Inkommensurabilität t von Theorien und Paradigmen

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Transkript:

Inkommensurabilität t von Theorien und Paradigmen Seminar: Theorien der Organisation Ökonomische und sozialtheoretische Perspektiven 19.-21.12 2005 Oliver Gaberle

Agenda Organisation und Organisationstheorie Organisationstheoretische Ansätze Erklärungsansatz für die Vielfalt Beschreibung des Inkommensurabilitätsproblems Vier Perspektiven zum Umgang mit der Inkommensurabilität Ansatz der Erlanger Schule Zusammenfassung der Ergebnisse

Organisationen und Organisationstheorie Definition von Organisationen: Die Tätigkeit der zielorientierten Steuerung von Aktivitäten in einem sozialen System mit mehreren Mitgliedern (funktionaler Organisationsbegriff) als auch das soziale Gebilde selbst (institutioneller Organisationsbegriff).= * Aufgabe der Organisationstheorie: Beschreibung und Erklärung der Funktionsweise von Organisationen Quelle: * Vgl. Laux, H./Liermann, F.: Organisationen, 2005, S.1-2

Organisationstheoretische Ansätze Klassische Ansätze -Bürokratieansatz -Scientific Management -Administraions- und Managementlehre -Betriebswirtschaftliche Organisationslehre Entscheidungstheoretische Ansätze -Entscheidungslogische Ansätze -Ansatz der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorien Verhaltenstheoretische Ansäte -Human-Relations-Ansatz -Motivationstheoretische Ansätze Situativer Ansatz - Analytische Variante - Pragmatische Variante Ökonomische Ansätze -Neoklassische Ansätze -Neoinstitutionalistische Ansätze Sonstige Ansätze -Evolutionstheoretischer Ansatz -Interpretativer Ansatz -Konfliktorientierter Ansatz Systemtheoretische Ansätze -Kybernetischer Ansatz -Soziotechnischer Ansatz 1900 1920 1940 1960 1980 2000 Quelle: Vgl. Vahs, D.: Organisation, 2005, S.24)

Erklärungsansatz für die Vielfalt Betrachtung der Vielfalt von Organisationstheorien in drei Ebenen 1. Ebene: Makroebene Darstellung von Beziehungen zwischen Organisationen 2. Ebene: Mesoebene Untersuchung des Verhaltens ganzer Organisationen (z.b. Beeinflussung des Verhaltens von Mitgliedern durch die Organisationsstruktur) 3. Ebene: Mikroebene Betrachtung des Verhaltens und Handelns einzelner Organisationsmitglieder Problem der Inkommensurabilität Eine entwickelte Theorie, kann, wenn überhaupt, nur in geringem Maße zur Erklärung von nicht identischen Phänomenen hinzugezogen werden

Beschreibung des Inkommensurabilitiätsproblems Definition Inkommensurabilität: Konkurrenzverhältnis zwischen radikal verschiedenen Perspektiven, Theorien oder Organisationssystemen * Erkenntnisrelation zw. Theorien, d.h. nicht eine Theorie ist inkommensurabel, sondern eine Theorie ist inkommensurabel mit einer anderen Theorie Problem: Es gibt keine anerkannte Entscheidung zwischen den konkurrierenden Orientierungssystemen** Paradigmenpluralismus Wissenschaftliche Ebene Theorienpluralismus Theorieebene Problem der transparadigmatischen Beurteilung (Kuhn) Quelle: * Vgl. Lueken, G.L.: Inkommensurabilität, 1992, S. 29 ** Vgl. Scherer, A.G.: Theorienpluralismus, 1997, S. 39)

Vier Perspektiven zum Umgang mit der Inkommensurabilität Back to basics: Versuch die Organisationstheorie wieder auf eine kontingenztheoretische Grundlage zu stellen Dominanz des funktionalistischen Ansatzes Isolationismus: Pluralismus verschiedenen Paradigmen darf nicht überwunden werden, da sonst die intellektuelle Freiheit ungerechtfertigt eingeschränkt wird Theorien lassen sich nur innerparadigmatisch begründen Anything goes: Jegliche wissenschaftliche und praktische Position ist gleichberechtigt, da eine vollständige Begründung von Positionen gar nicht möglich wäre Unmöglichkeit von Wissenschaft Multiparadigmenperspektive: Dialog wird über konkurrierende Paradigmen hinweg geführt, um einen Fortschritt in der Wissenschaft zu erzielen Suche nach vielen Wahrheiten

Ansatz des Erlanger Konstruktivismus Mitbegründer Lueken kommt zu der Erkenntnis, dass es wohl keine theoretische Lösung des Inkommensurabilitätsproblems gibt Wissenschaftsbetrieb kann nicht anhand von allgemeingültigen Kriterien aus einer Beobachtungsperspektive beurteilt werden Axiom Theoriengeleitete Praxis Theorie Theoretische Praxis ( Wissen ) Praxis Primäre Praxis ( Können ) Quelle: * Vgl Scherer, A.G./Steinmann H.: Inkommensurabilität (1994), S. 9

Zusammenfassung der Ergebnisse Die Organisationstheorie zeichnet sich durch eine vielfältige Palette von theoretischen Ansätzen aus. Die verschiedenen Ansätze sind größtenteils nicht miteinander vergleichbar, so dass es zur Inkommensurabilität kommt. Die vier Perspektiven zum Umgang mit dem Inkommensurabilitätsproblem haben gezeigt, dass es kein Best Practice gibt. Der Erlanger Ansatz zeigt eine Möglichkeit der Entschärfung des Problems, führt jedoch nicht zur endgültigen Lösung.

Literatur Laux, Helmut/ Liermann, Felix [Organisation, 2005]: Grundlagen der Organisation, 6.Aufl., Berlin, 2005 Lueken, Geert-Lueke [Inkommensurabilität, 1992]: Inkommensurabilität als Problem rationalen Argumentierens, Stuttgart, 1992 Scherer, Andreas Georg [Theorienpluralismus, 1997]: Zum Theorienpluralismus im Strategischen Management Das Inkommensurabilitätsproblem und Perspektiven zu seiner Überwindung in: Betriebswirtschaftslehre und Managementlehre, Egbert Kahle (Hrsg.) Wiesbaden, 1997, S.55-97 Steinmann, H./ Scherer Andreas Georg [Inkommensurabilität, 1994]: Zur Inkommensurabilität betriebswirtschaftlicher Theorien, Diskussionsbeitrag Nr. 79 des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung der Universität Erlangen-Nürnberg (Hrsg.), 1994 Vahs, Dieter, [Organisation, 2005]: Organisation: Einführung in die Organisationstheorie und praxis, 5.Aufl., Stuttgart, 2005