Erkenntnisse zur Effizienz von Screening-Programmen und Bewertung aus Sicht des Strahlenschutzes

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Transkript:

1 APT-Seminar 2012 Erkenntnisse zur Effizienz von Screening-Programmen und Bewertung aus Sicht des Strahlenschutzes Elke A. Nekolla Bundesamt für Strahlenschutz Anwendung von Röntgenstrahlung nach RöV Individuell erstellte rechtfertigende Indikation nach 23 Abs. 1 RöV Patient: Anwendung im Rahmen der medizinischen Diagnostik Heilkunde Röntgenreihenuntersuchung nach 25 Abs. 1 RöV Asymptomatische Bevölkerungsgruppe: Anwendung im Rahmen eines zugelassenen Screening-Programms Asymptomatische Einzelperson: Individuell erstellte rechtfertigende Indikation nach 23 Abs. 1 RöV??? Individuelle Früherkennung einer Erkrankung opportunistisches ( graues ) Screening

2 Screening: Möglicher Nutzen Entdeckung einer Erkrankung im Frühstadium in der Regel günstigere Prognose Längeres Überleben Geringere Invasivität der Therapie Bessere Lebensqualität Beruhigung bei einem unauffälligen Ergebnis Hauptziel: Reduktion der erkrankungsspezifischen Mortalität Screening: Mögliche unerwünschte Folgen Falsch-positive Befunde psychische Belastung evtl. invasive Abklärung Falsch-negative Befunde falsche Beruhigung Diagnose eines klinisch nicht relevanten Befundes überflüssige Therapie Vorgezogene Diagnose ohne Nutzen / Lead Time Bias

3 Screening: Mögliche unerwünschte Folgen Falsch-positive Befunde Falsch-negative Befunde Diagnose eines klinisch nicht relevanten Befundes Vorgezogene Diagnose ohne Nutzen / lead time bias Strahlenrisiko Strahlenrisiko Risikomodelle aus dem aktuellen BEIR VII-Bericht 2006 (BEIR: Biological Effects of Ionizing Radiation) aktuelle Daten der Life Span Study der japanischen Atombombenüberlebenden zur Krebsinzidenz (1958-1998) & zur Krebsmortalität (1950-2000); aktuelle Meta-Analysen, in die auch Daten von Personen eingingen, die aus medizinisch-diagnostischen oder medizinisch-therapeutischen Gründen strahlenexponiert wurden

4 Strahlenrisiko nach BEIR VII Risikomodelle nach BEIR VII Solide bösartige Tumoren (außer Brustkrebs, Schilddrüsenkrebs): Relative Risikomodelle: Absolute Risikomodelle: ERR( D, s, e, a) = βs D exp( γ e*) ( a / 60) EAR( D, s, e, a) η Lineare Dosis-Effekt-Beziehung mit e 30 e * = 0 für e < 30 für e 30 Leukämien: D: Organdosis; s: Geschlecht; e: Alter bei Exposition; a: erreichtes Lebensalter; t: Zeit seit Exposition RR: AR: ERR ( D, s, e, t) φ e* = βs D (1+ θ D) exp( γ e*) ( t / 25) δ ( t / 25) EAR( D, s, e, t) Linear-quadratische Dosis- Effekt-Beziehung mit e 30 e * = 0 für e < 30 für e 30 Strahlenrisiko nach BEIR VII Risikomodelle nach BEIR VII Zusätzliches Lebenszeitrisikos LAR: LAR = zusätzliches Risiko, nach einer Strahlenexposition bis zum Lebensende an Krebs zu erkranken/zu versterben = über die Zeit integrierte (zusätzliche Krebsrate ear(d,e,a,s) * bedingte Überlebenswahrscheinlichkeit S(a)/S(e)): a max ear(d,e,a,s) * S(a)/S(e) da e+lag Bei Mehrfachexpositionen (wie im Falle eines Screenings) im Alter e 1,..., e n : i=1..nσ LAR(e i ) um konkurrierende (lebenszeitverkürzende) Risiken zu berücksichtigen; bezieht sich auf eine Person, die bereits ein bestimmtes Alter (e) erreicht hat

5 Strahlenrisiko nach BEIR VII Risikomodelle nach BEIR VII LAR: zusätzliche Lebenszeit-Risiko Risikotransfer: Geometrisches Mittel der LAR-Abschätzung auf Basis des relativen Risikomodells und der LAR-Abschätzung auf Basis des absoluten Risikomodells mit Wichtungsfaktoren w ERR und w EAR : Krebserkrankungen außer Brust-, Schilddrüsen und Lungenkrebs: w ERR = 0,7 und w EAR = 0,3 Lungenkrebs: w ERR = 0,3 und w EAR = 0,7 Schilddrüsenkrebs: Age-at-exposure-ERR-Modell (basierend auf Metaanalyse von Ron et al. 1995) Brustkrebs: EAR-Modell mit Abhängigkeiten von age-at-exposure und age-attained (basierend auf Metaanalyse von Preston et al. 2002) Dose and Dose Rate Effectiveness Factor: DDREF = 1,5 Im BEIR VII-Bericht: LAR-Schätzwerte für US-Bevölkerung Strahlenrisiko nach BEIR VII BfS-Abschätzung für das zusätzliche Lebenszeitrisiko LAR (= zusätzliches Risiko, nach einer Strahlenexposition bis zum Lebensende an Krebs zu erkranken/zu versterben): Anwendung der BEIR VII Modelle, um alters-, geschlechts- und organspezifische LAR-Werte für eine deutsche Bevölkerung zu berechnen: deutsche Spontanraten für Abweichend von BEIR VII: Modifiziertes BEIR VII- Modell für Brustkrebs (konservativer Ansatz) DDREF = 1 (konservativer Ansatz) Krebsinzidenz / -mortalität, deutsche Sterbetafeln Organdosen

6 Strahlenrisiko nach BEIR VII LAR (Inzidenz) bei 0,1 Sv Organdosis Nekolla et al., Radiologe 2010; 50: 1039 ff Nutzen-Risiko-Abwägung Nutzen Verringerung des Lebenszeitrisikos, an einer Erkrankung zu versterben, infolge der Mortalitätsreduktion durch Screening Risiko Zusätzliches (strahlenbedingtes) Lebenszeitrisiko, an einer Krebserkrankung zu versterben

7 Nutzen eines Mammographie-Screenings Metaanalysen der randomisierten kontrollierten Studien (RCT) [Daten von rund ½ Millionen Frauen] IARC - International Agency for Research on Cancer, 2002: durchschnittliche Reduktion der Brustkrebs-Mortalität durch ein Röntgen- Mammographie-Screening (50-69 Jahre): 25% Screening for Breast Cancer: An Update for the U.S. Preventive Services Task Force. Ann Intern Med 2009 (Nelson et al.): 50 59 Jahre: Reduktion: 14% 60 69 Jahre: Reduktion: 32% MSP: Strahlenrisiko & Nutzen-Risiko-Verhältnis Annahmen: 4 mgy Parenchymdosis pro Runde Alter zwischen 50 und 69 Jahren / Screening-Intervall 2 Jahre Mortalitätsreduktion durch Screening: 25% Zusätzliches Lebenszeitrisiko LAR: Zusätzliches Risiko, nach dem 50. Lebensjahr bis zum Lebensende an Brustkrebs zu erkranken: 0,04% Zum Vergleich: Risiko (R 0 ), nach dem 50. Lebensjahr "spontan" an Brustkrebs zu erkranken = 10,7% Nutzen-Risiko-Verhältnis: 36

8 CT-Screening Zunehmender Trend: auch dosisintensive Verfahren zur Früherkennung CT Welche CT-Untersuchungen zur Früherkennung von Erkrankungen werden zunehmend diskutiert? Lungen-CT: Abdomen-CT: Herz-CT: Früherkennung von Lungenkrebs (z.b. bei Rauchern oder Asbestarbeitern) Virtuelle Koloskopie zur Früherkennung von Darmpolypen und -tumoren Calcium-Scoring zur Früherkennung arteriosklerotischer Plaques Ganzkörper-CT: Früherkennung insbesondere von Krebs CT-Screening Werbung Typisches Beispiel: www.radiologie-amprinzregentenplatz.de

9 CT-Screening - Werbung Kolon Typisches Beispiel: www.radiologie-amprinzregentenplatz.de Herz Lunge Gefäße CT-Screening Strahlenrisiko Beispiel Lungen-CT Raucher ORGAN Brust Schilddrüse Ösophagus Lunge Leber Magen r. Knochenmark Organdosis (msv) pro Untersuchung 7 5,8 5,7 0,8 0,5 1,5 5,7 7,9 5,8 5 0,5 0,4 1,5 20 Untersuchungen zwischen 50 und 69 Jahren m w Typisches Protokoll: 35 mas, 120 kv, Kollimation 4 mm, Pitch 1,8; Untersuchung von Lungenspitzen bis einschließlich Nebennieren CTDI vol : 3,8 mgy effektive Dosis pro Untersuchung 1,7 / 1,9 msv (m / w) Zusätzliches Lebenszeitrisiko (Inzidenz) 0,2 % / 0,6 % (m / w)

10 CT-Screening Strahlenrisiko Zusammenfassung Nekolla et al., Radiologe 2010; 50: 1039 ff Zusätzliches Lebenszeitrisiko für Krebsinzidenz (%) 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Lungen-CT Männer Frauen Virtuelle Koloskopie Protokollannahmen: - Lunge: 50-69 Jahre, jährlich, Raucher - Kolon: 50-70 Jahre, alle 10 Jahre - Calcium-Scoring: 50-66 Jahre, alle 4 Jahre - Ganzkörper-CT: 50-59 Jahre, alle 2 Jahre - MSP: 50-69 Jahre, alle 2 Jahre Calcium Scoring (Herz) Ganzkörper- CT Mammogr.- Screening- Programm Beispiel Lungenkrebs: Es existieren zahlreiche klinische Studien / Machbarkeitsstudien aus den USA, Japan und Europa Verschiebung hin zu günstigeren Tumorstadien Bessere Möglichkeit der operativen Entfernung Höhere Überlebensraten (median, 5-J) Widersprüchliche Ergebnisse: CT-Screening Nutzen I-ELCAP (International Early Lung Cancer Action Project) [Henschke et al.] geschätztes 10-J-Überleben von 88% CT-Screening-Studien der Mayo Clinic, des H. Lee Moffitt Cancer Center und des Instituto Tumori, Italien [Bach et al.] 3-fache Erhöhung der Anzahl diagnostizierter Fälle; 10-fache Erhöhung der Anzahl von Lungenkrebs-OPs; kein Überlebensvorteil

11 CT-Screening Nutzen Beispiel Lungenkrebs: Nur für Lungenkrebs existieren randomisierte kontrollierte Studien: USA: National Lung Screening Trial NLST (26.700/26.700) Reduktion der Lungenkrebsmortalität um 20% nach drei jährlichen Runden (vs. konv. Thorax-Röntgen / nach Median v. 78 Monaten Follow-up) Italien: DANTE trial (1300/1200) Keine Reduktion der Lungenkrebsmortalität nach fünf jährlichen Runden (nach Median v. 34 Monaten Follow-up) Dänemark: Dan. Lung Ca. Screening Trial DLCST (2050/2050) Keine Reduktion der Lungenkrebsmortalität nach fünf jährlichen Runden (nach Median v. 58 Monaten Follow-up) Niederlande / Belgien: NELSON trial (7900/7900) Ergebnisse nicht vor 2015 CT-Screening Nutzen-Risiko-Abwägung CT-Screening: Mortalitätsreduktion unbekannt Methode: Erforderliche Mortalitätsreduktion, um ein Nutzen- Risiko-Verhältnis von mindestens 10 zu erreichen Nutzen Risiko! 10

12 CT-Screening Nutzen-Risiko-Abwägung Zusammenfassung Nekolla et al., Radiologe 2010; 50: 1039 ff Erforderliche Mortalitätsreduktion für Nutzen-Risiko-Verhältnis von 10 (%) 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 NLST 20% Lungen-CT Virtuelle Koloskopie Männer Frauen Protokollannahmen: - Lunge: 50-69 Jahre, jährlich, Raucher - Kolon: 50-70 Jahre, alle 10 Jahre - Calcium-Scoring: 50-66 Jahre, alle 4 Jahre - Ganzkörper-CT: 50-59 Jahre, alle 2 Jahre - MSP: 50-69 Jahre, alle 2 Jahre Calcium Scoring (Herz) Ganzkörper- CT Mammogr.- Screening- Programm Nutzen 10 Risiko Abschließende Bewertung Mammographie-Screening Für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren stellt die Röntgenmammographie die gegenwärtig effektivste Methode einer frühzeitigen Entdeckung von Brustkrebs dar. Der Nutzen eines Mammographiescreening-Programms wird allerdings kontrovers diskutiert. Häufige Kritikpunkte: Überdiagnostik, falsch-positive Befunde. Kritikpunkt Strahlenrisiko: Für Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren stellt das Strahlenrisiko nicht den bestimmenden Faktor in der Screening-Diskussion dar.

13 Abschließende Bewertung CT-Screening Graues Screening wird praktiziert und von verschiedenen Interessengruppen offensiv propagiert. Dosisabschätzung mit verfügbaren Programmen für eine Vielzahl von CT-Scannern und -Protokollen in guter Näherung möglich; Risikoabschätzungen mit etablierten Methoden möglich (z.b. basierend auf BEIR VII). Durch regelmäßige Früherkennungsmaßnahmen mittels CT können die Organdosen und die Risiken im Vergleich zu einem Mammographie-Screening-Programm beträchtliche Werte erreichen. Es fehlen zum großen Teil valide Studien zum Nutzen. Ein Einsatz der CT im Rahmen eines Screening- Programms ist nicht angezeigt. APT-Seminar 2012 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!