Mitwirkung mit Wirkung DER WIRKSAMKEITSDIALOG DES LANDESJUGENDRINGS NRW

Ähnliche Dokumente
Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten

Auswertung der Daten des Berichtswesens der Jugendverbände im. Landesjugendring NRW

Dialog eigenständige Jugendpolitik RLP

Ein Projekt des Hessischen Jugendrings im Rahmen des Aktionsprogramms Stärkung der Partizipation und Teilhabe von Jugendlichen mit

Jugendarbeit & Schule. nextpixi 7

Fortschreibung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Neuss. Wissenschaftliche Begleitung

Wer Wirkungen erzielen will, muss sie planen. Erkenntnisse aus dem Projekt INTERNATIONALE JUGENDARBEIT IM PLAN

1. Welche Tätigkeit üben Sie aus? Ich bin beschäftigt...

Konzept Freiwilligenarbeit. Alterswohnheim Bodenmatt Malters

Engagiert Qualifiziert Juleica! Der Nachweis über dein Engagement und deine Qualifikation

SCHÜTZEN FÖRDERN BETEILIGEN. Programm Kinder- und Jugendpolitik Kanton Schaffhausen. Kurzfassung

Konzept-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität

Gute Jugendhilfeplanung als Steuerungsinstrument in der kommunalen Kinder- und Jugendpolitik: ein Steuerungsinstrument auch für Qualitätsentwicklung?

Evaluation von Partizipationsvorhaben mit Jugendlichen

Grundsatzprogramm des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der von der BDKJ-Hauptversammlung am 16. Mai 1998 beschlossenen Fassung

Anregungen und Unterstützungen für die interkulturelle Öffnung der Jugend(verbands)arbeit durch Landesjugendringe

Partizipation, gesellschaftliche Teilhabe und freiwilliges Engagement Jugendlicher und junger Erwachsener

AG 1 Gestaltung partizipativer Prozesse auf kommunaler Ebene

Die Statistik der öffentlich geförderten Angebote der Kinder- und Jugendarbeit

[EJH] Evangelische Jugend Hamburg

SCHOKJA Ein Kooperationsprojekt von Schule und Offener Kinder- und Jugendarbeit

Das neue Jugendfördergesetz NRW 3. AG-KJHG NRW. Wer, wie, was wieso, weshalb, warum!!!

Freiwilligendienste im Deutschen Roten Kreuz - ein starkes Potential? Freiwilligendienste deine Entscheidung, dein Weg, deine Erfahrung

Öffentliche Beteiligung und freiwilliges Engagement in Deutschland im Trend

Ehrenamtliches Engagement in Ahnatal

Neue Fördermittel für interkulturelle Projekte mit Kindern und Jugendlichen von März bis Dezember 2017!

Indikatoren verbandliche Jugendarbeit

Selbstevaluation im Rahmen der Modellprojekte NeFF. Seminar im Landesjugendamt Rheinland 21. Juni Gliederung

BKS JUGEND. Leitbild Jugendpolitik Kanton Aargau

forum neue bildung Und was sagen Sie? Demokratisierung Inklusion Selbstbestimmung Gerechtigkeit Ein offener Dialog über die Zukunft der Bildung in RLP

Das FSJ-Tandem Gemeinsames Freiwilliges Soziales Jahr für Menschen mit und ohne Behinderung. Gemeinsam Zusammen Stark

Jugendliche aus Sicht der Erwachsenen

Ehrenamtskoordination

Freiwillig und unentgeltlich, aber nicht umsonst. Herausforderungen und Perspektiven Bürgerschaftlichen Engagements in Rheinland-Pfalz

GESELLSCHAFT GEMEINSAM GESTALTEN JUNGE MUSLIME ALS PARTNER

Akkreditierung und Monitoring von Projekten im Rahmen des EU- Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION ( )

Bundespressekonferenz

zu verbessern. Im Mittelpunkt steht dabei immer der betroffene Mensch.

Aktuelle Entwicklungen der Kinder- und Jugendhilfe auf Landesebene

Mitbestimmung, Kinderrechte, demokratisches Miteinander als zentrales Kooperationsfeld mit und um Schule R. Bendig

Die Förderung von Medienkompetenz im Kindergarten Eine empirische Studie zu Bedingungen und Handlungsformen der Medienerziehung

AKTIV FÜR JUNGE FLÜCHTLINGE

Was zählt ist der Mensch. Leitbild der Rotenburger Werke

LWL-Landesjugendamt, Schulen, Koordinationsstelle Sucht

Europäische Öffentlichkeit. EUROPA VERDIENT ÖFFENTLICHKEIT.

Ehrenamt im KV. Zielsetzungen Strukturen Handlungsfelder

Reflexionsworkshop Strategischer Einbezug von Akteuren. 19. November 2010 Regiestelle Weiterbildung

Fachaufsicht, Leitungsfunkt. u. strukturen d. Arbeit m. Kindern, Fam. u. Jugendl Vom 15. November 2013 (KABl S. 34)

Mindeststandards im Freiwilligen Sozialen Jahr (Inland) der Landesarbeitsgemeinschaft der FSJ-Träger in Rheinland-Pfalz

Das Leitbild unserer katholischen Kindertageseinrichtungen St. Marien, Herz Jesu, St. Vincenz, Neunkirchen. Katholischer Kindergarten St.

Älter werden in Münchenstein. Leitbild der Gemeinde Münchenstein

Mein zweites Standbein ist LebensWandel, das ich selber ins Leben gerufen habe und seit 2009 als PR-Expertin und Koordinatorin betreue.

2 Ansprechpartner: 3 Telefon:

Interkulturelle Öffnung durch Kooperationen mit Migrantenorganisationen

PARTIZIPATION VON KINDERN, JUGENDLICHEN UND FAMILIEN STÄRKEN FORUM 2 FRIEDHELM GÜTHOFF

Unternehmenszweck und -aufgaben

Evaluation in der Personalentwicklung - Umgang mit Komplexität in der Praxis

Grußwort Marion Reinhardt Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz; Referatsleitung Pflege

Geschäftsstelle Unter den Eichen 62a Düsseldorf. Geschäftsführerin Nina Hovenga. Vorsitzender Willi Liebing

In Deutschland wird die Europäische Jugendwoche von JUGEND für Europa, der Deutschen Agentur für das EU-Programm JUGEND IN AKTION koordiniert.

Informationen für die Moderationsteams der Kommunen der 4. Staffel 1

Aktives und gesundes Leben im Alter: Die Bedeutung des Wohnortes

Bürgerschaftliches Engagement in den Frühen Hilfen. drei Beispiele aus Flensburg

Qualitätsstandards in KIWI-Horten

Projekt. Katholische Kirchengemeinde St. Josef Kamp-Lintfort Königstr Kamp-Lintfort. Text: Hans-Peter Niedzwiedz

Systematisches Training für Eltern und Pädagogen. STEP in der Jugendhilfe

Vereinsarbeit heute?!

Multiprofessionelle Kooperationen mit Akteur_innen des Gesundheitswesens im Kontext Früher Hilfen Ein Forschungsbericht

Leitbild. des Jobcenters Dortmund

1. Stabile Engagementquote: Ostdeutschland hat aufgeholt 34%* % % * Deutschland insgesamt Westdeutschland Ostdeutschland In de

Leitbild der Jugendarbeit Bödeli

Interkulturelle Orientierung von Bildungspatenschaften und Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen Mousa Othman

Jugendverbandsarbeit: Engagement für eine plurale und gerechte Gesellschaft

Außerschulische Jugendarbeit im Landkreis Peine

LEITBILD. des Jobcenters EN. Gemeinsam. Für Ausbildung, Arbeit und Teilhabe.

Entstehung und Verlauf des Forschungsprojekts...7

Biografische Sammlung. Lebenslinie. Klarheit über Umfang und Aufwand persönlichen Nutzen abschätzen. zusammenstellen

Leitbild der Ehninger Kindergärten

Netzwerkarbeit als Qualitätskriterium

Das Spannungsfeld zwischen Hauptamt und Ehrenamt in der Hospizarbeit

Sachsen als Bildungslandschaft denken?!

Auswertung. Psychosoziale Beratung für Lesben, Schwule und deren Angehörige in NRW Berichtswesen 2005

Leitbild. der Verwaltung der Universität zu Köln

Status quo und Zukunft von Städtepartnerschaften Vortrag bei der Europäischen Akademie Berlin am

Freiwilligenmanagement und Ehrenamtskoordination Chance und Perspektive für die Caritas in NRW?!

Ganzheitliches Freiwilligenmanagement

Vereinbarung. Sicherstellung des Schutzauftrages nach 72a SGB VIII

Information

Ziele Bedeutung von Kommunalpolitik Forderungen Dialog Beteiligungsmöglichkeiten interessieren Teilnahme an Wahlen

Fortschreibung des Konzeptes der Fachberatung für den Bereich der kommunalen Kindertageseinrichtungen

Es gilt das gesprochene Wort!

Inhalt. Konzeption des Skateboard e.v. Bad Dürrenberg. Gliederung. Ziele und Aufgaben. Zielgruppe/ Definition. Mitglieder/ Arbeit im Verein/ Personal

Amtliche Statistik im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit

Bestandsanalyse zu geschlechtsspezifischen Angeboten in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt

Vereinbarung. zwischen. Bundeswehr. und. Bundesagentur für Arbeit. über die Zusammenarbeit. in den Bereichen. Personalgewinnung.

Unser Pflegeleitbild. Ev. Diakoniewerk Friederikenstift Hannover

Man muss mit den richtigen Leuten zusammen arbeiten, sie achten und motivieren. Dauerhafter Erfolg ist nur im Team möglich. (Klaus Steilmann) Leitbild

Drucksache 11/16 Das Geo Informationssystem der EKHN Als Werkzeug zur Erkundung kirchlicher Landschaften im regionalen Sozialraum

Auf dem Weg zu einer jugendfreundlichen Kommune

Leitbild der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück. Leitbild

Transkript:

Mitwirkung mit Wirkung DER WIRKSAMKEITSDIALOG DES LANDESJUGENDRINGS NRW

Impressum Impressum Herausgeber: Landesjugendring NRW e.v. Sternstraße 9-11 40479 Düsseldorf Telefon: 02 11/49 76 66-0 Fax: 02 11/49 76 66-29 Der Landesjugendring NRW im Internet: Homepage: www.ljr-nrw.de Initiative: www.umdenken-jungdenken.de Facebook: www.facebook.com/ljr.nrw Twitter: www.twitter.com/ljr_nrw V.i.S.d.P: Gregor Gierlich Redaktion: Kerstin Dartmann, Gregor Gierlich, Heike Kronenberg, Hanno Krüger und Kathrin Prassel Fotos: Titel: vege/fotolia.com SJD - Die Falken KV Köln, Syda Productions/fotolia.com, Sportjugend NRW im LSB NRW e.v., KölnSPD Gestaltung: disegno kommunikation GbR, Wuppertal Auflage: 2.500 Gefördert vom: Diese Broschüre wurde klimaneutral und auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Einleitung 3 Mitwirkung mit Wirkung der Wirksamkeitsdialog des Landesjugendrings NRW Der Wirksamkeitsdialog des Landesjugendrings NRW und seiner Mitgliedsverbände ist unmittelbar mit dem Kinder- und Jugendförderplan (KJFP) des Landes Nordrhein-Westfalen verknüpft. Mit dem 1951 eingeführten Landesjugendplan (dem Vorgänger des KJFP) wurde seinerzeit das zentrale jugendpolitische Gestaltungsmittel geschaffen und ein deutliches Zeichen für die Notwendigkeit einer kontinuierlichen und verbindlichen Förderung von Einrichtungen, Trägern und Aktivitäten der Jugendarbeit gesetzt. Seit damals hat der KJFP NRW unterschiedliche Entwicklungsphasen durchlaufen. Mit dem Abschluss seiner letzten großen Reform in den Jahren 1998 und 1999 wurde in Nordrhein-Westfalen der sogenannte Wirksamkeitsdialog eingeführt. Erklärtes Ziel war es, mit der Reform des Landesjugendplans und der Schaffung neuer Förderpositionen einer lebensweltorientierten Jugendarbeit Rechnung zu tragen sowie das Verfahren der Antragstellung für Träger und Verwaltung zu entbürokratisieren. Zudem sollten mit der Einführung des Wirksamkeitsdialogs einerseits eine höhere Transparenz bzgl. des Einsatzes der Landesjugendplanmittel erreicht und zugleich Anregungen für Veränderungen und Weiterentwicklungen des Landesjugendplans geliefert werden. Beide Aspekte hat der Wirksamkeitsdialog in 15 Jahren Praxis geliefert. Er ist nach wie vor in seiner Form und Wirkung bundesweit einzigartig. Nicht zuletzt deshalb gibt es auch nirgendwo sonst eine so gute Datenlage zur verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit wie in Nordrhein-Westfalen. Der Wirksamkeitsdialog ist aber ebenso auch ein Instrument der Qualitätsentwicklung und des fachlichen Austausches. Was durch ihn erfasst bzw. nicht erfasst wird und natürlich, was seine wichtigsten Ergebnisse und Auswirkungen sind all dies findet sich prägnant zusammengefasst in dieser Broschüre. Seien Sie neugierig und lassen Sie sich inspirieren zum Dialog über die Wirksamkeit von verbandlicher Jugendarbeit und ihren Mitwirkungsmöglichkeiten. Hanno Krüger Vorstand Landesjugendring NRW Gregor Gierlich Geschäftsführer

4 Die drei Säulen des Wirksamkeitsdialogs Der Wirksamkeitsdialog des Landesjugendrings in Nordrhein-Westfalen und seiner 25 Mitgliedsverbände beruht auf drei Säulen, die gleichermaßen wichtig für die Kinder- und Jugendarbeit der Verbände sind: Säule I Der Quantitative Teil Berichtswesen und Statistik Säule II Der Qualitative Teil Innerverbandliche Prozesse, Evaluierung, Qualitätsentwicklung Säule III Der Dialog und die Fachveranstaltungen Fachbezogene Pauschale Der quantitative Teil Im quantitativen Bereich des Wirksamkeitsdialogs werden alle Maßnahmen der Jugendverbände erfasst, die durch die fachbezogene Pauschale des KJFP NRW gefördert werden. Mit der fachbezogenen Pauschale wird den Trägern eine verbindlich festgelegte Summe zum eigenverantwortlichen Mitteleinsatz zur Verfügung gestellt. Andere Fördermittel des Landes, die die Jugendverbände wie alle anderen antragsberechtigten freien Träger der Jugendhilfe über die Projektmittelvergabe der Landesjugendämter beantragen können, werden gegenüber diesem direkt nachgewiesen und inhaltlich evaluiert. Durch den quantitativen Teil des Wirksamkeitsdialogs lassen sich z.b. Rückschlüsse auf die Entwicklung der Anzahl von Teilnehmer/innentagen und der durchgeführten Maßnahmen ziehen sowie Aussagen über den prozentualen Anteil von Ehrenamtlichen bei der Leitung und Durchführung von Veranstaltungen treffen. Quantitative Datenerfassung Qualitative Datenerfassung Dialog mit Politik und Verwaltung Die Daten werden von den Verbänden jährlich erfasst und jeweils für zwei Jahre fortlaufend von einem externen sozialwissenschaftlichen Institut, der GEBIT Münster, ausgewertet. Die ca. 40-seitigen ausführlichen Analysen sind auf der Homepage des Landesjugendrings NRW öffentlich zugänglich. Ab dem Jahr 2015 erfolgt die Erfassung aller Daten zudem analog zur amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik und nach deren Systematik.

Die drei Säulen des Wirksamkeitsdialogs 5 Der qualitative Teil Seitdem im Jahr 2003 die Federführung für den Wirksamkeitsdialog von den Landesjugendämtern auf den Landesjugendring NRW überging, hat dieser den Wirksamkeitsdialog kontinuierlich fortgeführt und weiterentwickelt. Während beispielsweise in den ersten Jahren ausschließlich Auswertungen zu den quantitativen Daten und Evaluationsberichten der Jugendverbände im Vordergrund standen, erfolgt seit dem Jahr 2007 parallel dazu auch eine verbandsübergreifende qualitative Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit. Die kritisch-inhaltliche Auseinandersetzung wird seitdem konsequent fortgeführt und dabei fachlich von der GEBIT begleitet. So wurden beispielsweise im Jahr 2008 über 6.000 Jugendliche zum demokratischen Engagement in den Jugendverbänden befragt (Auswertung durch die GEBIT). Parallel dazu fanden im Rahmen von Diplomarbeiten qualitative Untersuchungen von Verbandsdokumenten sowie Leitfadeninterviews mit ehrenamtlich Aktiven statt. In den Jahren 2012 und 2013 entwickelten die Verbände gemeinsame Qualitätskriterien für die Partizipation junger Menschen und verpflichteten sich zu deren Umsetzung. Die Qualitätskriterien beschreiben sowohl Struktur- als auch Prozessqualität von Partizipationsangeboten der Jugendverbände in NRW. Ab dem Jahr 2015 erfolgt deren Evaluierung. Der Dialog Neben der quantitativen Erfassung von Daten und der qualitativen Weiterentwicklung der Jugendarbeit ist der kontinuierliche Austausch der Jugendverbände mit Verwaltung und Politik ein wesentlicher Teil des Wirksamkeitsdialogs. Durch den Dialog der Jugendverbände mit den Mitarbeiter/innen der beiden Landesjugendämter, des zuständigen Fachministeriums sowie den Abgeordneten des nordrhein-westfälischen Landtags besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse aus den ersten beiden Säulen des Wirksamkeitsdialogs wieder unmittelbar in die Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendförderplans einfließen zu lassen. Dialog und Rückschlüsse auf die Weiterentwicklung des KJFP KJFP NRW/ Fachbezogene Pauschale Qualitative Weiterentwicklung der Jugendarbeit Datenerfassung (Transparenz über eingesetzte Fördermittel)

6 Erkenntnisse aus dem Wirksamkeitsdialog Sowohl der quantitative als auch der qualitative Teil des Wirksamkeitsdialogs bilden die Vielzahl und die Vielfalt der Angebote in Jugendverbänden sowie deren Wirkung bei den Teilnehmenden ab. Die statistische Erfassung gibt u.a. Aufschluss über Zahl und Umfang der Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Erholung oder Ferienfreizeiten. Die Befragung von Kindern und Jugendlichen (Partizipationsstudien) erfasst, welche Erfahrungen diese bei der (Mit-)Gestaltung von Angeboten in den Jugendverbänden machen und inwiefern sich dies auf andere Lebensbereiche auswirkt. Anhand der Zahlen und Befragungen haben die Vertreterinnen und Vertreter der Jugendverbände Erkenntnisse für die Jugendverbandsarbeit formuliert. Drei ausgewählte Aussagen stehen an dieser Stelle exemplarisch für die Informationen, die der Wirksamkeitsdialog in den vergangenen Jahren bis heute erbracht hat. 1. Wir stellen fest, dass mehr als 80 Prozent aller Angebote der Jugendverbände unter Mitwirkung von ehrenamtlichen jungen Menschen durchgeführt wurden. Die Erhebung zeigt, dass Jugendliche und junge Erwachsene in NRW nach wie vor ein hohes Interesse und eine große Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement in den nordrhein-westfälischen Jugendverbänden haben. Die hohe Zahl der freiwillig Engagierten macht deutlich, dass Jugendarbeit (in ihrem Umfang und ihrer Qualität) ohne Ehrenamt nicht realisierbar wäre. Der Einsatz von Ehrenamtlichen sorgt dafür, dass Freizeit-, Bildungsund Ferienangebote für Kinder und Jugendliche in NRW überhaupt stattfinden können. Mitwirkung von ehrenamtlichen jungen Menschen 80 68,4 60 Prozent 40 20 18,9 12,7 0 Nur Ehrenamtliche Nur Hauptamtliche Ehren- und Hauptamtliche

Erkenntnisse aus dem Wirksamkeitsdialog 7 Darum engagiere ich mich ehrenamtlich in meinem Verband: Ich finde, dass die Gesellschaft, in der wir leben, veränderbar ist. Andere (und mich) zu befähigen sich zu organisieren, sich mit der Welt auseinanderzusetzen und dabei noch jede Menge Spaß zu haben, ist für mich ein guter Weg in eine bessere Gesellschaft. Linda Ludewigs, 24 Jahre, SJD - Die Falken, Zeltlager- und Gruppenhelferin im Kreisverband Köln 2. Wir stellen einerseits fest, dass die Angebotsstrukturen, die für Kinder und Jugendliche von Interesse sind, sich in einem Wandel befinden. So hat im Laufe der Jahre die Zahl der Angebote, die von kürzerer Dauer sind, zugenommen. Zugleich stellen wir eine abnehmende Tendenz zum langfristigen Engagement fest. Das klassische Ehrenamt mit seiner großen Verbindlichkeit wird seltener wahrgenommen, kürzere, projekthafte und vordergründig eher unverbindliche Formen des Engagements nehmen durchaus zu. Vor dem Hintergrund gewachsener Anforderungen in Schule, Ausbildung und Beruf verfügen Kinder und Jugendliche heute über weniger freie selbstbestimmte Zeit 1. Dies wirkt sich auch auf die zeitlichen Ressourcen für die Teilnahme an und die Gestaltung von verbandlichen Aktivitäten aus. Dauer von Angeboten Durchschnittliche Anzahl von Tagen 12 9 6 3 11,4 2,4 11,5 2,3 11,1 2,4 11,1 2,4 11,1 2,5 10,6 2,7 10,3 2,3 9,9 1,7 9,6 1,8 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Jugendfreizeiten Fort- und Weiterbildung 1 Siehe Mirja Lange/Karin Wehmeyer, 2014: Jugendarbeit im Takt einer beschleunigten Gesellschaft. Veränderte Bedingungen des Heranwachsens als Herausforderung.

8 Erkenntnisse aus dem Wirksamkeitsdialog Zwar ändert die knapper gewordene Zeit nichts am Umfang des Engagements junger Menschen, die Formen des Engagements müssen sich jedoch den veränderten Möglichkeiten anpassen. Die fachbezogene Pauschale als Förderinstrument ermöglicht den Jugendverbänden, flexibel auf die beschriebenen Herausforderungen reagieren zu können. Nichtsdestotrotz benötigen junge Menschen für ihr verbandliches Engagement (sowie für ihre persönliche Entwicklung) zum einen zeitliche Freiräume und zum anderen Orte, an denen sie ihre freie Zeit selbstbestimmt verbringen können. Das brauche ich für mein Engagement im Verband: Für mein Engagement im Verband brauche ich vor allem Zeit, die auch von Entscheidungsträgern wertgeschätzt und geschützt wird. Julian Lagemann, Kreissportbund Steinfurt, Vizepräsident für Kinder- und Jugendpolitik 3. Jugendliche, die aktiv in einen Verband eingebunden sind, nehmen ihre Beteiligungsmöglichkeiten nicht nur innerhalb des Verbandes wahr, sondern engagieren sich politisch verstärkt auch außerhalb ihres Verbandes. Eine mit Unterstützung der GEBIT Münster durchgeführte Befragung sowie Interviews mit ehrenamtlich Aktiven ergaben, dass Jugendliche, die sich in einem Jugendverband engagieren, insgesamt ein stärkeres gesellschaftspolitisches Interesse zeigen. So heißt es in der vom Landesjugendring NRW in Autrag gegebenen Partizipationsstudie:

Erkenntnisse aus dem Wirksamkeitsdialog 9 Untersucht man den Zusammenhang zwischen Einbindung in den Verband und dem allgemeinen politischen Interesse und Engagement sowie der Bereitschaft zur Wahlbeteiligung, zeigt sich auch hier, dass die Einbindung und Beteiligungsbereitschaft zusammenhängen. [ ] Stark eingebundene Jugendliche informieren sich häufiger über politische Themen und sind auch eher bereit, sich an Wahlen zu beteiligen. 2 Jugendverbände wecken mit ihren Angeboten die Bereitschaft zu demokratischem Engagement, indem sie Freiräume zur Einübung demokratischer Verhaltensweisen bieten. Neben der Vermittlung demokratischer Haltungen geht es auch um die Vermittlung von Kenntnissen über Beteiligungsmöglichkeiten in der Gruppe, im Verband, aber auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Politisches Engagement und Interesse sowie Wahlbeteiligung nach Einbindung in den Verband 100 80 78,1 81,8 84,2 90,8 89,9 Prozent 60 40 50,2 55,6 59,8 64,8 67,7 20 18,1 19,9 24,0 26,5 26,3 0 0 nicht eingebunden 1 kaum eingebunden 2 durchschnittlich eingebunden 3 überdurchschnittlich eingebunden 4 stark eingebunden Grad der Einbindung Politische Information Politisches Engagement Wahlbeteiligung Das hat mir mein Engagement im Verband gebracht Ich habe in der Gruppe zusammen mit anderen in meinem Alter viel erlebt, wir haben uns gegenseitig motiviert, ich habe gelernt über Lösungen und den richtigen Weg dorthin zu streiten, gelernt anderen zu zuhören und Kompromisse zu finden. Dass der andere, auch wenn er vielleicht anderer Meinung ist, für die Gruppe und jeden Einzelnen da ist und füreinander für gemeinsame Ziele eintritt. Diesen reichhaltigen Erfahrungsschatz aus meiner Jugendverbandsarbeitszeit möchte ich nie missen, denn hiervon profitiere ich bis heute bei meiner politischen Arbeit. Jochen Ott, Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen 2 Landesjugendring NRW 2010: 5. Bericht Wirksamkeitsdialog, S. 44.

10 Ausblick Die Ergebnisse aus 15 Jahren Wirksamkeitsdialog zeigen, dass die Jugendverbandsarbeit in NRW lebendig ist. So wächst in den Jahren 2005 2013 beispielsweise die Zahl der Teilnehmenden an den verbandlichen Angeboten gegenläufig zur Entwicklung der Bevölkerungszahl NRWs in derselben Altersgruppe. Möglich ist dies nur mit einer stabilen finanziellen Absicherung und einem geeigneten förderpolitischen Instrument, wie sie die fachbezogene Pauschale in NRW darstellt. Welche positive Wirkung diese für die Durchführung der Angebote und Maßnahmen der jugendverbandlichen Arbeit vor Ort hat, belegen die Ergebnisse des Wirksamkeitsdialogs auch an anderen Stellen sehr eindrücklich. Zumal er im Gegensatz zu einer reinen Projektförderung zu einer intensiven Auseinandersetzung der Verbände mit ihren inhaltlichen Angeboten innerhalb des Landesjugendrings NRW führt. Insofern war und ist der Wirksamkeitsdialog immer auch eine Chance für die Verbände, sich weiterzuentwickeln, die erhobenen Daten für die eigene Arbeit zu nutzen und im Landesjugendring NRW gemeinsame Perspektiven zu entwickeln. Es gilt, den verantwortlich Handelnden innerhalb und außerhalb der Verbände den Wirksamkeitsdialog verstärkt bewusst zu machen. Er ist ein Instrument, das mehr leistet, als eine reine Statistik es kann. Nicht nur wir sind davon überzeugt, sondern die Ergebnisse des Wirksamkeitsdialogs zeigen es: Jugendverbandsarbeit zeigt Wirkung auch über die reine verbandliche Arbeit hinaus wird Mitwirkung in Verbänden zu bürgerschaftlichem Engagement und zeigt Effekte, die langfristig der gesamten Gesellschaft zugutekommen. Als kompetenter fachpolitischer Partner für Politik und Verwaltung freuen sich der Landesjugendring NRW und seine Mitgliedsverbände auf den Dialog bei der Fortschreibung der Kinder- und Jugendarbeit in Nordrhein-Westfalen. Die detaillierten Berichte zum Wirksamkeitsdialog finden Sie auf der Homepage des Landesjugendrings NRW: www.ljr-nrw.de

www.ljr-nrw.de