Kompensation von Eingriffsfolgen im Wald

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Transkript:

Naturschutzrechtliche Grundlagen zur Anerkennung und Anrechnung von Maßnahmen zur Kompensation von Eingriffsfolgen im Wald - Kompensation und Ökokonto - Angelika Stempel Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt

Die Eingriffsregelung ist ein zentraler Bestandteil des Naturschutzes in Deutschland Kompensationsmaßnahmen als ökologisches Gegengewicht für Beeinträchtigung von Natur und Landschaft Kompensationen fachlich hochwertig umsetzen

Rechtsgrundlagen Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG, ab 01.03.2010 in Kraft) Landesnaturschutzgesetz (NatSchG des LSA vom 10.12.2010) Zuständigkeitsverordnung für das Recht des Naturschutzes und der Landschaftspflege (04.07.2011) Gem. RdErl. des MLU, MBV,MI und MW: Richtlinie über die Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen im LSA (16.11.2004, zuletzt geändert am 12.03.2009) Gem. RdErl. des MLU, MI, MW und MBV: Umsetzung der 18 bis 28 des NatSchG LSA und Sicherung des nachhaltigen Erfolgs der durchgeführten Maßnahme (27.07.2005) VO über die Anerkennung und Anrechnung vorzeitiger Maßnahmen zur Kompensation von Eingriffsfolgen/Ökokontoverordnung (21.01.2005), Verordnung zur Änderung der Ökokonto-Verordnung (15. Juni 2011) Erlass des MLU an UNB, ONB und LAU: Führung des Naturschutzverzeichnisses gemäß 42 Abs. 2 NatSchG LSA (18.05.2005) VO über naturschutzrechtliche Ersatzzahlung /Ersatzzahlungsverordnung (28.02.2006), Verordnung zur Änderung der Ersatzzahlungs-Verordnung (18.März 2011) Verordnung zur Übertragung von Kompensationspflichten (23. August 2011)

Bundesnaturschutzgesetz Kapitel3 Allgemeiner Schutz von Natur und Landschaft 13 Allgemeiner Grundsatz 14 Eingriffe in Natur und Landschaft 15 Verursacherpflichten, Unzulässigkeit von Eingriffen; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen 16 Bevorratung von Kompensationsmaßnahmen 17 Verfahren; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen Zu 13: Erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind vom Verursacher vorrangig zu vermeiden. Nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen sind durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen oder, soweit dies nicht möglich ist, durch den Ersatz in Geld zu kompensieren Zu 14: Was ist en Eingriff? Veränderung der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen, Veränderung des Grundwasserspiegels- sofern diese die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können. Was ist kein Eingriff? Land-, forst- oder fischereiwirtschaftliche Bodennutzung soweit dabei die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege berücksichtigt werden Wiederaufnahme einer solchen Tätigkeit, wenn diese unterbrochen war

Bundesnaturschutzgesetz Zu 15: Verursacherpflichten Vermeidbare Beeinträchtigungen sind zu unterlassen Wann sind Beeinträchtigungen zu vermeiden? Wenn es zumutbare Alternativen gibt Unvermeidbare Beeinträchtigungen sind auszugleichen oder zu ersetzen Was sind Ausgleichsmaßnahmen? Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wieder hergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist. Was sind Ersatzmaßnahmen? Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist.

Bundesnaturschutzgesetz Weiter zu 15 Rücksichtnahme auf agrarstrukturelle Belange - Für die landwirtschaftliche Nutzung besonders geeignete Böden - Notwendiger Umfang - Prüfpflicht, ob Maßnahmen zur Entsiegelung, zur Wiedervernetzung oder Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen möglich sind Ziel: möglichst vermeiden, dass Flächen aus der Nutzung genommen werden Unterhaltungspflicht / Unterhaltungszeitraum Sicherungspflicht Ersatzzahlung -Wann kann Ersatzzahlung festgesetzt werden? -Wie wird sie festgesetzt? -Wer setzt sie fest? -Wofür ist sie zu verwenden? -Ersatzzahlungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt

Bundesnaturschutzgesetz Zu 16: Bevorratung von Kompensationsmaßnahmen: - Vorraussetzungen des 15 müssen erfüllt sein - Keine anderweitige rechtliche Verpflichtung - Keine öffentlichen Fördermittel - Kein Widerspruch zur Landschaftsplanung - Dokumentation des Ausgangszustandes Bevorratung, Genehmigungsfähigkeit, Handelbarkeit, Übergang der Verantwortung für Sicherung richtet sich nach Landesrecht Ökokontoverordnung LSA Zu 17: Verfahren, Ermächtigungen für Verordnungen Zuständigkeiten, Einbindung der Naturschutzbehörde, Pflichten des Verursachers (Antragsunterlagen)

Landesnaturschutzgesetz 6 Eingriffe in Natur und Landschaft (zu 14 Abs. 3 des Bundesnaturschutzgesetzes) Abweichend von 14 Abs. 3 des Bundesnaturschutzgesetzes sind auch Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen an Deichen, Dämmen und anderen Hochwasserschutzanlagen sowie die Wiederherstellung eines ordnungsgemäßen Zustands nach einem Schadensfall auf der vorhandenen Trasse in der Regel nicht als Eingriff anzusehen. 7 Kompensationsmaßnahmen (zu 15 des Bundesnaturschutzgesetzes) (1) Bei der Auswahl und Durchführung von Ausgleichs und Ersatzmaßnahmen sind solche vorrangig, die 1. keine zusätzlichen land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen in Anspruch nehmen, 2. im Rahmen eines Ökokontos bereits durchgeführt und anerkannt sind, 3. auf die Renaturierung versiegelter Flächen gerichtet sind oder diese Flächen der natürlichen Entwicklung überlassen, 4. bei einer Beeinträchtigung von Waldfunktionen in waldreichen Gebieten a) eine Waldvermehrung in waldarmen Gebieten oder b) ortsnah einen Umbau von Waldbeständen in einen naturnäheren Zustand vorsehen oder c) ortsnah andere Biotope im Rahmen des Biotopverbundes entwickeln, 5. zugleich auch der Durchführung von Maßnahmen in Maßnahmenprogrammen im Sinne des 82 des Wasserhaushaltsgesetzes dienen, 6. als Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes dienen oder 7. der Wiedervernetzung von Lebensräumen dienen.

Landesnaturschutzgesetz 7 Abs. 2 Abweichend von 15 Abs. 4 Satz 3 des Bundesnaturschutzgesetzes kann die oberste Naturschutzbehörde die Verantwortung für die Ausführung, Unterhaltung und Sicherung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen mit befreiender Wirkung für den Verursacher des Eingriffs auf Drittübertragen. Die Übertragung ist nur auf solche Dritte zulässig, die zuvor von der obersten Naturschutzbehörde anerkannt worden sind. Eine Anerkennung setzt voraus, dass der Dritte sein Tätigkeitsfeld im Natur- und Umweltschutz hat, die Gewähr für eine ordnungsgemäße Durchführung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bietet, die dauerhafte Sicherung der Maßnahmen gewährleistet. Das Nähere dazu regelt eine Verordnung des für Naturschutz zuständigen Ministeriums. (Verordnung zur Übertragung von Kompensationspflichten)

Landesnaturschutzgesetz VO zur Übertragung von Kompensationspflichten (23.08.2011) 1 Anerkennung von Einrichtungen 1 (1) Die oberste Naturschutzbehörde kann auf Antrag eine juristische Person oder einen Betrieb nach 26 Abs. 1 der Landeshaushaltsordnung des Landes Sachsen-Anhalt anerkennen, die oder der Ausgleichsund Ersatzmaßnahmen oder hierfür geeignete Flächen bereit stellt und Kompensationspflichten mit befreiender Wirkung für den Verursacher des Eingriffs gegen Entgelt übernimmt.

Landesnaturschutzgesetz 8 Ersatzzahlung (zu 15 Abs. 7 des Bundesnaturschutzgesetzes) Das für Naturschutz zuständige Ministerium wird ermächtigt, auch in Abweichung zu 15 Abs. 7 Nr. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes durch Verordnung das Erhebungsverfahren, die Berechnung der Höhe, die Verwendung und die Verwaltung der Mittel aus den Ersatzzahlungen näher zu regeln. (Ersatzzahlungsverordnung des Landes) 9 Ökokonto (zu 16 Abs. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes) Wer vorgezogene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durchführt, kann eine Anrechnung als Ökokontomaßnahme verlangen, wenn die untere Naturschutzbehörde der Maßnahme vorher zugestimmt hat. Die Ökokontomaßnahmen können für künftig vorgesehene eigene Eingriffe genutzt oder Dritten zur Verfügung gestellt werden. Die Ökokontomaßnahmen und für weitere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen geeignete Flächen können zweckentsprechend zu Maßnahmen und Flächenpuls zusammengefasst werden. Werden für die Ökokontomaßnahmen Fördermittel eingesetzt, erfolgt die Anrechnung nur entsprechend der prozentualen Höhe des Eigenanteils.

Landesnaturschutzgesetz 10 (zu 17 Abs. 10 des Bundesnaturschutzgesetztes) Verfahren bei Eingriffen in Natur und Landschaft Die zur Durchführung des 15 des Bundesnaturschutzgesetzes erforderlichen Entscheidungen und Maßnahmen sind im Benehmen mit der zuständigen Naturschutzbehörde der gleichen Verwaltungsstufe zu treffen.

Bewertungsverfahren - Einheitliches Verfahren für Sachsen-Anhalt - Standardisiertes Verfahren mit hinreichend genauer Bilanzierung der Eingriffsfolgen und der für deren Kompensation erforderlichen Maßnahmen - Durch Grundbewertung der Biotoptypen anhand des Kartierschlüssels des Landesamtes für Umweltschutz - Und gegebenenfalls verbal- argumentative Zusatzbewertung

Ökokonto Verordnung über die Anerkennung und Anrechnung vorzeitig durchgeführter Maßnahmen zur Kompensation von Eingriffsfolgen (Ökokonto-Verordnung) vom 21. Januar 2005 GVBl. LSA Nr. 5/2005 vom 26.01.2005 Quelle: LAU

Rechtliche Grundlagen: - Rahmenrechtliche Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes: Bevorratung von Kompensationsmaßnahmen - Umsetzung in Landesrecht: Naturschutzgesetz Sachsen-Anhalt - Ökokonto-Verordnung Sachsen-Anhalt Verordnung über die Anerkennung und Anrechnung vorzeitig durchgeführter Maßnahmen zur Kompensation von Eingriffsfolgen vom 21. Januar 2005, GVBl. LSA Nr. 5/2005 vom 26.01.2005 - Verordnung zur Übertragung von Kompensationspflichten vom 23. August 2011, GVBl. LSA 2011, 642 Quelle: LAU

Begriffsbestimmungen - Vorgezogene Kompensationsmaßnahmen - - Kompensationsflächenpool - - Ökokonto - Quelle: LAU

Regelungen zum Ökokonto - Grundsätze - Verfahren für die Anrechnung - Verwaltung des Ökokontos Quelle: LAU

Anbieter - Stellt Flächen für Maßnahmen zur Verfügung - lässt Fläche bewerten und registrieren - führt Maßnahmen durch - bietet Fläche oder Anrechnungsberechtigungen an oder nutzt diese selbst für eigene Vorhaben - Gewährleistet dauerhaften Erhalt der Flächen und ihrer ökologischen Wertigkeit nach Anrechnung (ggf. Pflege, pflegliche Nutzung) Quelle: LAU

Naturschutzbehörden - nehmen Anträge zur Bearbeitung entgegen - beraten Anbieter - bewerten und registrieren Fläche, führen ggf. Zwischenbilanzierung durch - weisen im Vorfeld von Genehmigungsverfahren auf Angebot hin - wirken in Genehmigungsverfahren auf Berücksichtigung der angebotenen Flächen bzw. Maßnahmen hin Quelle: LAU

Wie erfolgt die Bewertung durch die Naturschutzbehörde? Richtlinie über die Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen in Sachsen-Anhalt (Bewertungsmodell Sachsen-Anhalt) Gem.RdErl. des MLU, MBV, MI und MW vom 16.11.2004 42.2.22302/2 Wiederinkraftsetzung und zweite Änderung RdErl des MLU vom 12.03.2009 22.2-22302/2 Quelle: LAU

Nachfrager (Vorhabenträger) - Informiert sich über Angebot (direkt bei Naturschutzbehörde oder über Dritte) - führt (Kauf)Verhandlungen mit Anbietern - Nutzt Ökokontomaßnahmen als Kompensation für seine Vorhaben Quelle: LAU

Eingriffsebene Genehmigungsebene Vorhabensträger Genehmigungsbehörde -Ausgleichspflicht -Suche nach Flächen/Maßnahmen -Planung und Durchführung Faktor Zeit ( - ) Faktor funktionaler/räumlicher Bezug ( - ) (Naturschutzbehörde) Quelle: LAU

Eingriffsebene Genehmigungsebene Kompensationsebene Vorhabensträger Genehmigungsbehörde Anbieter von Flächen (Naturschutzbehörde) Ökokonten Flächen und Maßnahmen naturschutzfachliche Maßnahmen Faktor Zeit ( + ) Faktor funktionaler/räumlicher Bezug ( - ) Quelle: LAU

Eingriffsebene Genehmigungsebene Vorhabensträger Genehmigungsbehörde (Naturschutzbehörde) = Kompensationsebene = Ökokontoinhaber ( = Flächeninhaber ) ( = Gestalter der Maßnahmen ) Faktor Zeit ( + ) Faktor funktionaler/räumlicher Bezug ( + ) zeitlicher Vorlauf selbstgestalteter Maßnahmen Quelle: LAU

Kompensation und Ökokonto im Wald

1. Grundsätzliche Kriterien für anrechenbare Kompensationsmaßnahmen im Wald Keine gesetzlichen Pflichtaufgaben wie z.b. gem. - 7 WaldG LSA: Beschränkung von Kahlhieben - 10: Wiederaufforstungspflicht - 22 Abs. 1: Staatswald: ist nach ökologischen Erfordernissen zu bewirtschaften - 5 Abs. 3 BNatSchG: Ziele der forstlichen Nutzung naturnahe Wälder aufbauen, diese ohne Kahlschlag nachhaltig bewirtschaften, hinreichender Anteil standortheimischer Forstpflanzen ist einzuhalten - Regelungen in Schutzgebietsverordnungen, Maßnahmen gem. Verschlechterungsverbot etc. Keine anderweitigen Verpflichtungen (Leitlinie Wald für Landesforst, FSC, PEFC etc.) Keine gängige Praxis im Rahmen der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft (bzw. guten fachlichen Praxis ) Anerkennungsfähige Maßnahmen müssen deutlich über Pflichtaufgaben oder übliche Standards hinausgehen!

2. Beispiele für grundsätzlich geeignete Maßnahmen Neuanlage von Wäldern mit naturnahen Entwicklungszielen (Erstaufforstung bzw. natürliche Sukzession) auf geeigneten Flächen Waldumbaumaßnahmen von naturfernen zu naturnahen Beständen (insb. wenn PEP etc. vorschlagen), insbesondere - vorgezogene Umbaumaßnahmen (deutlich vor Erreichen der Zielstärkenutzung) - von Beständen nichtheimischer, nichtstandortgerechter oder heimischer aber unerwünschter Baumarten (z. B. Rotesche, Roteiche, Robinie). Maßnahmen müssen sich im Hinblick auf ihre Intensität bzw. ökologische Wirksamkeit deutlich von ohnehin Umzusetzenden Umbaumaßnahmen im Rahmen der Pflichtaufgaben unterscheiden! vollständige und dauerhaft gewährleistete Beseitigung von Gehölzen nicht heimischer invasiver Arten (z. B. Spätblühende Traubenkirsche) in naturnahen Beständen oder in Beständen mit solchen Entwicklungszielen Belassung eines deutlich höheren Anteils an Altbäumen, Biotopbäumen und Totholz als nach Standards bzw. Vorschriften (z. B. Schutzgebiets-Verordnung) erforderlich Herausnehme von Waldflächen aus der Nutzung (auch befristet in naturnahen Altholzbeständen für mindestens 20 Jahre) Aufbau eines naturnahen stufigen Waldsaumes vor Bestandesrändern Rückbau von versiegelten Wegen, baulichen Anlagen im Wald, Wiederherstellung / Pflege von gesetzlich geschützten Biotopen (z. B. Heiden, Trockenrasen, Feuchtwiesen), Rückbau von Entwässerungsanlagen etc.

3. Beispiele für grundsätzlich nicht geeignete Maßnahmen Wiederaufforstung eines Kahlhiebs mit heimischen standortgerechten Laubbaumarten. Waldumbau durch Voranbau von Rotbuche unter Kiefer auf natürlichen Rotbuchenstandorten im Rahmen üblicher Verjüngungs- und Schirmstellungszeiträume Aber: ggf. im Einzelfall anrechenbar bei privaten Waldbesitzern Erhaltung von weniger als 10 Altbäumen pro ha bis zum Zerfall, wenn Schutzgebietsverordnung bereits Erhaltung 5 Altbäume fordert