzl. Feiertage Urlaubs- u. Feiertage Wochenarbeitszeit Jahresarbeitszeit, brutto Jahresarbeitszeit, netto (A) (B)=(A)*52 (C) (D) (E)=(C)+(D) (B)-(E) Stunden Stunden Tage Tage Stunden Stunden Polen 40,0 2.080,0 20,0 2) 8,0 224,0 1.856,0 Slowenien 40,0 2.080,0 20,0 2) 8,0 224,0 1.856,0 Ungarn 40,0 2.080,0 20,0 2) 9,0 232,0 1.848,0 Rumänien 40,0 2.080,0 24,0 7,0 248,0 1.832,0 Bulgarien 40,0 2.080,0 21,5 13,0 276,0 1.804,0 Slowakei 38,5 2.002,0 20,0 2) 12,0 246,4 1.755,6 Österreich 38,5 2.002,0 25,0 11,0 277,2 1.724,8 Tschechien 38,0 1.976,0 25,0 8,0 250,8 1.725,2 Italien 38,0 1.976,0 28,0 12,0 304,0 1.672,0 Deutschland 37,6 1.955,2 29,1 10,5 298,6 1.656,6 Großbritannien 37,2 1.934,4 24,5 9,0 249,2 1.685,2 Frankreich 35,0 1.820,0 25,0 10,0 245,0 1.575,0 EU 25 1 ) 38,6 2.005,1 23,9 10,0 260,7 1.744,4 EU 15 1 ) 38,0 1.974,3 25,5 10,6 273,5 1.672,8 Q: EIRO, WIFO-Berechnungen. Gereiht nach Wochenarbeitszeit (A). 1 ) Ungewichteter Durchschnitt. 2 ) Gesetzlicher Urlaub. 4. Höchstarbeitszeit In der wirtschaftspolitischen Diskussion in Österreich spielt die gesetzliche Höchstdauer der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit eine wichtige Rolle. Zu diesem Thema gibt es EIRO-Daten. Demnach beträgt die Höchstdauer der

9 gesetzlichen täglichen Arbeitszeit in Italien und Großbritannien 13 Stunden, in Ungarn 12 Stunden und in Österreich, Frankreich sowie Slowenien 10 Stunden. Übersicht 5: Gesetzliche Höchstdauer der täglichen Arbeitszeit im Jahr 2004 In Stunden Italien 13 Großbritannien 13 Ungarn 12 Österreich 10 Frankreich 10 Slowenien 10 Tschechien 9 Slowakei 9 Bulgarien 8 Deutschland 1 ) 8 Polen 8 Rumänien 8 EU 25 2 ) 10,2 EU 15 2 ) 10,3 Q: EIRO, WIFO-Berechnungen. 1 ) Die tägliche Arbeitszeit kann auf 10 Stunden ausgeweitet werden, wenn in der Referenzperiode von 24 Wochen ein Durchschnittswert von 8 Stunden pro Tag erreicht wird. 2 ) Ungewichteter Durchschnitt. Für Deutschland wird eine gesetzliche Höchstdauer der täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden angegeben. Diese kann jedoch auf 10 Stunden ausgeweitet werden, wenn in der Referenzperiode von 24 Wochen ein Durchschnittswert von 8 Stunden pro Tag erreicht wird.

10 Die gesetzliche Höchstdauer der wöchentlichen Arbeitszeit liegt in der einen Hälfte der untersuchten Länder bei 48 Stunden, in der anderen Hälfte bei 40 Stunden. In fast jedem Land gibt es jedoch spezielle Bedingungen (siehe Fußnoten in Übersicht 6), unter denen die Arbeitszeit die genannten Höchstgrenzen überschreiten kann. In Österreich kann die wöchentliche Arbeitszeit einvernehmlich auf bis zu 50 Stunden ausgeweitet werden, wenn in der Referenzperiode ein Durchschnittswert von 40 Stunden pro Woche erreicht wird.

11 Übersicht 6: Gesetzliche Höchstdauer der wöchentlichen Arbeitszeit im Jahr 2004 In Stunden Frankreich 48 Deutschland 1 ) 48 Ungarn 48 Italien 48 Rumänien 48 Großbritannien 2 ) 48 Österreich 3 ) 40 Bulgarien 40 Tschechien 40 Polen 40 Slowakei 4 ) 40 Slowenien 40 EU 25 5 ) 44,1 EU 15 5 ) 44,7 Q: EIRO, WIFO-Berechnungen. 1 ) Nicht gesetzlich festgelegt, der Wert errechnet sich aus der täglichen Höchstarbeitszeit. 2 ) Die wöchentliche Arbeitszeit darf 48 Stunden überschreiten, wenn in der Referenzperiode über 17 Wochen ein Durchschnittswert von 48 Stunden pro Woche erreicht wird. 3 ) Die wöchentliche Arbeitszeit kann einvernehmlich auf bis zu 50 Stunden ausgeweitet werden, wenn in der Referenzperiode ein Durchschnittswert von 40 Stunden pro Woche erreicht wird. 4 ) Die wöchentliche Arbeitszeit kann über einen Zeitraum von 4 Monaten auf bis zu 48 Stunden ausgeweitet werden, wenn Überstunden inkludiert sind. 5 ) Ungewichteter Durchschnitt.

12 5. Arbeitszeiten in ausgewählten Städten der Welt Im jährlichen Kaufkraftvergleich "Preise und Löhne" 1 ) wird von UBS auch die geleistete Jahres- und Wochenarbeitszeit von 13 Berufsgruppen in mehr als 70 Städten der Welt erhoben. Demnach wird in Asien am längsten gearbeitet, fast 50 Tage pro Jahr mehr als in Westeuropa. Seoul ist die Stadt mit der höchsten, Paris jene mit der niedrigsten Arbeitszeit. Die Arbeitnehmer in Asien können einen niedrigen Stundenlohn zumindest teilweise durch längere Arbeitszeiten ausgleichen. In einer Reihe von asiatischen Städten herrscht die 6-Tage-Woche vor im Gegensatz zur 5-Tage-Woche in Westeuropa. Die Analyse der historischen UBS-Daten zeigt, dass die Europäer in den letzten 30 Jahren die Arbeitszeit zugunsten von mehr Freizeit verringert haben, Amerikaner und Asiaten bewerteten dagegen das Arbeitseinkommen höher als ihre Freizeit. In der UBS-Studie wird für Wien eine Jahresarbeitszeit von etwa 1.650 Stunden angegeben. Diese Arbeitszeit bezieht sich auf 13 ausgewählte Berufsgruppen im Industrie- und Dienstleistungssektor, nicht auf alle Arbeitnehmer wie in der EIRO- Berechnung. Bezahlter Urlaub und gesetzliche Feiertage sind in der Berechnung berücksichtigt. Unter den angeführten 70 Städten ist die Jahresarbeitszeit nur in den deutschen, französischen und skandinavischen Großstädten (außer Stockholm) sowie in Moskau niedriger als in Wien. 1 ) UBS, Preise und Löhne. Ausgabe 2006. Ein Kaufkraftvergleich rund um die Welt.

13 Übersicht 7: Geleistete Jahres- und Wochenarbeitszeit in ausgewählten Städten der Welt Industrie- und Dienstleistungsbereich Geleistete Jahresarbeitszeit, netto 1 ) Bezahlter Jahresurlaub 1 ) Normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit 2 ) Stunden Tage Stunden Seoul 2.317 10 49 Hongkong 2.231 9 48 Mumbai 2.205 17 47 Taipeh 2.143 12 46 Beijing 2.064 9 43 Shanghai 1.969 9 43 Tokio 1.954 18 46 Sofia 1.871 20 41 New York 1.869 13 41 Budapest 1.834 26 42 London 1.782 20 40 Warschau 1.772 24 41 Bukarest 1.771 21 40 Prag 1.771 20 40 Bratislava 1.760 20 41 Ljubljana 1.756 21 40 Rom 1.747 21 40 Wien 1.649 25 39 Berlin 1.611 29 39 Paris 1.481 27 35 Q: UBS, Preise und Löhne, Ausgabe 2006, Ein Kaufkraftvergleich rund um die Welt; WIFO-Berechnungen. 1 ) Gewichteter Durchschnitt aus Umfragen bei folgenden Berufsgruppen des Industrie- bzw. Dienstleistungssektors: Automechaniker, Bauhilfsarbeiter, Facharbeiter (Metallerzeugung), Arbeiterin ( vorzugsweise Textilindustrie), Ingenieur (Elektrotechnik), Abteilungsleiter, Produktmanager; Autobuschauffeur, Koch (mit 2 bis 3 unterstellten Köchen), Abteilungsleitersekretärin, Verkäuferin (Damenbekleidung), Call-Center-Mitarbeiter, Kreditsachbearbeiter. 2 ) Ungewichteter Durchschnitt aus obigen Umfragen.