Protokoll der Gesundheitskonferenz des Landkreises Wolfenbüttel

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Transkript:

Protokoll der Gesundheitskonferenz des Landkreises Wolfenbüttel Am 13.4.2011 veranstaltete der Landkreis Wolfenbüttel im Rahmen des Projektes Zukunftsregionen Gesundheit des Niedersächsischen Sozial- und Gesundheitsministeriums eine Gesundheitskonferenz in der Lindenhalle in Wolfenbüttel. Die Konferenz war die Auftaktveranstaltung für das Projekt. Der Zuspruch war sehr groß. Über 140 regionale Vertreter und Akteure des Gesundheitswesens waren gekommen, u.a. Ärzte, Therapeuten, Heilpraktiker, Apotheker sowie Vertreter der Wohlfahrtsverbände, von Kliniken, Sozialstationen, Krankenkassen, Senioren- und Pflegeheimen und der ambulanten Krankenpflege. Die Moderation übernahm die Leiterin des Bildungszentrums Landkreis Wolfenbüttel, Christiana Steinbrügge. Die Gruppe Fool Tool sorgte mit themenspezifischen Einlagen dafür, dass bei aller Ernsthaftigkeit des Themas der Spaß nicht zu kurz kam. Landrat Jörg Röhmann eröffnete die Gesundheitskonferenz und verdeutlichte das Ziel dieses Projektes, nachhaltige und tragfähige Maßnahmen zu entwickeln, die die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft sicherstellen werden. Staatssekretär Heiner Pott aus dem Niedersächsischen Sozial- und Gesundheitsministerium ging in seinem Grußwort auf die strukturellen Probleme im Gesundheitswesen generell ein. Es fehle z.b. an einer strukturierten Zusammenarbeit zwischen ambulanten und stationären Bereichen. Wünschenswert wären gemeinsame Nutzungen von Großgeräten und eine zentrale Steuerung. Der Abbau von Doppelstrukturen in der Versorgung sind u.a. wesentliche Ziele wie auch der Einbezug von ehrenamtlich Tätigen und die Gewinnung von Nachwuchskräften im medizinischen und pflegerischen Bereich. Für alle Teilnehmenden der Konferenz stellte anschließend Thomas Altgeld, Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen, das Modellprojekt im Detail vor. Als wesentliche Projekt-Ziele wurden genannt: Die Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Gesundheitsversorgung Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels 1

Die Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention zur Gesunderhaltung sowie die Vermeidung von Chronifizierungen und die Verbesserung der Versorgung von chronisch erkrankten und pflegebedürftigen Menschen. Die Landesvereinigung für Gesundheit übernimmt für das Gesamtprojekt beratende, unterstützende und evaluierende Aufgaben. Herr Altgeld stellte im weiteren Verlauf eine Ist-Analyse der Versorgungssituation im Landkreis Wolfenbüttel vor. Hier wurde festgestellt, dass es einerseits im ambulanten Bereich eine überdurchschnittliche Versorgung mit Internisten, Chirurgen, Anästhesisten, Urologen und Orthopäden gibt. Die Versorgung mit Hausärzten und Nervenärzten bzw. Psychiatern ist dagegen unterdurchschnittlich. Daraus leitet sich eine Aufgabenstellung für die Zukunft ab, nämlich die Nachwuchsgewinnung für die hausärztliche und psychiatrische Versorgung im Landkreis. Eine weitere Herausforderung stellt die Landkreisstruktur mit der Exklave Samtgemeinde Baddeckenstedt dar, die zum Landkreis gehört, aber geographisch durch die Stadt Salzgitter von dem größeren Landkreisgebiet getrennt ist. Von Bedeutung sind nicht nur in diesem Zusammenhang die Fragen, wie der ÖVPN gestaltet werden muss, um Mobilität auch unter Kostenaspekten sicherzustellen. Wie können in Zukunft ambulant-stationäre Versorgungsketten organisiert werden, um die gesundheitliche Versorgung vor Ort im Landkreis zu gewährleisten? Dabei zeigte die Ist-Analyse, dass der Landkreis einen hohen Anteil an Chronisch Erkrankten in den Bereichen Hypertonie, Diabetes Mellitus, Asthma, Herzinsuffizienz und chronischer Herzerkrankung aufweist. Schließlich wurde in der Ist-Analyse noch hingewiesen auf die Hochnutzer-Gruppen im Landkreis, d.h. diejenigen Erkrankungen, die besonders hohe Ausgaben im Gesundheitssystem verursachen: es handelt sich um Knie- und Hüftgelenksathrose, Oberschenkelhalsbruch, Depression, Diabetes Mellitus und Herzinsuffizienz. Im Anschluss an die Ausführungen von Hr. Altgeld wurden die Arbeitsgruppen vorgestellt, in denen auf der Konferenz erste Überlegungen zu Problem- und Handlungsfeldern erarbeitet werden sollten. Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse wurden 5 Arbeitsgruppen gebildet: 1. Arbeitsgruppe 1: Medizinische Versorgung ärztlich, pflegerisch, interdiszipliniär (Moderation: Dr. Thorsten Kleinschmidt) 2. Arbeitsgruppe 2: Gesundheitsförderung und Prävention (Moderation: Axel Hübner) 3. Arbeitsgruppe 3: Psychische Gesundheit und Demenz (Moderation: Dr. Henrike Krause-Hünerjäger) 4. Arbeitsgruppe 4: Hospiz und Palliativ (Moderation: Prof. Dr. Kerstin Wilkening) 5. Arbeitsgruppe 5: Mobilität und Infrastruktur (Moderation: Dr. Andreas Pölkening) 2

Ergebnisse der Arbeitsgruppen: Arbeitsgruppe 1: Medizinische Versorgung Die Teilnehmer dieser am stärksten besetzten AG hatten entschieden, aufgrund der Breite des Themenspektrums 4 Unterthemen zu bilden, die später in verschiedenen Arbeitsgruppen weiter bearbeitet werden sollen. In der zur Verfügung stehenden Zeit wurden folgende erste Handlungsfelder für die einzelnen Untergruppen gesammelt: 1. Untergruppe Überleitungsmanagement Wie kann eine planbare Überleitung stattfinden? Verbesserung von Medikamenten- sowie Entlassungsmanagement Verbesserung der Information über Problemkeime 2. Untergruppe Nachwuchsgewinnung Weiterbildung im Verbund Rotationsweiterbildungsstelle Allgemeinmedizin im Krankenhaus Ältere Kollegen im System halten Risikominimierung von Niederlassungen Pflege und Bindung potentieller Nachwuchskräfte, Werbung in Schulen, Mentorenprogramme Planung Praxisabgaben 3. Untergruppe Bereitschaftsdienst Neuorganisation des Bereitschaftsdiensten durch möglicherweise Schaffung einer zentralen Telefonnummer, einer zentralen Bereitschaftsdienst- Praxis und Leitstelle 4. Untergruppe Ärztlich-pflegerische Versorgung im ländlichen Raum Aufbau von Gemeindeschwestern, Nutzung der Erfahrungen aus den Projekten MoNi, AGNES-VERA Einsatz von Telemedizin Verbesserung der Kommunikation zwischen Ärzten und Pflege Verbindliche sektorenübergreifende Konferenzen Anpassung der Vergütungsregelungen in strukturschwachen Regionen Entwicklung einer gemeinsamen elektronischen Plattform für Praxen und Krankenhaus Optimierung der Zusammenarbeit zwischen allen Versorgungspartnern Mehrfach wurde in der Arbeitsgruppe hingewiesen auf andere auch regionale Projekte, die sich mit Einzelaspekten schon beschäftigen. Die Erfahrungen dieser Projekte sollten unbedingt genutzt und abgerufen werden, um daraus zu lernen und das Rad nicht immer neu zu erfinden. Arbeitsgruppe 2: Gesundheitsförderung und Prävention Einmal mehr wurde auch in dieser zweitstärksten Arbeitsgruppe deutlich, dass es zwar schon einige Ansätze zum Thema gibt (z.b. Vorträge, Seniorengymnastik, Maßnahmen in Schulen), aber zu wenig Vernetzung unter den Akteuren vorhanden 3

ist. Zu wenig werden auch die geschlechtsspezifischen Belastungen beachtet und entsprechende Angebote gestaltet. Als Ideen und Handlungsfelder wurden in dieser Arbeitsgruppe genannt: Stärkung der Gesundheitsförderung in Kitas, u.a. auch über Sprachförderung mit Einbezug von Eltern als präventive Maßnahme Schaffung von qualifizierten Angeboten für den Behindertensport Stärkung der Gesundheitsförderung von alten Menschen mit dem Ziel, Pflege zu vermeiden und im Pflegefall stärker zu aktivieren Schaffung von familienfreundlicheren Strukturen Mediationsangebote vorhalten Betriebliches Gesundheitsmanagement ausbauen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel-Infrastruktur Angebote für Familien im Sinne von Bewegungswelten entwickeln unter Einbeziehung von Ernährungsthemen Entwicklung des öffentlichen Bewusstseins hin zur stärkeren Eigenverantwortung, zu salutogenem Denken und Handeln Vernetzung von Berufsgruppen, stärkere themenbezogene Informationsarbeit in den Gesundheitsstandorten Unter den Teilnehmenden wurde das Thema Gesundheitsförderung und Prävention sowohl aus Betroffenen- als auch aus Berufsperspektive diskutiert. Erkannt wurde, dass die Wirkungen beider Interventionen gesteigert werden können, wenn erstens mehr theoretisches Wissen über das Thema verfügbar ist und zweitens die jeweiligen Berufs- oder Interventionsbereiche mehr voneinander wissen und vernetzt miteinander arbeiten würden. Daher sollte die Arbeitsgruppe mit einer Analyse der Angebotsstrukturen im Landkreis starten und darauf aufbauend die Vernetzung unter den Akteuren wie auch die Interventionen verbessern. Arbeitsgruppe 3: Psychische Gesundheit und Demenz In dieser Arbeitsgruppe wurde empfohlen, die Themen Psychische Gesundheit und Demenz zukünftig getrennt zu behandeln, da es sich um sehr unterschiedliche Themenkreise handelt. Als Ideen und Handlungsfelder wurden in dieser Gruppe insbesondere herausgearbeitet: Einrichtung eines psychiatrischen Krisendienstes mit professioneller Indikationsstelle für die Krankenhauseinweisung Verbesserung der psychiatrischen Fachärzte-Versorgung in der Region, verbunden mit der Frage, wie die Attraktivität für die Ansiedlung dieser Zielgruppe gesteigert werden kann. Verbesserung der Zusammenarbeit mit Hausärzten und nicht-ärztlichen Professionen wie Heilpraktikern Förderung präventiver Angebote wie z.b. eine psychoedukative Gruppe des Sozialpsychiatrischen Dienstes 4

Einrichtung eines Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes im Gesundheitsamt Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz der Angebote: Informationen über vorhandene und neue Angebote müssen stärker verbreitet werden, der Bekanntheitsgrad muss deutlich verbessert werden. Die Ansprache muss zielgruppengerecht sein und im Zweifel niedrigschwellig, um in Anspruch genommen zu werden. Stärkung der ambulanten Versorgungsstrukturen und der aufsuchenden Arbeit, damit Klienten auch in der häuslichen Umgebung erreicht werden können. Mehrfach wurde auch hier die Notwendigkeit betont, die Vernetzung unter den entsprechenden Anbietern voran zu treiben, seien es nun die stationären oder ambulanten Versorger, Haus- und Fachärzten, Krankenkassen oder die alternativen Anbieter wie z.b. Heilpraktiker. Arbeitsgruppe 4: Hospiz und Palliativ Die Organisation in Netzwerken ist im Bereich der palliativen Versorgung heute schon Wirklichkeit und Notwendigkeit. Als solche Netzwerke waren in der AG u.a. vertreten das Palliativnetzwerk Süd-Elm, der Hospizverein Wolfenbüttel, der Palliativ- Stützpunkt Süd-Ost-Niedersachsen. Wie die AG feststellte, funktioniert diese Netzwerkarbeit unter den nicht-ärztlichen Akteuren schon recht gut, im ärztlichen Bereich gibt es Optimierungspotenziale. Ziel sollte es sein, die Hausärzte stärker in die Netzwerke systematisch einzubinden bzw. ihre Bereitschaft zur Vernetzung und aktiven Unterstützung zu erhöhen. Das schließt auch die systematische Vermittlung und Information von palliativen Unterstützungsmöglichkeiten ein. Als schwierig wurde die Situation in der ambulanten Pflege bezeichnet, da diese oft überlastet ist. Möglicherweise ist stärker über eine Rollenverteilung nachzudenken. Da der Schwerpunkt der Versorgungsstrukturen in der Stadt Wolfenbüttel liegt, die Stadt aber ihre geographische Lage im Norden des Landkreises hat, wurde als weiterer Handlungsbedarf die Stärkung der Versorgungsstrukturen in der Fläche des Landkreises identifiziert. Arbeitsgruppe 5: Mobilität und Infrastruktur Hier zeigten sich deutliche Mängel in Infrastruktur und Mobilitätsmöglichkeiten vor dem Hintergrund der heute schon schwierigen ärztlichen Versorgung auf dem Land. Die Anbindung der Exklave Samtgemeinde Baddeckenstedt ist nicht einfach, hier dürften Kooperationen mit Nachbarkreisen notwendig werden. Für die Lösung der vielen Aufgaben zeigt ein Umdenken möglicherweise auch neue Wege auf: nicht zu fragen: wie kommt der Patient zum Arzt, sondern: wie kommt der Arzt zum Patienten? Als Idee wurden hier die rollenden Facharztpraxen genannt. Grundsätzlich sehen Ansätze auch die Stärkung von Nachbarschaftshilfen, die zielgerichtete Einbindung von Ehrenämtern und Bürgerengagements vor, zumal hier im ländlichen Raum sowieso gute Voraussetzungen vorhanden sind. Zu klären sind aber Finanzierungsund Versicherungsaspekte. 5

Weitere Ideen waren u. a.: Bürgerbus und Sozialmobil unter Einbeziehung von Ehrenamtlichen Taxiruf statt Großraumbusse Mitnutzung von Schülerbussen Senioren-Mitfahrzentrale Insbesondere wurden folgende Handlungsfelder zur weiteren Bearbeitung genannt: Einrichtung von Mobilitätsketten von Tür zu Tür unter Einbeziehung von ÖPNV, Dienstleistern und Ehrenamt Telemedizin Unterstützung von nachbarschaftlichen Netzwerken Sicherstellung der Medikamenten- und Hilfsmittelversorgung auf dem Land Öffentliche Organisation des individuellen Personentransports Fazit: Alle Teilnehmer haben an der Konferenz mit hohem Engagement mitgewirkt und fast durchweg ihre Bereitschaft an der weiteren Mitarbeit in den Arbeitsgruppen bekräftigt. Nun gilt es, an dieser professionell moderierten, gelungenen Auftaktveranstaltung zügig anzuknüpfen und den Schwung in die zeitnahe Einrichtung von Arbeitsgruppen mitzunehmen. Die Einzelprotokolle der Arbeitsgruppen, soweit vorhanden, sind in einer getrennten Datei verfügbar. Gloystein/ 15.05.2011 6