ZUSAMMENFASSUNG PCB-UNTERSUCHUNG AALE 2013/2014 Der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.v. hat in den Jahren 2013 und 2014 ergänzende Untersuchungen zur Schadstoffbelastungen (PCB und dioxinähnliche PCB) von Aalen aus 9 Gewässern in NRW durchführen lassen. Hintergrund der Untersuchung war die Empfehlung des LANUV NRW aus dem Jahr 2012, in der ein Verzicht auf selbst gefangenen Aal für alle nordrhein-westfälischen Gewässer ausgesprochen wurde. Die Probennahme erfolgte mittels Elektrofischerei, wobei in jedem Gewässer 10 Aale entnommen wurden. Die Aale wurden im Labor des LFV in Münster nach dem Schlachten aufgearbeitet. Von jedem Aal wurden die gewonnenen Filets auf 2 Probengefäße verteilt. Je eine Teilprobe wurde an das zertifizierte Analyselabor (Eurofins GfA Lab Service GmbH) übersandt, die zweite Probe wurde tiefgefroren zurückgestellt. In die Auswahl der Untersuchungsgewässer wurden neben 2 Kanalstrecken des Westdeutschen Kanalsystems (Dortmund-Ems-Kanal und Wesel-Datteln-Kanal) auch zwei Stillgewässer (Gröblinger See und Heidesee) sowie mehrere Fließgewässerabschnitte der Barbenregion (Werre, Lippe, Ruhr, Ems und Dinkel) einbezogen. Die 10 Aalproben der Ruhr stammten aus zwei unterschiedlichen Gewässerbereichen bei Arnsberg und bei Wickede. In allen anderen (Fließ-) Gewässern erfolgten die Probenahme jeweils in einem zusammenhängenden Streckenabschnitt. Allerdings wurden die Proben der Dinkel und der Ruhr an jeweils 2 Befischungsterminen beschafft. Von den 90 untersuchten Einzelproben zeigten 19 Proben (21 %) eine Grenzwertüberschreitung des relevanten Summenparameters WHO(2005)- PCDD/F+PCB TEQ inkl. BG [pg/g], der auf 10 pg/g festgesetzt ist. Dieser Grenzwert gilt für Aal, der zum Verzehr in den Handel gelangen darf. Dagegen lag bei 66 der 90 untersuchten Proben (73 %) der Gehalt zum Teil deutlich unter diesem Grenzwert. Für 5 Proben ist eine eindeutige Bewertung wegen der Ungenauigkeit der Analysemethode nicht möglich gewesen, da der Schadstoffgehalt sehr nahe am Grenzwert lag. 1
Die höchsten Schadstoffgehalte wurden für die Aalproben im Dortmund-Ems-Kanal ermittelt. Hier lagen 7 von 10 Proben über dem festgelegten Grenzwert. Auch der rechnerische Mittelwert über alle 10 Proben liegt mit 13,2 pg/g über diesem Wert. Mit 21,74 pg/g wurde im Dortmund-Ems-Kanal auch der höchste Schadstoffgehalt aller hier untersuchten Aale festgestellt. Dagegen lagen die Messergebnisse aller 10 Proben aus dem Wesel-Datteln-Kanal unterhalb des Grenzwertes. Dieses ist umso erstaunlicher, als beide Systeme miteinander in Verbindung stehen und in der Regel über die Scheitelhaltung des Westdeutschen Kanalsystems auch mit demselben Wasser gespeist werden. Vergleichsweise hohe Belastungswerte sind für Ems und Lippe zu verzeichnen. Die Mittelwerte für WHO(2005)-PCDD/F+PCB TEQ inkl. BG [pg/g] der jeweils 10 Proben liegen knapp über bzw. unter dem gesetzlichen Grenzwert von 10 pg/g. Hier unterschreiten 4 Proben aus der Ems und 5 Proben aus der Lippe den gesetzlichen Grenzwert. Bei Werre und Ruhr wurden nur für ein bzw. zwei Proben Grenzwertüberschreitungen nachgewiesen. Die mittlere Schadstoffbelastung in der Ruhr liegt mit 8,54 pg/g unter dem zugelassenen Grenzwert und die mittlere Schadstoffbelastung der Werre mit 5,32 pg/g deutlich unter dem zugelassenen Grenzwert. Von allen hier untersuchten Fließgewässern ist die Dinkel als mittelgroßer Tieflandfluss am geringsten belastet. Der PCDD/F+PCB TEQ inkl. BG-Gehalt liegt im Mittel bei 3,93 pg/g. 2
Die beiden untersuchten Stillgewässer unterscheiden sich bzgl. ihrer PCB- und Dioxinbelastung deutlich. Während im Gröblinger See bei Warendorf alle Proben deutlich unterhalb des Grenzwertes liegen (Mittelwert 1,96 pg/g), wiesen im Heidesee bei Bottrop 3 Aalproben Schadstoffgehalte von etwas mehr als 10 pg/g auf. Die mittlere Schadstoffbelastung mit PCDD/F+PCB TEQ inkl. BG war im Heidesee etwa 3-mal höher als im Gröblinger See. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Proben, die für die Verzehrempfehlung des LANUV herangezogen wurden, vermitteln die hier gewonnenen Daten ein anderes Bild der Belastungssituation. Die deutliche Mehrzahl der jetzt untersuchten Proben liegt unterhalb des festgelegten Grenzwertes von 10 pg/g PCDD/F+PCB TEQ inkl. BG. Die Grenzwertüberschreitungen der übrigen Proben liegt in einem moderaten Bereich und meist unter 15 pg/g Frischgewicht. Einzige Ausnahme sind einige Werte für Aale aus dem Dortmund-Ems-Kanal. Die am stärksten belastete Probe aus dem Dortmund-Ems-Kanal ist etwa doppelt so stark belastet wie erlaubt (Wert: 21,74 pg/g). Dagegen waren Aal-Proben der LANUV-Untersuchungen aus 2012 aus den Unterläufen der Flüsse und aus Gewässern mit Industrieansiedlung deutlich höher belastetet. Damals wurden Spitzenwerte bis zu 107 pg/g PCDD/F+PCB TEQ inkl. BG in der Rur/Eifel gemessen und der Grenzwert damit um den Faktor 10 überschritten. Da von Anglern gefangene Aale nicht in den Handel gelangen, sind die festgelegten Grenzwerte aus umweltmedizinischer Sicht weniger von Belang. Hier geht es eher um die Bewertung der Belastung mit Umweltgiften durch den Eigenverzehr der Fische. Vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR) gibt es eine Bewertung zu dieser Belastung. Da fast alle Lebensmittel mehr oder minder hohe Belastungen mit Dioxinen und PCBs aufweisen ist man ist immer einem gewissen Grundrauschen 3
ausgesetzt. Da Aale durch ihren hohen Fettanteil i. d. R. fettlösliche Umweltgifte akkumulieren, sollte nicht zu häufig und nicht zu viel Aal verzehrt werden. Der gelegentliche Verzehr selbst gefangener Aale ist aber weiterhin möglich. Beispielsweise dürfte nach der BfR-Studie eine Portion von 200 g mit einer Belastung von 4 pg/g PCDD/F und PCB etwa alle 2 Wochen verzehrt werden. Stärker belastete Aale, die den Grenzwert von 10 pg/g knapp überschreiten, dürften portionsweise etwa alle 5 Wochen gegessen werden, ohne einem höheren Gesundheitsrisiko zu unterliegen. Im Einzelfall wird jeder Angler für sich selbst entscheiden müssen, ob er die von ihm geangelten Fische verzehrt. Neben der Verzehrempfehlung des Landes NRW sollen die hier berichteten Ergebnisse dazu dienen, das Risiko des Verzehrs geangelter Aale einzuschätzen. Ein genereller Verzicht ist aus unserer Sicht nicht nötig, denn grundsätzlich sind selbst geangelte Fische eine gesundes und nachhaltig gewonnenes Lebensmittel. Zudem wird die große Mehrzahl der Angler Aal nicht dauerhaft und regelmäßig in größeren Mengen essen. Über alle 90 untersuchten Aalproben lässt sich ein Zusammenhang zwischen dem Fettgehalt und der PCB- und Dioxinbelastung erkennen (vgl. nachstehende Abbildungen). Allerdings sind, bezogen auf die Einzelproben, nicht immer die fettreichsten Tiere diejenigen mit der stärksten Belastung. Auch konnte keine klare Korrelation der Schadstoffgehalte mit der Körperlänge oder dem Körpergewicht ermittelt werden, aus der sich größen- oder gewichtsbezogene Empfehlungen zur Verwertung gefangener Aale ableiten lassen. Bereits 2011 wurden vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e. V. verschiedene andere Fischarten auf PCB- und Dioxinbelastung untersucht. Diese Proben stammten aus dem Dortmunder Hafen (Dortmund-Ems-Kanal), der hinsichtlich der PCB-Belastung wohl nicht als unproblematisch gelten kann. Dennoch überschritt keine der Proben den zulässigen Grenzwert, der mit 6,5 pg/g PCDD/F und PCB ohnehin schon niedriger angesetzt ist als beim Aal. Insofern bezieht sich die Diskussion um die Eignung von selbst gefangenem Fisch als Lebensmittel nur auf den Aal. gez. Dr. M. Möhlenkamp 4
Einzelergebnisse der Untersuchungsgewässer 5