Arbeitszeitmodelle Theorie und Praxis Nadine Horn Bereichsleiterin PersonalService der Stadtwerke Jena Gruppe Thüringer Netzwerk Betriebliches Gesundheitsmanagement 5. Workshop 23. März 2015 Jena 1
Agenda Die Stadtwerke Jena Gruppe Theorie Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung und Praxis: Arbeitszeitmodelle bei den Stadtwerke Jena 2
1.600 Beschäftigte in der Stadtwerke Jena Gruppe 35 neue Ausbildungsplätze jährlich 60.000 Stromkunden erhalten ausschließlich grünen Strom 2.500 km langes Strom- und 540 km langes Erdgasnetz 38 Straßenbahnen und 43 Busse 16.000 Mieteinheiten in Jena und Blankenhain 400.000 Badegäste im Freizeitbad GalaxSea und den Freibädern 1,8 Millionen bedruckte Blätter jährlich im Druck- und Kuvertierzentrum IT-Gesellschaft 3
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Zum Einstieg Die Arbeitszeit ist in den beiden letzten Jahrzehnten kürzer, heterogener und flexibler geworden. Absenger, N. et al (2014): Arbeitszeiten in Deutschland Entwicklungstendenzen und Herausforderungen für eine moderne Arbeitszeitpolitik, in: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung (Hrsg.): WSI Report, Nr. 19, Düsseldorf 2014, S. 1. 6
Einflussfaktoren auf die Arbeitszeitgestaltung Individuelle Determinanten/ Wünsche der Beschäftigten, z.b. Work-Life-Balance Individueller Biorhythmus Präferenzen bzgl. Arbeitszeit(-modellen) Umweltfaktoren/ externe Entwicklungen, z. B. Demographischer Wandel/ Wertewandel Wirtschaftliche Entwicklung Kunden/ Lieferanten Arbeitszeitgestaltung Betriebliche Determinanten, z.b. Betriebswirtschaftliche Ziele Aufbau-/Ablauforganisation Produktionsmittel Gesetzliche/ tarifliche Bestimmungen, z. B. Arbeitszeitgesetz Jugendarbeitsschutzgesetz Tarifabschlüsse 7
Instrumente der Arbeitszeitflexibilisierung Chronometrie Variation der Dauer der Arbeitszeit Abweichen vom Standardarbeitszeitvolumen (Normalarbeitsverhältnis) Beispiele: Teilzeit Altersteilzeit Job Sharing Kurzarbeit Sabbatical Chronologie Variation der Lage der Arbeitszeit Zeitliche Lage (Anfang/ Ende) der Arbeitszeit wird variiert Beispiele: Schichtarbeit Gleitzeit Vertrauensarbeitszeit Arbeitszeitkonten Chronomorphie Variation der Verteilung Arbeitszeitvolumen wird auf einen Zeitraum (z. B. Monat, Jahr) verteilt Beispiele: Jahresarbeitszeit Kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (Kapovaz) Saisonale Arbeitszeitregelungen 8
Ausblick: Arbeitszeitgestaltung 2.0 Lebensphasenorientierung Ergebnis- statt Präsenzorientierung Mobiles Arbeiten Individualisierung Flexibilisierung Mehr Selbstverantwortung Überwindung von Gender Gaps Work-Life-Integration Generation X, Y und Z 9
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Ausgangssituation: Harmonisierung von Arbeitszeitregelungen 11
Transparenz und Flexibilität als Zielstellungen Ausgangssituation Unterschiedliche betriebliche Praxis auf Grund unterschiedlicher und unkonkreter Regelungen (Arbeitsvertrag, Dienstanweisung und Betriebsvereinbarung) Ziele Klare und einheitliche Regelungen für die in den Geltungsbereich fallenden Gesellschaften Klare Struktur und Trennung zwischen den anwendbaren Arbeitszeitmodellen Unsaubere Trennung zwischen Vertrauensarbeitszeit und Gleitzeit Arbeitszeitflexibilität und größere Zeitautonomie für Mitarbeiter ermöglichen Unterschiedlicher Umgang mit Zeitkonten Unterscheidung zwischen Mehrarbeit und Überstunden 12
Verschiedene Arbeitszeitmodelle für unterschiedliche Beschäftigtengruppen Feste Arbeitszeiten Arbeitsbeginn und -ende sind festgeschrieben Bereiche, z. B. Zentraler Empfang Kundenservice Zentrale Kläranlage Technischer Service Gleitende Arbeitszeit Dynamisches Modell mit festgelegter Kernarbeitszeit Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit können innerhalb der Gleitzeitspanne selbst bestimmt werden Standardmodell für alle Beschäftigten Vertrauensarbeitszeit Vereinbarung in geeigneten Fällen Eigenverantwortliche Steuerung der Lage/ Verteilung der Soll-Arbeitszeit innerhalb der Rahmenarbeitszeit durch den Beschäftigten Quartalsweises Arbeitsplanungsgespräch mit dem Vorgesetzten Widerrufsfrist: 4 Wochen zum Quartalsende Schichtmodelle Für bestimmte Betriebsbereiche vorgesehen, z. B. Verbundleitstelle, Lager, Wasser (Netze und Anlagen) Schichtpläne werden vier Wochen vor Inkrafttreten der Interessenvertretung vorgelegt 13
Begriffsabgrenzung: Kernzeit, Gleitzeit, Servicezeit 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Rahmenarbeitszeit Montag Donnerstag Gleitzeit Kernarbeitszeit Gleitzeit Servicezeit 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Freitag Rahmenarbeitszeit Gleitzeit Kernarbeitszeit Gleitzeit Servicezeit 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Samstag Rahmenarbeitszeit 14
Arbeitszeitkonto mit Ampelregelung (1) Dynamisches Modell -75-50 h - 25 h 50 h 100 h 150 h Zeitschuld Zeitguthaben Arbeitsstunden werden per monatlichen Stundennachweis kumulativ erfasst Keine Stundenkappung zum Jahresende Monatliche Sichtung der Konten durch den Vorgesetzten Konkrete Regelung und Definition der einzelnen Phasen (grün/gelb/rot) Ausgleich von Zeitguthaben: grundsätzlich in Freizeit stundenweiser, aber auch tageweiser (1 oder mehr Tage) Abbau möglich 15
Arbeitszeitkonto mit Ampelregelung (2) Grüne Phase: Beschäftigter kann unter Berücksichtigung betrieblicher Belange sein Arbeitszeit frei disponieren Gelbe Phase: Mit Beginn der gelben Phase ist es die Pflicht des Vorgesetzten und Beschäftigten, in einem gemeinsamen Gespräch geeignete Maßnahmen zu vereinbaren, um das Zeitkonto des Mitarbeiters innerhalb von drei Monaten in die Grünphase zu führen. Rote Phase Mit Beginn der roten Phase ist der Vorgesetzte verpflichtet, mit dem Mitarbeiter einen Abbauplan über 3 Monate zu vereinbaren, um den Mitarbeiter in die grüne/gelbe Phase zu bringen. Verbindlicher Abbau- / Aufbauplan in Abstimmung mit PersonalService 16
Fazit: Klare Regelung neue Herausforderungen Neue Aufgaben für Beschäftigte und Führungskräfte Beschäftigte Persönliches Zeitmanagement im Blick haben (Ampel) Ehrlicher Umgang mit Zeitguthaben Im Falle von Vertrauensarbeitszeit verlässlicher und disziplinierter Umgang mit Arbeitszeit Führungskräfte Zeitmanagement der Beschäftigten im Blick haben (Ampel) Entscheidung zur Nutzung von Vertrauensarbeitszeit mit Beschäftigten Ansprechpartner für PersonalService (Zeitguthaben, Überstundenbeantragung) Ehrlichkeit und Vertrauen bei Mitarbeitern und Führungskräften sind wesentliche Voraussetzungen zur konsequenten und akzeptierten Anwendung einer neuen Arbeitszeitregelung! 17