PLEITERISIKO FÜR UNTERNEHMEN

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Transkript:

PLEITERISIKO FÜR UNTERNEHMEN IM RUHRGEBIET IN 2015 vorgestellt am 21. April 2016 Eine Untersuchung der Creditreform-Geschäftsstellen des Ruhrgebiets (Bochum, Dortmund/Witten, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim) c/o Creditreform Bochum Böhme KG in Zusammenarbeit mit Creditreform Rating AG Wittener Str. 244 44803 Bochum Tel. 0234 / 9 333 201 Tel. 0201 / 8 72 26-21

INHALTSVERZEICHNIS SEITE 0 EINLEITUNG... 3 1 DEUTSCHLANDWEITE RISIKOSTRUKTUR... 5 2 RISIKOSTRUKTUR IM RUHRGEBIET... 6 3 RISIKOINDIKATOREN IM KOMMUNALEN VERGLEICH... 7 4 RISIKOINDIKATOREN NACH STRUKTURMERKMALEN... 9 4.1 BRANCHE... 9 4.2 RECHTSFORM... 10 4.3 UMSATZ... 11 4.4 DIE TYPISCHE PLEITE... 11 5 ARBEITSPLATZVERLUSTE IN 2015... 12 6 PROGNOSE FÜR 2016... 12 ANHANG NEUKONZEPTION DES SCHULDNERVERZEICHNISSES.. 14 ABB. 1 RISIKOKLASSEN FÜR ALLE KREISE IN DEUTSCHLAND, 2015... 5 ABB. 2 RISIKOKLASSEN FÜR ALLE KREISE IN NRW, 2014 UND 2015... 8 DIAGRAMM 1: ENTWICKLUNG DES CRI SEIT 2003... 6 DIAGRAMM 2: AUSFALLRISIKO 2015 DER EINZELNEN BRANCHEN... 9 DIAGRAMM 3: CRI VON 2004 BIS PROGNOSE 2016... 13

3 0 Einleitung Diese Analyse ist ein Instrument von Creditreform, um die Risikostruktur einer Region darzustellen. Ermittelt und aufbereitet werden die selektierten Zahlen von der Creditreform Rating AG, einer Tochter der Creditreform AG, die Kreditrisiko- und Portfolioanalysen erarbeitet. Die Analyse wird in diesem Jahr zum neunten Mal vorgestellt. Datengrundlage ist die Creditreform Wirtschaftsdatenbank mit über 4,2 Mio. Unternehmensdatensätzen. Durch stichtagsbezogene Selektionen werden die Anzahl der Unternehmen und die Anzahl der ausgefallenen Firmen je Region ausgewiesen. Aus diesen Größen wird der Creditreform-Risikoindikator (CRI in %) ermittelt, der das Pleiterisiko einer Region misst und zwar nicht nur unspezifisch, sondern auch klassifiziert nach Branchen, Rechtsformen und Umsatzgröße. Ein Ausfall / eine Pleite wird durch folgende Negativmerkmale angezeigt: - Unternehmerisches Insolvenzverfahren - Verbraucherinsolvenzverfahren von unternehmerisch tätigen Personen - Sonstige Insolvenzverfahren - Haftanordnung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung - Abgabe der eidesstattlichen Versicherung - Vermögensauskunft Damit erhält der Betrachter ein sehr viel genaueres Bild hinsichtlich der Pleiteanfälligkeit einer Region. Denn Haftanordnung, eidesstattliche Versicherung und Vermögensauskunft tauchen in den offiziellen Insolvenzstatistiken nicht auf, obgleich sie ebenso wie Unternehmensinsolvenzen besonders bei Personengesellschaften zu einem Verschwinden vom Markt führen. Im Ruhrgebiet entfallen im Übrigen 85 Prozent aller Negativmerkmale im Unternehmensbereich auf Haftanordnungen, eidesstattliche Versicherungen und Vermögensauskunft. Auf Basis des ermittelten CRIs erfolgt eine Einteilung nach sechs Risikoklassen, ähnlich dem Schulnotenprinzip. Je höher der Creditreform-Risikoindikator, desto höher die Pleitegefahr. Die Grafik rechts zeigt an, wie die Klassifizierung des CRIs gewählt wurde. Zahl der Ausfälle/Region CRI = ------ x 100 Gesamtzahl der Unternehmen/Region Seit dem 01.01.2013 gibt es Veränderungen beim Schuldnerverzeichnis. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie im Anhang (S. 14).

4 Dargestellt wird in dieser Analyse das Pleiterisiko für das Ruhrgebiet. Dieses umfasst laut unserer Definition folgende Kommunen: - Kreis Recklinghausen, - Bottrop, - Kreis Unna (Bergkamen, Fröndenberg Holzwickede, Kamen, Lünen, Unna) - Gelsenkirchen, - Oberhausen, - Herne, - Dortmund, - Duisburg, - Bochum, - Essen, - Mülheim an der Ruhr und - Ennepe-Ruhr-Kreis (Hattingen, Sprockhövel, Witten, Wetter) Im ersten Kapitel wird kurz auf das deutschlandweite Ausfallrisiko Bezug genommen. Im zweiten Kapitel stellen wir die Entwicklung des Risikoindikators im Ruhrgebiet über die letzten 13 Jahre dar. Als Vergleichsregionen werden Nordrhein-Westfalen und Deutschland hinzugezogen. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Vergleich der betrachteten Ruhrgebietskommunen. Im vierten Abschnitt werden die spezifischen Risikoindikatoren Branche, Rechtsform und Umsatz näher beleuchtet. Das Bild einer typischen Pleite rundet das Kapitel ab. In Kapitel 5 listen wir die mit den Pleiten im Ruhrgebiet verbundenen Arbeitsplatzverluste. Abschließend wird auf Basis des bereits vorhandenen Datenmaterials der vergangenen Jahre und des aktuellen Jahres eine Prognose für 2016 ermittelt. Definition des Ruhrgebiets Analyseinhalte Creditreform steht für verlässliche Wirtschaftsinformationen, effektives Forderungsmanagement und moderne Marketing- Services. 1879 in Mainz gegründet, ist der Verband in Deutschland auf 129 Geschäftsstellen angewachsen und betreut rund 126.000 Mitgliedsunternehmen aller Größen und Branchen.. 2014 erzielte Creditreform in Deutschland einen Umsatz von 499 Millionen Euro. Europaweit ist der Umsatz der gesamten Creditreform Gruppe inklusive Creditreform International im Jahr 2014 bis auf 556 Millionen Euro angestiegen. Wirtschaftsauskünfte, Handelsregisterdaten, Bilanzen und Firmenprofile stehen ebenso zur Verfügung wie Adressdaten für das Direktmarketing. Aus den Kerndienstleistungen Wirtschaftsinformationen und Forderungsmanagement sowie den wachsenden Anforderungen an das unternehmensinterne Kredit- und Liquiditätsmanagement, werden stetig neue Dienstleistungen entwickelt. Creditreform positioniert sich somit als Traditionsunternehmen und moderner Full-Service-Anbieter für die Kundengeschäftsprozesse im integrierten Debitoren- und Risikomanagement.

5 1 Deutschlandweite Risikostruktur Das konjunkturelle Umfeld für die Wirtschaft war in 2015 ausgesprochen günstig. Nach 0,3 Prozent in 2013 und 1,6 Prozent in 2014 lag die Steigung beim deutschen Bruttoinlandsprodukt in 2015 bei 1,7 Prozent. Diese positive volkswirtschaftliche Entwicklung spiegelt sich natürlich im Ausfallrisiko der Unternehmen wider. So beläuft sich der deutschlandweite Risikoindikator für das Jahr 2015 auf 1,64 Prozent und ist damit um 0,22 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Das deutschlandweite Ausfallrisiko ist also weiterhin gering. Dieser positive Trend zieht sich durch alle Bundesländer. Am geringsten ist der Rückgang des Risikoindikators im Saarland, wo er sich auf 0,04 Prozentpunkte beläuft. Den höchsten Rückgang finden wir in Mecklenburg-Vorpommern: hier ist das Ausfallrisiko von 2,14 auf 1,55 Prozent gesunken (- 0,59 Prozentpunkte). Hamburg und Bayern warten wie auch im Vorjahr mit dem niedrigsten Ausfallrisiko auf. NRW bewegt sich nach wie vor im letzten Viertel auf der Negativ-Rangliste. Tab 1: Ausfallrisiko in den Bundesländern Position 2015 2014 Hamburg 1. (2) 1,29 1,55 Bayern 2. (1.) 1,36 1,42 Baden-Württemberg 3. (4.) 1,54 1,71 Niedersachsen 4. (6.) 1,55 1,83 Mecklenburg-Vorpommern 5. (13.) 1,55 2,14 Schleswig-Holstein 6. (5.) 1,56 1,73 Saarland 7. (3.) 1,60 1,64 Bremen 8. (11.) 1,61 1,95 Hessen 9. (7.) 1,64 1,90 Thüringen 10. (9.) 1,65 1,93 Brandenburg 11. (8.) 1,70 1,92 Sachsen 12. (9.) 1,73 1,93 Rheinland-Pfalz 13. (12.) 1,89 2,10 Nordrhein-Westfalen 14. (14.) 1,86 2,16 Berlin 15. (15.) 1,88 2,20 Sachsen-Anhalt 16. (16.) 2,10 2,38 Deutschland 1,64 1,86 Darstellung in % Abb. 1: Risikoklassen für alle Kreise in Deutschland, 2015

6 2 Risikostruktur im Ruhrgebiet Das Ruhrgebiet weist im Jahr 2015 einen Risikoindikator in Höhe von 2,09 Prozent auf. Seit Beginn unserer Datenerfassung in 2005 ist dieses das niedrigste gemessene Ausfallrisiko. Die Anzahl der ausgefallenen Unternehmen liegt bei 3.107 und ist damit ebenfalls im positiven Sinne- auf einem Tiefstand angelangt. Tab 2: CRI 2015 Anzahl UN Ausfälle CRI 2015 in % Ruhrgebiet 148.939 3.107 2,09% Das Ruhrgebiet bewegt sich im Bereich des mittleren Ausfallrisikos! Im Diagramm 1 wird die Entwicklung des CRI seit 2003 dargestellt. Hier können wir sehen, dass sich die Ausfallquote nicht nur regional sondern auch überregional lediglich im Zeitraum der Weltwirtschaftskrise wieder aufwärts bewegt hat, sich ansonsten aber in einem stetigen im Abwärtstrend befindet. Die Ausfallquote des Ruhrgebiets verläuft weitestgehend konform mit der Entwicklung in Nordrhein-Westfalen und Deutschland, bewegt sich allerdings auf einem höheren Niveau. 4,00 Diagramm 1: Entwicklung des CRI seit 2003 (Angaben in %) 3,00 CRI in % 2,00 1,00 0,00 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Ruhrgebiet 3,10 3,11 2,97 2,85 2,67 2,91 2,98 3,09 2,68 2,58 2,70 2,49 2,09 NRW 2,79 2,72 2,59 2,48 2,33 2,48 2,57 2,52 2,42 2,35 2,32 2,16 1,86 Deutschland 2,54 2,51 2,42 2,26 2,11 2,22 2,30 2,25 2,15 2,06 2,05 1,86 1,64

7 3 Risikoindikatoren im kommunalen Vergleich Die Einzelbetrachtung der Ruhrgebietskommunen zeigt, dass die Risikoindikatoren aller Städte und Kreise in 2015 gesunken sind. In fast allen Kommunen außer in Duisburg und Oberhausen ist mit dem Rückgang zusätzlich eine Verbesserung in eine risikoärmere Klasse verbunden. Den stärksten Rückgang verzeichnen wir in Mülheim mit 0,55 Prozentpunkten, unmittelbar gefolgt von Dortmund mit 0,54 und dem Ennepe-Ruhr-Kreis mit 0,50 Prozentpunkten. Die sowieso schon mit einer niedrigen Ausfallquote ausgestatteten Kommunen haben sich also in 2015 noch einmal deutlich verbessert. Am geringsten ist der Rückgang in Duisburg mit 0,26 und in Oberhausen mit 0,27 Prozentpunkten. In Städten mit einem höheren Ausfallrisiko hat sich die Situation also vergleichsweise wenig verbessert. Fast alle Kommunen verbessern sich um eine Risikoklasse Tab. 3: CRI 2015 im kommunalen Vergleich CRI 2015 CRI 2014 Diff. '15/'14 Anzahl UN 2015 Ausfälle 2015 Herne 2,80 3,18-0,38 4.818 135 Gelsenkirchen 2,70 3,01-0,31 9.761 264 Duisburg 2,73 2,99-0,26 16.622 454 Oberhausen 2,18 2,45-0,27 7.696 168 Kreis Recklinghausen 2,15 2,61-0,46 21.937 472 Bochum 2,10 2,59-0,49 13.832 290 Bottrop 1,92 2,37-0,45 4.789 92 Dortmund 1,91 2,45-0,54 20.952 400 Kreis Unna 1,78 2,08-0,30 10.389 185 Essen 1,78 2,07-0,29 22.333 397 Mülheim an der Ruhr 1,67 2,22-0,55 7.567 126 Ennepe-Ruhr-Kreis 1,51 2,01-0,50 8.243 124 Ruhrgebiet 2,09 2,49-0,40 148.939 3.107 Nordrhein-Westfalen 1,86 2,16-0,30 798.418 14.825 Deutschland 1,64 1,86-0,22 Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist wie auch in den Vorjahren der Topscorer des Ruhrgebiets. Sollte sich die Prognose für 2016 bestätigen, so wird der Kreis als erste und einzige Kommune des Ruhrgebiets im nächsten Jahr mit 1,49 Prozent ein sehr geringes Risiko aufweisen. Ebenfalls derzeit gering ist das Ausfallrisiko in 2015 in Mülheim, Essen, Kreis Unna, Dortmund und Bottrop. Erhöht ist das Ausfallrisiko in Herne, Gelsenkirchen und Duisburg, die verbleibenden Kommunen liegen im Mittelfeld. Geringes Ausfallrisiko im Ennepe-Ruhr- Kreis, in Mülheim, Essen, Dortmund, Bottrop und im Kreis Unna.

8 Abb. 2: Risikoklassen für alle Kreise in NRW A) 2014 B) 2015 Die oben dargestellten Karten zeigen, dass sich das Jahr 2015 im Vergleich zu 2014 deutlich grüner präsentiert. Von den ursprünglich 3 roten Flächen ist in 2015 keine mehr vorhanden. Von den 27 gelben Flächen sind nur 12 geblieben. Hingegen deutlich angestiegen ist die Anzahl der Kommunen mit geringem und sehr geringem Ausfallrisiko (hellgrün und dunkelgrün). Anstelle von 16 hellgrünen Flächen in 2014 finden wir nun, in 2015, 31 hellgrüne Flächen. Die Anzahl der dunkelgrünen Flächen ist von 2 auf 7 angestiegen. Damit hat sich die Lage im Ruhrgebiet nicht nur quotenmäßig sondern auch kartographisch gesehen verbessert. Viele Kommunen haben in 2015 den Sprung in eine risikoärmere Risikoklasse geschafft.

9 4 Risikoindikatoren nach Strukturmerkmalen 4.1 Branche Im Ruhrgebiet liegen die Risikoindikatoren fast aller Branchen über denen von NRW und Deutschland. Lediglich bei den öffentlichen Einrichtungen sieht es im Ruhrgebiet besser aus als in NRW. Den Bausektor trifft es seit Beginn unserer Veröffentlichungen so auch in diesem Jahr am härtesten. In diesem Jahr beläuft sich der Prozentsatz im Ruhrgebiet auf 3,13, in NRW auf 2,72 und in Deutschland auf 2,33. Diagramm 2: Ausfallrisiko 2015 der einzelnen Branchen 4,50 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 3,13 2,72 2,33 2,38 2,17 1,96 1,63 1,46 1,27 2,02 1,84 1,65 0,77 0,820,72 Ruhrgebiet NRW Deutschland 1,69 1,10 0,89 Bau Handel Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungsgewerbe Betrachtet man Teile der einzelnen Hauptbranchen, so stechen folgenden Sparten besonders hervor: öffentliche Einrichtungen Sonstige Ruhrgebiet Gastgewerbe 4,43% Verkehr und Lagerei 3,40% NRW Gastgewerbe 4,48% Verkehr und Lagerei 3,36% Deutschland Gastgewerbe 3,49% Verkehr und Lagerei 2,99%

10 4.2 Rechtsform Die Rechtsform eines Unternehmens sagt in der Regel etwas über das Finanzierungsgerüst aus. Auf die oft nicht solide finanzierten Gewerbebetriebe (oft auch Einzelfirmen), die mehr als 40 Prozent aller Firmen im Ruhrgebiet ausmachen und ohne große formelle Anforderungen gegründet werden können, entfällt über alle Branchen und Regionen hinweg betrachtet mit 3,30 Prozent die höchste Ausfallquote. Diese Situation finden wir ebenfalls auf einem niedrigeren Niveau - in Nordrhein-Westfalen und Deutschland vor. Tab. 4: CRI nach Rechtsformen in 2015 Anzahl UN Ausfälle CRI in % Ruhrgebiet CRI in % NRW CRI in % Deutschland Freier Beruf 19.200 167 0,87 0,91 0,76 Gewerbebetrieb 61.583 2.029 3,30 3,24 2,83 BGB-Gesellschaft 5.888 33 0,56 0,40 0,40 Arbeitsgesellschaft 182 0 0,00 0,00 0,06 Einzelfirma 5.656 132 2,33 1,95 1,77 ohg 809 4 0,46 0,52 0,31 KG 863 7 0,76 0,54 0,61 GmbH & Co. KG 6.631 38 0,58 0,49 0,48 GmbH 42.542 651 1,53 1,09 0,92 AG 421 4 0,89 0,86 0,98 e.g. 179 0 0,00 0,11 0,20 e.v. 4.985 43 0,87 0,61 0,44 SUMME 148.939 3.107 2,09 1,86 1,64 Die mit fast 30 Prozent am zweithäufigsten vertretene GmbH steht mit ihrem beschränkten Haftungskapital in Höhe von mindestens 25.000 Euro schon deutlich besser da. Hier liegt das Pleiterisiko im Ruhrgebiet mit 1,53 Prozent im geringen Bereich. Die Personengesellschaften BGB, ohg und KG, in deren Hintergrund oftmals 2 oder mehr vollhaftende Gesellschafter stehen, und die freien Berufe sind in der Regel solide finanziert. Die Gesellschafter haften hier in der Regel auch mit ihrem Privatvermögen (Ausnahme: Kommanditist), so dass sie ihr Unternehmen mit einer ausreichenden Eigenkapitaldecke versorgen, um fehlender Liquidität vorzubeugen und für Krisenzeiten gerüstet zu sein. Das Pleiterisiko ist hier über alle betrachteten Regionen hinweg sehr gering und liegt damit im dunkelgrünen Bereich.

11 4.3 Umsatz Wie auch in den Jahren zuvor sind besonders die umsatzschwachen Unternehmen überdurchschnittlich pleiteanfällig. Sowohl im Ruhrgebiet als auch in NRW und in Deutschland stechen die Unternehmen mit einem Umsatz von < 500.000 Euro im Vergleich zu höheren Umsatzklassen negativ heraus - im Ruhrgebiet mit einem mittleren und in NRW und Deutschland mit einem geringen, aber eben doch deutlich höheren, Pleiterisiko als in den höheren Umsatzklassen. Tab. 5: CRI nach Umsatzklassen in 2015 Anzahl UN Ausfälle CRI in % CRI in % NRW CRI in % Gesamtwirtschaft < 500.000 128.539 2.894 2,25 1,99 1,75 500.000 bis < 1.000.000 7.989 103 1,29 1,27 1,09 1.000.000 bis < 5.000.000 8.715 101 1,16 0,95 0,80 >= 5.000.000 3.696 9 0,24 0,37 0,32 Summe 148.939 3.107 2,09 1,86 1,64 Generell lässt sich für alle Regionen feststellen, dass das Ausfallrisiko mit steigendem Jahresumsatz fällt. Von sehr sicheren Geschäften kann man bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 5 Mio. Euro sprechen. Hier liegt das Ausfallrisiko sowohl regional als auch überregional bei teilweise deutlich unter 0,4 Prozent. 4.4 Die typische Pleite Die typische Pleite im Ruhrgebiet setzt sich folgendermaßen zusammen: Gastgewerbe 4,43% Gewerbebetrieb 3,30% Umsatz < 500.000 Euro 2,25% Die typische Pleite in NRW sieht so aus: Gastgewerbe 4,48% Gewerbebetrieb 3,24% Umsatz < 500.000 Euro 1,99% Für Deutschland verzeichnen wir folgende Strukturmerkmale als pleitetypisch: Gastgewerbe 3,49% Gewerbebetrieb 2,83% Umsatz < 500.000 Euro 1,75% Somit setzen sich wie auch in den letzten Jahren folgende Unternehmenseigenschaften sowohl regional als auch überregional als besonders pleiteanfällig durch: das Gastgewerbe als Branche, das Gewerbe als Rechtsform und umsatzschwache Unternehmen mit weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz. Die typische Pleite: Gastgewerbe Gewerbe Jahresumsatz < 500.000 Euro

12 5 Arbeitsplatzverluste in 2015 Durch die in 2015 entstandenen Pleiten sind rund 11.600 Arbeitsplätze verloren gegangen. Damit sind die jährlichen Arbeitsplatzverluste im Vergleich zu 2014 um rund 3.900 gesunken. Durchschnittlich verloren 3,74 Arbeitnehmer pro Insolvenz ihren Job. 6 Prognose für 2016 Die Creditreform-Risikoindikator-Prognose für 2016 beträgt 2,05 Prozent Das Pleiterisiko wird damit weiterhin knapp im mittleren Bereich liegen und sich um geringe 0,04 Prozentpunkte verbessern.

13 Diagramm 3: CRI von 2004 bis Prognose 2016* 4,50 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016* Herne 3,65 3,25 3,64 3,74 3,48 3,67 4,45 3,43 3,62 3,69 3,18 2,80 2,79 Dortmund 3,17 3,12 3,24 2,94 2,96 3,38 3,21 3,09 2,35 2,57 2,45 1,91 1,90 Duisburg 3,54 3,43 2,89 2,32 2,89 2,96 3,07 3,05 3,02 2,91 2,99 2,73 2,68 Kreis Recklinghausen 3,46 3,28 3,23 3,02 3,35 3,48 3,50 2,95 2,80 3,01 2,61 2,15 2,15 Oberhausen 2,76 3,21 2,42 2,47 2,60 2,83 2,66 2,98 3,11 2,63 2,45 2,18 2,15 Gelsenkirchen 3,61 3,07 2,68 3,10 3,42 2,99 3,51 2,87 2,75 3,20 3,01 2,70 2,67 Kreis Unna 3,10 2,81 2,98 2,82 3,11 3,05 3,28 2,86 2,12 2,31 2,08 1,78 1,75 Bochum 2,85 2,83 3,02 2,93 3,32 2,96 3,19 2,59 2,65 2,89 2,59 2,10 2,09 Ennepe-Ruhr-Kreis 2,57 2,51 2,27 2,41 2,50 2,60 2,46 2,42 2,02 2,19 2,01 1,51 1,49 Mülheim 2,77 2,16 2,15 2,62 2,79 2,65 2,49 2,37 2,28 2,66 2,22 1,67 1,67 Bottrop 3,70 2,86 2,85 2,98 3,08 2,31 3,00 2,16 2,56 2,63 2,37 1,92 1,91 Essen 2,67 2,71 2,48 2,03 2,20 2,40 2,63 1,74 2,24 2,22 2,07 1,78 1,74 Ruhrgebiet 3,11 2,97 2,85 2,67 2,81 2,98 3,09 2,68 2,58 2,70 2,49 2,09 2,05 NRW 2,72 2,59 2,48 2,33 2,48 2,57 2,52 2,42 2,35 2,32 2,16 1,86 1,82 Deutschland 2,51 2,42 2,26 2,11 2,22 2,30 2,25 2,15 2,06 2,05 1,86 1,64 1,60 Zahlen in Prozent * Prognose

14 Anhang Neukonzeption des Schuldnerverzeichnisses ab dem 01.01.2013 Am 01.01.2013 ist das Gesetz zur Reform der Sachaufklärung in Kraft getreten. Dieses bringt eine Neukonzeption des Schuldnerverzeichnisses mit sich. Die Änderungen sind im Einzelnen: Die Schuldnerverzeichnisse, die bisher bei den örtlichen Amtsgerichten geführt wurden, werden künftig einem landesweiten zentralen Internetregister weichen. In der Übergangsphase bis Ende 2017 sind jedoch noch beide Schuldnerverzeichnisse aktiv. Eine vollständige Information, ob eine Person in ein Schuldnerverzeichnis eingetragen ist, ist also nur aus einer Zusammenschau der Schuldnerverzeichnisse alter und neuer Prägung zu erlangen. Mit dem neuen Schuldnerverzeichnis entfallen die Negativmerkmale Haftanordnung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung und Abgabe der eidesstattlichen Versicherung. Zukünftig werden diejenigen in das Schuldnerverzeichnis eingetragen, die ihren vollstreckungsrechtlichen Auskunftspflichten nicht nachkommen oder gegen die die Vollstreckung erfolglos geblieben ist. Hierzu ist zu wissen, dass nach dem neuen Recht die Möglichkeit der Informationsgewinnung für den Gläubiger an den Beginn der Zwangsvollstreckung gestellt wird. Während bisher der Gläubiger eine erfolglose Sachpfändung durch den Gerichtsvollzieher durchführen musste, um dem Schuldner die eidesstattliche Versicherung über die Vermögensverhältnisse abzunehmen, so bedarf es nunmehr eines solchen gescheiterten Vollstreckungsversuches nicht mehr. Vielmehr ist der Schuldner auf Antrag des Gläubigers schon zu Beginn der Beitreibungsmaßnahmen verpflichtet, umfassend Auskunft über seine Vermögensverhältnisse zu geben und dies an Eides statt zu versichern, sog. Vermögensauskunft (ersetzt die EV). Daraus ergeben sich folgende neue Negativmerkmale: - Nichtabgabe der Vermögensauskunft - Gläubigerbefriedigung ausgeschlossen - Gläubigerbefriedigung nach 1 Monat nicht nachgewiesen.